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Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Fr 2. Apr 2021, 20:21
von Herr S.
Hallo Karsten,

Ich glaube schon, dass der Wein fertig war. Eile ist nicht angesagt - Cellartracker liest sich da etwas anders -aber die feinen Aromen dürften irgend wann in holzigen Grundrauschen untergehen. Ich fand den Wein jetzt à point. Wenn Du eine Flasche haben solltest: ein gutes Essen, Korken raus ... und die Einladung an mich nicht vergessen!

Viele Grüße,
Björn

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Fr 2. Apr 2021, 20:53
von amateur des vins
Herr S. hat geschrieben:Ich fand den Wein jetzt à point. Wenn Du eine Flasche haben solltest: ein gutes Essen, Korken raus ... und die Einladung an mich nicht vergessen!
Fühle Dich jederzeit eingeladen! Wir finden auch noch ' was, um es neben den einsamen Coteau de Vernon zu stellen. ;)

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: So 23. Mai 2021, 20:01
von LaVo
DePoncins, Condrieu, François Villard, 2017, 100% Viognier, 14% alc.
Für einen Weißen von der Rhône vglw. hell, in der Nase Kiwi und Birne. Am Gaumen eine für mich total überraschende Frische gepaart mit einer eleganten Kraft, die die Frucht sehr lange trägt. Die 14 Prozent alc. sind extrem gut verpackt. Geschmacklich geht es Richtung Honigmelone, Aprikose, Passionsfrucht.
Dieser Wein hat für mich alles, das einen großen Weißen ausmachen kann (zur passenden Gelegenheit- kräftigere Gerichte): Eleganz, eine schöne Frucht, Frische, Kraft, Länge, allgemein passte die Balance absolut. Ich würde dem Wein 93-94/100 geben. Das war meine zweite Flache innerhalb von 12 Monaten, diese war noch etwas besser als die letzte. Der Wein kann bestimmt noch über die nächsten 3-5 Jahre zulegen. Sehr, sehr gut.

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: So 23. Mai 2021, 21:53
von Nora
Hallo LaVo,

vielen Dank für die schöne Notiz. Hört sich sehr gut an!

LaVo hat geschrieben:Der Wein kann bestimmt noch über die nächsten 3-5 Jahre zulegen.


Das klingt für mich sehr lang für einen Condrieu. Woraus schließt Du das konkret? Hast Du ggf. schon Erfahrungen mit früheren Jahrgängen?

Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.

VG, Nora

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: So 23. Mai 2021, 22:38
von LaVo
Nora hat geschrieben:Das klingt für mich sehr lang für einen Condrieu. Woraus schließt Du das konkret? Hast Du ggf. schon Erfahrungen mit früheren Jahrgängen?

Hallo Nora,
Erfahrungen habe ich bisher noch nicht mit dem Altern bei diesem Wein. Aber aufgrund der Struktur und des aktuellen Zustandes des Weines (und der jüngsten Entwicklung) hatte ich gestern beim Trinken keine Zweifel, dass der Wein sich noch über einige Jahre hinweg entwickeln wird. Hatte das auch gar nicht groß hinterfragt, es war einfach mein Gefühl.
War gerade bei F. Villard auf der Seite, da ist aktuell der 19er DePoncins aufgeführt. Den gibt er mit einer Lagerfähigkeit von 15 Jahren an.
https://www.domainevillard.com/fiche-deponcins/

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Mo 24. Mai 2021, 13:48
von Nora
Vielen Dank LaVo für deine Antwort und den Link!

VG, Nora

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: So 31. Okt 2021, 19:48
von amateur des vins
amateur des vins hat geschrieben:
Herr S. hat geschrieben:Ich fand den Wein jetzt à point. Wenn Du eine Flasche haben solltest: ein gutes Essen, Korken raus ... und die Einladung an mich nicht vergessen!
Fühle Dich jederzeit eingeladen! Wir finden auch noch ' was, um es neben den einsamen Coteau de Vernon zu stellen. ;)
Björn, ich fürchte, aus dem Plan wird nichts... :cry:
Du bist natürlich unabhängig davon weiter herzlich eingeladen! :D

Georges Vernay, Coteau de Vernon 2014

Goldgelb.
Initial ein Anflug von Muff(?!); weicht erdiger Mineralik. Sehr verwoben: Orangenblüte, Fenchel, Gurkensalat. Weder Anis noch Kurkuma (mit Gegenprobe! :lol:) :P, aber unterschwellig etwas Honigmelone.
Am Gaumen enorm viskos, ohne dabei plump oder schwer zu sein. Säure sortentypisch eher mild, aber ausreichend frisch. Buttrig, milde Orange, ein Hauch Vanille. Orchideen! Exemplarisch wohldosiertes Holz.
Intensiver, "ewig" langer Abgang, geprägt von feiner Mineralik und einer leichten Kräuterwürze (gerösteter Salbei; sehr dezent) sowie wieder Ausbauaromen.

Buddhaëske Ruhe! Immense Tiefe!

Dieser Wein ist weder etwas für Moselkabinettchenliebhaber, noch für Freunde geschwefelter Säureattacken. :twisted: Aber wer diesem Wein die Größe absprechen sollte, hätte einen Knick in den Papillen! :P

So, wie er sich über die erste halbe Stunde entwickelte, denke ich, heute kommt noch ein bißchen mehr. Längerfristig aber - ohne groß Erfahrung mit Condrieu und seiner Alterung zu haben -, so beschleicht mich ein Gefühl, ist es gut, ihn jetzt geöffnet zu haben. Dazu trägt auch der Vergleich mit Björns Notiz bei.

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Mi 2. Feb 2022, 21:59
von amateur des vins
Liebe Nora,

daß Du drüben beim roten St.-Joseph ganz nebenbei auch den Condrieu aus gleichem Hause erwähntest, war mir entgangen. So ist es also Zufall, daß aus meiner kleinen Perret-Kennenlernzusammenstellung ausgerechnet dieser Wein den Anfang machte:

André Perret, Condrieu 2017

In der Nase finde ich reife gelbe Steinfrucht, Mandarine, Pomelo und noch einiges Exotisches. Und Holz. (Ollie würde vielleicht sagen: "...aber guuutes Holz!" :lol:). Leicht buttrig/laktisch, aber auch schöne Mineralität. Die doch sportlichen 15 Umdrehungen sind hier exzellent eingebunden.
Am Gaumen - etwas überraschend für Viognier! - eine feine Zitronenpräsenz (bei Salwey würde ich sagen: Aufsäuerung mal gelungen :twisted:). Etwas vanillige Steinfrucht und Mandarine. Auch hier verblüffend "unalkoholisch"; lediglich im Abgang ganz am Ende wärmend, aber nie spritig.

Ob der Säure etwas überraschend, und noch ein klein wenig jugendlich-disjunkt, aber dennoch bereits großer Spaß!

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Do 3. Feb 2022, 10:29
von Nora
Lieber Karsten,

Vielen Dank für deine Notiz.

Die Condrieus von Perret begleiten mich schon seit vielen Jahren, insb. der Condrieu Chéry. In letzter Zeit habe ich sie etwas aus den Augen verloren. Deine Beschreibung animiert, mal wieder eine Flasche zu öffnen.

Ich freue mich auf weitere VKN der Perret-Weine.

VG, Nora

Re: Condrieu

BeitragVerfasst: Mo 14. Feb 2022, 22:58
von amateur des vins
Im Vergleich zum Perret oben ist der

Ogier, Condrieu la Combe de Malleval 2019

ein ganz anderer Schnack:

In der ziemlich kraftvollen Nase zeigt sich erst gelbe Steinfrucht und dann reichlich Holz; zuletzt wird er zunehmend mineralisch. Üppig floral (Orchideen), neben Vanille von Neuholz.
Am Gaumen echt saulecker, aber auch hier wieder viel Neuholz. Das ist jetzt sogar zuviel, aber ich denke, das wird sich mit der Zeit geben; die Substanz ist jedenfalls da. Viogniertypisch ist die Säure eigentlich verhalten, aber aufgrund der Mineralik wirkt der Wein dennoch irgendwie frisch - ein Phänomen, daß ich so schon bei Vernay erlebte.
Im Abgang feine Kräuterhonignote.

Sehr jung, aber auch schon sehr gut und mit einigem Potential.