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Gerhard Aldinger

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Georg R.

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragFr 23. Apr 2021, 19:15

Weissburgunder Marienglas Untertürkheimer Gips 2018

Nach diversen 18er Burgundern habe ich den Jahrgang schon fast abgeschrieben, aber das hier ist richtig gut.
12.5% Alc. frisch, feine Säure, schon jetzt harmonisch, hat Tiefe, komplex, feines Holz, die Flasche leerte sich im Nu.
Wenn ich nur ein Adjektiv verwenden dürfte, wäre es "nobel"

Ein für mich absolut geiler Weissburgunder, den die Kaiserstühler so wohl nicht hinbekommen werden in diesem Hitzejahr.

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Je-Mi

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragFr 29. Jul 2022, 16:45

Georg R. hat geschrieben:Weissburgunder Marienglas Untertürkheimer Gips 2018

Nach diversen 18er Burgundern habe ich den Jahrgang schon fast abgeschrieben, aber das hier ist richtig gut.
12.5% Alc. frisch, feine Säure, schon jetzt harmonisch, hat Tiefe, komplex, feines Holz, die Flasche leerte sich im Nu.
Wenn ich nur ein Adjektiv verwenden dürfte, wäre es "nobel"

Ein für mich absolut geiler Weissburgunder, den die Kaiserstühler so wohl nicht hinbekommen werden in diesem Hitzejahr.

Gruss
Georg


Ich kenne den Wein aus 2019. Alles, was Georg hier über den 18er schreibt trifft auch auf den 19er Weißburgunder zu.
Heute haben wir den Chardonnay Untertürkheimer Gips 2019 getrunken. Ein Spitzenwein ( für mich). In den letzten Jahren habe ich hier den Austausch zu den deutschen Chardonnay-Weinen verfolgt und auch selbst einige probiert. Dieser Wein von Aldinger braucht sich hinter Knewitz Reserve, Becker Mineral oder den Alten Reben von Huber mit Sicherheit nicht zu verstecken.
Ganz billig ist der Spaß nicht (42 €), aber manchmal hat man ja auch Glück mit Rabattcodes.
LG Jens
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amateur des vins

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragDi 9. Aug 2022, 20:37

Die letzten beiden Notizen von Georg und Jens fand ich so animierend, daß ich ein Probenpaket bestellte, um meinen Württemberger Blind Spot wenigstens punktuell zu erhellen. Der erste Wein aus diesem Paket ist der

Aldinger, Untertürkheimer Gips Marienglas® Weißburgunder GG 2020 (13 %)

Was es mit "Marienglas®" auf sich hat, erklärt das Weingut auf seiner Homepage:
MARIENGLAS ist ein Selenit, das selten im Gipssteinbruch gefunden wurde, es handelt sich um reinen Gips. Bis ins 15. Jahrhundert war dies das klarste und somit edelste Glas. Es wurde oft in Kirchen und zum Einfassen von Gemälden der heiligen Jungfrau Maria benutzt, von wo es auch seinen Namen hat.
Die Robe ist ein sattes, klares Fahlgelb.
Die Nase ist zart reduziert (20 Monate Vollhefe) mit dezenten, leicht rauchigen Holznoten (100% Tonneau für 12 Monate). Kaum Frucht; am ehesten etwas Ananas.
Am Gaumen knochentrocken, mit grenzwertig knackiger oder schon leicht atypisch zupackender Säure (1,6 RZ, 7,4 Säure), die nicht ganz eingebunden ist. Wieder kaum Frucht; etwas unreife Mango vielleicht. Weißflorale Aromen, die ich mit typischem Weißburgunder verbinde, finde ich eher keine.
Im Abgang (womöglich von der Reduktion getrieben) eine mäßig herbe Note.

Das ist ein guter Wein, der zu jung ist. Die Reduktion und die etwas separate Säure machen ihn derzeit noch etwas unrund. Wenn man damit klarkommt, ist die Balance gut. Substanz ist jedenfalls genug da. Mit ein paar Jährchen Reife könnte sich das vielleicht zu einem sehr guten Wein auswachsen. Größe sehe ich nicht, aber ich lasse mich überraschen; theoretisch jedenfalls.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragDo 11. Aug 2022, 21:12

Wer von euch hatte schon mal einen restsüßen Kabinett aus Württemberg im Glas? Ich staune gerade über diesen in mehrfacher Hinsicht spannenden Riesling:

Bild

Restsüßer Riesling unterhalb der Auslesekategorie geht in Deutschlands Süden nicht? Weit gefehlt - Aldinger beweist hier mit einem erstklassigen Kabinett das Gegenteil! Besonders bemerkenswert finde ich die gerade mal 7 Umdrehungen.

Um ganz am Rande auch etwas zum Moppern zu finden: Muss man solch ein Leichtgewicht (bzw. muss man überhaupt einen Wein :evil: ) in eine sackschwere Prügelflasche füllen? Erstens ist das Rohstoffvergeudung, zweitens wird mein Rucksack auf dem Weg zum Glascontainer durch solche Pullen unnötig schwer, und drittens: Cui bono?

Herzliche Grüße

Bernd
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Je-Mi

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragDo 11. Aug 2022, 22:07

amateur des vins hat geschrieben:Die letzten beiden Notizen von Georg und Jens fand ich so animierend, daß ich ein Probenpaket bestellte, um meinen Württemberger Blind Spot wenigstens punktuell zu erhellen. Der erste Wein aus diesem Paket ist der

[color=#0000FF]Aldinger, Untertürkheimer Gips Marienglas® Weißburgunder GG 2020 (13 %)[/color
]

Was es mit "Marienglas®" auf sich hat, erklärt das Weingut auf seiner Homepage:
MARIENGLAS ist ein Selenit, das selten im Gipssteinbruch gefunden wurde, es handelt sich um reinen Gips. Bis ins 15. Jahrhundert war dies das klarste und somit edelste Glas. Es wurde oft in Kirchen und zum Einfassen von Gemälden der heiligen Jungfrau Maria benutzt, von wo es auch seinen Namen hat.
Die Robe ist ein sattes, klares Fahlgelb.
Die Nase ist zart reduziert (20 Monate Vollhefe) mit dezenten, leicht rauchigen Holznoten (100% Tonneau für 12 Monate). Kaum Frucht; am ehesten etwas Ananas.
Am Gaumen knochentrocken, mit grenzwertig knackiger oder schon leicht atypisch zupackender Säure (1,6 RZ, 7,4 Säure), die nicht ganz eingebunden ist. Wieder kaum Frucht; etwas unreife Mango vielleicht. Weißflorale Aromen, die ich mit typischem Weißburgunder verbinde, finde ich eher keine.
Im Abgang (womöglich von der Reduktion getrieben) eine mäßig herbe Note.

Das ist ein guter Wein, der zu jung ist. Die Reduktion und die etwas separate Säure machen ihn derzeit noch etwas unrund. Wenn man damit klarkommt, ist die Balance gut. Substanz ist jedenfalls genug da. Mit ein paar Jährchen Reife könnte sich das vielleicht zu einem sehr guten Wein auswachsen. Größe sehe ich nicht, aber ich lasse mich überraschen; theoretisch jedenfalls.


Das der Wein zu jung ist, kann ich mir vorstellen. Ich glaube auch, dass der 19er von Lagerung profitiert. Ich mag ihn aber auch jetzt schon.
Ich trinke den Wein zum Essen. Als Solo-Wein vielleicht etwas anstrengend.
LG Jens
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Bernd Schulz

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragSo 16. Okt 2022, 20:15

Gerade verkoste ich noch einmal den gestern zusammen mit Ralf direkt hinter Wittmanns Ausnahmekabinett getrunkenen Götzenberg von Aldinger nach: Für sich alleine stehend ist das schon eine durchaus sehr feine Angelegenheit, die in puncto Zartgliedrigkeit und Eleganz die hochklassige Konkurrenz aus dem M-S-R-Gebiet nicht fürchten muss. Überraschenderweise, denn ich hätte nie gedacht, dass man in Württemberg derartige Kabinette erzeugen kann, aber man kann es offenkundig!

Im Schatten des Riesens (in Gestalt des Morsteins) hat es wahrscheinlich so gut wie jeder andere Spitzenkabinett zu schwer.....

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragDo 27. Okt 2022, 21:26

Ach, interessant - Bernds Notizen habe ich komplett übersehen. Der Wein war aber auch in meinem Probenpaket, und nach einer Verkostungszäsur mußte er heute dran glauben:

Aldinger, Uhlbacher Götzenberg Kabinett 2021

Ich bleibe mal bei meinem Blau für Weißweine, wenn auch aufgehellt. Wollte man hier die Farbe adäquat wiedergeben, wäre nicht viel zu lesen, denn die Robe ist fast näher am Altweiß als an sehr hellem grünschimmerndem Fahlgelb.
Die Nase gibt fast nichts preis; vielleicht ganz dezent Gletscherbonbon? Ah, jetzt vielleicht ein Hauch Birne und Ananas.
[+10'] Am Gaumen grannysmithige Säure, die den Spagat zwischen knackig und mild schafft; jedenfalls sehr gut eingebunden. Das gilt auch für den Restzucker, der zwar deutlich die Lippen klebrig macht, am Gaumen aber hervorragend eingebunden ist. Durchaus erstaunlich, denn die Expertise weist 53,6 g/l RZ bei 12 g/l Säure und 7 Umdrehungen aus; ich hätte vielleicht 30-40 geraten.
Zu der grünapfeligen Aromatik gesellt sich eine mildzitrische Note Richtung Mandarine (das Weingut meint: Orange; auch nicht verkehrt).

Das ist schon ziemlich nett und gefällt sogar mir Kabibanausen. Schlank, klar und strahlend, mit schöner Ausgewogenheit von Süße und Säure (das wäre dann wohl "Spiel"). Allerdings war mein scharfer Nudeltopf mit Huhn vom Asiaimbiß schon eine Stunde her; als direkter Begleiter denn als Solist gefiele er mir vermutlich noch etwas besser.

Passend zum Thread "Zweite Chance?", gehören Kabis übrigens zu den Weinen, die ich eigentlich nicht auf der Agenda habe, denen ich aber immer mal wieder auf den Zahn fühle. Denn sie haben handfeste Einsatzvorteile in der Kombi mit scharfem Essen und durch den niedrigen Alkohol. Dennoch weist derzeit nichts daraufhin, daß sie bei mir mehr als ein Nischendasein fristen.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragFr 28. Okt 2022, 19:34

amateur des vins hat geschrieben:Schlank, klar und strahlend, mit schöner Ausgewogenheit von Süße und Säure (das wäre dann wohl "Spiel").


"Spiel" ist eigentlich noch ein wenig mehr als "schöne Ausgewogenheit". Um es in meiner unbeholfenen Sprache zu sagen: Der Begriff bezeichnet den Eindruck, dass sich Süße und Säure beständig gegenseitig herausfordern.

amateur des vins hat geschrieben:Passend zum Thread "Zweite Chance?", gehören Kabis übrigens zu den Weinen, die ich eigentlich nicht auf der Agenda habe, denen ich aber immer mal wieder auf den Zahn fühle. Denn sie haben handfeste Einsatzvorteile in der Kombi mit scharfem Essen und durch den niedrigen Alkohol. Dennoch weist derzeit nichts daraufhin, daß sie bei mir mehr als ein Nischendasein fristen.


Karsten, ich bin ja schon glücklich über jeden, der überhaupt mal einen solchen Kabi probiert, anstatt bereits aus der Ferne "Igitt, der ist ja nicht trocken!" zu schreien! :) Und hier handelt es sich um etwas besonders Interessantes, was es so in Württemberg bislang nicht oder so gut wie nicht gegeben hat. Aldinger zeigt, dass man auch im Remstal einen wirklich feinen Kabinett, der den Vergleich mit hervorragenden Konkurrenzprodukten von der Mosel nicht scheuen muss, hervorbringen kann.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragFr 28. Okt 2022, 21:53

Bernd Schulz hat geschrieben:"Spiel" ist eigentlich noch ein wenig mehr als "schöne Ausgewogenheit". Um es in meiner unbeholfenen Sprache zu sagen: Der Begriff bezeichnet den Eindruck, dass sich Süße und Säure beständig gegenseitig herausfordern.
Ah ok. Dieser Definition zufolge hatte der Wein in meinem Glas kein "Spiel".
Bernd Schulz hat geschrieben:ich bin ja schon glücklich über jeden, der überhaupt mal einen solchen Kabi probiert, anstatt bereits aus der Ferne "Igitt, der ist ja nicht trocken!" zu schreien! :)
Och, ich hab schon Sauternes getrunken, als ich noch eine ganze Weile das Cliché pflegte, deutsche Weine seien unfallfrei nicht zu trinken. Meistens ist mir soviel Zucker inzwischen aber zuviel.
Bernd Schulz hat geschrieben:Und hier handelt es sich um etwas besonders Interessantes, was es so in Württemberg bislang nicht oder so gut wie nicht gegeben hat. Aldinger zeigt, dass man auch im Remstal einen wirklich feinen Kabinett, der den Vergleich mit hervorragenden Konkurrenzprodukten von der Mosel nicht scheuen muss, hervorbringen kann.
Gut zu wissen. Dann kann ich grob einordnen, wie hoch meine Meßlatte hängt.
Besten Gruß, Karsten
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Udo2009

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Re: Gerhard Aldinger

BeitragDi 9. Mai 2023, 20:11

Sine Trollinger 2019, RZ: 1,8 g/l S: 5,8 g/l, Alkohol 11,5 %

Sine Entrappen | Sine Zugabe von Hefen | Sine Chaptalisierung | Sine Zugabe von Sulfiten | Sine Filtration | Sine Druckerschwärze = Trollinger ungeschminkt.

Im Glas ein dunkles rot, evtl. etwas heller als Spätburgunder mit weißem Rand.

In der Nase Kirschen und andere rote Beeren.

Im Mund setzen sich die Aromen fort, beerig. Ausgewogen - die sieben Monate im gebrauchten Barrique schmecke ich nicht.

Trotzdem ein toller Wein.
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