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Nordrhone

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 31. Aug 2021, 21:46

Nora hat geschrieben:Bei mir kommen die Rotweine zunächst bei 14 Grad ins Glas. Ich gehe temperaturmäßig den anderen Weg.
Bei mir so, wie's kommt: manchmal aus dem WK, manchmal aus dem Keller, und bisweilen direkt aus dem Transportkarton. :mrgreen: Der Keller erwärmt sich über den Sommer auf ca. 20°C; im Frühjahr geht's auf ca. 14°C runter.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragMi 1. Sep 2021, 19:45

Update zum

Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage Au fil du temps 2015

[+1d] Zwei Aspekte sind heute anders als gestern: Zum einen hat er natürlich einen Tag lang Luft gesehen. Zum anderen war der Wein bis eben im Weinkühlschrank. Der ist derzeit nominell auf 9°C eingestellt, aber es bildet sich ein Temperaturgradient aus, so daß das oberste Fach ist immer etwas wärmer als das unterste ist. Ich trinke heute also, wie Nora, von kalt nach warm, ausgehend von geschätzt etwa 12°C.

Ganz zu Beginn, also kühl, ist der Wein heute deutlich auf der fruchtigen Seite: primär Süßkirsche, dazu etwas rote Johannisbeere und Blaubeere. Mit zunehmender Erwärmung wird er würziger: erst etwas Leder, und dann doch ein wenig schwarzer Pfeffer. Sogar einen Hauch Zimt vermeine ich zu erkennen. Die Tannine sind kräftig, aber fein (staubig) und reif. Der ziemlich lange Abgang zeigt neben dunklen Beeren wie gestern eine leichte aber deutliche Hefenote, die aber überhaupt nicht stört. Und ganz zuletzt zeigt sich dann tatsächlich noch der Bleistift, der wohl aus einer Transformation des Kokeligen resultieren muß. :mrgreen:

Interessant, wie sehr sich meine Wahrnehmung der Noras angenähert hat. Eine Beeinflussung kann ich natürlich nicht ausschließen, aber da ich mir der "Gefahr" bewußt war und auch keine Scheu habe, abweichende Meinungen zu vertreten, glaube ich da weniger dran. Vielmehr scheint es mir so, daß der Wein sich relativ deutlich mit Luft und Trinktemperatur verändert und heute de facto balancierter und deutlich harmonischer als gestern ist.

Jedenfalls ein schöner Wein, zugänglich, aber nicht direkt schmeichlerisch und mit einiger Typizität. Im Zusammenspiel mit einer Lammkeule provençale hätte er womöglich noch profitiert.

Danke für die Empfehlung!
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragMi 1. Sep 2021, 20:33

Lieber Karsten,

vielen Dank auch für diese Notiz!

Wie immer siehst Du mich schwer beeindruckt, ob deiner Fähigkeiten, einen Wein in seine Geschmackskomponenten zu zerlegen und es dann auch in Worte fassen zu können.

Ich bin jetzt fast versucht, den Wein noch einmal zu öffnen, obwohl ich ein und denselben Wein nie innerhalb von 2-3 Jahren trinke. Ich gehe noch mal in mich.

VG, Nora
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragMi 1. Sep 2021, 21:06

Danke für die Blumen, Nora, aber ich plapper' halt bloß vor mich hin.
Und haben wir nicht so ziemlich diegleichen Aromen gefunden?
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Nordrhone

BeitragMi 1. Sep 2021, 21:12

Na ja, wo du "Süßkirsche, dazu etwas rote Johannisbeere und Blaubeere" findest, finde ich nur dunkle Beeren :) usw.

Aber sonst passt das schon. Ich finde den Wein auf jeden Fall wieder.

Ansonsten werde ich noch ein bisschen üben :D

VG, Nora
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragFr 3. Sep 2021, 19:00

Ich habe kurz gezögert, ob ich diese beiden parallel verkosten sollte. Letztlich gewann die Neugier. :ugeek:

Emmanuel Darnaud, Crozes-Hermitage 2019
Emmanuel Darnaud, Saint-Joseph 2016


Auch wenn beide 100% Marsanne aus demselben Stall sind, ist das natürlich ein bißchen Äpfel mit Birnen und so, weil Wein und Jahrgang variieren. So hat z.B. der Crozes-Hermitage 13,5% Alkohol, der Saint-Joseph nur 13%. Allerdings hat der 2019er Saint-Joseph 14% (liegt mir nicht vor)...

Beider Robe ist ein schönes, klares goldgelb; zum Verwechseln ähnlich.
In der Nase ist der CH voluminös und blumig (leicht pudrig). Aprikose, Nektarine, feine Würze. Der SJ ist etwas dichter und gleichzeitig zurückhaltender. Auch etwas weniger pudrig, dafür mit deutlicher steiniger Note. Eher weißfruchtig und mit dezentem Kräuterhonig.
[+15'] Gaumen: CH mit etwas kühlerem Charakter, als die Nase befürchten ließ. Monolithisch und leicht plüschig, obwohl die Säure ausreichend frisch ist. Im Abgang etwas wärmend und kräftig herb bis leicht bitter.
Der SJ deutlich ernsthafter und ohne Puder, dafür mit erdig-steinigen Noten. Wirkt straffer, obwohl die Säure sogar milder ist. Auch das Bitterle im Abgang fehlt - gut. Allerdings wirkt hier alles recht gedämpft

Ich mag weiße Südfranzosen wirklich gerne! Aber diese beiden zeigen exemplarisch, warum ich Marsanne reinsortig nicht so mag und eher in Cuvées akzeptiere: Soll sie Ausdruck haben, geht sie schnell in die Breite und wirkt pudrig. Hält man sie schlanker, hapert's mit dem Ausdruck. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

So schön der Au fil du temps war: Diese beiden sind definitiv kein Nachkauf, erst recht zu dem Kurs (knapp 18 und knapp 26 €, resp.). Ich tu' mich sogar schwer mit dem Weitertrinken, und das will was heißen...
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragDi 19. Okt 2021, 19:12

Der Cave de Tain, Hermitage Au Cœur des Siècles 2011 hatte leider seine besten Tage schon hinter sich und machte Anstalten, einen formidablen Sherry abzugeben. Als "Ersatz" mußte herhalten:

Cave de Tain, Saint-Péray Fleur de Roc 2016

Strohgelb.
Leicht buttrige Marsanne/Roussanne-Nase. Kaum Frucht, nur leicht angedeutet Pfirsich und Blutorange.
Am Gaumen wieder deutlich buttrig, aber trotz milder Säure frischer als von der Nase annonciert. Akazien(?)blüte und eine unidentifizierbare, ganz leicht grüne Note. Langanhaltende Nussigkeit und Herbe.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Nordrhone

BeitragMo 25. Okt 2021, 12:47

Rabattaktionen sind problematisch, sprechen sie doch direkt das mesolimbische System an, jedenfalls perspektivisch, bisweilen aber auch konkret, wie dieser Beifang demonstriert:

Stéphane Ogier, L'Âme Sœur 2017
          "Syrah de Seyssuel" VdP


Die Topweine von Stéphane Ogier "Vigneron en Côte-Rotie" werden zu derart unanständigen Preisen gehandelt, daß sie für mich weit außer Reichweite liegen. Diesen "Landwein" aus Seyssuel, rund 10km nordnordöstlich von Ampuis, nennt Ogier einen "Seelenverwandten" und meint damit die Böden. Côte-Rotie für arme? Deal! 8-)

Wein von Ogier hatte ich bisher nur ein-, höchstens zweimal im Glas, kann mich aber beim besten Willen nicht erinnern. Das bedeutet: zwar nicht positiv, aber immerhin auch nicht negativ. :lol: Ich meine aber, das war schon eher gut. Nur von der Stilistik habe ich kein abrufbares Bild. Ich werde bei Gelegenheit mal nachlesen...

Hinter tiefdunklem, noch transparentem, leicht purpurnem "Campino-Kirschrot" (Mme :mrgreen:) verbirgt sich eine sehr reife und erstaunlich "süße" Nase, die an Süßkirsche und Walderdbeeren sowie etwas Rosmarin erinnert. Am Gaumen begrüßen mich eine frische Säure und Tannine, die zunächst verblüffend dezent scheinen, weil sie so extrem fein und reif sind, dann aber - mit Verzögerung - doch ordentlich Grip entwickeln. Besonders spannend ist das äußerst gelungene Zusammenspiel aus im Antrunk seidiger Textur und auch hier süß wirkender Frucht ("feminin") und im Abgang dann doch sanft zupackenden Tanninen und schwarzen Würz- und empyreumatischen Noten ("maskulin"). Dieses charmante Ensemble ist damit das ziemliche Gegenteil der erwarteten Tanninwand.

Wir sind recht begeistert, und ich hechte zurück an den Rechner, wo ich noch einige Flaschen ergattere. Mesolimbus, ich komme! :lol:

Jetzt, da der Wein etwas Luft bekommen hat, zeigt er sich zunehmend komplexer, ohne jedoch seinen "androgynen" Charakter zu verändern. Die Walderdbeeren weichen Brombeeren, und es kommen weitere spannende Aromen hinzu, die in der Händlerlyrik mit "Salmiak-Pastillen und Darjeeling-Tee" nicht unpassend beschrieben sind. Das ist wirklich schön!

Einen Makel hat der Wein dann aber doch: Er wird in zu kleine Flaschen abgefüllt! :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Nordrhone

BeitragDi 2. Nov 2021, 18:03

Neulich im Glas, Domaine du Monteillet - Stéphane Montez - Saint-Joseph rouge - 2015:

Bild

Die Nase gefällt mir sehr gut, vielseitig und distinguiert. Eine gewisse Wärme im Kontext des reifen, warmen Jahrgangs ist vorhanden, trotzdem ist aber auch Frische vorhanden.

Im Mund ist die Frucht sehr präsent. Die leicht adstringierenden Gerbstoffe nach dem sanften Antrunk stellen einen gelungenen Gegenpol zu der reifen, reichhaltigen Frucht dar. Der Wein hat für mich eher eine moderne Stilistik, aber ausreichend Charakter.

Grüße, Josef
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Créot

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Re: Nordrhone

BeitragSo 5. Dez 2021, 23:42

Coursodon Saint Joseph l'Olivaie 2012

Schöne Nase mit Blaubeeren, Blüten und etwas Vanille. Am Gaumen dichte, schön gearbeitete Frucht, ex-pressiv, süß, aber mit genug Balance, tolle Energie, lang, modern und sehr gut gemacht. Nicht unbedingt das, was ich an der Nördlichen Rhone suche, aber richtig gut.

Grüße
Stefan
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