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Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragMi 18. Mai 2022, 17:14

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

01.05.2022 – Teil 19


Als ich vom Auto zurück komme, steuere ich den Stand von Cal Pla an und Joan Sangenis zeigt mir sofort eine Sechser-Kiste. „Da sind deine Musterflaschen drin, bissel was für die 2007er 15 years after, bissel was für die 2012er 10 years after und bissel was Aktuelles...“ Aber bevor ich gleich wieder zum Auto gehe, möchte ich erst mal ein paar Weine in das Glas bekommen. Hier am Stand zeigt er die Basisweine Cal Pla und die Mittelklasse Mas d´ en Compte jeweils in weiß und rot. Die Roten sind wie immer sehr gut, aber geplättet bin ich von den beiden Weißen! Einmal mehr zeigt sich, wie gut Joan „weiß“ kann.

Und ich bleibe bei großartigen Weißen, denn auch Mas d´ en Blei ist für mich von Anbeginn an ein Garant für Weißweine auf höchstem Level. Neben dem Clos Martina gibt es noch einen neuen reinsortigen PX in einer Auflage von nur 900 Flaschen. Aber auch die Roten werden hier langsam immer besser.

Bei Ametller finde ich dann einen Rosé, der mir sehr gut gefällt und ich erbitte auch hier eine Musterflasche, beim besten Roten Els Igols ist man bei 2012, auch das ist natürlich noch eine gute Bereicherung für unsere 10 years after in diesem Jahr.

Am Gemeinschaftsstand von Mas Martinet, Cims de Porrera, Venus la Universal und den Cousins gibt es zwar weniger viele Weine als in den früheren Jahren beim Tast Professional, aber dennoch kommt u.a. eine tolle 2017er Venus ins Glas. Und es gibt einen ganz speziellen Wein – El Cinque 2012 von Mas Martinet Assessoraments. Plötzlich kommt Adrià Perez von hinten an, umarmt mich und schickt ein Selfie mit uns beiden und einer Flasche El Cinque an den Prioratpionier und Mas Martinet – Gründer. Trotz seiner über 80 Jahre macht er natürlich immer noch fleißig mit, nur das große Gewusel ist nichts mehr für ihn. Prompt kommt die Antwort, dass ich eine Flasche vom El Cinque für die 10 years after Probe mitnehmen soll. Wir sind nun damit in der Lage, einen der ersten ungeschwefelten Amphorenweine der Gegend mit in die 10 years after Probe zu packen.

Bei Trossos del Priorat ist jemand mir Unbekanntes am Stand, aber Eva, die Önologin ist in der Nähe und begrüßt mich freudig und sofort wird angewiesen, dass ich das gesamte Programm inclusive der Bück-Dich-Weine ins Glas bekommen soll. Das sind dann insgesamt sieben Weine inklusive des neuen Weines vom Schwester-Weingut Terra Dominicata. Hier hat Trossos das altehrwürdige Gebäude von einstmals Masia Duch wiederbelebt, dass jetzt ein 5 Sterne Hotel ist und auch die alten Weinberge von Masia Duch werden nun wieder zur Weinerzeugung genutzt. Eine Perle im touristischen Priorat ist damit neu geschliffen worden und erstrahlt in frischem Glanz.

Bei Casa Gran del Siurana ist die Jugend am Start, aber als ich sage, wer ich bin, bekomme ich gleich zur Antwort, ich sei dann doch derjenige, dessen Weinnotizbuch ihr Vater einst fand und es mir zurück brachte. Das war damals, als ich bei Charles übernachtete und Fotos vom alten Haus Casa Gran und den umliegenden Weinbergen machte, nahe der Furt. Nicht auszudenken, wäre das Büchlein damals verloren gegangen, die Arbeit einer ganzen Recherche-Woche wäre zunichte gegangen. Zum Glück hatte ich Namen und Adresse ins Buch geschrieben und dank meines Besuches in Bellmunt wußte man auch gleich, wo man mich fände...

Erstaunlich, was für Geschichten sich sogar die Jugend erzählt... Und so kann ich nicht nur die Weine kosten, die ich beim Tast des Mines nicht kosten konnte, nein ich musste auch noch mal ein gutes Glas vom Bück-Dich-Wein Gran Cruor Selecció Samsó 2014 trinken, der sich bestätigte und sicher einer der besten Weine auf dem Fira-Gelände sein sollte. So etwas verbietet sich dann auch zu spucken.

Aber es macht ein wenig Hunger – hinter der Reihe Weinstände war die Versorgungszeile und ich beschloss, mir etwas zu Essen und eine Pause zu gönnen. Außerdem wollte ich bei Fernando vorbei schauen, aber es war sogar die gesamte Familie bei Miro Cubells am Start und die Freude des Wiedersehens war groß. Hier fanden mich dann auch Klaus-Peter und Hans. Allerdings verloren wir uns erst einmal gleich wieder, denn sie wollten nicht verweilen, nur Guten Tag sagen und sie hatten schon wieder Durst, da sie erneut im Auto in Falset bleiben wollten, waren sie auch inzwischen in den Trinkmodus gewechselt. Olivenöl war da jetzt weniger gefragt bei den beiden.

Auch mir fiel es bei einigen der Weine sehr schwer, Disziplin zu wahren, beim 2018er Doix – auch nur unter dem Tisch befindlich – setzte allerdings auch bei mir der Schluckreflex ein. Nachdem ich Sandras neue Weine beim Tast amb Dones probiert hatte, traf ich hier bei Mas Doix die neuen Besitzer, die offiziell Les Crestes und Salanques ausschenkten, aber für mich natürlich auch den Doix offerierten.

Man merkte nun aber schon, dass es wieder auf das Ende zu ging, bei Merum Priorati gab es nur noch vom Inici, zum Glück konnte ich aber in der Nacht in Porrera schon den Desti probieren, so dass nur noch der ganz große Wein El Cel fehlte.

Bei Gratavinum traf ich die beiden Jungs wieder, die schon mächtig am Feiern waren und auch der Önologe freute sich, mich endlich wieder zu sehen. Und so bekam ich auch noch alles bis hoch zum Coster 2015 ins Glas. Und auch dieser konnte nicht gespuckt werden, waren wir doch hier schon ganz nahe der Perfektion.

Viele Stände musste ich leider als „unbesucht“ abhaken, darunter auch so namhafte wie Burgos Porta, einmal mehr bedauerte ich das Fehlen des Tast Professional, denn somit fehlte eigentlich der wichtigste Tag, den die Fira sonst hatte und damit auch etliche Stunden Verkostungszeit...

Bei den Vi*Illusionistes war dann auch Schluss für uns mit dem Verkostungsprogramm, aber wenigstens drei Weine dieses guten jungen Projektes in La Vilella Baixa konnte ich noch schnell testen. Ein würdiger Abschluss, der dann aber doch recht abrupt kam.

Polizei und Ordnungsamt marschierte auf und mahnte an, dass die Stände nun zu schließen seien, es sei Zeit...

Ich holte noch meine Kiste bei Cal Pla ab und auch Klaus-Peter und Hans waren bepackt, so dass wir beschlossen, unsere Weine in die Autos zu bringen und uns dann noch mal auf dem Fira – Gelände einzufinden, um zu besprechen, wie es nun weiter gehen sollte – mit dem restlichen Abend, aber auch in den kommenden Tagen.

Irgendwie hatte jeder Termine ausgemacht und nun mussten wir versuchen, dass noch irgendwie zu koordinieren...

Wir treffen uns dann also noch einmal in Kürze auf dem Platz hier...
Beste Grüße

Torsten

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austria_traveller

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragMi 18. Mai 2022, 18:32

Ich bewundere deine sensorischen Fähigkeiten bei den Verkostungen ;)
... und auch die Art wie du schreibst... es fasziniert und man wartet schon gespannt auf den nächsten Teil
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragDo 19. Mai 2022, 11:43

Danke Gerhard,

jetzt kommt ein Teil, der nicht direkt mit Wein zu tun hat, aber eben so passiert ist - ich hoffe mal, der bringt auch die Spannung des Erlebten rüber...


Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

01.05.2022 – Teil 20


Kurze Zeit später finden wir uns erneut auf dem Fira - Gelände ein, an etlichen der Stände beginnt man bereits, ab zu bauen. Wir setzen uns in den hinteren Bereich, der zur Messezeit ein wenig als Ruhebereich mit Sitzgelegenheiten hergerichtet wurde.

Ich habe ziemlichen Hunger, würde aber auch gern etwas Wein trinken, aber ich muss je noch bis Bellmunt rüber fahren, also ist eine Flasche Wein jetzt nicht die Option. Klaus-Peter und Hans haben dagegen so viel an Wein getrunken, dass ein weiterer Wein für sie keine ernste Option mehr ist, Hans guckt aber dennoch, ob er irgendwelche Flaschen mit Resten findet – die Jugend wieder...

Wir müssen das Programm der nächsten Tage absprechen, klar ist, dass wir morgen einiges in Gratallops zu tun haben werden.

Plötzlich kommt aus der allerdunkelsten Ecke ein weibliches Geschöpf hervor und auf uns zu. Sie fragt, ob wir Feuer haben und zeigt auf eine Zigarette. Klaus-Peter und ich verneinen, wir seien Nichtraucher. Hans als junger Kavalier verneint auch, sprintet aber zu einem Stand hinüber, wo gearbeitet wird und organisiert ein Feuerzeug.

Die junge Frau – oder ist es eher noch ein Mädchen, das ist im Dunkel der Nacht schwer auszumachen – hat eine Art Katzenhosenkleid an, geschnitten wie die Mode der 70er Jahre, eng anliegend und mit unten geweiteten Hosenbeinen, sie trägt eine Art Springerstiefel, scheint über und über tätowiert und hat jede Menge kleiner, aber eher hübscher Piercings. Im Gesicht hat sie ein Katzentattoo, die Haare mit schrägen Zöpfchen nach oben. Sie springt und tänzelt eher als das sie geht. In Gedanken taufe ich sie auf den Namen Catgirl. Etwas crazy und schräg wirkt sie schon, aber eher angenehm durchgeknallt.

„What are you doing here?“, fragt sie uns auf englisch. „We were wine tasting, but it´s finished now...“, antworte ich. Klaus-Peter sinkt etwas in sich zusammen. „Wine is boring!“, kommt als Antwort.

Inzwischen kommt Hans und gibt der jungen Lady Feuer. Die bedankt sich, will aber das Feuerzeug gleich als Geschenk einbehalten. Hans sagt, dass er es sich nur geborgt hat und gleich zurückbringen muss. „Oh no – give it to me, these people are stupid people, they forget about it...“

Aber Hans bleibt korrekt und macht sich auf den Weg, das Feuerzeug zurück zu bringen. Catgirl verschwindet kurz im Dunklen, kommt aber sofort zurück und tänzelt vor uns herum, fällt Klaus-Peter und mir dabei fast auf den Schoß: „Come with me to the house, relax and have fun...“ sie zeigt ins Dunkel der Nacht, aus dem sie gekommen war.

Plötzlich steht noch ein zweites Mädchen dabei, eher martialisch tätowiert, die Haare komplett unter einer Mütze versteckt und in eine Wattejacke gekleidet, mit modern zerrissenen Jeans und ebenso mit Springerstiefeln. Sie wirkt noch jünger, sieht aber ein wenig wie eine Gangsta - Braut aus.

Auch sie versucht, uns ins Dunkel zu locken. Mir ist nicht wohl bei der Sache, die beiden könnten glatt noch viel zu jung sein, so wie sie wirken. Außerdem sollte man selbst in Orten wie Falset niemanden in die dunkelste Ecke folgen. Ich lehne ab, Klaus-Peter versucht sich unsichtbar zu machen und wird immer kleiner auf seinem Stuhl. Hans ist noch immer weg, das Feuerzeug zurück bringen.

Die beiden lassen nicht locker in ihrem Bemühen, uns aus der beleuchteten Ecke des Platzes ins Dunkel zu locken.

Ich habe die beiden vorher noch nie in Falset wahrgenommen, denn sie sind schon recht auffällig.
„Where do you come from?“, frage ich. Catgirl zeigt ins Dunkel: „Come with me, I will show you everything.“ „I mean – which town you are coming from?“

„Bitchtown?!? You think, we come from Bitchtown? We are Bitches???“

„Not Bitchtown. Which town?“

„Ah you mean Beachtown? No Beachtown... Come with me, I show you Conja“

„No thanks – we will stay here. But I have not said Beach town. That´s another thing... Which town? You are a little bit crazy, aren´t you?“

„Yes, I´m crazy. 58% crazy – I will show you...“ Sie nestelt in ihrer Tasche und holt eine Art Schwerbehindertenausweis heraus. „You see – 58%. 58% crazy. But okay, no problem. Only crazy!You come with me.“

Ich schüttle den Kopf, aber sie bleibt hartknäckig.

„Come with us to relax... Conja, conja...!“

„What do you mean conja?“, frage ich, mich dumm stellend, aber eine dunkle Vorahnung habend, die meinen Verstand davon immer mehr abrät, den jungen Frauen ins Dunkle zu folgen...

Ein paar richtig minderjährige Jungen kommen vorbei, bleiben stehen und wollen sehen, was passiert. Die beiden Mädels werden ihnen gegenüber ungemütlich und machen ihnen klar, das hier sei kein Platz für kleine Kinder. Sie verhandeln schließlich mit uns erwachsenen Männern. Die Kids sollten sich trollen...

Catgirl nimmt ihre beiden Hände und legt sie vor ihre Hose: „Conja... Muschi – come, come“

Zum Glück taucht Hans wieder auf, mit leichter Schlagseite und einigen Flaschen, in denen noch Reste von Wein sind...

Nun versuchen sie, Hans zu überzeugen, dass wir mit ihnen gehen sollen... Beide schwirren wie die Fliegen um ihn herum und reden auf ihn ein. Catgirl deutet erneut auf ihre Muschi...

Hans entgegnet irgendwas, später wird er nicht mal mehr wissen, was er da eigentlich zu ihnen gesagt hat, aber plötzlich weicht Catgirl davon und die Gansta - Braut meint nur noch lapidar zu uns: „Okay thank you very much. Good night!“ und beide verschwinden im Dunkel aus dem sie kamen.

Klaus-Peter, etwas blass, schüttelt sich und meint: „Gott, ich bin so ziemlich besoffen. Ich trinke heute nix mehr! Ab ins Bett für heute. Wir sehen uns morgen in Gratallops...“

Das Besoffensein der beiden kann ich nachvollziehen, aber da ich bis auf wenige grandiose Weltklasseweine alles gespuckt habe, bin ich nüchtern und konnte auch so die Situation unter Kontrolle halten.

Ich fahre rüber nach Bellmunt, hole den Trangia raus und koche mir ein schnelles Nudelgericht mit frischen Tomaten. Mir fällt eine Flasche vom Harzwinzer Kirmann in die Hände und ich beschließe, dass diese Flasche jetzt meinen Durst löschen darf und sie auch gut für die Nudeln sei... Einfach so zwei, drei Gläser Wein trinken, die gut schmecken, aber die heute weder einer Beschreibung noch einer Bewertung harren.

Ich lausche den Tieren der Nacht und denke, was das doch für ein verrückter Tag gewesen sei.
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragFr 20. Mai 2022, 10:45

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

02.05.2022 – Teil 21


Der Wecker klingelt, eine neue Woche beginnt. Leider gibt es in diesem Jahr kein Tast Professional, somit wird am heutigen Tag das Treffen mit einigen Winzern im Vordergrund stehen. Dabei bleiben wir in Gratallops.

Ich fahre aber zu aller erst nach Bellmunt rein zu Toni, der mir die Musterflaschen von Solà Classic mitgeben will. Er hat auch eine Flasche des neuen Projetes La Griba für mich und ein Fläschchen seines besten Rancios für mein privates Vergnügen.

Als er fragt, wie es auf der Fira war, erzähle ich ihm natürlich auch von dem nächtlichen Erlebnis. Er läßt sich das Catgirl beschreiben und sagt dann: „Ils sont bien connû ici. Sont gens de Bellmunt, un peu fou. Prendre les drogues mais no Marihuana. Autres drogues... plus brutal. Et ils sont dangereux... Bonne solution, ne pas aller avec.“

Als ich das später in Gratallops Klaus-Peter erzähle wird er noch einmal blass und sagt: „Oh Gott. Nur gut, dass ihr da wart. Ich wäre wohl richtig leichte Beute gewesen, so wie ich angetrunken war...“

Von Bellmunt fahre ich durch die Furt und über El Lloar nach Gratallops. Klaus-Peter und Hans stehen auf dem Platz vor der Kooperative und sortieren grade das Auto um, ich parke im Schatten kurz vor dem BonViUre – Weinladen, wo wir sogleich gemeinsam auf Jaume Balaguer treffen.

Wir gehen mit ihm hinüber zum Keller von Balaguer I Cabre und verkosten dort die aktuellen Weine. Beim Lluna Vella ist dies noch der 2015er, den ich bereits verkaufe, aber wir dürfen uns auch bereits einen Eindruck vom 2016er machen, der einmal mehr großartig gelungen ist. Beim Guinardera wird aktuell 2016 verkauft und ist auch bereits fast alle, ich lasse mir aber zur Sicherheit noch ein paar Kisten reservieren, bevor wir dann auch den großartigen 2017er probieren, der noch nicht im Verkauf, aber abgefüllt ist. Inzwischen ist auch der 2015er Cercol Daurat verkaufsbereit, obwohl auch hier offiziell noch wie bei mir 2014 verkauft wird.

Ich bekomme Musterflaschen vom Lluna Vella 2016, La Guinardera 2017 und Cercol Daurat 2015 mit. Allesamt noch ohne Etiketten. Die Etiketten sind auch aktuell Jaumes großes Problem, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, der auch in diesem Bereich zu Lieferschwierigkeiten führt, genau wie Flaschen derzeit das große Problem sind.

Vom Flaschenproblem hatten bereits einige Winzer am Wochenende berichtet, letztlich wurde da viel direkt oder indirekt, z.B. über italienische Händler, die wiederum in der Ukraine produzieren ließen, gehandelt. Die Ukraine war ein zuverlässiger und geschätzter Handelspartner, gute Qualität zu sehr gutem Preis. Jetzt muss man versuchen, aus zu weichen. Da, so wurde uns mehrfach erzählt, lande man dann bei deutlich teurerem Glas aus Nordafrika in oft sogar fragwürdiger Qualität. Viele Winzer haben also derzeit das Problem, dass sie nicht abfüllen können. Zum Glück sind dank der Corona-Krise die Lager noch halbwegs voll. Aber man weiß irgendwann nicht mehr wohin mit dem Wein aus den Fässern... Wir bekommen auch Fotos und Videos gezeigt von völlig zerstörten Flaschenfabriken in der Ukraine. Hier wird einmal mehr deutlich, worum es Putin tatsächlich geht – es geht um Anrichtung größtmöglichen Schadens, um die Ukraine als Land komplett zu zerstören und zu unterwerfen. Dabei werden die Folgen für den Rest der Welt nicht nur billigend in Kauf genommen. Da diese Kontakte zwischen Winzern und ukrainischen Zulieferfirmen direkte Informationen sind, glauben wir diese natürlich unabhängig von den offiziellen Nachrichtenberichterstattungen, von denen ja auch die deutschen Putinfreunde meinen, es sei alles nur gefakte Propaganda. Wer noch immer die Mär vom lieben Russen und vom Menschenfreund Putin glaubt und verbreitet, dem scheint in seiner irrationalen Verblendung wirklich nicht mehr zu helfen zu sein. Was in Wirklichkeit dort angeht, ist ein totaler Vernichtungskrieg und nur als solches wird es auch in die Geschichte eingehen.

Jaume hat schnell noch Flaschen aus Deutschland rechtzeitig bestellt und geliefert bekommen, nachdem er erfahren hatte, dass die Fabriken in der Ukraine nicht mehr produzieren können, er hatte an der Stelle also Glück, aber nun wartet er auf Etiketten.

Während Klaus-Peter und Hans ihre im BonViUre und bei Jaume gekauften Weine zum Auto bringen, schaue ich kurz bei Meritxell Pallejà vorbei, um mit ihr über Nachschub vom neuen Nita-Jahrgang zu reden und ihr auch zu sagen, dass ich auch gern vom Nita Blanc hätte. Ich bekomme noch die beiden großen Weine ins Glas, die sie nicht beim Tast amb Dones dabei hatte und bin nun natürlich auch versucht, diese ebenso mit in meine Kaufentscheidungen einzubeziehen. Grade der Carignan ist doch schon ganz großes Kino, auch wenn diese Weine berechtigterweise nicht billig sind. So dauert mein Besuch bei Meritxell aber doch ein wenig länger, als ursprünglich gedacht. Aber gut, die anderen beiden wollten ja am Auto noch mal kurz ins Brot beißen...

Auf dem Weg zu Sao del Coster, unserem nächsten Termin, kommen mir die beiden Burschen schon entgegen . „Da hört niemand, aber wir wollten auch nicht rein gehen und nachschauen...

Und tatsächlich, alles ist offen, der Zugang zum Keller genau wie der zur Wohnung nebenan. Dennoch – auf Klingeln und Rufen reagiert niemand. Was also tun?

Warten...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragFr 20. Mai 2022, 12:42

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

02.05.2022 – Teil 22


Es hatte bereits heute morgen geregnet, als ich die Weine von Solà Classic im Auto verstauen wollte. Auch jetzt regnet es wieder vor sich hin und wir flüchten unter das Vordach des Traubenempfangsraumes von Sao del Coster. Vom Balkon schauend sehen wir einen PKW mit Liechtensteiner Kennzeichen, aber es ist niemand zu sehen. Klaus-Peter hatte die angegebene Telefonnummer angerufen, aber auch da nur ein Anrufbeantworter. Dann klingelt bei ihm das Telefon. Er hat den katalanischen Önologen am Apparat, der meinte, der Eigentümer müsse doch da sein. Als Klaus-Peter verneinte, sagte er, er kümmere sich. Wenig später klingelt das Telefon erneut, und der Eigentümer Patrick Pochon meldet sich und sagt, er sei gleich ran.

Er sagt uns dann bei seinem Eintreffen, er habe das Regenwetter nutzen wollen, ein paar neue Reben zu setzen, denn wenn es so lange trocken ist, ist der Boden viel zu hart...

Dann aber ist er für uns da und hat sogar noch etwas vom Schweizer Käse für uns, der er zu den Weinen kredenzt. Klaus-Peter und ich kennen den Keller ja seit langem, jetzt aber werden wir hier auf den neuen Stand gebracht. Er sei nun der einzig verbliebene Eigentümer von Sao del Coster, sein ehemaliger Partner sei ausgestiegen und habe nun Clos Pachem gegründet. Die klassische Scheidungsgeschichte mit unschönen Details, die wir zwar zur Kenntnis nehmen, aber eigentlich sind das die horriblen Nachrichten, die man nicht hören mag, wenn man erfährt, dass Freunde sich trennen und man sich irgendwo zwischen den Stühlen sitzend fühlt.

So konzentrieren wir uns auf die Weine und die Fassproben und sind damit mehr als zufrieden. Wir dürfen alles bis hoch zum Planassos und dem noch rareren La Pujada vom aktuellen Jahrgang kosten und sind spätestens seit dem Terram bereits wieder im Priorat-Himmel angekommen. Die Zeit verfliegt, während wir mit den Weinen beschäftigt sind.

Und so ist es bereits katalanische Mittagszeit, als wir fertig sind. Ich muss gleich noch zu Clos Figueras, die Musterflaschen abholen. Aber hier geht es recht schnell, eine kurze herzliche Begrüßung und dann bekomme ich ein schniekes Holzkistlein und den Hinweis, ich solle im Sommer nochmals vorbei kommen, wenn der neue Jahrgang des Serras in Rot gefüllt ist.

Wir nutzen die Regenpause, um in Gratallops gleich noch einen Happen zu picknicken und dann wollen wir noch mal gemeinsam nach Falset fahren. Wir brauchen noch frische Lebensmittel und ein vielleicht letztes Eis von meiner Lieblingseisdiele muss auch noch mal sein. Im Supermarkt bekomme ich auch frische Eiswürfel zum Kühlen der Lebensmittel. Eine Flasche Rosé der Domaine Rougeyron, die ich extra mitgenommen habe, damit wir sie gemeinsam trinken können, kommt auch noch mit in die Kühlung.

Wir beschließen dann wegen des Regenrisikos nach Cabaces hoch zu fahren, um dort zu übernachten, da wären wir dann nicht so weit weg von La Figuera, wo wir morgen hin müssen. Klaus-Peter drückt Hans die Autoschlüssel in die Hand und meint, auf der Strecke sei er der deutlich bessere Fahrer, er solle das machen. Und Hans bekommt seine Priorat-Wege-Feuertaufe. Er meistert die Route gut, zeigt aber doch Respekt...

Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen, kochen und essen gemeinsam. Neben dem Rosé haben wir noch die fast vollen Musterflaschen der bei Balaguer I Cabre verkosteten Weine, die Jaume uns mitgab. Wir freuen uns über die richtige Entscheidung, denn immer wieder regnet es mal, draußen sitzen, wäre heute Abend nicht so schön...

Nach den anstrengenden Tagen zuvor aber wollen wir es auch nicht übertreiben und begeben uns beizeiten in die Horizontale. Und morgen müssen wir schließlich auch wieder beizeiten wach sein. Uns erwartet ein langer Tag mit Jaume von Ficaria Vins.
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragFr 20. Mai 2022, 18:19

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

03.05.2022 – Teil 23


Was ist das für ein Lärm? Ich werde wach, noch vor dem Weckerklingeln. Automatisch schaue ich in Richtung unseres Picknicktisches. Wir waren gestern abend faul und haben alles stehen gelassen.

Nichts. Ich lege mich wieder hin, möchte noch ein paar Minuten dösen, ehe dann eh der Wecker klingelt.

Da – schon wieder! Es ist 7.10 Uhr!!!

Und jetzt bemerke ich den ungebetenen Gast. Es ist ein ausgewachsener Fuchs, ein prachtvolles Tier. Ich richte mich etwas auf, er läßt sich nicht stören.

Wahrscheinlich war hier über den 1.Mai eine größere Truppe picknicken, sie haben einen riesigen schwarzen Müllsack gepackt und ihn einfach neben der Grillanlage stehen lassen, statt ihn mit zu nehmen, wie es sich eigentlich gehören würde. Müllschweine gibt es halt nicht nur bei uns in Deutschland.

Dieser Sack bzw. sein Inhalt war nun des Fuchses Begehr. Er zerfetzte ihn an einer Stelle und holte sich dann etwas raus, was für ihn verwertbar schien. Grade hatte er irgendwelche Knochen entdeckt. Er nahm, so viel er tragen konnte in seine Schnauze und trabte von dannen.

Ich lege mich wieder lang, aber keine zwei Minuten später ist er wieder da und beginnt von vorn.

Ich setze mich auf und beobachte das nur etwa drei, vier Meter von mir entfernte Tier. Er schaut mich kurz an, lässt sich aber nicht stören. Wieder holt er etwas aus dem Sack und bringt es in Sicherheit. Gleich darauf ist er wieder da. Ich bin inzwischen aufgestanden und räume meinen Schlafsack und die Isomatte zusammen, was den Kerl keineswegs stört oder von seinem Tun abhält.

Selbst als ich die Unterlegplane ausschüttle und zusammen lege, was auch Geräusche macht – er schaut kurz zu mir rüber, mustert mich und macht weiter.

Ich muss nun auf die Toilette, traue mich aber nicht weg, die Brottüte und vielleicht sogar die Kühltasche mit den Lebensmitteln wäre leichte Beute, wenn ich weg bin. Also gehe ich zum Auto von Klaus-Peter und wecke die Beiden: „Ich muss mal auf die Toilette, wir haben Besuch, der könnte sich, wenn ich weg bin, auch für unser Zeug interessieren...“

Klaus-Peter krabbelt noch etwas schlaftrunken aus dem Auto, Hans, neugierig geworden, folgt ihm, den Fotoapparat parat.

Dank der Wache lässt er unseren Tisch in Ruhe, aber selbst als wir noch frühstücken und uns normal unterhalten, kommt er immer wieder. Zwischendrin versucht er, den ganzen restlichen Sack weg zu ziehen, aber er merkt, dass der Sack doch zu schwer für ihn ist, also macht er weiter in seinem Tun und holt Stück um Stück aus dem Sack...Was er nicht fressen kann, nutzt er vielleicht zum Nestbau... oder wer weiß, was der Meister vor hat.

Er schaut zwar immer mal kurz in unsere Richtung, aber er ahnt, dass von uns für ihn keinerlei Gefahr aus geht...

Wir dagegen packen nach Frühstück und Morgentoilette alles zusammen und packen unseren Müll nicht mal in die bereit gestellten Papierkörbe, sondern nehmen ihn mit, um ihn in der Zivilisation zu entsorgen. Denn letztlich ist je nicht mal klar, ob das alles gut und gesund für den Fuchs ist, was er sich aus dem Müllsack holt...

Dann nehmen wir Kurs auf La Figuera, erst die abenteuerliche Straße hinab nach Cabaces und dann die nur unwesentlich weniger abenteuerliche schmale und steile Straße hinauf nach La Figuera...

Hans ist im Rallyefieber... aber auch mir machen diese Strecken immer wieder Spaß. Und auf dem Weg nach La Figuera hinauf kommt uns wahrhaftig ein Fahrzeug entgegen – aber an einer guten Stelle, an der man sich grade mal gut miteinander arrangieren kann.

Jaume wartet schon und weist uns ein, wo wir auf der neu geschaffenen Parkwiese parken dürfen...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSa 21. Mai 2022, 11:01

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

03.05.2022 – Teil 24


Heute wollen wir ins „Ausland“ fahren.

Jaume kam vor einigen Jahren, als er nach einem Töpfer für seine Amphoren suchte, nach Arenys de Lledò jenseits der katalanischen Grenze. Hier handelt es sich um einen Ort, der auf eine alte iberische Siedlung zurück geht, also noch auf die Zeit, bevor die Römer in das Gebiet kamen.

Ein Schriftsteller und besagter Töpfer wollten ein Fest organisieren, welches an die iberische Geschichte erinnert und sie suchten jemanden, der die alten Weinberge der Region wieder belebte.

Das Gebiet liegt unweit des Bajo Aragon, ist aber weintechnisch bislang nicht klassifiziert gewesen oder einer DO zugehörig. Allerdings wurde hier in früheren Zeiten auch Weinbau betrieben, im Ort gibt es eine alte Kooperative, deren Räume Jaume nun mittlerweile zum Teil benutzt, um die Weine aus Arenys zu vinifizieren. Er bekam einige Parzellen mit jüngeren (20 bis 40 Jahre alt) Rebflächen gezeigt, aber auch ein paar Parzellen mit 60 bis 80 Jahre alten Macabeu und Grenache (Blanc und Noir) bestockt.

Er wählte die seiner Meinung nach besten Lagen aus und veranlasste die Besitzer, diese wieder zu bewirtschaften. Er beriet die Weinbauern, lenkte die Arbeiten im Sinne seiner Philosophie von Ökologie, Nachhaltigkeit und Biodiversität und kaufte dann die Trauben, um daraus Weine zu machen, in erster Linie ging es um Weine für das Fest, aber dann wurde die Idee auch schnell kommerziell, denn Jaume erkannte das Potential dieser Region.

Er wurde so zum Visionär und Pionier eines bislang verschlafenen alten Weinbaudorfes, ähnlich wie René Barbier und Co. einst die Pioniere des Priorats wurden. Von Beginn an wollte Jaume zeigen, was hier möglich ist, wenn man auf Qualitätsweinbau setzt. Sein Ziel ist es, dass andere Weinlagenbesitzer sich ein Beispiel nehmen und es dereinst Nachahmer geben wird, so wie es in den 90er Jahren sich begann, im Priorat und Montsant zu entwickeln.

Ich bekam seine ersten Weine des 2017er Jahrgangs damals vorgestellt und war sofort begeistert – und ich begann sofort, auch diese Weine in mein Programm auf zu nehmen. Alle drei Weine aus 2017 schlugen qualitativ sofort ein wie eine Bombe, der Grenache Blanc 2017 (Irur Blanc) und der Grenache Noir 2017 (Irur Tinto / Negre) fanden sofort einige Freunde, die bereit waren, mal etwas abseits der Pfade zu probieren. Ein Jahr später wurde dann der Macabeu 2017 (Ekiar) vorgestellt, der im Fass ausgebaut wird und der begeisterte mich noch einmal mehr.

Mit dem Jahrgang 2018 kamen dann noch die beiden Les Valls (weiß und rot) von jüngeren Reben dazu.

Nun war ich natürlich neugierig, endlich einmal vor Ort zu kommen, denn dank der Corona-Jahre musste ja das Reisen vor Ort immer wieder zurück gestellt werden. Klaus-Peter, der den Ekiar 2018 als Weißwein so hoch bewertete wie ich – mit 96+/100 (und das noch bevor ich den Wein ins Glas bekam), war natürlich sofort von der Idee begeistert, Jaume zu fragen, ob er uns die Weinberge in der Matarana zeigen könne.

Ich darf zu Jaume ins Auto steigen, Hans und Klaus-Peter folgen uns, denn Jaumes neuer Transporter hat vorne nur eine Dreiersitzbank, auf der es zu Dritt eng wird und der Rest ist Ladefläche.

Zunächst halten wir aber kurz hinter dem Ortsausgang von La Figuera, wo die Familie nun einen neuen – alten Weinberg bewirtschaftet. Die Reben, einst von Jaumes Vater gepflanzt, schauen weit ins Land und lange Jahre hatte man einen Kontrakt, die dortigen Trauben zu verkaufen. Nun ist das ausgelaufen und da Tochter Èlia inzwischen voll mitarbeitet, kommt diese Parzelle grade recht, um für etwas mehr Traubenmaterial zu sorgen. Die Trauben der alten Reben können dem Pater und dem Èlia zugute kommen, die jüngeren Reben erweitern die Produktionsmengen für Matraketa Negre und Tranquil.

Wir halten kurz an und schauen uns diesen Weinberg an, in dem Tochter Èlia auch gerade arbeitet.

Dann aber geht es auf große Fahrt, zunächst fahren wir hinab in das Ebro – Tal, dass wir dann einige Kilometer hinauf bis Asco fahren, vorbei am dortigen Atomkraftwerk. Über Batea kreuzen wir den Coll de Moro und kommen nach Bot. Wir befinden us noch immer in Katalonien, auf einer weiteren kleinen Straße erreichen wir schließlich Arenys e Lledò und kurz zuvor verlassen wir Katalonien und sind nun im „echten“ Spanien. In dieser grenznahen Region wird aber auch noch katalan verstanden und gesprochen.

Jaume zeigt auf das Gebäude der Kooperative und sagt, dass er dort die Weine macht, aber zunächst wollen wir in eines der Täler rein fahren, in dem er einige Parzellen bewirtschaften lässt. Nun wird es für einige Kilometer unbefestigt und bald schon sehen wir jede Menge Parzellen mit Reben. „Toutes abandonées“, alles verlassen, sagt Jaume. Dann aber erreichen wir ein Tal mit gepflegten Parzellen – ein Teil der Anlagen für die Les Valls – Weine. Etwas oberhalb parken wir und stehen vor prachtvollen alten Burschen... Voilá – 80 Jahre alte Macabeu, ein Schatz, meint Jaume und wir können ihm nur beipflichten. Diese Parzelle hat er erst etwas später entdeckt, die Trauben gingen erstmals in den Ekiar 2018 ein und sorgten dafür, dass der Wein nochmals besser und runder wurde als in 2017. Zeitgleich nahm er Teile der jüngeren Weinberge hier auf und kreierte die Les Valls – Linie damit. Auch hier schauen wir uns um, ehe wir dann zurück fahren und kurz in den Keller schauen. Auch das Gebäude der Kooperative war lange verlassen, nun nutzt Jaume einen Teil des Gebäudes für die Vinifizierung der Arenys-Weine. Seine Maschinen und Gerätschaften muss er dabei immer hin und her fahren, noch reicht das Geld nicht für den Kauf eines zweiten kompletten Equipments.

Dann fahren wir in eine andere Richtung und es wird wieder so richtig off road... Da es auch hier geregnet hatte, müssen wir durch gefährlich tiefe Pfützen, das Auto von Klaus-Peter kommt fast an seine Grenzen und auch Jaume hat an einer Stelle Mühe, nicht stecken zu bleiben. Dann parken wir erneut und bekommen einen Weinberg zu sehen, der ebenso mit 70 bis 80 Jahre alten Rebstöcken bepflanzt ist, hier Grenache Blanc – der Weinberg für den Irur Blanc, umgeben von jüngeren Reben, die in den Les Valls Blanc eingehen. Jaume zeigt einen über eine Kuppe führenden abenteuerlichen Weg, würden wir dort weiter fahren, kämen wir zum Weinberg für den Irur Negre, aber das sparen wir uns, denn nach dem Regen dürfte es da noch anstrengender werden...

Zurück nach Arenys und dann auf der Straße weiter in Richtung Cretas. Einige Kilometer später biegen wir noch einmal auf einen unbefestigten Weg ab. Wir sind so ziemlich am höchsten Punkt der Gegend und auf einer langezogenen Kuppe, hinten erkennen wir eine alte Wallfahrtskirche und davor haben wir wieder alte Reben. Das war die erste Parzelle für den Ekiar, der 2017er kommt nur von hier. Diese Macabeu – Reben sind ca. 60 Jahre alt und werden quasi von der Ermita St.Pol bewacht. Ein stimmungsvoller Abschied von unserer Besichtigungstour.

Jaume muss noch eine der noch wenigen Gaststätten, die Weine von ihm auf der Karte haben, beliefern und so fahren wir in den Hauptort der Comarca – nach Valderrobres. Die meisten Gaststätten hier hätten noch keine wirkliche Weinkultur, meist wird preiswerter einfacher Tafelwein zum Essen gereicht, nur einige wenige Häuser gehobenerer Qualität hätten eine richtige Weinkarte und einige davon führen inzwischen auch die Weine der Arenys-Linie und wenn dann jemand explizit danach frage, dann liefert er auch ein paar wenige Flaschen aus La Figuera mit. Heute ist das der Fall, neben der Bestellung der regionalen Weine sind auch ein paar wenige Kisten aus La Figuera dabei.

Jaume meinte dann, es sei auch an der Zeit für eine Mittagspause und man könne seltener besseres Lamm essen als hier – also los!
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSa 21. Mai 2022, 15:44

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

03.05.2022 – Teil 25


Valderrobres hat eine richtig hübsche historische Altstadt mit einem alten Schloss, welches hoch oben über der Altstadt thront, über eine alte Brücke gelangt man zum Stadttor der Altstadt. Der Fluss Riu Matarrana hat richtig viel Wasser, man denkt gar nicht wirklich, in Spanien zu sein, wo man eher fast ausgetrocknete Flussbetten vor Augen hat.

Wir schauen uns ein wenig um, verschwinden dann aber ziemlich zügig in der Gaststätte, die Jaume bereits kennt. Wie auch in Katalonien ist es in den Häusern, in denen gut gekocht wird, recht voll. Dennoch meint Jaume, wir seinen nun außerhalb Kataloniens und quasi in einer völlig anderen Welt.

Der einzig für uns erkennbare Unterschied allerdings ist der, dass hier kein Aufhebens um den Wein gemacht wird, es wird lediglich gefragt, ob man weiß oder rot zum Essen möchte, da wir uns beim 2. Gang allesamt für etwas vom Lamm entscheiden, welches Jaume ja schon lobend hervor gehoben hatte, entscheiden wir uns für rot.

Das Essen ist deftig spanisch und sehr fleischbetont, ich habe Lammkeule aus dem Ofen und ganz schön damit zu tun, die Portion zu schaffen. Etwas vom Lamm auf dem Teller zulassen, dazu ist das Fleisch wirklich zu gut. Der Wein ist okay und trinkbar, nicht mehr, nicht weniger. Ich habe zu ähnlichen Gelegenheiten schon deutlich schlechteren Tischwein serviert bekommen.

Auf dem Rückweg fahren wir eine etwas andere Strecke. Plötzlich hält Jaume an und zeigt uns, dass wir bei Venta d´ Aubert sind. Jetzt können Klaus-Peter und ich besser einordnen, wo wir uns gerade befinden, auf unserer ersten gemeinsamen Firafahrt 2006 sind wir an einem Sonntag mal hier hin gefahren, da wir von dem Syrah des Weingutes beide so schwärmten.

Bei Horta de St. Joan biegen wir dann über Gandesa nach Corbera d´ Ebre ab, wo Jaume noch ein paar Kisten eines Terra Alta Weingutes einlädt, mit dem er logistisch beim Versand kooperiert. Dann fahren wir wieder über Asco zurück nach La Figuera.

Insgesamt eine ziemlich lange, aber sehr beeindruckende Tour, die sich voll und ganz gelohnt hat.

Nun steht die Verkostung des aktuellen Programms an, zunächst die fünf aktuellen Weine aus Arenys. Die beiden Les Valls und die beiden Irur sind 2020, der Ekiar ist wegen des Fassausbaus erst 2019, der Ekiar 2019 wird jetzt bereits in einer ersten Tranche mitkommen, bei der aber auch noch mal ein paar restliche Kisten aus 2018 nach kommen werden. Irur Negre und die beiden Les Valls kenne ich noch nicht, den Irur Blanc hatte ich ja bereits als Muster bekommen, aber auch hier hapert es noch an Flaschen und Etiketten, das Ukraine – Krieg Problem, welches wir schon kennen. Das gleiche Problem haben wir beim 2020er Èlia und beim 2020er Pater, weswegen sich die Vorabverkaufsfrist für diese Weine noch einmal bis zum Herbst verlängert.

Vor Ort verkauft Jaume noch Èlia und Pater aus 2019, die wir auch noch mal kosten. Aber die haben wir ja auch bereits im Keller. Vorher kosten wir noch die drei Weine der Matraketa-Reihe aus 2021, die ich auch noch nicht vorher im Glas hatte.

Die gesamten Verkostungsnotizen werden natürlich noch gesondert folgen.

Dann zaubert Jaume noch ein besonderes kleines Fläschchen auf den Tisch. Mit der Ernte 2017 füllte Jaume ein kleines Fässchen mit Grenache und Cabernet Sauvignon, um daraus einen süßen Ranció zu kreieren. Jedes Jahr wurde etwa die Hälfte des Fässchens abgefüllt und mit Wein des neuen Jahrganges aufgefüllt. In diesem Jahr gelangen erstmals 70 kleine 0,375l Flaschen davon in den Verkauf, einen Teil davon darf ich haben, um damit den einen oder anderen treuen Stammkunden von Ficaria Vins – Weinen zu erfreuen. Wer daran teilhaben darf, kann sich auf einen grandiosen Süßwein im Stil eines Banyuls / Maury freuen.

Ich bekomme die angebrochenen Flaschen, die ich heute erstmals verkoste, noch mit, ums sie auch allesamt über vier Runden weiter verkosten zu können. Nur beim Süßen ist natürlich nicht mehr viel in der Flasche, aber für eine Nachverkostung reicht es noch.

Als wir Ficaria Vins verlassen, ist es fast dunkel. Was für ein Tag!!!

Wir beschließen dennoch, auf unseren gemeinsamen Lieblingsplatz in La Morera de Montsant hinauf zu fahren... Es folgt ein Ritt durch das gesamte Priorat bei Nacht, über El Molar, El Lloar, Gratallops, die beiden La Vilella´s und Scala Dei geht es hinauf nach La Morera.

Das Zelt muss ich dieses Mal im Dunkeln aufbauen, dafür wird es mich hier für zwei Nächte beherbergen, ehe ich dann zur Rückfahrt aufbreche. Klaus-Peter und Hans haben inzwischen mit dem Umbau des Autos gut zu tun, sie haben aber genug flache 6er Kartons gekauft, um diese als „Matratze“ nutzen zu können.

Wir sind noch gut satt vom Lamm, so dass wir nicht kochen, sondern nur einen kleinen Snack zu uns nehmen, aber etwas Wein darf noch sein... nach einem solchen Tag kann man nicht einfach so ins Bett verschwinden. Wir genießen unseren Lieblingsplatz, von dem Hans noch nicht so viel ahnt, weil es ja bereits eine Stunde dunkel war, als wir hier ankommen.

So trinken wir noch in Ruhe den La Guinardera 2017 und dann geht es in die Betten.
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSo 22. Mai 2022, 11:41

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

04.05.2022 – Teil 26


Heute morgen habe ich das Brotproblem. Irgendwie war gestern mein „Brotverzehrplan“ durcheinander geraten und wir hatten ja auch keines mehr kaufen können. Ich krabbele aus dem Zelt und da dieses heute stehen bleiben kann, beschließe ich, das Stück bis Cornudella auch ohne Frühstück zurück zu legen.

Klaus-Peter und Hans haben heute ohnehin erst einmal ein anderes Programm, sie hatten einen Termin bei Burgos Porta gemacht, weil Klaus-Peter es in all seinen Jahren mit Prioratbesuchen noch nie geschafft hatte, den Burgos Porta – Keller zu besuchen. Ich dagegen habe mehrere Vormittagstermine in Porrera, eigentlich hauptsächlich, um Musterflaschen abzuholen. Es geht halt nicht alles zu machen, wenn so wenig Zeit nach den Chaos-Jahren ist...

Wir verabreden uns zu 18.00 Uhr in Gratallops für einen letzten gemeinsamen Termin auf dieser Tour und dann fahre ich nach Cornudella. Im Bäckercafé ist nicht all zu viel los, andererseits ist das Angebot so ausgedünnt, wie ich es von hier eigentlich überhaupt nicht kenne. Auch meine Bitte nach einem Brot mit einem Omelette – was ich hier immer sehr gern gegessen hatte – wird abschlägig beschieden, es gäbe einen ziemlichen Eierengpass, man könne mir kein Omelett machen...

Aber wenigstens Brot bekomme ich und Kaffee mit Croissants zum Frühstück. Ich werde darauf hingewiesen, dass ich, wenn ich vor Ort etwas verzehre, sofort zahlen muss. Wahrscheinlich haben sie in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen mit Zechprellern gemacht. Da ich später noch einen zweiten Kaffee haben will, muss ich nun zwei Mal zahlen. Naja... - es wird seinen Grund haben.

Dann wird es Zeit, nach Porrera hinüber zu fahren.

Als Erstes bin ich beim Celler Castellet verabredet. Ich werde vom alten Keller in Porrera abgeholt und wir fahren hinaus zum neuen Keller, den ich noch als Baustelle kenne, er ist in einem vor einigen Jahren neu angelegten Weinberg unterhalb der Straße von Porrera nach Torroja.

Der Ferral wird nun inzwischen ausschließlich für Jacques – Weindepot produziert und wird weder im Priorat vor Ort verkauft noch anderswo. Klar ist das für einen kleinen Familienbetrieb recht lukrativ, aber es ist eben auch Schicksal, denn letztlich hatte ich den Ferral als Markennamen erst in Deutschland bekannt gemacht, klar nicht mit einer Riesenmenge an Flaschen, aber stetig über die Jahre, beginnend mit dem Jahrgang 2006.

Wer nun unbedingt weiter Ferral kaufen will, muss also zur Jacques – Kette... Wem aber auch der Empit und der Empit Selecció gefällt, der darf bei mir bleiben. Ich bekomme hier die aktuellen Jahrgänge mit und zusätzlich den neuen Basiswein Terrotxa.

Wieder zurück in Porrera, warte ich nun am Plaza Catalunya auf Raimon, der dann auch pünktlich kommt.

Er hat für mich einige Flaschen vorbereitet, wobei wir sehen müssen, dass die Cal-Besso Flaschen teilweise noch der Jahrgang sind, den ich bereits im Verkauf habe. Nach dem Schnee-Unglück konnte er seine Weine dort unterbringen, wo die frühere Bar am Plaza Catalunya war, die es leider seit den Corona-Lockdowns ja nun nicht mehr gibt. Bei dem ganzen Unglück hatte er viel Glück, alles bis auf einen ganz kleinen Teil des Marge 2018 konnte gerettet werden. Seine Versicherung hatte für den Schaden allerdings nicht gezahlt, sondern verlangt, er solle den Gebäudeeigentümer auf Schadensersatz verklagen, aber auch dieses Gebäude gehörte ja noch mit zu Vall Llach und die waren von dem Unglück ohnehin schwer gebeutelt, so dass Raimon davon absah. Auch das ist eine Form von Solidarität und Zusammenhalt. Raimon lässt für uns beide jeweils noch in der Weinbar einen Vermouth machen, das Ganze schmeckt sehr gut und wird ähnlich als entspanntes Zwischendurch – Getränk gesehen wie der Pastis in Südfrankreich. Die Vermouth-Kultur im Priorat scheint sich ähnlich wieder zu beleben wie auch die anderen alten trink-kulturellen Eigenheiten der Gegend.

Wir sitzen am Plaza Catalunya und freuen uns des Lebens... Bis wir dann beide weiter müssen.

Auch Vall Llach hatte mir ja noch Flaschen versprochen, also gehe ich noch mal zum Vall Llach-Oficina hinüber, wo ich auf Roger treffe, der Bescheid weiß und mir eine schicke Holzkiste mit Weinen aus 2007 und 2012 für unsere Jahrgangsproben befüllt.

Ein letzter Weg in Porrera führt mich dann zum Haus der Familie von Pep Ardevòl. Der Sohn von Pep hatte mir ein Muster des Terra d´ Hom 2019 versprochen, der letzte Wein, den Pep noch fertig gemacht hatte, bevor das Schicksal es nicht mehr gut mit ihm meinte. Mit dem Sohn und der Frau von Pep gedachten wir seiner und nahmen uns fest in die Arme. Sie erzählen natürlich auch von den letzten Monaten, nachdem Pep erfahren hatte, dass es keine Heilung mehr für ihn gibt und sie sind auch etwas erleichtert, dass er nicht all zu lang leiden musste. Was bleibt, sind die schönen gemeinsamen erlebten Geschichten. Als ich von den weißen Erdbeeren erzähle, sagt seine Frau, dass Pep dieses Geheimnis nicht einmal mit ihr geteilt habe. Der Sohn aber wusste von den weißen Erdbeeren und meinte, er könnte unter Umständen sogar die Stelle wieder finden.

Er möchte auch das Weingut weiter führen, vielleicht neue Dinge einbringen, aber eben auch bewahren, was sein Vater ihn gelehrt hat. Er nimmt bezüglich der Musterflasche einige Anläufe, der Wein ist noch nicht etikettiert, aber die Etiketten sind schon da. Er beklebt die Flasche für mich von Hand und ich bekomme erst eine Flasche, als er meint, Etikett und Rücketikett sitzen jetzt perfekt, so wie es sein muss.

Wir unterhalten uns auf französisch, denn das sprechen beide ein wenig, dann kommt die Freundin dazu, und übernimmt auf englisch, um dann zu übersetzen. Als ich „Schwiegertochter“ sage (die beiden sind verlobt), verneint sie und sagt: „Nein - Tochter!“ Sie hatte selbst ihre Eltern frühzeitig verloren und wurde hier von Beginn an mit der Herzlichkeit und Liebe aufgenommen, die normal eigenen Kindern vorbehalten ist.

Ein emotional bewegender Moment für uns alle, aber neben der Trauer ist viel Platz für Hoffnung und die Gewißheit, dass es irgendwie auch weiter gehen wird...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSo 22. Mai 2022, 13:55

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

04.05.2022 – Teil 27


Da es in dem kleinen Supermarkt in Cornudella leider keine Eiswürfel gab und ich aber meine Lebensmittel nicht gefährden will, fahre ich von Porrera aus noch einmal über den Pass nach Falset und komme natürlich mitten in der Mittagszeit an, wo fast alles geschlossen ist. Also gönne auch ich mir wenigstens einmal auf dieser Tour eine Einkehr und wenigstens ein günstiges Mittagsgericht.

Dann fahre ich zum Supermarkt und kaufe neben Eiswürfeln noch ein paar Lebensmittel zum Mitnehmen und vor allem meine Fideus-Nudeln in verschiedener Stärke, da es die leider bei uns in Deutschland nicht so ohne weiteren Aufwand gibt. Auch ein paar leckere Fleischtomaten und Ochsenherzen wollen noch mit.

Ich gucke auf die Uhr... es ist kurz vor 17.00 Uhr. Wenn meine Eisdiele pünktlich öffnet, darf es noch ein Abschiedseis sein... sie öffnet natürlich pünktlich. Wir verabschieden uns herzlich und sagen „Bis zum nächsten Besuch im Priorat!“.

Dann fahre ich nach Gratallops und finde auch heute wieder einen guten Platz im Schatten. Klaus-Peter und Hans sind auch schon da. Und dann warten wir vor der Kirche auf Toni bzw. seinen Anruf. Er bittet uns, direkt zum Keller zu kommen, der hinter der Kirche ist. Da haben wir also nun unseren letzten gemeinsamen Termin bei El Sola d´ Ares.

Es wird ein Tanz um die Fässer, wir probieren aus so ziemlich jedem Fass und zum Schluss bekommen wir sowohl einen neuen Weißwein vorgestellt, für den es aktuell noch keinen Namen gibt, als auch eine Fassprobe aus dem Süßwein-Rancio-Fass. Wir sind insgesamt rundherum einmal mehr beeindruckt. Neben Musterflaschen gibt es dann auch noch etwas für den Abend zu trinken, das berühmte Garnatxa-Bier und noch ein weiteres Bier eines guten Freundes. Die Biere lege ich sofort in die Kühlung.

Als ich am Auto bin, kommt Jaume Balaguer noch einmal aus dem Laden und wir unterhalten uns noch kurz. Plötzlich kommt dann noch ein Winzer aus Porrera hinzu, dessen Weine wir auf der Carignan – Verkostung erstmals kennen lernen durften. Und schwupps landen noch zwei Musterflaschen von Giol Porrera im Auto, sozusagen als Last-Minute-Chance...

Zum Glück ist es heute noch nicht dunkel und auch La Morera erreichen wir noch im Hellen, sogar das Kochen schaffe ich noch halbwegs, bevor es dunkel wird.

Noch einmal lassen wir es uns miteinander auf dem Platz in La Morera gut gehen, ehe es dann Zeit für die letzte Nacht im Priorat für diese Reise für mich wird.
Beste Grüße

Torsten

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