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Re: Weingart

BeitragVerfasst: Fr 9. Jul 2021, 22:43
von port_ellen
2013 bopparder hamm ohlenberg spätlese trocken (13.5%):

goldgelb.
reife, komplexe süßliche nase mit kernobst und apfelschale
ölige textur, dabei aber aromatisch transparent und tief, weich, lang.
sehr eigenwillig, ganz ähnlich wie die 2009er version (notiz 2016):

2009 Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Spätlese trocken
Intensiv goldfarben, expressive Nase mit einem ganzen Früchtekorb, wirkt im Mund sehr dicht und komplex, noch ausreichende Säure, hinten leichter Bitterton. Einerseits eindrucksvoll, aber auch etwas anstrengend,


sehr gelungen, ein wein zum sinnieren...

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Fr 8. Okt 2021, 20:50
von port_ellen
ein echtes Unicum:

2011 Bopparder Hamm Engelstein, Riesling Spätlese feinherb+ (12.5%)

mittleres goldgelb.
im Duft süße Kokosnuss mit leichter Säurespur und Motoröl, cremig
Geschmack: vorne erst sehr weich+ölig, dann kräftige SäureAder, dann wieder süß, etwas fett wie ein auslese, hochreif, dicht und intensiv, feine säure trägt auch nach hinten.
im Abgang süßes Karamell und buttrig, fast wie ein hochgradiger chardonnay, "pralinig".

irgendwie schräg, so als ob sauternes sich an einer riesling auslese versuchen würde...

Re: Weingart

BeitragVerfasst: So 30. Jan 2022, 23:33
von Bernd Schulz
Die feinherbe 2020er Spätlese "Spay in der Zech" hatte ich im letzten Jahr nicht bestellt, aber von einem Freund konnte ich vor ein paar Tagen auf sehr unkomplizierte Art noch ein paar Flaschen Meierer- und eben Weingart-Rieslinge erwerben:

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Es handelt sich nicht um eine spektakuläre, intellektuell durch größere Ecken und Kanten herausfordernde Angelegenheit, sondern um einen feinherben Riesling, bei dem schlichtweg alles stimmt. Er wirkt nicht zu süß und nicht zu sauer, es fehlt weder an Lebendigkeit und Schwung noch an Substanz - alles befindet sich in einer so selten anzutreffenden Balance. "Objektiv" muss ich diese weniger hintergründige und damit weniger komplexe Spätlese niedriger bewerten als Tennstedts" Musari". Subjektiv fällt das Lustempfinden beim Trinken für mich aber kaum niedriger aus als bei Tennstedts Garagenwein. Tut mir leid, aber so verhält es sich nun mal :oops:.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Weingart

BeitragVerfasst: So 14. Aug 2022, 22:27
von Gaston
Hallo,

Ich hatte neulich die Gelegenheit, vier 2021er von Florian Weingart zu verkosten:

- Mittelrhein Riesling trocken
- Mittelrhein Riesling feinherb
- Bopparder Hamm Riesling Kabinett trocken
- Bopparder Hamm Riesling Spätlese trocken

Ohne auf jeden Wein einzeln einzugehen - ich war relativ begeistert. Verbindendes Merkmal aller Weine war eine Frucht, die was Klarheit und Charme angeht, ihresgleichen sucht. Grossartig. Ich verliebe mich ja nicht automatisch in jeden Jahrgang von Weingart (wiewohl ich seine Weine insgesamt dauerhaft schätze), aber 2021 ist so ein Kandidat. Die Weine sind saftig, die Basis-Rieslinge sehr trinkanimierend, der Kabi überraschend vielschichtig, die Spätlese hat Spannung und Kraft.

Für mich, ausgehend von diesen vier Weinen, ein richtig starker Weingart-Jahrgang.

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Fr 9. Sep 2022, 12:43
von EThC
...ich hab ein paar 21er von Weingart bestellt und könnte irgendwann ein Vergleichs-Experiment machen, denn zwei ansonsten gleiche Weine mit gleicher AP wurden unterschiedlich verschlossen, einmal mit normalem Kork, einmal mit DIAM. Kommt so ein Verschlußmix bei Weingart öfters vor?

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Sa 17. Sep 2022, 21:16
von Gaston
EThC hat geschrieben:...ich hab ein paar 21er von Weingart bestellt und könnte irgendwann ein Vergleichs-Experiment machen, denn zwei ansonsten gleiche Weine mit gleicher AP wurden unterschiedlich verschlossen, einmal mit normalem Kork, einmal mit DIAM. Kommt so ein Verschlußmix bei Weingart öfters vor?


Hallo Erich,

das ist erstaunlich. Soweit ich das sehe, benutzt Weingart seit zwei oder drei Jahren DIAM-Verschluesse, und das eigentlich nur bei den Basisweinen. Bei welchem Wein hast du das beobachtet? Und schon was probiert?

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Sa 17. Sep 2022, 21:27
von Gaston
Heute im Glas

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Die VKN von 2021 verstehe ich heute nicht ganz, der Wein schmeckt ganz und gar nicht wie ein 2006er, sondern tatsaechlich wie in sehr guter 2016er. Obzwar 2016 wirklich kein Top-Jahrgang war, haben wir eine ausgesprochen elegante und feine trockene Spaetlese im Glas. Am Gaumen leicht cremig, burgundische Anmutung, Saeure ja, aber eher strukturierend, glasklare Frucht in Richtung Birne und Honigmelone, hat gewisse Laenge, aber vor allem eine grossartige Harmonie und Eleganz! Angesichts des eher schwierigen Jahrgangs ein grossartiger Wein, Chapeau, Herr Weingart! (91 P.)

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Mo 6. Mär 2023, 19:33
von Gaston
Gaston hat geschrieben:Heute im Glas:

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Normalerweise ist die Kombination aus hoher Reife, eher milder Säure und einem leichten Zuckerschwänzchen (die Bezeichnung Riesling Spätlese 9,8 bezieht sich auf den RZ-Gehalt) nicht ganz mein Ding, aber der Wein ist weit davon entfernt barock oder übertrieben opulent zu sein (wie so mancher Wein von Matthias Müller), der Wein zeigt genügend Frische, um für entsprechenden Trinkfluss zu sorgen (12,5% alc.). Ein leichter Bitterton im Abgang wirkt zusätzlich animierend. Die Frucht ist traumhaft klar (und erinnert mich - nicht aromatisch, sondern vom Charme und von der Klarheit her - an einen neulich getrunkenen 18er von Müllen) und einfach nur betörend.

Insgesamt ist das vom Typ her eine eher halbtrockene gehaltvolle Spätlese, die, und das ist das Einzige, was ich heute ein wenig bereue, eher nicht zum einfach so nebenbei trinken taugt, sondern einen gewissen (meinetwegen kulinarischen) Anlass verdient.

Vor ein paar Tagen erneut im Glas. Ganz wunderbar, minimale, attraktive Reifenoten, cremiges Mundgefühl, nur ganz dezente Süsse, burgundische Anmutung, harmonisch und in sich ruhend. Kann noch liegen, aber ich finde ihn jetzt grossartig und absolut trinkbereit. 91 P.

Re: Weingart

BeitragVerfasst: Do 30. Mär 2023, 20:24
von Bernd Schulz
Gaston hat geschrieben:Ich verliebe mich ja nicht automatisch in jeden Jahrgang von Weingart (wiewohl ich seine Weine insgesamt dauerhaft schätze), aber 2021 ist so ein Kandidat. Die Weine sind saftig, die Basis-Rieslinge sehr trinkanimierend, der Kabi überraschend vielschichtig, die Spätlese hat Spannung und Kraft.

Für mich, ausgehend von diesen vier Weinen, ein richtig starker Weingart-Jahrgang.


Ich habe gerade meinen ersten 2021er von Weingart im Glas. Es handelt sich um eine ganz fantastische restsüße Spätlese:

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Das ist wohl die beste Spätlese, die ich überhaupt je vom Mittelrhein getrunken habe.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Weingart

BeitragVerfasst: So 2. Apr 2023, 22:16
von Bernd Schulz
Florian Weingarts 2021er setzen offenbar Maßstäbe. In meinem Glas befindet sich gerade der vermeintlich schlichte "Mittelrhein"-Riesling feinherb:

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Im Rahmen des Basisweinbereichs handelt es sich um ganz große Kunst; gerade in Anbetracht solcher Produkte verbeuge ich mich gerne tief vor demjenigen, der sie hervorgebracht hat!