Di 29. Mär 2022, 22:09
Vor einiger Zeit habe ich ein paar Flaschen von Clapes roten erhalten. Mein letzter Kontakt waren die 2016er, die mich schwer begeisterten. Umso gespannter war ich, wie sich die neuen gegen ihre Brüder behaupten würden...:
Clape, Côtes du Rhône 2020
Clape, Renaissance 2019
Clape, Cornas 2019Die letzten Reste habe ich nach 11(!) Tagen getrunken; die Weine standen verkorkt, aber mit Luftkontakt im Weinkühlschrank. Aber weil alle sich so stabil präsentierten (die Ausnahme beschreibe ich unten), und weil es soviel "immergleiches"
wäre, gebe ich entgegen meiner Gepflogenheiten nicht 1:1 meine
Live-Notizen wieder, sondern nur deren initiale Eindrücke und danach eine Zusammenfassung.
Vom Farbton nehmen sich alle nicht so viel und sind purpurrot und sehr dicht. Lediglich die Farbsättigung nimmt mit der nominellen Qualität zu und zeugt von entsprechendem Extrakt.
Der CdR zeigte ziemlich perfekt reife Frucht, mit feinen ätherischen Noten wie von frischen Küchenkräutern (Basilikum, Rosmarin). Ein Hauch dunklen Kakaos. Am Gaumen kraftvoll, extrem saftig, eher rotfruchtig. Richtig frische Säure und feine Tannine, die erst mit Verzögerung zeigen, daß sie nicht nur fein, sondern durchaus auch reichlich sind. Aromatisch vielleicht eine Spur dünn, aber insgesamt sehr ausgewogen und trotz der Jugend erstaunlich und erfreulich zugänglich.
Der Renaissance ist erheblich dichter. Ich assoziiere blaue und schwarze Früchte, dann rohes Fleisch (Blut) und Eisen sowie etwas Eukalyptus und ein paar Veilchen. Retronasal zeigt sich deutlich schwarze Oliventapenade. Trotz der dunkelwürzigen Ausprägung nichts Verbranntes oder Überholztes. Frischerer Charakter, als die Nase vermuten ließ; auch schöne Säure. Die Tannine zupackender als beim CdR, fein bis mittelkörnig.
Der Cornas ist dem Renaissance sehr ähnlich, aber alles ist nochmals dichter und konzentrierter; auch die ätherische Komponente ist im Vergleich noch stärker betont. Am Gaumen etwas "blauerer" Charakter, der das Blutig-Metallische (so dezent es ist) nochmals etwas zügelt. Dadurch ist der Gesamteindruck balancierter und eleganter. Die Tannine nochmals zupackender; ähnliche Säure. Wesentlich länger; hier dann im Abgang deutlich, aber maßvoll Räucherkammer und frisch geschroteter schwarzer Pfeffer.
Die stilistischen Unterschiede des CdR im Vergleich zu beiden Cornas waren doch erheblich. So hatte ich das von den 2016ern nicht in Erinnerung, und ich vermutete einen Jahrgangseffekt. Also zog ich los und besorgte mir am dritten Tag zusätzlich
Clape, Côtes du Rhône 2019Ab hier mag ich nicht mehr alle Eindrücke sezieren, aber soviel sei gesagt: Ganz eindeutig war der abweichende Eindruck des 2020er CdR jahrgangsbedingt! Auch der Alkohol deutet darauf hin: Er hat 12,5%, während alle drei 2019er 13,5% haben.
Zwischen Tag 8 und 11 hat der 2020er CdR dann deutlich abgebaut; zwar ist er nicht direkt zerfallen, aber Frucht war nicht mehr viel da und wirkte beginnend rumtopfig; hinzukam eine "chemisch"-bitter-scharfe Note. Die anderen Weine standen 1A ohne erkennbare Veränderung. Dabei war der CdR 2019 dem Cornas stilistisch sogar etwas näher, denn der Renaissance zeigte sich nun seidiger, femininer und weniger schwarz.
Das war eine hochspannende Erfahrung, und ich nehme für mich mit:
- 2019 brachte wesentlich komplexere und tiefere Weine hervor; der etwas größere Charme des 2020ers kann die vergleichsweise Linearität nicht ausgleichen. Das fällt jedoch nur im direkten Vergleich auf, denn für sich ist auch der 2020er CdR ein sowohl kraftvoller vie auch eleganter Wein.
- Die jungen Reben des Renaissance lassen den Wein wirklich unterschiedlich entwickeln; insgesamt wirkt er femininer und etwas rotfruchtiger als seine Brüder. Ich habe in der Relation leichte Bedenken bezüglich des Potentials.
- Für mich sind die 2019er CdR und Cornas deutlich die spannendsten Weine; tiefer und komplexer, wenngleich geringfügig "rustikaler" als die beiden anderen (bei immernoch großer Eleganz).
Und schließlich: Ich mag das Zeug; sehr!
Wenn ich irgendwie kann, werde ich Clape von nun an kontinuierlich weiterverfolgen...