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Jessener Gorrenberg

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thvins

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Jessener Gorrenberg

BeitragSo 3. Aug 2014, 12:21

Dieser formell zu Sachsen (nur weinbautechnisch) zugeschlagene historische Weinberg sollte doch sein eigenes Thema hier im Forum bekommen. Diese Weine sind ebensowenig mit dem Elbtalwein der Gegend zwischen Pirna und Diesbar Seusslitz vergleichbar, wie es die Kirmann Weine mit Saale - Unstrut sind.

Die Wein"Bürokraten" merken das spätestens dann, wenn sie deren Weine als "gebietsuntypisch" abqualifizieren, nur eigentlich sollte dieses Abstrafen das höchste Lob sein - für die Weine aus dem nördlichen Harzvorland ebenso wie die Weine aus dem Elstertal. Liegen doch jeweils 100 bis 150 Kilometer "Luft" zwischen Ihnen und den bürokratisch zugeteilten Gebieten, anderes (Mikro)klima, völlig andere Böden.

Förmlich müssen sie sich abheben, anders, ja "gebietsuntypisch" sein, wenn sie denn gut sein wollen.

Und Gut sein wollen sie, das merkt man ihnen sofort an. Können sie auch nicht immer gleich gut sein, bedingt durch ihre nördliche Lage - schließlich handelt es sich hier wie da um Weinbergslagen, die die nördlichsten deutschen Lagen im Qualitätsweinbau sind - alles nördlichere ist "nur noch" Landwein... Beide Extremgebiete liegen übrigens auf fast derselben Höhe, hier geht es nur noch um Meter, kaum noch um Kilometer Unterschied. Nur ist der Jessener Gorrenberg deutlich weiter östlich als der Westerhäuser Königstein.

Wir haben hier eine historische, seit dem Mittelalter belegte Weinbautradition. Die Wittenberger Reformatoren um Luther schätzten schon Weine dieses Gebietes, dessen Rückgang erst durch die Reblauskrise ausgelöst wurde.

Aber selbst die Kommunisten konnten den Weinbau hier nicht zum Erliegen bringen lassen. Selbst wenn private Winzer hier in der Zeit am Weitermachen gehindert wurden, so wurden die Trauben nach Meißen gebracht und dort unter eigenem Label ausgebaut und vermarktet. Ich habe bereits zu DDR - Zeiten mir gern eine Flasche Jessener Wein schenken lassen und konnte auch mehrfach damals welchen an der Straße zwischen Jessen und Schweinitz erwerben.

Nach der Wende sorgten hier die Gebrüder Hanke für frischen Aufwind und für eine deutliche Qualitätssteigerung.

Gestern aber entdeckte ich in Wittenberg noch eine zweiten privaten Erzeuger, das Weinhaus Zwicker.

Seit 1844 gab es den familiären Weinbau, allerdings unterbrochen zu DDR-Zeiten. Man riß die Rebstöcke lieber raus, als die Trauben an die Genossen zu liefern. 1991 bestockten Andrea und Guido Zwicker 1,5 ha. neu - seither wird wieder eigener Wein gemacht und selbstvermarktet. Was als Hobby in Fortführung der Familientradition begann, ist heute Haupterwerb für Frau Zwicker, Ihr Mann hat aber noch ein anderes Standbein. Vinifiziert wird im Keller von Hanke.

Probieren konnte ich zwei Weine, die neugierig auf mehr machen, ein Besuch vor Ort wird sich nicht vermeiden lassen - man hatte ja auch längst nicht alles zum Weinfest in Wittenberg dabei.

Kerner, 2013 weiß;

mit prickelnder erfrischender Säure und schöner Frucht, alles sehr schön balanciert und trinkanimierend. 88+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Grauburgunder; 2013 weiß;

recht voll und dabei aber keinesfalls schwer, Sehr gute Süße-Säure Balance und eine satte Frucht. erstaunlich und durchaus überzeugend. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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Charlie

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Re: Jessener Gorrenberg

BeitragMo 4. Aug 2014, 09:52


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