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Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

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gallus_cantans

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Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragDo 23. Jul 2020, 19:32

thomas_kabi19_1_min.JPG
Winzer sind halt doch mehr als Vollstrecker dessen, was ihnen die Natur vorgibt. Sie sind so etwas wie Künstler, die mit dem vergorenen Saft der Trauben Landschaften und andere Panoramen malen, komplexe Sinneseindrücke schaffen, die sich wie die Szenen eines Films von einem Augenblick zum nächsten verändern. Jedenfalls gibt es so etwas wie eine Handschrift. Daraus folgt: Es gibt eine Autorenschaft und, damit verbundenen, ein Urheberrecht am eigenen Wein. Alles das kam mir jetzt zu Bewusstsein, als ich eine neue Flasche Wein aus dem Versandkarton gezogen habe – einen 2019er Riesling Kabinett aus dem Brauneberger Klostergarten der beiden Winzer-Brüder Domi und Benjamin Thomas.
Die zwei jungen Moselaner aus dem Ortsteil Filzen gehören zu den Vertretern ihrer Zunft und Region, die mit ihren Weinen von sich reden machen. Dabei wirkt ihr Stil eher traditionell als modern und erinnert mich in einer gewissen Weise an die Rieslinge der betagten Rolf und Alfred Merkelbach aus Ürzig: In der Nase und auf der Zuge springt dich nichts oder nicht viel an; erst nach und nach offenbaren sich die Aromen. Das kann bedeuten, dass dieser Stoff – und diese Vermutung liegt bei Rieslingen eigentlich immer nahe – erst mit den Jahren so richtig auf Touren kommt. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Und darum müssen wir mal gucken, riechen und schmecken, welche Geschichten uns der Stoff aus dem Klostergarten schon heute erzählt.
Der Kabi der Brüder Thomas jedenfalls wirkt von seiner Ausprägung her relativ kühl. Und noch bevor auch nur ein Hauch von Frucht und/oder Süße hochkommt, ist da nasser Stein, die Mineralik des Weins. Apfel, Zitrus und Steinobst stellen sich danach ein. Aber sie wirken wie in ihrer Wirkung gedämpft, wie unter einer Deckschicht oder hinter einem Vorhang.
Das Wohltuende an diesem Stoff: Nichts schreit mich an, nichts heischt nach meiner Aufmerksamkeit. Aber es sind viele Anlagen da und manch ein Versprechen auf eine strahlende Zukunft. Diesen Wein kann und soll, wer will, jetzt schon kaufen. Trinkbar ist er jetzt schon – kann ja auch bei einem schlanken und leichten Riesling Kabinett gar nicht anders sein. Größe und Format wird dieser Tropfen aber erst in drei, fünf oder noch mehr Jahren entwickeln.
Wer ihn jetzt schon kauft, investiert damit in den sich mehrenden Ruhm pro 0,75-Liter-Flasche: 10,20 Euro. eines merklich aufstrebenden Mosel-Weinguts. Im Internet: http://www.weingut-klosterhof.de
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gallus_cantans

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragFr 7. Aug 2020, 08:45

Goldenes Tröpfchen: https://www.betreutestrinken.info/post/ ... wartestand

Anm. Admin: Bitte hier noch eine Kurzfassung des verlinkten Beitrags hinzufügen, damit der Leser eine Vorstellung bekommt, worum es geht. Danke!

Weine vom Piesporter Goldtröpfchen sind begehrt. Auch wer die Mosel nicht kennt oder ihre Weine nicht mag (soll es ja noch immer geben), kennt den Namen der berühmten Lage. Hier tümmeln sich Top-Erzeuger wie Nik Weis, Gernot Hain, Julian und Johannes Haart sowie viele andere mehr. Doch es gibt auch Rieslinge von weniger bekannten Winzern, die zu verkosten unbedingt lohnt.
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Bernd Schulz

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragMi 27. Jul 2022, 23:02

Trotz des hier bereits vorhandenen Threads war mir das Weingut Klosterhof bislang kein wirklicher Begriff :oops:. Aber gerade befindet sich mein erster Wein dieses Erzeugers im Glas:

Bild

Vielleicht hatte ich noch nie einen Riesling im Glas, der mit so niedrigem Alkohol so wenig süß geschmeckt hat. Auf jeden Fall handelt es sich um einen zwar noch etwas unfertig wirkenden, aber in sich stimmigen Kabinett, wie ich ihn besonders gerne mag. Und auf unter beständig zunehmender Budgetverminderung leidende Weinfreunde wie mich wirkt auch ein flüchtiger Blick auf die online verfügbare Preisliste des Weinguts nicht wirklich abstoßend!

In diesem Thread werden weitere Notizen folgen, denn es liegen jetzt noch fünf andere Flaschen vom Klosterhof unten im Keller(dem edlen Spender sei Dank!).

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragFr 5. Aug 2022, 21:26

Weiter geht es mit dem nächsten Kabi vom Klosterhof:

Bild

In der Säure wirkt dieser Riesling aus einer fraglos spannenden und tendenziell unterschätzten Lage auf mich gerade krasser als sein Bruder aus dem Brauneberger Klostergarten, aber gerade deshalb gilt hier erst recht meine Aussage:

Bernd Schulz hat geschrieben:Vielleicht hatte ich noch nie einen Riesling im Glas, der mit so niedrigem Alkohol so wenig süß geschmeckt hat.


Und jetzt zeigt mir mein Blick auf die Analysewerte doch tatsächlich, dass der Klostergarten-Kabi rein von den Zahlen her klar säurebetonter schmecken müsste als der Wintricher. Ich zitiere aus einer Mail des Erzeugers:

"Klostergarten Kabinett 80 Oechsle bei 35 g Zucker und 12,8 Säure

Wintricher Großer Herrgott Kabinett 80 Oechsle bei 40 g Zucker und 11,2 Säure...."

Tja, wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel aller Kreaturen......

Jedenfalls handelt es sich um interessante Weine von einem nicht minder interessanten Betrieb!

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragFr 5. Aug 2022, 21:50

Bernd Schulz hat geschrieben:Weiter geht es mit dem nächsten Kabi vom Klosterhof:

Bild

In der Säure wirkt dieser Riesling aus einer fraglos spannenden und tendenziell unterschätzten Lage auf mich gerade krasser als sein Bruder aus dem Brauneberger Klostergarten, aber gerade deshalb gilt hier erst recht meine Aussage:

Bernd Schulz hat geschrieben:Vielleicht hatte ich noch nie einen Riesling im Glas, der mit so niedrigem Alkohol so wenig süß geschmeckt hat.


Und jetzt zeigt mir mein Blick auf die Analysewerte doch tatsächlich, dass der Klostergarten-Kabi rein von den Zahlen her klar säurebetonter schmecken müsste als der Wintricher. Ich zitiere aus einer Mail des Erzeugers:

"Klostergarten Kabinett 80 Oechsle bei 35 g Zucker und 12,8 Säure

Wintricher Großer Herrgott Kabinett 80 Oechsle bei 40 g Zucker und 11,2 Säure...."

Tja, wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel aller Kreaturen......

Jedenfalls handelt es sich um interessante Weine von einem nicht minder interessanten Betrieb!

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

da kann ja Jochen Clemens locker mithalten bei ähnlicher Preislage. Oder?

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragFr 5. Aug 2022, 21:57

Hallo Ralf,

klar, rein im Hinblick auf meine Bewertung nach Punkten hält Jochen Clemens da locker mit, wie sein feinherber 2017er Kabi aus dem Großen Herrgott zeigt:

Bild

ABER: Der Clemens-Kabi hat 11,5 Umdrehungen, der Kabi vom Klosterhof gerade mal 7! Das finde ich auf jeden Fall bemerkenswert.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragFr 5. Aug 2022, 22:15

Bernd Schulz hat geschrieben:Hallo Ralf,

klar, rein im Hinblick auf meine Bewertung nach Punkten hält Jochen Clemens da locker mit, wie sein feinherber 2017er Kabi aus dem Großen Herrgott zeigt:

Bild

ABER: Der Clemens-Kabi hat 11,5 Umdrehungen, der Kabi vom Klosterhof gerade mal 7! Das finde ich auf jeden Fall bemerkenswert.

Herzliche Grüße

Bernd


O.K, dann passt der Vergleich dann doch nicht so ganz, wenn man auf die Umdrehungen schaut.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragMi 24. Aug 2022, 20:12

Hier kommt noch ein Nachtrag des Kabinetts vom vorgestrigen Abend:

Bild

Auch das ist fraglos ein schöner Riesling, aber es fehlt wie schon beim Wintricher des gleichen Erzeugers die Finesse, die die Kabinette der besten M-S-R-Erzeuger auszeichnet. Der Preis von 11 Euro geht in Ordnung, löst jedoch keinen unbedingten Nachkaufreflex aus.

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragSo 4. Sep 2022, 21:00

Der 21er Kabinett "Alte Reben" aus dem Brauneberger Klostergarten gefällt mir gerade einen Hauch weniger gut als sein "einfaches" Gegenstück (Klostergarten-Kabi ohne "Alte Reben"):

Bild

Nach wie vor gilt, dass es sich beim Klosterhof um einen interessanten Erzeuger handelt. Aber den bislang von mir getrunkenen Kabinetten des Hauses fehlt es samt und sonders an Feinheit, um ganz weit oben mitzuspielen.

Herzliche Grüße

Bernd
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Michl

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Re: Klosterhof (Familie Thomas, Brauneberg)

BeitragMi 2. Nov 2022, 21:23

Ich habe gerade auch den Winricher Großer Herrgott Riesling Kabinett aus 21 im Glas uns bin begeistert.

Bernd Schulz hat geschrieben:Vielleicht hatte ich noch nie einen Riesling im Glas, der mit so niedrigem Alkohol so wenig süß geschmeckt hat.


Absolut! Das ist schon spektakulär. Der Wein wirkt allenfalls feinherb mit Tendenz zum sensorisch trockenen, was an der herrlich mundwässernden Säure von über 11 gr liegt, die den Zucker wunderbar auskontert.
So gefällt mir restsüßer Riesling richtig gut!

Die VKN von Bernd kann ich weitgehend teilen. Ich hab noch nassen Sand und Schiefer in der Nase. Richtig geil ist aber diese schlank-herbe Säure, die den Ganzen Mund einkleidet, dabei aber schwerelos bleibt (wie der ganze Wein) und wunderbaren Grip hinterlässt. Läuft runter wie nix.
Viele Grüße

Michl
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