Wer wissen will, wie Wein von der Mosel früher geschmeckt hat, hat dazu mindestens zwei Möglichkeiten. Erstens kann er sich den Kabi aus der „Tiny Winery“ von Sven Zerwas besorgen. Das ist dann zwar ein 2019er, aber in seiner Stilistik so Retro, dass er erstens feinherb und dabei so federleicht schmeckt als sei er Ende der 70er gemacht morden. Oder wer auch immer macht es sich bedeutend einfacher und kauft bei den betagten Gebrüdern Merkelbach in der Brunnenstraße ein oder besucht unter
http://www.weingut-merkelbach.de deren Webshop. Denn die Rieslinge der beiden alten Knaben weit jenseits der 80 sind so herrlich Old School, dass die noch immer aktiven Senioren inzwischen ihre eigene Fangemeinde haben.
Das verwundert mich kein bisschen, denn ich have die Merkelbachs besucht und über sie ein Porträt geschrieben (
http://www.captaincork.com/merkelbach-l ... ar-besteht). Das war ein großes Erlebnis, auch wenn ich den moselfränkischen Dialekt der Herren größtenteils nicht verstanden habe – macht aber nichts; gehört aber gewissermaßen zum Terroir. Das Interesse jedenfalls ist geblieben, und darum habe ich mir die 2017er Spätlese aus dem Erdener Treppchen vorgenommen. Und da soll noch mal jemand sagen, die alte osel sei das pure Zuckerwasser gewesen. Doch nicht mit den Merkelbachs. Wie Riesling geht, haben diese zwei Senioren doch eh in den Genen! Also ist ihr Treppchen hat, kaum dass es den Mundraum geflutet, zuerst einmal eines: würzig to the max. Ist halt ein Riesling.
Dann aber klappt der Obstkorb doch noch auf. Ananas vor allem, aber halt nur verhalten eine feine Süße, die aber eher etwas mit Honig oder Fruchtzucker denn mit aus Rübe oder Rohr erzeugtem Zucker zu tun hat. Gerade so viel wie der Wein braucht – als steckte die Weisheit der Natur.
Laut Website (die „von einem jungen Mann aus Kröv“ betrieben wird) ist dieser Wein von Format und mit besten Zukunftsaussichten noch immer zu haben – und zwar zum sehr erstaunlichen Preis von gerade mal 7 Euro.
Im Internet:
http://www.weingut-merkelbach.de