2013 Priorat Trip

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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

...hier ein video von der letzten abfahrt nach gratallops (nein, das ist nicht die vuelta ;) ).

https://www.youtube.com/watch?v=VhftLsbHHhw
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

hier mal ein blick auf den boden mit dem typischen, verwirrterten schiefergestein. berühmt ist das priorat ja für seinen licorella schiefer, der diese einmalige mineralik in den wein zaubert. es gibt auch lehmige böden bzw. auch kalkregionen. der boden ist also oft sehr karg und die reben sind gezwungen, viele meter in die tiefe zu wachsen.
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Zuletzt geändert von sociando am Do 19. Sep 2013, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

von mark ripoll's steilhang hatten wir auch einen wunderbaren blick auf einen der berühmtesten, wenn nicht den berühmtesten weinberg des priorats - den l'ermita weinberg.

der l'ermita wein, der zu den teuersten der welt gehört - momentan gehts es schon gut und gerne an die 1000 euro ran für die flasche - ist eines der kultweingüter, die das priorat weltweit bekannt gemacht haben. dahinter steht einer der priorat pioniere namens alvaro palacios.

wenn ich es richtig erinnere besteht dieser wein fast ausschliesslich aus grenache und der weinberg ist nur relativ wenig der direkten sonneneinstrahlung ausgesetzt (also eher die schattenseite) - was wieder zeigt, dass grenache, wenn es in einem "frischeren" klima im priorat gedeit - zur höchstform aufläuft.

...bei der 2010er fassprobe dieses weins hätte neil martin von parker fast geweint:
http://www.vinos.de/alvaro-palacios-l-ermita-2010
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Zuletzt geändert von sociando am Do 19. Sep 2013, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

apropos weinen. beim gespräch mit maria von sangenis u vaque erzählte sie uns dass vor uns zwei ältere damen da waren und als die eine dame einen wein des hauses probierte (ich weiss nicht mehr ob es der neue süsswein war) fing die frau plötzlich zu weinen an - wohl weil der wein sie so begeisterte. das löste bei uns eine debatte aus ob wir selbst auch schon mal weinen mussten bei einem wein bzw. ob das generell thema in der weinwelt ist. finde ich ein spannendes thema. ich erinnere mich, dass parker einmal schrieb, dass er nur einmal bei einem wein weinen musste (ich glaube es war ein 47er la fleur oder so) - und zwar weil dieser wein ihn an seine verstorbene mutter erinnerte.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

und das ist hier ist übrigens alvaro palacio's weingut in gratallops. gross aber recht unscheinbar. vieles passiert hier über natürliche gravitation (also dass der wein nur selten gepumpt und "gestresst" werden muss) - sprich vieles spielt sich unterirdisch ab - wie in so vielen weingütern, die wir besucht haben.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

nach der e-bike tour ging es noch in mark ripoll's weinbetrieb und wir konnten seine weine verkosten. wieder nahm sich mark viel zeit für uns und öffnete auch die teueren bzw. seltenen flaschen. es war sehr herzlich. besonders eindrücklich war mir sein vi de villa torroja, also der von dem steilhang den wir besucht haben. das ist der weinberg seiner eltern bzw. grosseltern und er führt so die familientradition mit einem lagenwein fort.

im gespräch mit ihm konnten man deutlich den enthusiasmus raushören - z.b. wenn es um die neue lagenbezeichung bzw. - klassifizierung ging (vi den villa) und die weitere entwicklung des priorats. ...dass man sich ähnlich wie im burgund auf einzelne lagen und parzellen als qualitätssiegel konzentrieren wolle bzw. sollte in zukunft. sehr spannend alles - man spürt irgendwie an allen ecken und kanten im priorat dass das gebiet in seiner modernen form noch sehr jung ist und noch in der entwicklung und im wachstum steckt - es findet sich noch.

das mit den lagen fand ich sehr interessant. momentan ist es ja so, dass die gleichen weine oft aus verschiedene lagen stammen bzw. sich diese über die jahrgänge hinweg öfter ändern. ist der grenache in dem einen jahr im weinberg x sehr gut - wird durch weingut y hier mehr gekauft und in den paradewein des weinguts gepackt - und ganz anders dann im nächsten jahr. sprich, man weiss oft eigentlich nie so recht welche lagen in einem wein alles drin sind und wie das das nächstes jahr wird. es gibt viele weinbauern die eigentlich gar keinen wein herstellen sondern ihre trauben dann jedes jahr an (wechselnde) winzer verkaufen.

bei dieser gelegenheit mit mark ripoll fiel frank und mir wieder auf, wie die winzer an torsten's lippen hängen. torsten ist schon so etwas wie der anerkannte prioratprofessor vor ort und die winzer haben sichtbaren respekt vor seiner meinung. marta von mas d'en gil meinte, torsten hätte "ein sehr gutes gedächtnis" denn er erinnere sich an weine und vorgänge, die nicht mal sie mehr kenne. in der tat, bei so manchem winzerbesuch was es so, dass nicht der winzer sondern torsten erklärte (teilweise auch dem winzer selbst) :-). zudem ist ja einer, der nahezu alle anderen güter des gebiets, inklusiver aller weine, jahrgänge und zentralen personen der letzen 15 jahre, kennt und mit diesem wissen die neuen weine beurteilen und vergleichen kann - auch sehr spannend für die winzer selbst.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

damit sind wir jetzt beim dritten tag und da ging es zum historischen kern des priorat - dem kloster scala dei , welches vor ca. 800 jahren als kartäuser-kloster gegründet wurde und von wo aus man dann später den weinbau im priorat verbreitete.

die klostenruinen sind malerisch gelegen - vor dem grossen montsantmassiv, das das priorat so herrlich einrahmt. scala dei bedeutet gottes leiter oder leiter zu gott. die leiter in den himmel ist bis heute das offizielle priorat logo.

Bild

...hier hat also alles angefangen mit dem prioratwein. das passt irgendwie, denke ich mir: die prioratweine, die ich oft als nahezu spirituell ob ihrer weihnachstgewürze und geheimnisvoller tiefe und mineralik empfinde. weine, wo der duft aus dem glas manchmal einfach nur wie eine kathedrale da steht. und dann diese imposanten ruinen des klosters hier, die voller andacht in der landschaft liegen und sicherlich so manche antike geschichte über weinseeligkeit zu erzählen wissen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cartoixa_d ... 9Escaladei
http://www.priorat-torroja.de/info/ausf ... scala-dei/
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

scala dei ist aber auch ein weingut - naturgemäss eines der ältesten im priorat, so wurde hier etwa 1974 der erste priorat-flaschenwein auf den markt gebracht - ein wein, der uns noch beschäftigen sollte.

nachdem wir die klosterruine erwandert hatten ging es runter zum dorf, wo uns ricard rofes, chefönologe beim weingut scala dei, erwartete. ich war fast sprachlos ob des imposanten verkostungraumes - hier war jetzt auch ein hauch (massen)tourismus spürbar - neben uns wurde z.b. ein reisegruppe von ca. 15 amerikanern mit den scala dei weinen "verköstigt".

torsten hatte uns vorher erklärt, dass der ruf des weingut im letzen jahrzehnt stark gelitten hatte, ob der niedrigen massenqualitäten, die hier produziert wurden; aber nachdem ricard vor einigen jahren eingestellt wurde wandelte sich das blatt zum guten und nun gehört man hier wieder zur spitze im priorat.

ricards verkostete mit uns eine auswahl seiner weine, unter andem seine neuen vi de villa weine - also lagenweine (die drei weissen falschen im bild). das war nun hochspannend, weil man hier klar das terroir raussschmecken konnte - etwas den licorella schiefer oder die kalkigen bzw. lehmigen böden in den anderen beiden flaschen. so macht terroir doch spass!!!
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Zuletzt geändert von sociando am Fr 20. Sep 2013, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

besagten 1974'er scala dei konnten wir dann auch verkosten. das war ein ganz besonderes erlebnis. damals hat man also nur einen wein auf dem weingut hergestellt und sozusagen alles lesegut in diesen wein getan (was dann auch die hohe flaschenanzahl vo 105.000 flaschen erklärt). wir waren sehr gespannt - nicht nur ob des "historischen" wertes des weines, womit also alles anfing, sondern auch wie er sich heute präsentiert, nach so langer zeit. mit wirklich gereiften prioratweinen gibt es ja bislang kaum erfahrungen - eben weil das gebiet in seiner modernen form noch so jung ist. von den ca. 10-15 jahren priorats, die ich auf diversen proben getrunken hatte, war ich nicht selten enttäuscht, da ich bei fast allen dominierende (und irgendwie störende) teenoten feststellen konnte. aber wie sich diese weine dann weiterentwickeln - nach 20, 30 jahren, weiss man eben heute noch nicht.

ricard meinte, wir hätten glück, denn diese flasche sei eine der besten flaschen, die er aus diesem jahr je probiert hätte. ich war denn auch wirklich begeistert - kaum wirkliche altersnoten - tolle spirituelle, altehrwürdige art. ich glaube frank und torsten ging es ähnlich.

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Zuletzt geändert von sociando am Fr 20. Sep 2013, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2013 Priorat Trip

Beitrag von sociando »

das mit den drei lagenweinen war auch deshalb so interessant - weil alle genau gleich ausgebaut wurden und sie sich vor allem im boden unterschieden - also einmal kalkboden, einmal lehmboden und einmal der licorella schiefer (mag auch sein, dass der anteil an grenache bzw. carignan jeweils etwas varierte). das mit dem boden steht sogar so auf dem etikett - unter der jahreszahl.

und ricard erklärte dann, dass der la creueta wie ein klassischer priorat schmeckt - so wie man priorat kennt: kräftige kakao-, schokoladen- und kirsch/pflaumenaromen. und das hat eben tatsächlich mit dem dortigen schiefer zu tun, denn diese kräutigen kakao-schokotöne fehlten grösstenteils bei den anderen beiden weinen, die von den kalk- bzw. lehmböden stammten. das war äussert spannend und zeigte mir, wie prägend der schiefer für "den" prioratgeschmack ist (und wie "unwichtig scheinbar der holzeinsatz). es ist also doch das terroir, was zählt :-)...

die weine so ich so bei 93-96 punkten, wobei der licorella wein (la creueta) die 96 punkte erhielt. kurznotiz: "wow! prioratblut. schiefer, schoko, schwarze wand. sinnlich. ewig lang. 96p"
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