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Stefan Müller

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Ralf Gundlach

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Stefan Müller

BeitragMo 1. Jun 2020, 19:05

Ich glaube, das ich nicht besonders mutig bin, einen eigenen Thread für diese hervorragende Weingut an der Saar zu eröffnen. War eh längst überfällig. Im Glas:

2018 Niedermenniger Sonnenberg Riesling Spätlese feinherb

Ich habe mir gedacht, das ich mir nach drei Wochen Pause etwas Gutes gönne. Richtig gedacht!
In der Nase eine angenehme Spontinote und knackiger Pfirsich . Wenn ich den Riechkolben zu tief ins Glas stecke kribbelt schon die Säure.
Am Gaumen macht das richtig, richtig Freude. Wo soll ich anfangen? Vielleicht bei der Frage, wie man solch einen Wein in solch einen Jahrgang so viniviziert? Sicher, der hat Power. Aber die definiert sich über den Extrakt. Der Wein ist unglaublich dicht. Und trotzdem zeigen sich schon in diesem jungen Stadium ganz viele Noten. Sowohl floral, aber auch etwas Weinbergspfirsich. Mit einer hochmineralischen Note. Die Säure ist kräftig, aber für Saarverhältnisse sehr fein und perfekt eingebunden ins Gesamtkunstwerk. Die Restsüsse wirkt dadurch sehr dezent. Ich habe schon das Gefühl, das das Lesegut reif geerntet wurde ( die Zitrusnoten sind sehr dezent). Und wenn das ein junger Winzer in diesem Jahrgang so hinbekommt, dann bin ich mal gespannt, was der in Zukunft so hinbekommt. Ich bestelle bald mal was, bevor die Preisspirale nach oben geht ( was anzunehmen ist).
Zusammenfassung: Das ist ein feinherber Riesling auf einem richtig hohem Niveau. Mit Reifepotential. Der deutet momentan seine Komplexität nur an. Den würde ich gerne mal in 10 Jahren trinken. Dann geht richtig die Post ab.

91+ Punkte

Gruß

Ralf
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Michl

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Re: Stefan Müller

BeitragFr 5. Jun 2020, 19:17

Nachdem jetzt mehrere von euch die Weine des Weinguts Stefan Müller empfohlen haben, bin ich neugierig geworden und habe mir verschiedene 2019er bestellt. Normalerweise bin ich kein Fan restsüßer, insbesondere feinherber Weine, aber eure Beschreibungen in Kombination mit der Saar als Ursprung haben mich dann doch überzeugt und jetzt, da der erste Wein im Glas liegt, bin ich wirklich begeistert.
Der Niedermenninger Herrenberg Kabinett feinherb ist schlichtweg genau mein Typ Riesling, wunderbar schlank und animierend und ohne jeden Anflug von Klebrigkeit oder gewollter Gefälligkeit. Nicht zuletzt angesichts des Preises ist das ein absoluter Kauftipp:

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Ich habe ihn heute zum thailändisch zubereiteten Spargelsalat getrunken, der schon für sich so gut war, dass ich auch dazu ein Rezept einstelle. In Kombination mit diesem Wein strahlte das Gericht schlichtweg. Eine wunderbare und äußerst einfach zuzubereitende Kombination.

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Herzlichen Dank an alle Beteiligten für den Hinweis auf dieses Weingut!
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Stefan Müller

BeitragMo 8. Jun 2020, 19:17

Heute habe ich neben dem Herrenberg Kabinett, der aber jetzt schon 3 Tage offen ist, die frisch geöffneten Sonnenberg Spätlese im Glas.
Ganz wunderbar herausgearbeitet ist hier der Spätlese- vs. Kabinett-Charakter, wobei die Spätlese aber nicht einmal ansatzweise zu einem dickeren Geschoss tendiert, sondern immer recht schlank bleibt.
Der Kabinett hat in der Nase eine wunderbare grüne Kräuterigkeit entwickelt und im Mund eine ganz unaufdringliche Litschiearomatik. Im direkten Vergleich wirkt die Nase etwas "herber" und "mineralischer". Die Spätlese aus dem Sonnenberg kommt dagegen deutlich exotischer und wesentlich süßer daher. Für mich ist der Kabinett der deutlich spannendere und vielschichtigere Wein, auch wenn die Spätlese die größere Harmonie und innere Ruhe ausstrahlt. Wahrscheinlich werden die meisten die Spätlese qualitativ einen Tick vor dem Kabinett sehen, aber mir persönlich sagt der etwas unkonventionellere, im direkten Vergleich auch etwas "wildere" Kabinett mehr zu. Vor allem hat mir die Spätlese dann für einen feinherben Wein doch etwas zu viel Restsüße, aber das ist natürlich nur Geschmackssache.

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Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Stefan Müller

BeitragDi 9. Jun 2020, 19:23

Gerade habe ich meinen ersten trockenen Riesling von Stefan Müller aus 2019 im Glas, die Krettnacher Euchariusberg Riesling Spätlese. Schaut man nicht genau auf's Etikette, will man gar nicht glauben, dass dies eine Spätlese ist. Der Wein wirkt für mich äußerst kabinettig, ich würde ihn qualitativ in die Gutsweinklasse einordnen wollen. Mit seinem Preis fällt er dann ganz im Gegensatz zu seinen feinherben Geschwistern ambitioniert aus. Will man jedoch einen trockenen Wein mit hoher Regionstypizität oder eben einen klaren "Leichtriesling" in trocken im Glas haben - und ich will das sehr gerne - dann ist man hier sehr gut aufgehoben. Aber wer substanziell etwas erwartet, was man herkömmlicherweise mit bspw. pfälzer Basisrieslingen verbindet, könnte hier enttäuscht sein.

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Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Stefan Müller

BeitragMi 10. Jun 2020, 19:16

Heute bin ich in meiner Stefan Müller Woche erstmals ergriffen. Die feinherbe Alte Reben Spätlese aus dem Niedermenninger Sonnenberg saugt mich regelrecht in sich. Das ist ein faszinierender Wein. Auf den ersten Blick, im Antrunk, tritt er saftig-verspielt auf und führt dann bereits mit dem ersten Schluck über Sekunden ein Schauspiel auf, das mich tief in den Wein zieht. Dieser Wein zeigt tatsächlich dramatischen Charakter, ohne aufdringlich oder geltungsbedürftig zu werden. Er hat einfach Tiefe und im Kern eine wunderbar lebendige Ernsthaftigkeit. Er möchte erzählen, aber nicht von Belanglosem...
Die "einfache" feinherbe Spätlese aus dem Sonnenberg, die jetzt nach dem 2. Tag an der Luft zu sich gefunden und den Zucker "verdaut" hat, erscheint dagegen ziemlich saftig-banal, obwohl auch sie mit einer minimalen Rauchigkeit etwas Charakter dazugewonnen hat und sicherlich einen herausragenden Wein darstellt.
Preislich sind die Alten Reben ein Hammer!

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Viele Grüße

Michl
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Gecko

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Re: Stefan Mülle

BeitragSo 21. Jun 2020, 20:04

Hallo,

ich habe gestern den Krettnacher Altenberg Riesling Kabinett 2019 mit meiner Frau getrunken. Der Wein war wunderbar harmonisch, die Restsüße mit der Säure wunderbar ausbalanciert, enormer Trinkfluß. Ich bin im auf diesem Gebiet der restsüßen Rieslinge relativ neu, aber ich (und meine Frau) hatten in der Nacht starkes Sodbrennen. Mir ist bekannt, daß Riesling viel Säure enthält, aber hier war ich dann doch erstaunt, daß mein Magen da Zicken macht... Ich habe auch schon trockene Rieslinge getrunken (auch von der Saar), da hatte ich dieses Problem nicht. Enthalten restsüße Rieslinge generell mehr Säure?

Danke und Grüße
Chris
Viele Grüße,
Chris
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Bernd Schulz

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Re: Stefan Müller

BeitragSo 21. Jun 2020, 20:56

Gecko hat geschrieben:Enthalten restsüße Rieslinge generell mehr Säure?


Das kann man pauschal so nicht sagen. Aber natürlich schreit die Restsüße förmlich nach Säure als Kontrapunkt; insofern werden sich gute Rieslingerzeuger in der Regel darum bemühen, dem Zucker eine ordentliche Säure entgegenzustellen, um das entsprechende "Spiel" zu erzielen.

Hinzu kommt, dass Stefan Müller offenbar nicht wie "Niewo" bestrebt ist, "burgundische" Rieslinge auf die Flasche zu bringen. Müllers Rieslinge weisen nach meinen Erfahrungen eine durchaus sehr saartypisch hohe Säure auf, und das Material, aus dem er seine restsüßen Sachen produziert, ist unter Umständen (siehe oben) noch einmal besonders säurelastig.

Zum Glück verfüge ich (bislang) über einen Elefantenmagen. Mit Säure im Wein habe ich überhaupt keine organischen Probleme - weit mehr Sorgen mache ich mir da, um es mal ganz ehrlich zu sagen, um den Faktor Alkohol. Aber der liegt bei restsüßen Weinen ja oft deutlich niedriger als bei trockenen Kandidaten :twisted: .

Gecko hat geschrieben:Der Wein war wunderbar harmonisch, die Restsüße mit der Säure wunderbar ausbalanciert, enormer Trinkfluß. Ich bin im auf diesem Gebiet der restsüßen Rieslinge relativ neu


Ich hoffe darauf, dass ihr euch trotz eurer Probleme mit dem Sodbrennen auch weiterhin mit restsüßen Rieslingen beschäftigen möchtet. Denn es handelt sich bei ihnen um einen sehr eigenen und wirklich wunderbaren Kosmos, der auf breiter Front sträflich vernachlässigt wird.

Herzliche Grüße

Bernd
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port_ellen

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Re: Stefan Müller

BeitragMo 22. Jun 2020, 00:03

auch bei mir seit ein paar tagen offen von stefan müller 2019:

Die feinherbe Alte Reben Spätlese aus dem Niedermenninger Sonnenberg saugt mich regelrecht in sich. Das ist ein faszinierender Wein. Auf den ersten Blick, im Antrunk, tritt er saftig-verspielt auf und führt dann bereits mit dem ersten Schluck über Sekunden ein Schauspiel auf, das mich tief in den Wein zieht. Dieser Wein zeigt tatsächlich dramatischen Charakter, ohne aufdringlich oder geltungsbedürftig zu werden. Er hat einfach Tiefe und im Kern eine wunderbar lebendige Ernsthaftigkeit.


zweifellos ein guter wein, und im vergleich mit 2017 f.richter wehlener sonnenuhr kabinett und vollenweider 2019 goldgrube kabinett (um ungefähr im preissegment zu bleiben) mit beeindruckender dichte und intensität - aber die flasche wird nicht leer, und das liegt an der kräftigen säure (um die 10g/L ?) , die den (meinen) trinkfluss doch hemmt bzw. den wein anstrengend macht. braucht offensichtlich seine jahre zum reifen...
mein favorit übrigens der vollenweider, sehr feine und noble aromatik, lang, dicht, ziemlich perfekter kabinett.

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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dylan

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Re: Stefan Mülle

BeitragMo 22. Jun 2020, 14:02

Gecko hat geschrieben:Hallo,

ich habe gestern den Krettnacher Altenberg Riesling Kabinett 2019 mit meiner Frau getrunken. Der Wein war wunderbar harmonisch, die Restsüße mit der Säure wunderbar ausbalanciert, enormer Trinkfluß. Ich bin im auf diesem Gebiet der restsüßen Rieslinge relativ neu, aber ich (und meine Frau) hatten in der Nacht starkes Sodbrennen. Mir ist bekannt, daß Riesling viel Säure enthält, aber hier war ich dann doch erstaunt, daß mein Magen da Zicken macht... Ich habe auch schon trockene Rieslinge getrunken (auch von der Saar), da hatte ich dieses Problem nicht. Enthalten restsüße Rieslinge generell mehr Säure?

Danke und Grüße
Chris


Hallo Chris,

laut Homepage des Winzers hat dein Kabi 10,4 g Säure, also auch für Moselverhältnisse ganz schön viel.
Für die einen ein Grund die Weine zu meiden, für andere (wie mich) ein Grund die Weine zu kaufen. ;)
In der Pfalz wurde ich in einem Restaurant von der Sommeliere bei der Weinbestellung eindringlich
darauf hingewiesen, dass der Wein (ein von Buhl) nicht nur furztrocken sondern auch mit 10 g Säure ausgestattet
praktisch untrinkbar sei. Ich bin bei meiner Auswahl geblieben. :D

Grüße

dylan
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puschel

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Re: Stefan Müller

BeitragMo 22. Jun 2020, 14:58

Bernd Schulz hat geschrieben:
Gecko hat geschrieben:Enthalten restsüße Rieslinge generell mehr Säure?

Das kann man pauschal so nicht sagen. Aber natürlich schreit die Restsüße förmlich nach Säure als Kontrapunkt; insofern werden sich gute Rieslingerzeuger in der Regel darum bemühen, dem Zucker eine ordentliche Säure entgegenzustellen, um das entsprechende "Spiel" zu erzielen.
Zum Glück verfüge ich (bislang) über einen Elefantenmagen. Mit Säure im Wein habe ich überhaupt keine organischen Probleme - weit mehr Sorgen mache ich mir da, um es mal ganz ehrlich zu sagen, um den Faktor Alkohol. Aber der liegt bei restsüßen Weinen ja oft deutlich niedriger als bei trockenen Kandidaten :twisted: .
Gecko hat geschrieben:Der Wein war wunderbar harmonisch, die Restsüße mit der Säure wunderbar ausbalanciert, enormer Trinkfluß. Ich bin im auf diesem Gebiet der restsüßen Rieslinge relativ neu


Ich hoffe darauf, dass ihr euch trotz eurer Probleme mit dem Sodbrennen auch weiterhin mit restsüßen Rieslingen beschäftigen möchtet. Denn es handelt sich bei ihnen um einen sehr eigenen und wirklich wunderbaren Kosmos, der auf breiter Front sträflich vernachlässigt wird.

Hallo Chris,

ich schließe mich den Ausführungen vom Bernd bedingungslos an
und empfehle Dir,
den frisch abgefüllten 2019er Kabinett einige Zeit beiseite zu legen und mal nen 3, besser 5, 8 oder 10 Jahre alten Kabinett zu probieren :!: und bitte zu berichten. :D
Würde mich freuen...
Wie Dylan freu ich mich auch ueber eine delikate Säure.
Meine aktuellen 2019er Mosel und Saar Kabinettweine liegen zwischen Longuicher Herrenberg S 8,3; Zeltinger Sonnenuhr 8,7; Veldenzer Elisenberg 9,1 ..... Piesporter. Goldtröpfchen Alte Reben 9,9; Enkircher Ellergrub 10,4 und enden beim Krettnacher Euchariusberg Alte Reben und dem Dhroner Häs‘chen mit je S 11,1 g/l und dürfen jetzt alle im Dunkel schlafen :lol:

Gruß Adi
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