Große Gewächse vom Mittelrhein

Also bei dieser Diskussion bin ich schon klar bei Stephan.

Letztlich sollte es ja nicht darum gehen, bestimmte GG´s bei Kritiken auszulassen, weil das Weinanbaugebiet aus dem sie stammen einfach zu klein ist. Unter dem Motto "Habt ihr halt Pech gehabt, warum habt ihr auch eure Weinberge gerade in Boppard oder sonstwo...!"
Es sollte einzig und allein um die Qualität der zur Verkostung angestellten Gewächse gehen. Und da muss ich auch sagen, dass sich das Hahn GG von Jost mühelos mindestens im Mittelfeld aller verkosteten GG´s wiederfindet.

Und nur weil andere Anbaugebiete einfach so groß sind und damit massemäßig mehr GG´s zur Verkostung angestellt werden können, heißt das ja noch lange nicht, dass die alle so toll sind.

Weil es z.B. im Rheingau GGs gibt, die schwächer sind als die GGs vom Mittelrhein. Weshalb nicht die fünf GGs vom Mittelrhein probieren und stattdessen einen einzigen Rheingau-Flight auslassen? Wäre doch problemlos möglich, da ja bekannt ist, was man probiert. Wenn man natürlich vom Mittelrhein nichts erwartet, dann lässt man ihn halt aus.

Exzellenter Punkt. Zu pruefen, ob wirklich ausgelassen oder einfach "nur" nicht gut gefunden (und deshalb nicht darueber geschrieben) wird. Soll einigen Rheingauern ja auch so gehen.

Dazu ein Vergleich mit einem vor Jahren wie die Sau durchs globale Dorf getriebenen Erzeuger, dem Weingut Winter. Kaum das dessen Weine tatsaechlich GGs werden, hoert man nichts mehr davon. Und das in einer Gegend (Wonnegau!), die vor Hype (Kalk!) kaum noch laufen kann.

Am Ende ist mir immer noch nicht klar, ob es sich beim Problem des Mittelrheins mit seinem halben Dutzend GGs (in Wiesbaden) um "strukturelle Diskriminierung" handelt oder ob die Nichtbeachtung einfach nur daraus ruehrt, dass die Mitterhein-GGs einfach nicht auf der qualitativen (oder wegen mir auch stilistischen) Hoehe sind. Ich finde erstaunlich, mit welcher Ausdauer dieser letzte Punkt einfach negiert wird. Dabei ist er in Facebook-Zeiten der wahrscheinlichste.

(Es wird ja auch jedes Jahr bei der Bordeaux-en-primeur-Probe geschimpft, dass die Presse sich auf ein paar klassifizierte Gewaechse konzentriert und dabei ganz viel tolle Weine verpasst.)

Cheers,
Ollie

Am Ende ist mir immer noch nicht klar, ob es sich beim Problem des Mittelrheins mit seinem halben Dutzend GGs (in Wiesbaden) um "strukturelle Diskriminierung" handelt oder ob die Nichtbeachtung einfach nur daraus ruehrt, dass die Mitterhein-GGs einfach nicht auf der qualitativen (oder wegen mir auch stilistischen) Hoehe sind. Ich finde erstaunlich, mit welcher Ausdauer dieser letzte Punkt einfach negiert wird. Dabei ist er in Facebook-Zeiten der wahrscheinlichste.

Mir sieht es zunächst nach "struktureller Diskriminierung" aus, auch deshalb, weil einige Kritiker es sich offenbar ja zu eigen gemacht haben, nicht sämtliche Gewächse (warum welche nicht, wird nicht offen gelegt) zu probieren, während andere über die ihrer Meinung nach weniger guten GGs nichts veröffentlichen (ich wüsste gerne, was dem ein oder anderen Gewächs fehlt, um ein wirklich großes zu sein). Bemerkenswerterweise gibt es dann aber doch Kritiker, die immer wieder dem ein oder anderen GG vom Mittelrhein ein gewisses Format bescheinigen. Und der Schnutentunker, der eben nicht über alle Gewächse schreibt aber seine Kriterien offenlegt, sieht in 2015 am Mittelrhein keinen Ausfall. Hat der nun keine Ahnung und bewertet die Mittelrhein-GGs zu hoch?

In Summe bleibt mein Eindruck, dass einige Kritiker bewusst die Mittelrhein-GGs ignorieren. Ob sie die überhaupt probiert haben, und was sie zu bemängeln haben, bleibt dabei leider offen. Am einsichtigsten ist mir ja noch, dass ein Weinhändler, der keine GGs vom Mittelrhein führt, über diese auch nicht schreibt, während er die GGs aus seinem Sortiment recht großzügig bewertet. Aber auch das ist für mich keine wirklich ernstzunehmende Kritikerleistung.

Und was die Stilistik und Qualität angeht: Offenbar ist es ja so, dass die kargen steinbetonten Rieslinge zur Zeit gegenüber den fruchtbetonten im Vorteil sind. Auch scheinen die alkoholreicheren GGs den etwas weniger alkoholreichen GGs gegenüber im Vorteil zu sein.
Aber: Welcher Riesling steht bei Vinums Wettbewerb als bester "trockener" Riesling ganz oben auf dem Treppchen?

In Summe bleibt mein Eindruck, dass einige Kritiker bewusst die Mittelrhein-GGs ignorieren.

Das tun sie, und zwar mit Recht. Mein Eindruck.

Offenbar ist es ja so, dass die kargen steinbetonten Rieslinge zur Zeit gegenüber den fruchtbetonten im Vorteil sind.

Das mag so sein. Aber nun war der Mittelrhein ja zu keinem Zeitpunkt Hort deutscher Spitzenrieslinge, nicht wahr. Man koennte sogar spotten, schon die Englaender haetten gewusst, weshalb sie "Rhein" sagen, aber "Main" trinken. Perfides Albion aber auch.

Gaston hatte ja bereits auf den Strang Image Mittelrhein verwiesen; das mache ich jetzt abschliessend auch noch mal. (Versuch das mal auf Facebook.)

Cheers,
Ollie

Nur mal so: am Ende haben doch eigentlich fast alle Kritiker und Blogger auch die Mittelrheim-GGs probiert. Würtz, Schnutentunker, Lange-Brüder, Fassbender und wie sie alle heißen. Wenn von diesen ganzen Leuten niemand in Jubelstürme ausbricht, liegt das an "struktureller Diskriminierung", Ignoranz, Vorurteilen oder was weiß ich oder am Ende vielleicht daran, dass einen die Mittelrhein-GGs bei aller Qualität nicht so begeistern, dass die Weine ein "Special Mention" wert sind. Stephan B, niemand hindert dich daran, dich mit Mittelrhein-GGs bis Oberkante Unterlippe einzudecken. Aber nur weil du sie für die besten in Deutschland hältst, muss das ja nicht jedem so gehen. Oder?

...deren Qualität ist sicherlich nicht schlechter als der GG-Durchschnitt, aber wahrscheinlich in der Regel nicht in dem Maße [i]auffällig großartig..
Wir Mittelrhein-Trinker wissen, was wir an einem Weingart, Kauer, Jost, Ratzenberger oder Müller haben. Freuen wir uns doch einfach, dass es diese schönen Weine gibt, die größtenteils noch zu absolut fairen Preisen gehandelt werden.

Sehe ich genau so, Weingart , Kauer .. fehlen bei den GG's, aber vinifizieren sehr schöne trockene Weine und das zu fairen Preisen. . Gut so
Bessere Preise sind aber auch schwer zu erzielen , weil der Mittelrhein nicht nur geographisch, sondern auch in der Stilistik zwischen Rheingau und der Mosel liegt. Es fehlt doch vielen Weingütern der Mut, das Terroir auszudrücken, wie auch trockene Rieslinge- GG's spontan zu vergären...
Wenn das Ergebnis am Mittelrhein : Stahlig-mineralische, kräuter-würzige vom Schiefer geprägte Rieslinge sind , vielleicht noch mit Spiel und Spannung, werden diese auch nicht ignoriert
Freuen wir uns einfach über die vorhandenen sehr schönen Weine zu fairen Preisen
Gruß Adi

Mir sieht es zunächst nach "struktureller Diskriminierung" aus...

In Summe bleibt mein Eindruck, dass einige Kritiker bewusst die Mittelrhein-GGs ignorieren.

So sehr ich dein Engagement für den Mittelrhein wertschätze, so denke ich doch, dass wir den Weinen bzw. den Produzenten keinen Gefallen tun, wenn wir hier bewusste Diskriminierung unterstellen oder beklagen, dass dem Gebiet grobes Unrecht widerfährt. Das führt ja dann in letzter Konsequenz zu der Haltung: "Wir machen super Weine, aber die Welt ist zu blöd/ignorant/bösartig, ums mitzubekommen". Sicherlich mag es Vorurteile und klischeehafte Vorstellungen über die Qualität geben, aber insgesamt betrachtet finde ich nicht, dass die Bewertung krass undifferenziert wäre. Hat ja auch oft mit den Vorlieben zu tun. Ich finde ja beispielsweise, dass der/die GM-Verkoster, ich meine er heißt Gaebler, zum Beispiel Müller sehr großzügig mit Punkten bedenkt, während er bei Kauer aus meiner Sicht ziemlich geizt. Und mir ist natürlich bewusst, dass das mit meinen Vorlieben zu tun hat – aber letztendlich interessiert mich der ganze Punkte-Zirkus immer weniger.
Hofschuster hat im Zusammenhang mit dem 2013er Jahrgang im Rahmen eines allgemeinen Statements zum Jahrgang Weingart explizit hervorgehoben (und zwar nicht innerhalb des Gebietes, sondern in Bezug auf D im Allgemeinen – "kann man wieder blind kaufen"). Was ich meine: den Kritikern pauschal Diskriminierung o.ä. vorzuwerfen, ist m.E. verfehlt, ein gewisses Desinteresse mag es geben, aber es ist Aufgabe der Produzenten, dem mit viel Geduld und Ausdauer zu begegnen und beständig und regelmäßig sehr gute und spannende Weine zu erzeugen. Zumindest bei den Top-Produzenten gelingt das aus meiner Sicht ganz gut.

So manches (Image-)Problem des Gebietes ist hausgemacht (noch mal der Verweis auf den Thread "Image Mittelrhein"), aber insgesamt sehe ich doch einen Aufwärtstrend.

Aber nur weil du sie für die besten in Deutschland hältst, muss das ja nicht jedem so gehen. Oder?

Habe ich irgendwo geschrieben, dass die GGs vom Mittelrhein die besten GGs in Deutschland sind?

Diese Behauptung beschreibt ja genau das andere Extrem. Mir würde es schon reichen, diese Weine würden nicht einfach ignoriert oder pauschal abgekanzelt.



aber letztendlich interessiert mich der ganze Punkte-Zirkus immer weniger.

Das geht mir auch so, deshalb schreibe ich zu meinen Notizen auch keine Punkte.


Hofschuster hat im Zusammenhang mit dem 2013er Jahrgang im Rahmen eines allgemeinen Statements zum Jahrgang Weingart explizit hervorgehoben (und zwar nicht innerhalb des Gebietes, sondern in Bezug auf D im Allgemeinen – "kann man wieder blind kaufen"). Was ich meine: den Kritikern pauschal Diskriminierung o.ä. vorzuwerfen, ist m.E. verfehlt, ein gewisses Desinteresse mag es geben, aber es ist Aufgabe der Produzenten, dem mit viel Geduld und Ausdauer zu begegnen und beständig und regelmäßig sehr gute und spannende Weine zu erzeugen. Zumindest bei den Top-Produzenten gelingt das aus meiner Sicht ganz gut.
So manches (Image-)Problem des Gebietes ist hausgemacht (noch mal der Verweis auf den Thread "Image Mittelrhein"), aber insgesamt sehe ich doch einen Aufwärtstrend.

Hofschuster ist als Kritiker für mich insofern zu schätzen, als dass er auf Weinplus durchaus einmal ein Urteil bei einer späteren Verkostung revidiert und zugibt, dass er bei der ersten Verkostung den Wein falsch eingeschätzt habe.

Den Kritikern ist meines Erachtens nicht pauschal Diskriminierung o.ä. zu unterstellen, weil es ja eben auch die anderen Beispiele gibt, davon aber zu wenige.

Mir würde es schon reichen, diese Weine würden nicht einfach ignoriert oder pauschal abgekanzelt.

Aber genau das findet doch nicht statt. Wie gesagt: fast alle haben die Weine verkostet und "abgekanzelt" wurden sie auch nur vereinzelt. Am meisten überwiegt doch die Meinung: ganz nett. So lese ich das jedenfalls.