Do 7. Apr 2022, 19:41
In der Abteilung "Priorat und Monsant" geht's ja drunter und drüber... Wenn ich hier falsch bin, bitte gerne verschieben!
Wie ihr wißt, ist Spanien nicht meine Baustelle, und dürfte es wohl auch nie werden. Das heißt aber nicht, daß ich nicht gerne meine Fühler ausstrecke, um den einen oder anderen Eindruck zu gewinnen - umso mehr, wenn mir hier ein Weingut bereits empfohlen wurde und die Stilistik grundsätzlich zu passen scheint.
Gerne habe ich also letztens eine herabgesetzte Flasche
Nin-Ortiz, Selma de Nin 2017in die Bestellung aufgenommen.
Der Wein ist eine Winzproduktion (anscheinend nur ein Faß!) aus einem gemischten Satz von Chenin blanc, Marsanne, Roussanne und Parellada Montonega (wtf?!) in unklaren Mengenverhältnissen.
Im Glas begrüßt mich grünschimmerndes sattes Fahlgelb.
Die Nase ist intensiv und straff. Der Eindruck ist vorwiegend weiß (Blüten, Litschi), aber sehr komplex mit zahlreichen anderen Aromen: leicht säuerlicher eingelegter Ingwer (Sushi-Beilage), dezent grüne Noten von Staudensellerie und Basilikum, und auch etwas Zitronenbasilikum oder -gras. Mit der Zeit gesellt sich eine leichte Kaminrauchnote hinzu, der Holzeinsatz bleibt aber immer angenehm im Hintergrund.
Am Gaumen ist der Wein zwar kühl und durchaus frisch, aber lange nicht so straff, wie die Nase annonciert, sondern recht cremig, bei allerdings schönem Zug. Auch hier dominieren die weißen Aromen, das andere kommt jedoch etwas kurz, und so ist der Wein
ein wenig blaß recht fein.
Ah, wenn man nicht eine Viertelstunde schwenkt, sondern direkt nach dem Einschenken probiert, merkt man, daß mit einem Hauch Kohlensäure gearbeitet wurde.
Mit der Zeit legt sich ein ganz leichter Grip auf die Zunge und die Innenseiten der Lippen. Aromatisch passiert eine ganze Menge, und dennoch empfinde ich den Wein eher auf der zurückhaltenden Seite, was ihn aber nicht davon abhält, ziemlich lang zu sein - nur eben auf dezente Art. Chenin scheint einen signifikanten Anteil auszumachen, denn neben der lebendigen Säure machen sich nun auch zart Apfelschalenaromen bemerkbar, die von den cremigen *sanne jedoch exzellent aufgefangen werden. Von Parellada habe ich noch nie gehört, aber da sie für Cava verwendet wird, dürfte sie zum Säureeindruck durchaus beitragen.
Hmmm, sehr schwierig...
Der Wein ist sicherlich sehr gut. Zudem ist er (nicht zuletzt wegen seiner nur 12,5%) sehr trinkanimierend und die Flasche schnell leer. Die Gesamtaromatik ist spannend und eigenständig.
Dennoch fehlt mir etwas (nicht Benennbares), um die trotz Reduktion um 20% sehr sportlichen knapp 52€ zu rechtfertigen.
Jetzt grüble ich, ob ich zwecks Wiedervorlage eine kleine Menge nachordern soll...