Mein Erstkontakt mit dem Priorat verlief ja nur mäßig erfolgreich. Jürgen und Torsten empfahlen in ihren Reaktionen als "stilistischen Gegenentwurf" Weine von Terroir al Limit und Nit de Nin. Von ersteren habe ich jetzt mal 'was zur Probe mitbestellt. Den Anfang machte letzten Sonntag
Terroir al Limit, Arbossar 2016 (14,0 %)
100% CarignanTiefdunkles Rot mit leichter Purpurtendenz begrüßt mich im Glas.
Die Nase erinnert initial an (sauguten) Blaufränkisch!
(Nicht, daß ich von Carignan
oder Blaufränkisch besonders viel Ahnung hätte...) Dicht und kraftoll, aber kühl und durch florale Anklänge fast ein wenig verspielt; hinzu kommen Schwarz- und Sauerkirsche und etwas Blaubeere. Sehr sauber und transparent.
[+10'] Wieder kühler, frischer Charakter, zu dem dann auch die lebendige, aber unauffällige Säure beiträgt. Dann hinten am Hals eine "Schärfe", die an deutlich unverpackten Alkohol denken läßt — aber Richtung Abgang weit davon weg ist, von daher muß das etwas anderes sein. Nur was?
Mittelkräftige, extrem feine Tannine. Extrem langer Abgang, mineralisch mit feiner schwarzer Würze. Wirklich schön, elegant und doch kraftvoll!
@Jürgen @Torsten Joa, das ist mal ein ganz anderer Schnack als das bisher Kennengelernte. Mir kommt diese Stilistik sehr entgegen, und ich hatte ordentlich Spaß mit dem Wein. Ob das jetzt nach einer eigenen Kellerrubrik verlangt, sei mal dahingestellt.
Als zweiten im Bunde gab es heute:
Terroir al Limit, Pedra de Guix 2017 (13,0 %)
je 1/3 Pedro Ximénez, Macabeo und Grenache Blanc Ah, das ist wieder so ein Gesamtkunstwerk, bei dem die banalen Beschreibungsversuche kläglich hinter dem Gesamteindruck zurückbleiben!
Die Robe zeigt sich (für mich überraschenderweise) dunkelmessingfarben.
Nase: oxidativ gemacht; Mandarine und etwas getrocknete Orange.
Am Gaumen dominiert strahlende Frische über Orangengummi.
Sorry, diese gestammelten Wortfetzen sind mir selbst peinlich, aber wenigstens authentisch. Tatsache ist aber, daß der Wein sowohl zum Essen als auch solo sowohl interessant als auch äußerst einnehmend war und sich die Flasche im Nu leerte. Das satte Orange ließ mich einen ebensolchen Wein erwarten, jagte mich aber in's Bockshorn. Kann es sein, daß der PX-Anteil dafür sorgt? Immerhin sind süße reine PX ja typischerweise tintenschwarz. Besonders gerbstoffig von langem Schalenkontakt ist da jedenfalls nichts. Wenn man mit dem oxidativen Ausbau überhaupt etwas anfangen kann (und ich kann
), hat man hier einen frischen, harmonischen und ausdrucksstarken Wein im Glas, der bestenfalls die eine oder andere Ecke oder Kante mehr vertragen könnte. Sehr gut!
Eine neue Baustelle werde ich hier nicht aufmachen, dafür sind die Weine doch recht ambitioniert bepreist; zudem würde mir ein einzelner oder selbst eine handvoll Anbieter für eine Region oder ein Land nicht genügen. Ich nehme aber mit, daß ich hier bei günstiger Gelegenheit bedenkenlos zuschlagen kann und relativ sicher Spaß haben werde.