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Korsika

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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octopussy

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Korsika

BeitragSa 28. Apr 2012, 20:06

Ich war zwar schon zweimal auf Korsika, aber das war zu noch nicht weinfähigen Zeiten. Und soweit ich mich erinnern kann, habe ich bislang noch nie einen Wein von der schönen Insel getrunken. Es gibt aber immer ein erstes Mal, und so hatten wir heute zu apulischen Orecchiette mit Sugo einen 2006 Patrimonio A Mandria di Signadore vom Clos Signadore, einen 100% Nielluccio (das ist die korsische Version von Sangiovese). Einen großen Unterschied zu einem Chianti Classico habe ich offen gesagt nicht feststellen können, aber das mag meine etwas grobgeschnitzte Unerfahrenheit sein. Gut geschmeckt hat er allemal und zum Essen gepasst hat er auch. Ein Preis-Hit ist der Wein vielleicht nicht gerade, aber ok. Wer kennt sich mit Weinen von Korsika aus und mag seine Erfahrungen teilen?

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Beste Grüße, Stephan
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Pointless

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Re: Korsika

BeitragMi 10. Jul 2013, 11:23

Auch einen korsischen Wein gab es am Wochenende.

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Absolut erstaunlich. NIE hätte ich auf einen Korsen getippt. Verblüffende Eleganz.
Grüße

Jochen
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Trinkfreude

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Re: Korsika

BeitragDo 20. Aug 2015, 12:25

Hallo zusammen,

komme gerade aus dem Korsika-Urlaub zurück. Unser Standort war (na so ein Zufall…) Patrimonio, die Appellation mit der größten Weinproduktion der Insel. Erstmal als Intro ein paar Eckdaten.

Die Rebfläche von ca. 450 ha verteilt sich auf 7 Gemeinden. Es wird Rot-, Rosé- und Weißwein produziert. Die dominierenden Rebsorten sind Niellucciu (rot, die korsische Variante des Sangiovese) und Vermentinu (weiß), daneben finden sich gelegentlich noch weitere rote (z. B. Sciaccarellu, Grenache) und weiße (z. B. Bianco Gentile) Sorten.
Entsprechend den Regeln der AOC müssen
- Rotweine zu mind. 90% aus Niellucciu
- Roséweine zu mind. 75% aus Niellucciu
- Weißweine ausschließlich aus Vermentinu
erzeugt werden. Einige Erzeuger haben Weine anderer Rebsortenzusammensetzung im Angebot, die sich dann formal außerhalb der AOC bewegen, den AOC-Weinen aber nicht unbedingt in der Qualität nachstehen.

Ich hatte Weine folgender Erzeuger im Glas (teils im Weingut verkostet – das geht übrigens sehr gut dort – teils einfach zum Essen getrunken), und zwar vorrangig rot/weiß - rosé nur vereinzelt, was ich im Nachhinein etwas bereut habe.
- Antoine Arena
- Domaine d’E Croce (Yves Leccia)
- Domaine Gentile
- Domaine Montemagni
- Domaine Orenga de Gaffory
- Clos Marfisi
- Clos Teddi
- Clos de Bernardi
- Domaine Pierretti (gehört nicht zu Patrimonio, liegt weiter nördlich am Cap Corse)
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Trinkfreude

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Re: Korsika

BeitragDo 20. Aug 2015, 12:32

Fortsetzung - hier nun meine Eindrücke. Vorab dazu drei Disclaimer:

1) Da es ein Urlaub und keine Verkostungsreise war, habe ich nicht zu jedem Wein einzelne VKN gemacht, daher sind die Eindrücke eher summarisch.
2) Die o. g. Weingüter gehören wohl eher zu den ambitionierteren der Region, bei anderen mag die Situation abweichen, v. a. was die Qualität der Basisweine angeht.
3) Ich hatte bei weitem nicht alle probierenswerten Weine im Glas, z. B. konnte ich von Arena ausgerechnet den roten Carco als „Flaggschiffwein“ der Region nicht auftreiben.

Basisweine:
    - Die Qualitäten der roten und weißen Basisweine waren recht homogen, ich hätte sie alle irgendwo in der Range 85-90 Punkte einsortiert. Ich habe keine Ausfälle erlebt.
    - Die Weißweine fand ich auch stilistisch relativ homogen – ich bräuchte sie alle nebeneinander im direkten Vergleich, um Unterschiede klar benennen zu können. Fast allen gemeinsam ist ein kleines phenolisches „Bitterl“, das nicht unangenehm ist, da es die Lebendigkeit und den Trinkfluss erhält – in dem warmen Klima stelle ich es mir schwierig vor, die Säure in den Trauben bis zur Lese zu erhalten.
    - Kleinere stilistische Unterschiede bei den roten Basisweinen kommen vorwiegend daher, dass einige Erzeuger reinen Niellucciu machen, andere dagegen kleine Anteile v. a. von Grenache dazugeben. (Mir persönlich haben die reinsortigen Roten besser gefallen.)

Premium-Weine:
    - Die weißen Premium-Weine unterscheiden sich von den Basisweinen in der Regel durch die Auswahl der Parzellen (meist die mit den älteren Stöcken). Vereinzelt wird auch ein Ausbau „sur lie“ durchgeführt. Neuholz ist mir nirgends begegnet. Der stilistische Unterschied zu den Basisweinen ist nicht riesig, vereinfacht ausgedrückt bekommt man meist etwas mehr Fülle und Schmelz im Rahmen der ansonsten gleichen Grundausrichtung, und in der Regel habe ich dies auch als Qualitätssteigerung wahrgenommen.
    - Auch bei den roten Premium-Weinen (eigentlich immer reiner Niellucciu) ist das dominierende Selektionskriterium die Auswahl der Parzelle und damit auch der Traubenreife, Neuholzausbau findet man nur vereinzelt. Überraschend für mich war, dass das Ergebnis der Selektion häufig ein mehr oder weniger deutlicher überreifer / kompottiger Charakter im Wein ist, der mich persönlich eher stört. Da dieses Phänomen sehr häufig auftrat, habe ich den Eindruck, als wäre das der im Konsens der Erzeuger erwünschte Charakter – auch in den Gesprächen bei den Winzern wurde „fruit confit“ mehrfach explizit erwähnt, und zwar eher im Sinne eines positiven Qualitätsmerkmals. Ich persönlich habe hier ein Fragezeichen - mir ging es nicht nur einmal so, dass ich beim Premium-Wein zwar eine zusätzliche Fülle und manchmal auch zusätzliche Komplexität gefunden habe, mir aber dennoch der Basiswein besser gefallen hat, weil er die klarere / frischere Frucht hatte.

Aufgefallen sind mir bisher folgende Weine:
    - Der rote „Creme de Tête“ bei Clos de Bernardi – der hatte gerade keinen kompottigen Charakter, sondern klare frische Frucht in Verbindung mit einer lebendigen Säure und einer merklichen Tanninstruktur – deutlich fester gepackt als fast alle anderen Roten, die ich hatte, und bessere Entwicklung im Glas über den Abend hin. Ich musste sofort an einen hochwertigen Rosso di Montalcino denken.
    - Die gereiften Rotweine, die es bei Domaine Gentile noch ab Weingut gibt (teilweise kann man hier noch mehr als 10 Jahre alte Weine bekommen, die gut gelagert wurden) und die die Lager- und Entwicklungsfähigkeit der Rotweine aus Patrimonio eindrücklich unter Beweis stellen.
    - Der weiße Premium-Vermentinu bei Domaine Gentile (genauer Name ist mir gerade entfallen), der gegenüber dem auch schon guten Basiswein durch stärkeren Hefekontakt nochmal eine zusätzliche Dimension gewinnt.
    - Der reinsortige Bianco Gentile bei Yves Leccia, der mehr Schliff und Lebendigkeit hat als die BG’s anderer Erzeuger (wobei ich hier nicht sehr viele Vergleiche anstellen konnte).

Da ich auf der Rückfahrt den wenigen freien Platz im Kofferraum mit einigen weiteren Fläschchen gefüllt habe, werde ich in den nächsten Wochen noch die eine oder andere Ergänzung zu spezifischen Weinen machen.

Viele Grüße
Jürgen
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Trinkfreude

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Re: Korsika

BeitragDi 1. Sep 2015, 10:57

Hallo Korsika-Fans,
erster Nachtrag: Vom oben bereits erwähnten Clos de Bernardi hatte ich gestern auch den "Rosé d'une Nuit" im Glas und war auch von dem sehr angetan. Für meinen Gaumen genau der richtige Mittelweg zwischen terrassenkompatiblem Trinkfluss und einer gewissen Ernsthaftigkeit / Struktur, die das Interesse wachhält und noch erkennen lässt, dass da anständiges rotes Traubenmaterial verwendet wurde. Für mich die Sorte Rosé, die auch nach dem Urlaub zuhause noch schmeckt (was mir eher selten so geht).
More to follow.
VGJ
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Trinkfreude

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Re: Korsika

BeitragSa 26. Sep 2015, 16:33

Hallo zusammen,

kleiner Nachtrag zu den korsischen Roten: Vor ein paar Tagen hatten wir mit Freunden wieder einige davon offen, und Sieger des Abends war der 2013er von Domaine d'E Croce. Der war diesmal mit Abstand besser als die Probe, die ich im Weingut bekommen hatte. Die war damals offenkundig schon zu lange offen gewesen - gut, dass ich den Wein trotzdem mitgenommen habe. Diesmal mit schöner vollreifer Frucht ohne Überreife, gesunder Säure- und Tanninstruktur, aber sehr trinkig. Auf Augenhöhe, wenn auch aufgrund der Reife ganz anders gelagert, war der Cuvee Grande Expression 2005 von Domaine Gentile. Die besten korsischen Roten können eindeutig sehr gut lagern, nur wird der allergrößte Teil sehr (zu?) früh getrunken.
Schwächer waren diesmal der Tête de Cuvée 2013 von De Bernardi (etwas trocknende Tannine), der Morta Maio 2011 von Arena (etwas zu reif und spannungsarm) und der Cuvee des Gouverneurs von Orenga de Gaffory (Jahrgang vergessen - schönes Traubenmaterial, aber etwas überholzt).
Die oberen beiden Weine wären für mich knapp über der 90er-Schwelle, die anderen drei knapp darunter.

Viele Grüße
Jürgen
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mixalhs

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Korsika

BeitragMo 28. Sep 2015, 08:01

Vier Tage Korsika im September. Was die Weine angeht, viel Mittelmaß, aber ein richtig gutes Erlebnis, ein Weißwein aus autochthonen Reben:

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mixalhs

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Re: Korsika

BeitragMo 28. Sep 2015, 11:19

Nicht ganz so hervorragend, aber auch ein guter Wein:

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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 4. Jun 2017, 09:51

Hallo,

bei den sommerlichen Temperaturen zuletzt gab es als unkomplizierten Begleiter zum Abendbrot Domaine Vico rouge; Appellation Corse Controlee 2014.

Die Domaine liegt in den Bergen auf ca 300 Metern in der Nähe von Ponte Leccia. Das ist ungefähr bei der Hälfte der Verbindungslinie zwischen Bastia und Corte. Wenn ich nicht irre, von der Familie Venturi, denen auch Clos Venturi gehört, betrieben.

Die Cuvee setzt sich aus Niellucciu (=Sangiovese) und Sciaccarellu (Mammolo?) zusammen. Die Farbe ist ein helles Rot, in etwa wie Johannisbeersaft. In der Nase Beerenfrüchte. Im Mund dann Johannisbeere, der eine schöne Würze -dominant roter Cayennepfeffer- gegenübersteht. Der Wein bereitet sowohl leicht gekühlt (~15°C), als auch wärmer, viel Trinkfluss. Nichts tiefgründiges oder komplexes, bei dem man aber für 7€ (auf der Insel) eigentlich nichts falsch machen kann.

Gruß Josef
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragMi 13. Dez 2017, 21:15

Hallo,

heute gabs VDF Chiosu 2016 - Clos Fornelli. Ohne Holzeinsatz aus der autochthonen (roten) Rebsorte Minustellu vinifiziert. Es werden ausschließlich levures indigenes verwendet (was ich mit Spontangärung übersetzt habe, man möge mich korrigieren :) ).

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Clos Fornelli liegt in der Region Tallone. Das befindet sich an der korsischen Ostküste auf der Höhe von Aleria, und erstreckt sich vom Etang de Diane etwa 20 Km ins Inland bis zum Fuss des Castagniccia-Höhenzug. Das Weingut macht im Jahr laut RVF etwa 65.000 Flaschen. Die Appelation ist Vin de Corse AOP. Clos Fornelli baut Sciacarello, Nielluccio, Vermentino und eine zweite autochthone Rebsorte, Biancu gentile, an. Der korsische Nationalstolz gebietet es einfach, die autochthonen Rebsorten reinsortig anzubieten.

Das Gebiet besteht aus Flachland und Hügeln. In unmittelbarer Nähe zu den Reben werden auch Trauben für die Weine von Reserve du President angebaut. Diese sind hierzulande in vielen Edeka-Märkten erhältlich.
Allgemein ist die Region eher für Massenwein bekannt und kann mit anderen Appelationen auf Korsika qualitativ nicht unbedingt mithalten. Clos Fornelli sehe ich aber durchaus als Weingut mit Anspruch. Ich habe noch einiges mehr von den Weinen mitgenommen, die mir bei einer kurzen Verkostung gut gefallen haben und werde berichten.

Gruß Josef

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