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Martin Müllen

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Kle

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Dez 2021, 12:01

danke, sehr interessant, auch wenn ich mit für mich entscheidenden rosigen und Tee-Aromen allein bleibe. Wobei ich sehe, dass ich mich verschrieben hatte: Milder Earl Grey sollte es heißen.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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EThC

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Dez 2021, 13:42

Kle hat geschrieben:danke, sehr interessant, auch wenn ich mit für mich entscheidenden rosigen und Tee-Aromen allein bleibe. Wobei ich sehe, dass ich mich verschrieben hatte: Milder Earl Grey sollte es heißen.
...Earl Grey bringt ja diese bergamottigen Aromen mit, ist für mich nicht abwegig. Die teeigen Aromen registriere ich meist eher bei den Naturingern, die das häufig recht prägnant mitschleppen, war mir vielleicht bei diesem Hühnerberg zu unterschwellig...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Kle

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Re: Martin Müllen

BeitragSa 25. Dez 2021, 20:00

tja, ich frage mich, ob Rosine und Dattel aus Deinen VKN´s (oder Wein-Nachdichtungen) etwas mit meinen nicht-zitrischen Aromen zu tun haben könnten.
Faszinierend war weiterhin Kröver Paradies Spätlese trocken 2010.
Meine anfängliche Begeisterung hielt ich am nächsten Tag für übertrieben. Der Wein schmeckte breiter und süßlicher. Für sein Volumen machte ich jetzt den Zucker verantwortlich. Jene Creme-Note kehrte zurück. Aber dann hat er seine frisch-strahlenden Seiten und seine leckere Säure&Citrus gezeigt. Auf Anflüge ins Barocke folgt alsbald Dynamik und Verschlankung. Ein ewiger Spielball dieser Wein und einer, zu dem ich am besten Zugang hatte, wenn ich wie absichtslos probierte. Beim gezielten Hineinschmecken ging Zauber verloren. Der Hühnerberg hingegen bestrafte den Schluck nebenbei. Besser, sich ordentlich vor das Glas stellen und einmal verbeugen, damit er sich weiter öffnet.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragDi 1. Feb 2022, 20:21

Ich dachte, ich hätte längst alles aus meiner Müllen-Kiste ausgetrunken, aber eine Flasche hat sich bisher standhaft der Annihilation entzogen: :lol:

Martin Müllen, Kröver Paradies Auslese 2017
          #3584


Nur eine Kurznotiz:
In der Nase sehr dezent; schlank, weißfruchtig, mit einer leicht grün-gemüsigen Note.
Am Gaumen erhebich süß, leicht ölig, frische Säure, deutlich stumpf-adstringent. Aromatik dunkelgelb/hellorange (Aprikose, auch getrocknet).

Das war ziemlich unterwältigend. Ich verstehe schon, warum der Hühnerberg von vielen hier als spannender angesehen wird.

Hat jemand zufällig noch die technischen Daten parat? Auf der Homepage habe ich die 3584 nicht mehr gefunden.
Besten Gruß, Karsten
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Moselaner

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 13:25

Hallo Karsten,

die Analysedaten habe ich leider nicht parat, jedoch erlaube ich mir einige Anmerkungen:

So gut wie immer baut Müllen seine Auslesen mit Botrytis und etwas höher im Alkohol als im Anbaugebiet üblich aus. In ihrer Jugend sind diese Weine allein aufgrund ihrer natürlichen Voraussetzungen vordergründig süß, meist ist hier erhebliche Reife von Vorteil um Komplexität zu erzeugen.
Insgesamt könnte man darüber diskutieren, ob gewisse Süßegrade (BA, TBA) die Herkunft und Eigenschaften eines Weines „verschleiern“. Eine Beerenauslese mit klassischen Herkunftscharakter geschweige denn Teroiraromen ist mir zumindest noch nicht unter gekommen. Bei Auslesen mit entsprechender Reife sieht das für mich schon anders aus.
Da du ja nicht so viele süße Hochprädikate trinkst: Mir kamen die Weine dieser Kategorie von Martin Müllen aufgrund ihres Ausbaues sogar weniger süß vor als viele Exemplare anderer Erzeuger.

Die entsprechende Auslese hatte ich seit 2018 nicht mehr im Glas, aber ein paar grundsätzliche Gedanken zum Jahrgang 2017 an der Mosel: Einige Weine befinden sich gerade in einem Umbauprozess, bei dem sich die Primärfrucht etwas zurück zieht und eher eindimensional wirkt und die Säure mehr hervor tritt. Solche Phasen findet man bei Müllenweinen gar nicht so selten, nicht grundlos werden einige Weine auch erst Jahre später freigegeben. Wirklich zu sind die aber nie Weine, also kein Vergleich mit zum Beispiel Bordeaux.

Bezüglich der beiden Lagen:
Ohne Zweifel halte ich den Hühnerberg, der sich nicht direkt an der Mosel sondern in einem Seitenteil befindet, (auch aufgrund persönlicher Vorlieben) für eine herausragende Lage und vergleiche ihn stilistisch mit der Wehlener Sonnenuhr. Ich darf mich selber zitieren:
„Dann ist die Lage terrassiert, was an der Mittelmosel so oft nicht vorkommt und mit Trockenmauern durchsetzt. Die Kesselform sorgt für ein eigenes Mikroklima und wenn man in diesem Weinberg steht spürt man im Sommer einerseits die Wärme die sich dort sammelt, aber auch eine sehr gute Belüftung (ein durchgehender aber ganz lauer Luftzug der dort weht).
Da sich direkt im Weinberg einige Wasserquellen befinden, sollte die Versorgung auch zukünftig erstmal sicher gestellt sein. Auch die Seitentallage sollte dazu beitragen, dass sich die Auswirkungen der zukünftigen heißeren Temperaturen dort nicht so gravierend darstellen wie anderswo an der Mosel.“

Im Vergleich zu den blumigen, subtilen Aromen des Hühnerberges kann die Gelbfruchtigkeit und die oft prominente Säure des Paradies in Kombination oft erstmal weniger fein, vielleicht etwas rustikaler daherkommen. Ich finde es auf seine Art ebenfalls durchaus attraktiv. Und gerade die süßen Weine reifen sehr gut, oftmals entwickelnd sie eine feine Cassisnote.

Viele Grüße
Patrick
Zuletzt geändert von Moselaner am Do 10. Feb 2022, 22:16, insgesamt 1-mal geändert.
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 14:12

Danke, Patrick, für die ausfühliche Antwort!
Moselaner hat geschrieben:Da du ja nicht so viele süße Hochprädikate trinkst: Mir kamen die Weine dieser Kategorie von Martin Müllen aufgrund ihres Ausbaues sogar weniger süß vor als viele Exemplare anderer Erzeuger.
Es stimmt, daß ich wenige süße Prädikate trinke. Und auch mir kamen Müllens - trotz generell kleiner Stichprobe - vergleichsweise wenig süß vor; nicht zuletzt deshalb war ich hier ja etwas "unterwältigt", denn das weniger Süße fand ich recht attraktiv.

Die Erklärung, ihn in einem blöden Zustand/Zeitfenster erwischt zu haben, kann natürlich gut zutreffen. Allein, mangels Masse werde ich das nicht verifizieren können.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 21:13

Moselaner hat geschrieben:In ihrer Jugend sind diese Weine allein aufgrund ihrer natürlichen Voraussetzungen vordergründig süß, meist ist hier erhebliche Reife von Vorteil um Komplexität zu erzeugen.


Genauso verhält es sich bei sehr vielen Auslesen, die etwas Fleisch auf den Knochen haben (und das haben die Auslesen von Martin Müllen so gut wie immer; ansonsten schreibt er Spätlese aufs Etikett). Diese Weine brauchen in erster Linie Zeit und in zweiter Linie noch mehr Zeit. Die 07er und 09er Müllen-Auslesen, die ich im Keller habe, sind immer noch zu jung - 10 bis 15 Jahre sind hier gar nichts.

Moselaner hat geschrieben:Im Vergleich zu den blumigen, subtilen Aromen des Hühnerberges kann die Gelbfruchtigkeit und die oft prominente Säure des Hühnerberges in Kombination oft erstmal weniger fein, vielleicht etwas rustikaler daherkommen.


Gemeint ist sicherlich das Paradies an Stelle des zweiten Hühnerberges im Satz. Und so passt es auch ganz genau. Auch wenn das Paradies nicht ganz so feingliedrige und elegante Weine wie der Hühnerberg hervorbringt, handelt es sich dennoch um eine hervorragende Lage, deren Qualität Martin Müllen als erster wieder richtig ins Bewusstsein der Moselfreaks gebracht hat. Für mich war z.b. die sehr günstig gepreiste restsüße Spätlese aus dem Paradies über etliche Jahre hinweg immer wieder eine Bank. Sie konnte zwar nicht mit der Finesse vieler Hühnerberger glänzen, aber wies stets eine überzeugende Spannung und viel Eigencharakter auf.

Ich glaube, kein Geringerer als UlliB hat mal geschrieben, das Paradies sei für ihn die spannendste Lage in Martin Müllens Portfolio. Ich halte das für keine völlig abwegige Auffassung, obwohl ich mittlerweile die Kirchlay und auf seine Art den Würzgarten auch sehr schätze, ohne die Letterlay und den Steffensberg zu verachten.:twisted: :mrgreen:

Plötzlich bekomme ich unbändige Lust auf einen restsüßen Müllen-Riesling..... :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 22:29

In die Hände gefallen ist mir gerade ein ziemlicher Hochkaräter :oops: :

Bild

Lagentypisch? Jein - blind hätte ich wohl keine Chance, den Wein als Hühnerberg zu erkennen, aber die bei aller Konzentration doch vorhandene Finesse spricht gerade angesichts des problematischen Jahrgangs dann doch für eine Lage wie die Wehlener Sonnenuhr oder eben den Trabacher Hühnerberg. Es war sicher nicht einfach, so etwas in 2006 auf die Flasche zu bringen; Martin hat damals von einer gigantischen Arbeit am Sortiertisch berichtet.

Vor derartigen Weinen habe ich einen gewaltigen Respekt, keine Frage! Aber mehr Freude beim Trinken bietet mir am Ende ein qualitativ hochwertiges Leichtgewicht wie die gestrigen 97er Auslese von Ludwig Breiling...... - -

Die Suche nach dem Hühnerberger brachte eben noch einen Schock in der späten Abendstunde. Beim Wühlen in einer meiner Steigen hörte ich plötzlich ein gluckerndes Geräusch, welches dann bei näherer Betrachtung von einem völlig oxidierten Rest Kröver Letterlay Auslese 2009 herrührte. Die Kapsel hatte ein größeres Loch (!), und der Korken war aus welchen Gründen auch immer komplett in die Flasche gerutscht. Ich bin schwer versucht, an einen Kellerkobold zu glauben - oder habt ihr etwas Vergleichbares schon einmal erlebt?

Herzliche Grüße

Bernd
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Moselaner

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 22:30

Hallo Bernd,

habe den Fehler korrigiert: Gemeint war im zweiten Teil des Satzes natürlich das Paradies.
Ohne Zweifel hat Martin Müllen diese Lage überhaupt erst für mich und in der Region überhaupt auf den Schirm gebracht.
Vor allem da ein nicht kleiner Teil vom Paradies auch aus für die Mosel eher ungewöhnlichen Flachlagen besteht und hier niemand wirklich ernsthafte Weine erzeugte. Der Ruf ist also insgesamt hier gar kein so guter.

Den Weinberg den Müllen besitzt, befindet sich aber auf der anderen Moselseite und ist wirklich steil und voller Schieferbruch. Ähnlich wie beim Hühnerberg hat man es der Passion des Winzers zu verdanken, dass solche Lagen mit alten Reben wieder in das Bewusstsein der Weintrinker gerückt sind.

Nicht wenig Lust auf einen Müllenwein habe ich auch, allerdings befinde ich mich in den hoffentlich letzen Zügen meiner Infektion und muss mich wahrscheinlich bis nächste Woche gedulden.
Falls du etwas Schönes aufziehst, trinke bitte ein Glas für mich mit!
Edit: Ich sehe dass hast du getan und der Wein war nicht ganz so schlecht ;-).

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragDo 10. Feb 2022, 23:09

Moselaner hat geschrieben:Den Weinberg den Müllen besitzt, befindet sich aber auf der anderen Moselseite und ist wirklich steil und voller Schieferbruch.


Ich bin mehrfach mit dem Schiff an dem sich auf der Wolfer Seite befindenden Wingert vorbeigefahren und war immer beeindruckt von seiner Steilheit und seiner Abgeschiedenheit. Es handelt sich fraglos um eine ungewöhnliche Lage; jeder, der etwas Landschaftsgespür besitzt, wird das gut nachvollziehen können.

Herzliche Grüße

Bernd
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