Celler Vall Llach

Transport wirkt sich meiner Erfahrung nach manchmal deutlich auf die Struktur aus (Körper, Balance, Harmonie, bei restsüßen Weinen auch das Süße-Säure-Spiel), auf die Frucht eigentlich recht wenig und auf die Farbe überhaupt nicht.

Wenn ich also eine Flasche vor mir habe, bei der die Farbe des Weins nicht stimmt, die angekündigte Frucht nicht einmal in Ansätzen wahrnehmbar ist und stattdessen eine sanfte Oxidationsnote dominiert, die auch zum farblichen Eindruck passt., dann ist das für mich nicht der Transportschock, sondern ein Flaschenfehler und damit der Anlass, eine Konterflasche zu öffnen.

Für mich klingt das auch nach Flaschenfehler und nicht nach Transportschock.
Dafür ist der Mangel an Struktur und Frucht einfach zu groß, außerdem - wie du schreibst - dürfte sich dann auch die Farbe des Weines nicht verändern

[thvins]

Das mit der Farbe klingt schon komisch. Oxydiert sollte da noch lange nichts sein. Das ist ein ganz junger Weißer. Normal trinken sich solche weißen mit einigen Jahren Flaschenreife deutlich schöner und komplexer, nun kenne ich den 2013er selber nicht, wir hatten nur einmal einen Agua de Llum in ähnlicher Jugendlichkeit als ganze Flasche getrunken, der machte seinem Namen Agua allerdings viel Ehre und war sicher völlig zu. Aber das ist völlig konträr zu deiner Beschreibung...

Mir persönlich bieten diese Weine allerdings zu wenig für das aufgerufene Geld, dafür gibt es zu viele wirklich spannende Weiße im Priorat, die fast alle deutlich günstiger sind (und viele davon sind ähnlich rar in homöopathischer Stuckzahl produziert). Hier setzt man vollkommen auf einen Bonus durch geringe Flaschenzahl + berühmten Erzeugernamen. Und die aufwändige Verpackung der Flasche kostet natürlich sicher auch einiges Geld - zugegeben, das edle Kästchen hab ich sogar aufgehoben, weil es so schön aussieht. Aber es tröstet nicht über einen Wein hinweg, der bestenfalls gutes Mittelmass hinichtlich der Prioratweißen ist, auch wenn die Flaschen in Ordnung sind.

[thvins]

Okay, ich hab jetzt meine Notiz aus dem Prioratführerarchiv vorgekramt - und befürchte, der Wein IST so...

Celler Vall Llach; Aigua de Llum; Priorat – Porrera; 2008 weiß

Blind: Anfangs etwas verschlossen, farblich wirkt er ein wenig reifer durch sein sattes Gelb. Am Gaumen leicht fruchtig mit etwas trockenem Tannin. Im Abgang finde ich eine leichte Unsauberkeit, die ihn für mich gegenüber den anderen Weinen etwas runter zieht. Nicht dass wir wieder einen nicht vollkommenen Venta d´ Aubert im Glas haben – hier hatte schon mal eine meiner Flaschen einen fiesen Kork. Dennoch – Kork sollte das hier sicher nicht sein. Trotzdem nicht ganz zufrieden. 87/100 Th. Guter Wein.

Animierend, elegante Nase, Kräuter. Am Gaumen nussig frisch, sehr extraktreich, leicht bitter im langen Abgang. 87 VP

3 Tage später offen nach verkostet: Die Farbe wirkt bereits deutlich gereifter, als für einen jungen Wein üblich. In der Nase noch recht verhalten, am Gaumen wie beim Wein 4 die mürben Äpfel und der Hefeteig, dann aber weniger vielfältig. Spricht mich nach wie vor weniger an als etliche andere Weine der Runde.
Leicht bittere Note beim Tannin und noch etwas ungestüm küssend. Soll nicht heißen, er sei schlecht, sondern eher, dass andere besser sind – in diesem Stadium.
90/100 Th. Sehr guter Wein. (07/2010)

Also Ananas und üppige Frucht (wobei das eh sehr selten bei Prioratweißen ist, die oft eher an blumige Noten erinnern) hatte auch der junge 2008er in vergleichbarem Stadium nicht. Und siehe meine Bemerkung zu Tag 3 bezüglich der Farbe - auch das gibt es bei anderen Weißen aus dem Priorat nicht so... Kommt aber deinem Eindruck dann auch fast schon entgegen.

PS: Der Vergleichswein (Wein 4) war damals tatsächlich einer, der bewußt ohne Schwefel ausgebaut war und bei dem das Oxydative so gewollt war...

Wenn der Wein wirklich so ist, dann sollte man nicht mit falschen Angaben Erwartungen wecken, die zwangsläufig enttäuscht werden müssen. Da war weder ein "kräftig leuchtendes Zitronengelb" noch "süß duftende reife Früchte" und schon gar keine Ananas, sondern salzig-oxidative Noten verbunden mit einer völlig anderen Farbe. Wenn der Wein so sein muss, dann sollte ihn die Händlerin auch so anpreisen - und ich würde ihn nicht kaufen, da ich Oxidatives nicht mag.

Interessanter noch als die Debatte darüber, ob der Wein so sein muss, finde ich Deine Aussage, es gäbe deutliche Besseres zu günstigeren Preisen. Hast Du Empfehlungen?

Herzliche Grüße, Michael

[thvins]

Hallo Michael,

da gebe ich dir natürlich recht, die Notiz von Silke passt so gar nicht zu dem Agua de Llum, wie ich ihn kenne, natürlich könnte da auch eine Stiländerung erfolgt sein, aber dem scheint nach deiner Notiz eher nicht so.

Leider verlaufen sich nach wie vor noch nicht all zu viele Weiße aus dem Priorat / Montsant nach Deutschland, die Weißweinverkostungen vor Ort werden aber von Jahr zu Jahr interessanter für uns. Und auch aus den in den letzten Jahren immer umfangreicheren Weißweinproben, die ich hier bei mir gemacht habe, kannst du sicher viele Tipps herauslesen, egal ob bei gereiften oder jungen weißen - und auch in allen Stilrichtungen. Vom Preis her ist einzig neben dem Agua de Llum noch der Kyrie von Costers del Siurana recht teuer (für mich aber auch erheblich besser), alle anderen sind günstiger zu kriegen, wobei die Masse der Guten zwischen etwas mehr als 10 bis Mitte 30 zu haben ist.

Ich selber habe in meiner Selektion einige interessante Weiße (oft nur in kleiner Menge) im Angebot, auch hier bediene ich unterschiedliche Stile. Ich würde gern deutlich mehr weiße aufnehmen und könnte auch etliches mehr besorgen, aber ich muss hier auch nachfrageorientiert arbeiten. Das gilt genau so für Rosé, Süßweine und Rancios, alles spannend, aber Randthemen für deutsche Prioratliebhaber.

Wenn du mir deine Vorlieben nennst (gern auch per PN), kann ich dir gern ein paar konkrete Weine empfehlen. Aber das Meiste, was du bei mir nicht kriegst, kriegst du wohl leider auch nur vor Ort. Ansonsten guck mal hier im Forum in den thread zu weißen Prioratos, bzw. dann auch über die Links in meinen Blog dazu.

Ich habe auch schon wieder etliches hier bei mir rumliegen - sowohl gesammelte Schätze aus meinem Keller als auch neue, jetzt mitgebrachte Musterflaschen. Vielleicht sollte ich die Noch-Spargelaison auch nutzen, um da gleich noch mal eine Serie zu kosten, wenn du magst, kannst du dich da kurzfristig auch gern einklinken, von Berlin ist das ja nicht die Riesenreise. Lehrreich sollte das in jedem Falle sein und man entdeckt mehr, als wenn man irgendwo eine einzelne Flasche pickt, die dann auch noch stilistisch so gar nicht passt.

Unbedingt retour mit das Zeug
2 Flaschen fehler?
Das soll etwas anderes sein.

beste grusse aus die Niederlande

Hendrik

p.s.Die Oase ist bei mich immer bereit eine Losung zu finden fur so etwas

Samstag gab es den Vall Llach 2004 vom Cellar Vall Llach.

Deutlich mineralische und kraftvolle Nase. Auch ohne dekatieren ist der Wein gleich voll da. Rote würzige Frucht, immer noch straffes Tannin. Der Wein kleidet den Mund vollständig aus und bleibt auch noch lange da. Der mit 15,5 % doch recht hohe Alkohol ist so nicht spürbar. Bei aller Kraft ist der Wein doch elegant und differenziert.

Der Wein dürfte aber von ein bißchen weiterer Lagerung noch profitieren.

Insgesamt war ich doch sehr begeistert und würde dem Wein derzeit 93-94 Punkten geben.

Philipp

Hallo Philipp,

ich hatte den gleichen Wein anfangs des Monats auch im Glas.
Ich kann Deine Eindrücke voll bestätigen.
Ich hätte Ihm sogar noch das eine oder andere Pünktchen mehr gegeben.
Mich hat ebenfalls diese Kraft und der voluminöse Körper beeindruckt, bei gleichzeitiger Eleganz und Finesse.
Ein tolles Tröpfchen! . Leider nur noch 2 Flaschen übrig

Gruss
Marko

Hallo Marko,

ich hab auch überlegt, ob ich nicht bei 95 Punkten lande. Dafür hat mir evtl noch etwas Vielschichtigkeit gefehlt. Ich denke aber, dass das mit ein paar Reifearomen noch kommen wird. Beim Vall Llach hat mich die Wucht beeindruckt. Beim Amon Ra, den ich einen Tag vorher getrunken habe, war es hingegen einfach zu viel.

Beste Grüße

Philipp