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Nordrhone

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragMi 16. Jun 2021, 20:57

Nach dem Les Grisières von Perret (siehe oben) habe ich gedacht, folgender Wein könnte passen:

Pierre Gonon, St. Joseph 2003

Farbe: mittleres bis dunkles Rot mit hellerem Rand
Nase: verhaltener Duft, im Gegensatz zum Les Grisières eher auf der dunkleren Seite nach Schwarzkirschen und dunklen Beeren, schwarzen Oliven; dann deutlich Bleistift und geräuchertes Fleisch, im Hintergrund mediterrane Kräuter (Zitronenthymian und Rosmarin) und Holzrauch; sehr schön!
Mund: vollmundiger als der Les Grisières, mit zurückhaltender Frucht nach Schwarzkirsche und dunklen Beeren, deutliches Toasting und dann kommt die Säure angerollt, zunächst dezent, nach hinten raus aber deutlich präsenter, fast ein wenig spitz; Tannine mittlerweile deutlich abgebaut, aber immer noch mit leichter Adstringenz; mittellanger Abgang von Säure und den Tanninen geprägt

Vom Duft und vom ersten Gaumeneindruck hatte mir der Wein von Gonon besser gefallen, am Ende hatte dann doch der Les Grisières die Nase etwas vorn, weil ich die feinere und elegantere Art etwas mehr mag. Mit dem Abgang von Gonons St. Joseph war ich nicht so glücklich.

VG, Nora
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragSo 18. Jul 2021, 10:18

Beim Aufräumen des Kellers fielen mir 3 Weine von Darnaud in die Hände. Und da diese Domaine hier mehrfach lobend erwähnt worden ist, wollte ich nun endlich mal meine erste Flasche testen:

Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage Au Fil du Temps 2015

Über 2 Tage verkostet als Solist

Farbe: dunkles Rot mit violetten Reflexen
Nase: typische Nord-Rhône Nase nach Veilchen, abgehangenem Fleisch, dunkle, dabei ganz fruchtige Beeren, kräftiger Pfeffer und etwas Bleistift; zwischen Frucht, Gewürzaromen und den Noten vom Fassausbau herrscht eine große Harmonie; betörend!
Mund: mittlerer, eleganter Körper; auch hier Auftakt mit frischen Beeren; frischer, feuchter Waldboden; dezente Noten von dunkler Schokolade und Tabak; ganz feinkörnige, mittelkräftige Tannine und eine passende Säurestruktur; da passt alles zusammen!

Das ist ein sehr eleganter Wein, mit feiner Hand gestrickt. Für mich sind Geruch und Geschmack idealtypisch für einen Syrah von der nördliche Rhône. Es fehlt zwar etwas die Dichte und Komplexität der großen Weine, aber wer in das Thema nördliche Rhône einsteigen und erst einmal erforschen möchte, ob sie dem eigenen Geschmack entsprechen, wird mit diesem Wein ganz ausgezeichnet bedient.

VG, Nora

P.S. Ich habe eben noch mal recherchiert, der Wein ist noch erhältlich.
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragSa 24. Jul 2021, 20:24

Kurznotiz zum

Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage rouge Les Trois Chênes 2015

Auch hier zeigt sich die schöne Nase wie beim Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage Au Fil du Temps 2015 (s.o.) nach Veilchen, abgehangenem Fleisch (bei beiden Weinen sehr deutlich) mit Beeren und würzigen Anklängen. Im Mund dann die schönen dunkelfruchtigen Beeren. Leider sind dann die Tannine leicht grün und adstringierend und die Säure ausgeprägt. Der Wein wird nach einem Glas anstrengend.

Obwohl dieser Crozes-Hermitage mehr als 10 Euro weniger kostet, als der oben beschriebene Crozes-Hermitage Au Fil du Temps 2015 würde ich letzteren immer vorziehen.

VG, Nora
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weinaffe

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Re: Nordrhone

BeitragSo 1. Aug 2021, 19:26

Hallo zusammen,

hier noch kurze Verkostungsnotizen zu den beiden Nord-Rhone-Syrahs im Rahmen unserer Rhonerebsortenprobe:

2016er Cornas a.c. "Vieilles Vignes" (Alain Voge, Cornas) -Rhone-
sehr feine und komplexe Nase, ein Hauch Bret, Tabak und Leder wetteifern mit zartfruchtigen Cassis- und Himbeeraromen, aufgrund der Jugend noch ganz leicht verschlossen, trotzdem schon angedeutet "feine" Klinge.
Völlig durchgegoren, zarte Säure, sehr feinkörniges, schon teilweise abgeschmolzenes Tannin, Cassis,reife Brombeere, etwas Himbeere und rohes Fleisch, gepaart mit pfeffriger Würze, trotz 14 Vol% kein Schwergewicht, gute Fruchtdichte, schon deutliche Finesse, gute aromatische Länge. Dieser Parade-Cornas aus durchschnittlich 60 Jahre alten Reben fängt schon an, richtig Spass zu machen. Für sein Optimum würde ich den Wein aber noch 5-8 Jahre weiter reifen lassen. Das dürfte sich lohnen, auch wenn der Wein jetzt schon Genuss pur ist. Ca. 48 EURO im Fachhandel.

2016er Cote-Rotie "Terrasses" a.c. (Jean-Luc Jamet, Vallin-Ampuis)-Rhone-
Jamet hatte schon immer für seine Syrahs einen legendären Ruf. Nachdem die beiden Brüder Jean-Paul und Jean-Luc das Weingut 2012 aufgeteilt haben und jeder seinen eigenen Weg geht, hat dies offensichtlich die Qualität der Weine, zumindest bei Jean-Luc, nicht geschadet. Im Gegensatz zu seinem Bruder setzt er ausschließlich auf den Verschnitt hochwertiger Lagen und nicht auf Einzellagen-Abfüllungen. Das er damit wohl nicht falsch liegt, zeigt der verkostete Wein eindrücklich: ultrafeine, archetypische Cote-Rotie-Nase mit ganz zarter Dunkelfrucht (Cassis, reife Brombeeren, Craneberries), vermischt mit perfektem Holzeinsatz,Pfeffer, Piment, Hauch Vanille,hier sticht nichts heraus, herausragende Finesse und Ruhe ausstrahlend, dieser Weltklasse-Syrah muss schon in der Nase nichts beweisen, fast schon perfekte Harmonie. Zwar trocken, aber mit feiner Extraktsüsse unterlegt, feingliedrige Säure, vom Volumen nur mittelgewichtig (13 Vol%), hat er jedoch eine selbstverständliche Dichte und Tiefe, die aber in keiner Weise protzig oder aufgesetzt wirkt, das feinkörnige Tannin zeigt an, dass der Wein erst am Anfang steht, obgleich er auch jetzt schon seine Klasse mehr als andeutet, feine Dunkelfrucht, neben Cassis und Himbeere auch noch etwas Herzkirsche, würziger Tabak, etwas Sattelleder, tolle, sehr aromatische Länge, die retronasal lange nachklingt.
Für mich und auch die meisten zumindest der Syrah des Abends, wenn nicht gar der beste Wein der gesamten Probe.
Auch wenn der Wein jetzt schon verdammt verführerisch daherkommt, wird er sicherlich in 5-10 Jahren noch besser sein. Sicherlich ein must-have für alle Nord-Rhone-Freaks... und noch bezahlbar.

LG
Bodo
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Herr S.

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Re: Nordrhone

BeitragFr 20. Aug 2021, 13:58

Moin moin,

zuletzt kam dieser einfache aber zu Machen essen außerordentlich gut funktionierende Wein in‘s Glas:

Bild

Viel länger würde ich mit dem Trinken nicht mehr warten. Irgendwie dünkt mir, das hier das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Trotzdem macht die Stilistik Vorfreude auf noch lagernde Cornas aus dem gleichen Stall.

Viele Grüße,
Björn
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragSa 28. Aug 2021, 22:03

Wow, was für ein schöner Wein für wenig Geld

Etienne Pochon - Chateau Curson, Crozes-Hermitage Rouge 2003

Dunkelwürzig; reife Brombeeren und schwarze Oliven; mundfüllend mit viel Schmelz; leicht mineralisch und eine schöne, angenehme Säure; schokoladige, sehr feine Tannine; mittellanger Abgang, heftiger Bodensatz

Ich hatte den Wein für um die 10 Euro erworben. Das was hier ins Glas kam überraschte mich im positiven Sinne schon sehr. Schade, dass die Flasche schon leer ist.

VG, Nora
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragSa 28. Aug 2021, 22:49

Einmal mehr eine sehr animierende Notiz. Danke!

Ein bißchen fühle ich mich an die Zeiten erinnert, als wir mit dem Guide Hachette bewaffnet durch Frankreich tingelten und uns das Auto bis unter's Dach mit Weinkartons vollstapelten: Die Weine mit den leckeren Beschreibungen vergriffen, Qualität der Folgejahrgänge unklar. :mrgreen:

Aber laß Dich davon bitte in keiner Weise abhalten! ;)
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragSo 29. Aug 2021, 07:44

Lieber Karsten,
wahrscheinlich ist das, was ich hier schreibe wirklich nicht gerade hilfreich im Sinne einer Kaufempfehlung. Aber an die jungen Weine traue ich mich selten ran.
Letztendlich ist mein Weinkeller für mich auch oft ein großes Überraschungsei :)

VG, Nora

P.S. Habe dir eine PN gesandt.
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 31. Aug 2021, 21:02

Nachdem ich Darnaud zuerst "notierte" und dann wieder vergaß, hat mir Noras schöne Notiz diesen Plan wieder in Erinnerung gerufen:

Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage Au fil du temps 2015

Bei nicht so gutem Licht zeigt der Wein sich in dunklem, dichtem Rubinrot mit ganz leichtem Purpur-Einschlag. Der Kern ist gerade noch transparent.
[+5'] In der Nase finde ich Blau- und Waldbeeren. Sehr "burgundischer" (doh!) Charakter. Ja, abgehangenes Fleisch paßt. Feine, gute Holzwürze.
[+10'] Am Gaumen dann eindeutig kein Burgunder! :lol:
Nach kurzem beerigen Auftakt schwarze Würznoten: zunächst Oliventapenade, dann auch leicht kokelig. Gewürznelke. Etwas grüne Bitternote. Feine, staubige und trocknende Tannine. Angenehm frische Säure. Lang.
[+15'] Das ganze ist begleitet von einer leichten Schärfe irgendwelcher flüchtiger Substanzen. Hat sich in der Nase bereits angedeutet. Ich tippe auf Alkohol - erstaunlich bei nur 13% nominell, trotz der ca. 20°C! ↷ Kühlung
[+40'] Leicht gekühlt bei 18, besser 16°C ist die "Schärfe" deutlich reduziert. Auch das Kokelige ist etwas weniger. Definitiv die bessere Temperatur!
[+1h15'] Wenig verändert.
[+2h] Scheint ein wenig an Komplexität zuzulegen.

So, den Rest hebe ich mir für morgen auf...
Mein Zwischenfazit: In der Tat ist dieser Wein fast prototypisch für einen stilistisch kühleren Vertreter vom Nordrhône. Die tendenziell schwarze Syrah-Aromatik findet sich hier auch, mehr Richtung empyreumatischer Noten als z.B. Pfeffer. Das ganze ist begleitet von schöner Beerenfrucht. Die Struktur ist prima, zeigt aber auch die Jugend des Weines. Fast 28 € sind für einen Crozes ungewohnt sportlich, aber hier völlig gerechtfertigt.

Edit:
Boah, habe ich das wirklich geschrieben: "schwarze Syrah-Aromatik [...] Richtung empyreumatischer Noten"? :roll:
Was für ein Unfug!
Ja, Syrah ist tendenziell dunkelbeerig und würzig, gerne Richtung Oliven, Nelken, Pfeffer. Das Empyreumatische hat damit aber natürlich so garnichts zu tun, denn es kommt vom Ausbau.
Was Übermüdung so alles anrichten kann...


--
@Nora
Dunkle Schokolade kann ich akzeptieren. Mit Tabak und Blumen kenne ich mich nicht aus. :? Frischer, feuchter Waldboden ist in meinem Wein aber keiner. :P
Aber ich stimme Dir zu, daß das ein schöner, typischer Vertreter seiner Provenienz ist. Eine gewisse Rustikalität (derentwegen ich um diese Appellation einen Bogen mache) begleitet ihn, wenngleich viel weniger, als ich es von Crozes gewohnt bin.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 31. Aug 2021, 21:54, insgesamt 2-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragDi 31. Aug 2021, 21:15

Vielen Dank, Karsten, für deine wie immer sehr analytische Notiz.
Bei mir kommen die Rotweine zunächst bei 14 Grad ins Glas. Ich gehe temperaturmäßig den anderen Weg.
Freue mich auf deine Notiz morgen.
VG, Nora
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