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Nordrhone

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 21. Nov 2023, 22:35

(Fast) alle Weine von Villard haben mich bisher überzeugt. Da ich beim Antesten von Weingütern häufig eine "Top-Down-Strategie" verfolge, ist es nun an der Zeit, das Einstiegssegment zu testen:

François Villard, Les Contours de Deponcins 2022
             Viognier


DePoncins ist wohl der Top-Condrieu Villards Sortiment. Bei dem Namen dieses Weins hier liegt die Vermutung nahe, daß es sich um eine Art Zweitwein handelt, aber verifizieren konnte ich das nicht. Soweit ich weiß, wächst er knapp außerhalb der AOC auf quasiidentischen Böden.

In der Nase sehr deutlich Viognier: warme gelbe und weiße Frucht, auch Exotik. Das ganze mit ausgeprägter Mineralik - man meint fast, den Granitboden schmecken zu können.
Am Gaumen zwar weiche Textur, aber für Viognier erfreuliche Säure. Vor allem aber unter exotischer Frucht deutliche Mineralik, die Frische "simuliert", wo Säure knapp ist - ganz so, wie es mir dereinst von Vernay (der Tochter iirc) erklärt wurde.

Gelungen!

Ich hatte schon dichtere Viogniers, aber auch schon breitere. Villards eher schlanke, mineralische Interpretation kommt meinem Geschmack entgegen. Sehr respektabler Einstiegswein!
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Nordrhone

BeitragFr 8. Dez 2023, 22:30

...jetzt ist der Rhône-Keller erst mal leer...

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 26. Dez 2023, 15:53

Nachdem R-T Clos Prieur, Rings Saumagen und Moric Lutzmannsburg alle nicht wirklich zündeten, versuchte ich am zweiten Tag zusätzlich

François Villard, Saint Joseph Reflet 2019

Ich mach's kurz: Meine Notizen entsprechen fast wörtlich denen zum Erstkontakt.

Der Wein war für sich zugänglicher als die anderen drei, besser, paßte sehr gut und somit erheblich besser zum Hirschen und versöhnte mich somit etwas mit meiner Weinauswahl. :ugeek: :lol: Daß der Preis von allen vieren sowohl nominell als auch in realitas der niedrigste am wenigsten hohe war, ist das Tüpfelchen auf dem i.
Besten Gruß, Karsten
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Bibbel

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Re: Nordrhone

BeitragDi 26. Dez 2023, 16:34

Witzig, mache gerade Hirschgulasch und habe mich für den gleichen Wein entschieden.
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 26. Dez 2023, 16:40

Bibbel hat geschrieben:Witzig, mache gerade Hirschgulasch und habe mich für den gleichen Wein entschieden.
Laßt es euch schmecken! Wirst Du berichten? Würde mich freuen!
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Nordrhone

BeitragFr 8. Mär 2024, 12:21

Nach einer ganzen Weile wollte ich es mal wieder mit einem jüngeren Wein von der nördlichen Rhone probieren. Da es zu diesem Wein weiter oben eine positive Rezension gab, habe ich es mal mit dem probiert:

Saint Joseph "Reflet" 2019 (Francois Villard) 13,5%Vol. DIAM 30.

Um aus der erwähnten VKN zu zitieren:
amateur des vins hat geschrieben:Der Wein präsentierte sich mitteldicht bis dicht (noch transparent), hatte kaum Purpurtendenz und einiges an Schwebstoffen.
Passt.
Die Nase war reif und fleischig, dabei aber fokussiert. Nur angedeutet Syrah-Pfeffer, dafür Herbstwald und Pilze, auch Trüffel, und ein Hauch von Pferdestall. Keine prominente Frucht; Brombeere und Backpflaume mit einem Hauch Eukalyptus. Gut eingebundenes Holz.
Passt mit wenigen Einschränkungen auch. Kein Pferdestall, und die Pilze musste ich suchen... Brombeere und vor allem Backpflaume stimmen völlig, wobei ich die Frucht durchaus als prominent empfand.
Am Gaumen seidiger Antrunk, fast ein wenig cremig; dann frische Säure und kräftige feinkörnige Tannine. Nochmals kühlerer Eindruck, als die Nase erwarten ließ.
Zum Abgang hin ein klein' wenig Holzkohle; nur angedeutete Bitternote.
Seidig, ein wenig cremig, und frische Säure sowie feinkörnige Tannine sehe ich auch. Wieder der fleischige Eindruck aus der Nase, der Wein wirkt ziemlich konzentriert.

Was mich irritierte, war ein merkwüdiger Nebenton - ich dachte an angebranntes Karamell, auf jeden Fall etwas süßlich-angekokeltes. Wurde mit Luft etwas weniger und wurde durch die Frucht zunehmend verdeckt, ganz verschwunden ist dieser Ton aber nicht. Für mich eher unangenehm, meine Frau fand es ok.

Was ich aber ganz und gar nicht nachvollziehen kann, ist der kühle Eindruck. Der Wein ist für mich ganz eindeutig mediterran geprägt und "südlich-warm". Dagegen wirkt selbst die eine oder andere Merlot-Bombe aus St. Emilion noch "nördlich-kühl". Das stört mich nicht, aber ich meine, ich hatte schon etliche Syrahs von der Nordrhone im Glas, die deutlich "nördlicher" daherkamen.

Insgesamt ein zugänglicher, recht kräftiger, aber stimmiger Wein - wäre da nicht der mich störende Nebenton.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragFr 8. Mär 2024, 12:39

Danke für Deine Eindrücke, Ulli! Ist ja fast schon erschreckend, so viel Übereinstimmung. :mrgreen:

Ich habe keine ganz klare Erinnerung mehr. Ätherische Anteile rufen bei mir die Assoziation von Kühle hervor, und hier schrieb ich ja auch von "Eukalyptus". Reife Frucht per se negiert diesen Eindruck nicht.

An eine süßlich-kokelige Note kann ich mich nicht erinnern, sondern im Gegenteil an einen sauberen Wein. Ich werde bei der nächsten Flasche gezielt darauf achten.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 12. Mär 2024, 19:36

Ulli, zwecks Abgleichs mit Deinen Eindrücken heute die Wiedervorlage:

François Villard, Saint Joseph Reflet 2019

Eine allgemeine Beschreibung spare ich mir; ich sehe den Wein praktisch 1:1 so wie beidemale vorher (hier im Thread zu finden).

Ich beschränke mich auf die Aspekte, die Du anders als ich wahrnahmst:
  • Auf mich wirkt der Wein zwar dicht, aber nicht konzentriert. Das Fleischige nehme ich heute etwas deutlicher wahr.
  • "Süßlich-angekokelt" oder gar "verbranntes Karamell" finde ich nicht. Ja, da ist eine gewisse reife "Fruchtsüße" (der Wein ist trocken). Der Wein wirkt auch nicht 100% sauber, oder besser gesagt: nicht "aromatisch geklärt" - das ist mein "Hauch Pferdestall", aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, empfinde ich das als charaktergebend. Ich vermute, das, was ich neben der süßlichen Frucht als "Hauch Pferdestall" isoliere, nimmst Du zusammen mit der leicht süßlichen Frucht wahr, und dadurch wirkt das Süßliche "angekokelt"?
  • Trotz der Dichte und "süßlichen" reifen Frucht sehe ich den Wein weder "mediterran" noch "südlich-warm". Ja, es geht deutlich kühler - z.B., indem man unreifer erntet, aber wie schon vermutet, hinterläßt die ätherische Komponente - heute eher Menthol als Eukalyptus - bei mir einen kühlen Eindruck. Vielleicht könnte man von einem "Inbetween" sprechen.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 12. Mär 2024, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Nordrhone

BeitragDi 12. Mär 2024, 21:19

Karsten,

danke für die zügige "Wiedervorlage" und deine Kommentare.

amateur des vins hat geschrieben:[*] "Süßlich-angekokelt" oder gar "verbranntes Karamell" finde ich nicht. Ja, da ist eine gewisse reife "Fruchtsüße" (der Wein ist trocken). Der Wein wirkt auch nicht 100% sauber, oder besser gesagt: nicht "aromatisch geklärt" - das ist mein "Hauch Pferdestall", aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, empfinde ich das als charaktergebend. Ich vermute, das, was ich neben der süßlichen Frucht als "Hauch Pferdestall" isoliere, nimmst Du zusammen mit der leicht süßlichen Frucht wahr, und dadurch wirkt das Süßliche "angekokelt"?

Ich weiß es nicht. Pferdestall hatte ich wie gesagt überhaupt nicht wahrgenommen. Mit geruchlichen und geschmacklichen Assoziationen ist es halt so eine Sache. Ich erinnere mich noch, dass mein ganz spontaner erster Eindruck der von "angebrannter Milch" war, die kenne ich aus meiner Kindheit zur Genüge, fand das aber nach einer Weile dann doch nicht mehr wirklich passend.

Eigentlich ist es aber auch egal. Sofern es sich nicht um ein Flaschenproblem handelte, reicht es auch ganz einfach, dass der Wein einen mir nicht gefallenden Nebenton hat.
Trotz der Dichte und "süßlichen" reifen Frucht sehe ich den Wein weder "mediterran" noch "südlich-warm".
Es kommt halt auf die Perspektive an. Geschätzt sechs bis sieben von zehn Flaschen Rotwein, die ich trinke, kommen aus Bordeaux, der Rest vorwiegend aus Gebieten, die kühler sind als das Rhonetal. Das prägt natürlich die Einschätzung. Würde ich vorwiegend Chateauneuf oder Priorat trinken, wäre der Wein für mich vermutlich ziemlich kühl :lol:

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 12. Mär 2024, 21:30

Auch die besten ihres Fachs können nicht zaubern:

Clape, Côtes du Rhône 2021

Schon die Robe gibt einen deutlichen Hinweis: Gerade einmal mitteldichtes, deutlich transparentes Rubinrot mit nur minimalem Purpureinschlag läßt einen weniger dichten Wein als in 2019, aber auch 2020 erwarten.
Die Nase ist sehr zurückhaltend und fast ohne Frucht. Es überwiegt der Eindruck von Rappen. Mit viel Schwenken kann man etwas diffus blaue Frucht rauskitzeln. Das ganze wird von etwas Vanille begleitet.
Am Gaumen trotz ziemlich dünner Frucht eine ordentliche, aber leichtgewichtige Struktur. Schöne (nicht spitze) Säure; recht kräftige und - für Clape - eher etwas grobe Tannine.

Leider nicht den gewohnten Clape-Standards entsprechend. :cry:
Für mich schmeckt das, als hätte ein Könner aus schlechten Grundlagen noch das Beste gemacht: stärker extrahiert, und auch der Ausbau ist prominenter (könnte aber an der dürftigen Substanz liegen).

Zaubern können sie auch bei Clape nicht.
Besten Gruß, Karsten
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