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Diverse Winzer

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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragSo 23. Okt 2016, 22:29

Hallo Ralf,

es hilft ja nun mal alles nix - wenn es um die Frage geht, welche Mittelrheinrieslinge ich in einer Stückzahl von mehr als drei Flaschen käuflich erwerben will, muss sich Didinger mit den Bopparder Kollegen und unter anderem auch mit Weingart vergleichen lassen. Es besteht ja nun noch nicht mal ein fundamentaler Unterschied in den Preisen - und im Ernstfall lege ich gerne zwei Euro pro Pulle drauf und klopfe bei Weingart an! Bekanntlich bin ich beim Weinkaufen ziemlich sparsam, aber in diesem Fall muss ich gar nicht lange überlegen.....

Herzliche Grüße

Bernd
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragMo 24. Okt 2016, 19:24

Ganz sicher auch keine Konkurrenz für Weingart ;) , aber für 5,20 Euro ab Weingut sicher eine Erwähnung wert:

Weingut Brück, 2015er Steeger St. Jost Riesling Spätlese "halbtrocken".
Mit 11,0 vol% ein eher schlanker Wein, die Süße (8,9 g/l) ist sehr gut eingebunden und kaum schmeckbar, die Säure (6,2 g/l) präsent mit schönem Schliff, in der Nase feinfruchtig und zurückhaltend, eher keine Spontanvergärung, aber hier kann man sich bekanntlicherweise ja irren :P , am Gaumen Apfelnoten, leichte Mineralität, der in 2015 nicht selten anzutreffende Gerbstoffton ist in diesem Riesling kaum vorhanden, feiner Nachhall.
Ein eher unbekanntes Weingut bietet hier einen Riesling an, der zwar keine Über-Drüber-Super-Duper-Spätlese ist, aber für die Freundinnen und Freunde des schlankeren Stils der Bacharacher Seitentäler sicher ein Probieren wert.

Achtung: Da es ja auch in dieser Hinsicht hier immer Empfindlichkeiten gibt, weise ich vorsorglich darauf hin, dass der Wein zwar in der traditionellen alten braunen Schlegelflasche daherkommt, die Ausstattung aber nicht wirklich zeitgemäß ist.
Viele Grüße

Stephan
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragMi 26. Okt 2016, 11:32

Ebenfalls für nur 5,20 Euro zu haben aus dem Weingut Brück in Bacharach-Steeg:

2015er Steeger St. Jost, Riesling SPÄTLESE "feinherb"
Dieser Wein hat weniger und zugleich mehr als sein "halbtrockenes" Pendant: Er hat etwas weniger Alkohol (10,5vol%), dafür deutlich mehr Restsüße (25,4 g/l). Diese Kombination macht, dass sich diese Spätlese im Mund voller anfühlt als ihre "halbtrockene" Schwester. Die hohe Säure von 10,1 g/l lässt die Süße etwas in den Hintergrund treten. Der Wein schmeckt wie der Biss in einen säurereichen Cox-Orange, ist recht extraktreich, in der Nase ebenfalls verhalten. Etwas Würze, leichte Mineralität und wiederum nur sehr leichter Gerbstoff im mittellangen Abgang.

Dieser Wein zeigt exemplarisch, dass, je wärmer der Jahrgang, desto interessanter die Weine aus den höher gelegenen Seitentälern werden. Während die 2015er aus dem Bacharacher Hahn und dem Bopparder Hamm für mich häufig ein bisschen zu viel Reife und Fülle haben, teilweise sogar mit Gärungskohlensäure abgefüllt werden, um frischer zu wirken, braucht es weder diese noch den in 2015 häufig vorhandenen Gerbstoff um diesem Wein Frische und Struktur zu geben.

Auch hier kein Überflieger aber ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Spontanvergärung? Wohl eher nicht! ;)
Leider auch hier eine gestrige Ausstattung und ein leidiger Kunststoffzapfen, aber irgendwo muss der niedrige Preis ja auch herkommen.
Viele Grüße

Stephan
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragDo 27. Okt 2016, 09:42

Bernd Schulz hat geschrieben:- dieses Dickschiff (...) etwas zu massiv.



Da Weingart ja bei manchem als der Prototyp leichter Rieslinge gilt, möchte ich doch obiges Zitat zur 2015er Bopparder Hamm Feuerlay Spätlese* "trocken" (13%vol) von Didinger noch zum Anlass nehmen, darauf hinzuweisen, dass die 2015er Bopparder Hamm Feuerlay Riesling Spätlese "trocken" von Weingart sogar mit 13,5%vol daherkommt.

Der Alkoholgehalt der Rieslinge aus dem Bopparder Hamm scheint also weniger eine Stilfrage des jeweiligen Winzers zu sein als viel mehr eine Frage der Ausbauart, nämlich "trocken" oder "halbtrocken" bzw. "feinherb".

Gerade in warmen Jahren kommen die sehr guten Lagen des Bopparder Hamm an ihre obere Grenzen, was den Zuckergehalt der Beeren angeht.
Viele Grüße

Stephan
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragSo 30. Okt 2016, 22:09

Hallo Stephan,

ich spreche mal kurz für Bernd, denn datt wissen wir auch in Aachen: Weingart kann beides, wenn es zu dem Jahrgang passt macht er auch "Brummer", aber hier gilt auch: " wie ist der Alkohol eingepackt", und das kann der Forian Weingart ähnlich wie Martin Müllen perfekt, dass heißt aber auch nicht an der Stelle, dass ich Didinger doof finde, im Glas der 2015Bopparder Hamm Feuerlay Kabinett "s" trocken von Didinger,
konzentrierter, kräftiger Kabi, schöne Säure, auch hier Orange, etwas Aprikose, auch Johannisbeeren, ich kann Bernds Kritik insofern nachvollziehen, dass ich sowohl bei der Spätlese als auch hier eine "parfümierte" Note in der Nase hatte, da bin ich auch sehr empfindlich ( vielleicht auch deswegen die Skepsis bezüglich der Spontangärung), aber es ist eindeutig ein Mittelrheiner

trotz aller Kritik 86 Punkte

Gruß

Ralf
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Gaston

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Re: Diverse Winzer

BeitragMo 31. Okt 2016, 01:10

Ein kurzer, vielleicht etwas apodiktisch wirkender Zwischenruf zu dieser Didinger/Weingart-Diskussion: Am Mittelrhein gibt es m.E. fünf Spitzenwinzer: Weingart, Müller, Jost, Kauer und Ratzenberger. Das sind (immer meiner subjektiven Meinung nach) Winzer, die auch deutschlandweit relevant sind. Dann gibt es die zweite Reihe, Didinger, Bastian, Lanius-Knab, Toni Lorenz und andere. Das heißt natürlich nicht, dass die zweite Reihe keine guten Weine herstellen könnte. Aber es fehlt dort vielleicht etwas an Konstanz. Einzelne Weine können großartig gelingen, aber das Gefühl, jahrgangsunbhängig sehr gute Quaitäten erwerben zu können, habe ich bisher nur bei den "großen Fünf".

Natürlich kann ich mich irren, und gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen, es gibt auch gut beleumdete Güter, die ich aber mangels Trinkefahrung nicht wirklich einschätzen kann (Josten&Klein, Weingut Sturm). Den Vergleich Didinger/Weingart empfinde ich deshalb als aus meiner Sicht ungerecht; Weingart ist Top-Winzer, auch deutschlandweit, Didinger sollte im regionalen Maßstab bewertet werden, dem direkten Vergleich hält Didinger wahrscheinlich nicht Stand. Das ist kein Statement gegen Didinger, eher eine subjektive Bestandsaufnahme der "Mittelrhein-Hierarchie". Davon unabhängig wünsche ich mir auf jeden Fall mehr Dynamik am MR, das Gebiet verträgt sicherlich noch mehr interessante, markante, spannende, stiprägende Weingüter. Das Gebiet und seine Lagen geben das mit Sicherheit her.
Beste Grüße
Gaston
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragMo 31. Okt 2016, 13:38

Gaston hat geschrieben:Ein kurzer, vielleicht etwas apodiktisch wirkender Zwischenruf zu dieser Didinger/Weingart-Diskussion: Am Mittelrhein gibt es m.E. fünf Spitzenwinzer: Weingart, Müller, Jost, Kauer und Ratzenberger. Das sind (immer meiner subjektiven Meinung nach) Winzer, die auch deutschlandweit relevant sind. Dann gibt es die zweite Reihe, Didinger, Bastian, Lanius-Knab, Toni Lorenz und andere. Das heißt natürlich nicht, dass die zweite Reihe keine guten Weine herstellen könnte. Aber es fehlt dort vielleicht etwas an Konstanz. Einzelne Weine können großartig gelingen, aber das Gefühl, jahrgangsunbhängig sehr gute Qualitäten erwerben zu können, habe ich bisher nur bei den "großen Fünf".


Nun ist es aber so, lieber Gaston, dass mir auch von den Spitzenwinzern, die konstant hohe Qualitäten erzeugen, nicht jeder Wein gleich gut schmeckt. Und auch hohe Punkte bei Hoffschuster, Millau, etc. bedeuten nicht, dass mir dieser Wein schmeckt. Und deshalb, und weil ich Freude habe am (Aus-)Probieren, probiere ich viele Weine auch der Winzer aus der zweiten oder dritten Reihe, und auch von Winzern aus der ersten Reihe kommen mir keine Weine in größerer Zahl ohne vorheriges Probieren in den Keller.

Und ob ein Winzer zu Deutschlands Spitze gehört oder doch nur zur regionalen zweiten Reihe, das sagt gar nichts darüber aus, ob mir dieser eine Wein heute Abend zum Butterbrot oder morgen zur geschmorten Ochsenbacke schmecken wird.

Vor Jahren habe ich mir mal den Spaß gemacht, alle erreichbaren "trockenen" Rieslinge eines Jahrgangs aus dem Oberweseler Ölsberg zusammenzukaufen. Diese wurden dann verdeckt probiert und standen dann beim anschließenden Essen auf dem Tisch. Wer kam in der Blindprobe am besten weg, und welche Flasche war beim Essen als erste leer? Das ist die Nagelprobe und entscheidet, welche Flaschen in größerer Zahl in meinen Keller dürfen und nicht die Frage, ob es ein Spitzenwinzer war, der den Wein auf die Flasche gebracht hat.
Viele Grüße

Stephan
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kristof

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Re: Diverse Winzer

BeitragMo 31. Okt 2016, 14:22

Das ist die Nagelprobe und entscheidet, welche Flaschen in größerer Zahl in meinen Keller dürfen und nicht die Frage, ob es ein Spitzenwinzer war, der den Wein auf die Flasche gebracht hat


Welcher Wein welchen Spitzenwinzers hat denn gewonnen? ;)
Viele Grüße,

Christoph
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragMo 31. Okt 2016, 15:15

kristof hat geschrieben:
Das ist die Nagelprobe und entscheidet, welche Flaschen in größerer Zahl in meinen Keller dürfen und nicht die Frage, ob es ein Spitzenwinzer war, der den Wein auf die Flasche gebracht hat


Welcher Wein welchen Spitzenwinzers hat denn gewonnen? ;)


Ich meine, ich hätte das seinerzeit in TAW veröffentlicht. :lol:

Folgende "trockene" und "feinherbe" Rieslinge aus dem Oberweseler Ölsberg des Jahrgangs 2007 waren in der Probe, die ersten drei habe ich nachgekauft:
Spätlese "trocken" von Waldemar Querbach
Großes Gewächs von Lanius-Knab
Spätlese "trocken" von Dr. Kauer
QbA "feinherb" von Goswin Lambrich
Spätlese "feinherb" von Persch
Spätlese "trocken" von der Überrrheiner Gold Weinbau GbR
Viele Grüße

Stephan
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StephanB

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 3. Mär 2017, 14:28

Gerne probiere ich auch immer wieder Weine der Winzer, die nicht schon in sämtlichen Weinforen bekannt sind. So habe ich mir diesmal ein Sixpak aus dem Weingut Sebastian Schneider in Bad Hönningen zusenden lassen.
Der Auftakt ist vielversprechend!

2014er Hönninger am Münchberg Riesling S "feinherb"
Der Einfachheit halber zitiere ich die Website des Weinguts: "Restzucker: 24,80 g/l Alkohol: 11,50 vol %
Säure: 8,20 g/l Laut Gault Milliau (sic! ;) )einer der besten feinherben Rieslinge am Mittelrhein."

http://www.schneider-das-weingut.de

Der Gault Millau ist für mich aufgrund mancher Inkonsistenzen längst unten durch, zudem werden dort Mittelrheinweine permanent zu niedrig bewertet, aber hier ist ihm zumindest aufgefallen, dass aus dem Weingut Sebastian Schneider recht interessante Weine kommen, die durchaus mit den besseren Mittelrheinweingütern mithalten können.

Mir ist der 2014er Hönninger am Münchberg Riesling S "feinherb" eine Spur zu süß um ihn häufiger zu trinken (lässt sich nicht so leicht zum Essen kombinieren), lecker, sehr lecker aber ist er allemal. Die Stilistik erinnert an eine veritable Mosel-Spätlese.

Weil ich schon dabei bin, zitiere ich munter weiter, hier den Mittelrhein-Weinfüher: "Schneiders Weine bereiten ein anspruchsvolles und zugleich unkompliziertes Trinkvergüngen. Mit ihrer ausgeprägten Mineralität und Aromatizität sind es spannende Fundstücke von Oberheimbach bis Dattenberg, die man sich nicht entgehen lassen sollte."

Wo er recht hat, der Herr Burmeister, hat er recht.
http://www.mittelrhein-weinfuehrer.de/schneider.html

Dieser Wein mit Schraubverschluss und für 8.60 Euro ab Weingut ein Schnäppchen!
Viele Grüße

Stephan
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