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Weingut Robert Bauer

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Oh Dae-Su

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Weingut Robert Bauer

BeitragDi 20. Dez 2011, 18:45

Nach längerer Abstinenz habe ich endlich mal wieder einen Württemberger im Glase. Und was für ein Provokativen und Umstrittenen :o . Weniger der Wein, eher der Weingärtner bzw. ehemalige Weingärtner (die Besitzverhältnisse des Weingutes sind etwas undurchschaubar. Wie auch immer …). Dieser Blaue Spätburgunder VV 2005 Tafelwein wurde vom Weingut Robert Bauer in Flein bei Heilbronn produziert. Wahrscheinlich dem Enfant Terrible der Württembergischen Weinszene seit den 1980er Jahren. In früheren Zeiten hat er sich einen Namen dadurch verdient, indem er ein wortlauter Streiter gegen die Beifügung von Süßreserve, darstellte. Soweit ich weiß, wird dieser Kampf erbittert weitergeführt. Nebenbei betreibt Bauer auch ein eigenes Weingut im Burgund, dessen Weine durchaus eine gewisse Qualität haben, vertreibt (oder vertrieb, aktuelle Lage ist mir nicht bekannt) auch Bordeaux Weine unter eigenem Namen und des Weiteren ist er Besitzer einer so langsam immer bekannter werdenden Essigmanufaktur. In der Weinbewertungsliteratur konnte er nie sehr viel Lob ergattern. Warum das so ist kann und will ich nicht kommentieren. Ich habe von ihm sehr bedenkliche, aber auch sehr angenehme Weine über die Jahre trinken können. Nun ja heute habe ich meine letzte Flasche seines Spätburgunders im Glase:

Weingut Robert Bauer Blauer Spätburgunder VV 2005 Tafelwein

Dieser Spätburgunder wurde nur im Stahltank ausgebaut. Eine Besonderheit auf die großer Wert gelegt wird um die Fruchtqualitäten des Spätburgunders nicht durch Holzeinflüsse zu verschleiern. Was ich im Glas vorfinde spricht für diesen holzlosen Weg. Ich schmecke und rieche ganz klare, ausgeprägte und typische Fruchtaromen von Himbeeren und Erdbeeren. Vielleicht auch ein wenig Kirschen. Die Stilistik ist alles andere als „schwäbisch“. Ich bekomme einen sehr aristokratischen, fast schlank anmutenden und eleganten Eindruck von diesem Wein. Man könnte es auch burgundisch nennen. Mach ich aber nicht. Die Konzentration und Säure des Weines ist sehr gut ausbalanciert. Die Länge ist beeindruckend. Sehr faszinierender Nachhall. Was das Alter betrifft, denken ich, dass jetzt (spätestens) die Zeit zum trinken ist. Das hat weniger mir dem Wein an sich zu tun. Ich würde die Alterung eher auf den verwendeten Kunststoffkorken zurückführen. Eine Weingutspolitik die ich nie verstehen konnte, da ich ein Intimfeind ;) von Kunststoffkorken bin. Ich hoffe, dass hat sich bei den jüngeren Jahrgängen geändert. Zurück zum Wein: Alles in allem eine sehr beeindruckende und genussreiche Erfahrung. Eine Art von Spätburgunder die man aufgrund der speziellen Stilistik eher selten von deutschen Weingütern bekommt. Eigentlich schade, dass es meine letzte Flasche war. Soweit ich weiß, sind die Preise für diesen Wein in den letzten Jahren etwas verstärkt angestiegen. Ich habe damals 16 Euro gezahlt. Demnach ein sehr gutes PLV. Die Erhältlichkeit der Weine ist ein wenig problembehaftet. Abgesehen von Sansibar kann man die Weine fast nur ab Hof vom Weingut kaufen. Was aber ein ganz besonderes Erlebnis sein kann. :P

http://wuerttemberger-wein.blogspot.com/2011/12/ein-spatburgunder-aus-einer-von.html


Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Weingut und seinen Weinen? Eure Eindrücke würden mich sehr interessieren. Gerne auch kontrovers, was in diesem Fall nicht sonderlich schwer sein dürfte. :P
Zuletzt geändert von Oh Dae-Su am Mi 21. Dez 2011, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Charlie

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Re: Weingut Robert Bauer

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Oh Dae-Su

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Re: Weingut Robert Bauer

BeitragMi 21. Dez 2011, 10:26

Hi Charlie,

super das noch jemand Erfahrungen mit Bauer Weinen hat :D. Den Muskateller kenn ich leider (oder wahrscheinlich besser so) nicht, aber die beiden anderen VKN's kann ich gut nachvollziehen. Vor allem asketische, fundamentalistische Aspekt beim Riesling RZ<1 g/l. Die beiden Weine, RZ ein anderer Jahrgang, würde ich von mir aus eher in den schon von mir erwähnten Bereich der "bedenklichen Weine" einordnen ;) . Mit den Rieslingen konnte ich von ihm noch nie viel anfangen. Ich hätte bei meinem Verkosten der Rieslinge nur mit viel Wohlwollen für das Weingut, welches ich für das Weingut nicht habe :oops: , die 80 Punkte Marke knapp erreicht. Bei den Spätburgundern und Lembergern kommt der puristische Stil meiner Ansicht nach wesentlich besser rüber. Zur punktuellen Einordnung: Dem Spätburgunder VV 2005 hätte ich ca. 90 Punkte gegeben.

Gruss

Chris

PS: Auf einer TBA Flasche Kunststoffkorken (hab ich eben nochmal bei dir in den VKN's gesehen)! Unglaublich :?: :lol:
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Oh Dae-Su

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Re: Weingut Robert Bauer

BeitragFr 18. Mai 2012, 16:49

Hallo alle zusammen,

ich hatte eben die eher rare Gelegenheit einige der aktuelle Weine des notorisch polarisierenden Weingutes aus Württemberg verkosten zu können. Die Verkostung fand im Rahmen einer größeren Weinverkostung in Heilbronn statt. Da es sich teilweise um ungewöhnliche Weine, meist im positiven Sinn, handelte, möchte ich meine kurzen Eindrücke weitergeben:

Sauvignon Blanc 2011 (o)-(+)
Keine Aromabombe, wie zu erwarten recht frisch, leicht und typische Fruchtaromen, etwas grasig, etwas pfeffrig, noch ein wenig verhalten und schüchtern

Weißburgunder 2011 (o)
Sehr leicht wenn nicht fast schwachbrüstig, eher ein süffiger Geselle, leichte Aromen von Zitrone und Honig, nicht weiter erwähnenswert

Syrah Rosé 2011 (o)-(+)
Die Nase erscheint mir etwas leicht stinkig nach Tier und Heu, im Geschmack ein leichter, sehr trockener, fruchtbetonter Ausdruck, hat etwas „Strahlkraft“, etwas Würzigkeit, kein Langweiler und erscheint angenehm süffig, könnte mir durchaus schmecken – erstaunlich, kommt bei der Schublade Rosé bei mir sehr selten vor

Spätburgunder V.V. Pflanzjahr 1949 2010 (++)
Erscheint mir wie gehabt ein Pinot Noir zu sein, den man so in Württemberg und vielleicht in ganz Deutschland in der Art nur schwer finden mag (das soll keine Qualitätseinstufung sein, nur von der Stilistik her gesehen), neu ist der Ausbau in gebrauchten Barriquefässern, der Pinot kommt äußerst elegant und feinfruchtig daher, sehr präzise und fruchtbetonte Aromen von Beeren und hier und da vielleicht auch Kirschen, sehr finessenreich und guter Abgang, keine hochkonzentrierte Angelegenheit aber sicher nicht unkomplex. Hat mehr als nur ein wenig etwas!

Syrah Rouge 2011 (+)
Die Nase zeigt sich sehr zurückhaltend und macht außer einer syrah-typischen Würzigkeit nicht viel her, im Geschmack ist er sehr leicht, fruchtbetont und würzig, präzise klassische Fruchtaromen die einem ein beschwingtes Trinkvergnügen bescheren, keinesfalls flach oder dünn, bei ner Blindverkostung hätte ich wahrscheinlich eindeutig Syrah getippt, aber nicht in 100 Jahren aus Württemberg oder Deutschland (kenne nur die verschiedenen sehr konzentrierten deutschen Vertreter dieser Rebsorte), meiner Ansicht nach ein leichter und günstiger Sommerwein mit Rückrat

Die beiden letzten Weine haben mich positiv überrascht. Darüber hinaus hat mich auch gefreut, dass man sich vom Kunststoffkorken verabschiedet hat (nun teilweise einen Spezialpresskorken – welchen ich auch kaum besser finde :? ) und die gelegentliche „Special Attitude“ gegenüber der Kundschaft und anderen Interessierten abgelegt wurde.

Viele Grüsse

Chris

PS:
(++++) = die Engelchen tanzen im Himmel und ich gleich mit
(+++) = großartiger, fantastischer Wein
(++) = sehr guter Wein
(+) = guter Wein
(o) = so La La, nichts Schlimmes und nichts Besonderes
(-) = klare Schwächen vorhanden
(--) = miserabel
(---) = gutes Horrorpotential
(----) = Pisse
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AmonA

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Re: Weingut Robert Bauer

BeitragMi 29. Aug 2012, 12:08

Das Weingut habe ich mal gekannt :roll:
War in den 80zigern (bin also schon "alt") sehr oft dort. Man konnte gut plaudern, bekam noch etwas sehr leckeres zu essen und die Weine waren bei der Präsentation auf dem Weingut immer sehr fruchtig und reintönig. Zuletzt hatte ich einige Weine von dem 90ger Jahrgang gekauft. In Erinnerung geblieben ist mir nur der Trollinger (den habe ich nach einigen Wochen zurückgegeben, da er gekippt war) und den Lemberger - den habe ich nach etwa 8 Jahren vergeblichen Wartens auf den optimalen Reifepunkt weggeschüttet, weil er inzwischen vollständig seine Farbe verloren hatte und extrem sauer war. Mit dem Essig wollte ich meine Salate nicht verschandeln. :D
Ich habe mich dann lieber den Kaiserstühlern (Johner, Salwey, Bercher...die üblichen Verdächtigen) zugewendet.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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Budi

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Re: Weingut Robert Bauer

BeitragFr 5. Okt 2012, 12:01

Hatte nun auch nach kurzem Besuch bei Robert Bauer einen Riesling, der neben dem Spätburgunder aus der Kollektion herausstechen soll. Wein mitgenommen und eine interessante Erfahrung gemacht. Ein minimalistischer Askese-Riesling, der anstrengt aber irgendwie auch probierenswert ist:

Riesling VV 2009
http://budisfoodblog.wordpress.com/2012/10/05/wurttemberg-robert-bauer-riesling-vv-2009/

Das Weingut Robert Bauer aus Flein bei Heilbronn bietet eine Mischung aus Weingut, Destillerie, Sektkellerei und Vinaigrier. Des Weiteren vertritt der Fleiner die recht provokative Ansicht, dass nur knochentrockene Weine die wahre Weinessenz darstellen, womit sich das Weingut wenig Freunde machen dürfte. Bei Robert Bauer verlässt kein Wein über 1g/l Restzucker die Tore. Unterm Strich bleibt dabei aber ein einzigartiges Weingut, welches in Württemberg kein Pendant findet.

Genau so eigen wie das Weingut, präsentiert sich auch der folgende knochentrockene Riesling, der in französischer Anlehnung als “Vieilles Vignes” bezeichnet wird. Die Rebstöcke dieses Rieslings stammen noch aus dem Pflanzjahr 1934, was eine echte Rarität darstellt.

Farblich zeigt sich der 13%Vol. besitzende 2009er Riesling in kräftigem, vollen strohgelb. In der Nase hat man eine minimal hefige, leicht maisige Nase, die von Zitrusfrüchten begleitet wird und ein wenig an Chardonnay erinnert. Wenig Frucht, viel malolaktische Gärung zeigt sich hier. Insgesamt zeigt sich der Wein hier aber eher zurückhaltend.

Am Gaumen geschieht ähnliches. Der Wein wirkt rund, kräftig und besitzt nahezu keine Frucht, außer den ausgeprägten Zitrusnoten. Es ist eher die Mineralik, von der dieser schon schwerere Riesling lebt. Im Abgang hat man einen langen Ausklang der Zitrusaromatik und eine minimale Bitterkeit.

Über die Tage entwickelt sich der Wein nicht und fährt die minimalistische Schiene weiter.

Ein anstrengender Askese-Wein – aber sicherlich probierenswert.
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Oh Dae-Su

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Re: Weingut Robert Bauer

BeitragFr 5. Okt 2012, 13:12

:D Die Beschreibung erinnert mich doch sehr an den 2004er den ich ebenfalls über Tage hinweg getrunken habe. Ein durchaus interessanter, eigenwilliger, aber auch strenger Wein! Mein Fazit war damals: Einmal und nicht mehr so schnell wieder ;)! Aber eine interessante Erfahrung! Askese trifft es gut!

Probier mal seinen Spätburgunder VV :) !

Gruss

Chris

PS: Hey, WOW der hat ja einen Naturkork als Verschluß!!! :shock:
Meiner war noch aus der dogmatischen Plaste-Ära!
Nebenbei erwähnt: Schönes halbschattiges Foto! Passt zum Weingut! :lol:

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