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Urlaub im C9dP

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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Grenache

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Re: Urlaub im C9dP

BeitragMo 22. Sep 2014, 21:24

Der Name Tardieu kommt mir in diesen Berichten einfach zu oft vor. Tardieu ist ein Negociant und besitzt nicht einen einzigen Weinberg, er muß die Trauben kaufen und selbst vinifizieren., dershalb hat er auch keinen unmittelbaren Einfluß auf die Qualität des Traubenmaterials, das gilt für ganz Südfrankreich. Typisch für Châteauneuf du Pape finde ich die Weine nicht. Er tanzt einfach auf zu vielen Hochzeiten. Die Bemerkung, die Trauben vom Boden zu lesen, kann deshalb nur u. U. auf seine Zulieferanten zutreffen.
Die eigentlichen Brummer, wie Vieux Telégraphe, Clos des Papes, Clos Rayas etc. wurden hier ausgelassen, dafür fahre ich jedes Jahr dort hin.
Trotzdem ist Vaucluse eine sehr schöne Urlaubsgegend mit viel Entdeckungsmaterial bezüglich Wein, Natur und Gourmandise.
There are 2 reasons for drinking: one is when you are thirsty to cure it, the other, when you are not thirsty to prevent it...prevention is better than cure.
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VillaGemma

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Re: Urlaub im C9dP

BeitragDi 23. Sep 2014, 11:47

Grenache hat geschrieben:Die eigentlichen Brummer, wie Vieux Telégraphe, Clos des Papes, Clos Rayas etc. wurden hier ausgelassen, dafür fahre ich jedes Jahr dort hin.

Nun ja, die Weine durchstossen unser selbst auferlegtes Preislimit, z.T. dann extrem, wie z.B. Rayas. Kann und will ich mir nicht leisten. Daher habe ich mir die auch gar nicht auf die Liste gesetzt bzgl. der Besuche/Proben. Ist zT auch nicht so einfach.

Und das Tardieu keinen eigenen Weinberg hat, stört mich nicht im Geringsten und schmälert für mich auch den Genuss des Weines nicht. Oder sagen wir es so: Mir und meiner Frau schmecken seine Weine nunmal sehr gut. Fast durch die Bank weg. Und er macht die beiden Spezialcuvees des C9dP (CS und VV) nach den alten Methoden, wie ein Rayas, sprich nicht entrappen, Spontanvergährung und großes Holz, sprich Fuder. Daher für mich auch authentisch C9.

Grenache hat geschrieben:Trotzdem ist Vaucluse eine sehr schöne Urlaubsgegend mit viel Entdeckungsmaterial bezüglich Wein, Natur und Gourmandise.

Da sind wir uns 100% einig ;)

Zum Verlust der Reben/Ernte: Da lag mir durchaus die Frage auf den Lippen, ob es dann nicht sehr praktisch ist, "nur" ein Negociant zu sein, so dass man das schlechte Traubenmaterial dann einfach net kauft. Aber ich wollte auch nicht zu indiskret sein.
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VillaGemma

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Re: Urlaub im C9dP

BeitragSo 3. Jul 2016, 10:51

Kurzes Update zum Thread. Geplant war der Urlaub schon von langer Hand und wir sind nun leider schön zurück. Aber wirklich leider?

Zunächst die positiven Seiten des Urlaubs. Wir sind erneut bei Maria und Andreas die ersten Tage geblieben. Die haben nun am Stadtrand ein eigenes Haus mit einem "unverschämt" genialen Blick auf die Ruine. Mitten in den Weinbergen. Dieses neue Domizil ist absolut genial! Extrem ruhig gelegen mit dem gewohnt genialen Service von Maria. Zudem hat Andreas wieder Zeit gehabt, für uns zu kochen...und was soll ich sagen: Ich erstarre in Ehrfurcht davor, was Andreas "aus dem Handgelenk" und am Abend nach einem harten Tag Arbeit bei Pegau auf den Tisch zaubert. Das hat Sternniveau. Punkt. Zudem mit einer tollen Weinbegleitung ...und das zu einem extrem fairen Preis.
Die alte Wohnung, sprich das alte B+B von Maria und Andreas hatte den Nachteil, dass es direkt im Ortinneren an der Hauptstr. lag, wo tagsüber die ganze Zeit LKWs (40 Tonner) langfahren. Was auch heute noch so ist. Unfassbar aus Sicht des Tourismus...wie wäre es mit einer Umgehung?
Das alles gilt für das neue Domizil nun nicht mehr. Daher eine absolute Emfpehlung für das B+B von Maria und Andreas. Man kann schön über die Felder in ca. 15min im Ort stehen...muss also für C9dP kein Auto benutzen.

Eine weitere Empfehlung ist der Markt in Uzes, wo wir dieses Jahr zum ersten Mal waren.

Dann haben wir die Erfahrung gemacht, um auf das "leider" vom Eingang zurückzukomen: Der Juni ist schon brachial was die Hitze angeht. Haben wir extra gemacht, da wir mit liebäugeln, dorthin mal auszuwandern. Aber...das überlegen wir uns nochmal in Ruhe, ob die Pfalz nicht sinnvoller ist ;) ...und wir hatten jetzt noch nicht einmal Tage mit 40 Grad. Die 33 Grad plus die Sonne haben uns schon vollkommen gereicht :roll:

Und dann noch: Wir haben ein neues Lieblingsweingut: Clos des Papes. Kein Geheimtipp, eher ein Unterstreichen, dass die Weine von diesem Weingut einfach den Preis wert sind. Noch kann man sie sich leisten.
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VillaGemma

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Re: Urlaub im C9dP

BeitragSo 10. Jul 2016, 17:06

Heute habe ich endlich mal ein bißchen Zeit, etwas ausführlicher über den Urlaub in C9dP zu schreiben. Wie letztes Mal auch sind wir von Berlin aus in zwei Etappen gefahren. Stopp auf der Hinfahrt die Pfalz, auf der Rückfahrt Andlau im Elsass.
Es war definitiv wieder eine Reise wert, auch wenn mir optisch die Toskana besser gefällt. Nur bekommt man dort eher selten diesen wunderschönen Wein. Es ist einfach schön, einen C9 als offenen Wein in so ziemlich jedem Restaurant zu bekommen. Für einen vernünftigen Kurs wohlgemerkt. Und es ist auch einfach herrlich zu sehen, dass Mittags auf allen Tischen (außer unserem :lol: ...sorry, bei 33 Grad geht das nicht) eine Flasche Wein steht. Hier in Deutschlang zurück beim Mittagsessen kann man diesen Unterschied an Lebensart auch ganz direkt daran erkennen: Hier steht nirgens eine Flasche Wein auf dem Tisch ;)
Meine Frau und ich haben in den zwei Wochen ca, 50 Weine probiert und dabei festgestellt, dass wir mit den Weinen, die wir haben, schon ganz gut aufgestellt sind. Sprich neben Clos des Papes als neue persönliche Nummer Uno haben wir auch viel probiert, was uns nicht begeistert hat. Nicht wirklich schlecht, aber eben irgendwie Mittelmaß, nix besonderes. Oder dann mit viel zu viel Holz versehen (La Gardine war für uns so eine Nummer).
Das schönste Erlebnis in den zwei Wochen war dann ein gemeinsamer Grillabend mit dem Winzer Jean Maria Royer. Er ist befreundet mit den Inhabern des B+B, wo wir den zweiten Teil unseres Urlaubs verbracht haben nach Maria und Andreas. Wir wollten gern eine Wohnung mit Küche haben und die hat M+A leider nicht. Aber zu dem Abend: Es war extrem interessant, weil Jean-Marie seine ganz eigene Philosophie vertritt: Wenig Holz. Für ihn haben Weine mit (zu viel) Holz dann gern zuviel an "Wild" Geschmack, Tendenz Pegau. Daher packt er seinen einfachen C9dP (Tradition) nur in Edelstahl. Beim Perstige und La Crau nimmt er dann aber schon 500L Fässer.
Hier war dann ein Highlight, den 2015 reinen Grenache von ihm von zwei verschiedenen Lagen zu probieren. La Crau und seine Lage im Süden für den Prestige: Der gleiche Winzer, gleiche Arbeit im Weinberg, gleiche Lese, gleiche Fässer, 100% Grenache und schmecken total unterschiedlich. Für den Tardieu-Trinker, der ich bin ;) , schmeckte die südliche Lage zum jetzigen Zeitpunkt deutlich besser. Whow, das Fass hätte ich gern mitgenommen. 500l geniale Grenache, die dann aber in ein Cuvee mündet. La Crau belässt er bei 100% Grenache. Ist auch sein Top-Cuvee. Man efährt dann an so einem Abend, dass er bis 2007 seine La Crau an Tardieu verkauft hat. Inzwischen macht er alle Weine/alle Lagen selbst. In Deutschland schwierig zu bekommen, zu empfehlen sind vor allem die beiden Top-Cuvees, die mit 30 bzw. 50 Euro auch schon ihren Preis haben.
Ein weiteres, wenn auch kleineres Highlight, war auf der Rückfahrt der Besuch bei Remy Gresser. Wir hatten einer seiner Weißburgunder in einem franz. Restaurant in Berlin kennengelernt und fanden den Wein nicht schlecht. Also haben wir in Andlau übernachtet und Hr. Gresser besucht. Er hat sich dann auch eine volle Stunde Zeit genommen uns auf sehr gutem Deutsch/Pfälzisch (er nennt es Elsässisch, was es wohl auch ist...für mich klingt es Bälzisch) viel über die Gegend, den Wein und die Veränderungen erzählt. Er macht Wein biodynamisch und meint, dass man wohl bald den Mondkalender komplett ändern muss, da sich aufgrund der Erderwärmung viel verändert. Nachvollziehbar. Was dann überhaupt nicht nachvollziehbar war, dass wir (ich wage es kaum zu schreiben) 6 Flaschen Riesling mitgenommen haben :shock: ...sein Lagenwein Mönchsberg hat uns gut gefallen, wesentlich besser als der Weißburgunder. Ich habe heute eine Flasche aufgemacht und finde ihn immer noch lecker. An dem Tag vor Ort hat er mir insbesondere deshalb so gut gefallen, da er viel Mineralik mitgebracht hat. Wir mussten uns im Auto auf jeden Fall mehrfach selbst kneifen, ob wir wirklich gerade Riesling gekauft haben ;)
Was mir im Urlaub in C9 noch negativ aufgefallen ist: Die bauen inzwischen an jede Orteinfahrt und Ausfahrt für viele hundert Meter "Sleeping Policemen" hin und begrenzen die Geschwindigkeit auf 30. Man sollte dort auch höchstens 30 fahren, denn einige sind auch mit 30 heftig. Aber es nervt schon und man wird von den Einheimischen auch häufig dafür angehupt, dass man sich erlaubt, dort 30 zu fahren (wo 30 ist :roll: ). Da 6 KM/h zu schnell aber 45 Euro bedeuten, wie ich vor 2 Jahren lernen musste, können se hupen wie sie wollen. Allgemein kam mir die Fahrerei viel mehr wie Italien vor als Frankreich vor 2 Jahren, wo ich doch sehr erstaunt war über die ruhige Fahrweise. War dieses Jahr deutlich anders, warum auch immer.
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Re: Urlaub im C9dP

BeitragSo 10. Jul 2016, 17:37

Danke für den schönen Bericht!
VillaGemma hat geschrieben:Das schönste Erlebnis in den zwei Wochen war dann ein gemeinsamer Grillabend mit dem Winzer Jean Maria Royer. [...] In Deutschland schwierig zu bekommen, zu empfehlen sind vor allem die beiden Top-Cuvees, die mit 30 bzw. 50 Euro auch schon ihren Preis haben.
Wenn Der Weinlyriker den Wein tatsächlich im Sortiment hätte, könnte das klappen. Scheint allerdings so, als hätte er nur mal 2001er gehabt... :(

Bei so schönen Schilderungen bedauere ich fast ein wenig, dass sich mein Konsum etwas Richtung weiß verschoben hat. Aber die sind einfach häufig flexiblere Essensbegleiter als die roten. Außerdem ist weiß im Winter einfacher als rot im Sommer. Aber ein paar Buddeln gehen immer... :geek:
Besten Gruß, Karsten
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