das weinforum .de

EThC hat geschrieben:Das Thema ist dabei nahezu beliebig und kann neben Wein und Musik gerne auch "industrielle Meßtechnik" oder "Bonsai" oder "Bogenschießen" lauten, völlig egal.

Nein, nicht völlig egal, und überraschend spezifisch, übrigens (hmmmm... ). Denn diese Beispiele beschreiben haargenau meine persönlichen Interessen - vorausgesetzt freilich, wir reden hier von authentischer Messtechnik aus Zeiten der beginnenden industriellen Revolution (also aus dem Empire) und nicht von diesem hochtechnisierten, seelenlosen Schmarrn von R&S; von der traditionell-japanischen Einstellung zu Bonsai und nicht von der appropriierten Bastardisierung mit europäischen Ansichten über Baum und Wald (pah!); und vom Bogenschießen im vollen Galopp mit alten mongolischen Originalbögen und nach hinten. Weil dieses "uuuuh, ich habe Gegengewichte und so viel Technik, daß ich als kleine, zierliche Frau 500 kg Zug bringen kann!" wäre total ein Angriff auf meine Persönlichkeit.

Vulgo: Nicht meine Vorlieben sind das Problem. Sondern die offenbar unvermeidliche Folgerung, sie würden mich zu einem wertvolleren Individuum machen. Deshalb auch diese knapp an der Menschenfeindlichkeit entlangargumentierende Verdammung des Massengeschmacks.

Ah! quelle racaille! *affektierteshandgewedel*

Cheers,
Ollie

Ollie hat geschrieben:Vulgo: Nicht meine Vorlieben sind das Problem. Sondern die offenbar unvermeidliche Folgerung, sie würden mich zu einem wertvolleren Individuum machen. Deshalb auch diese knapp an der Menschenfeindlichkeit entlangargumentierende Verdammung des Massengeschmacks.

Danke, Ollie.

Ich wollte angesichts einiger Beiträge hier und im Champagnerthread in den letzten Tagen etwas Ähnliches schreiben, hätte das aber vermutlich weniger prägnant auf den Punkt bringen können.

Gruß
Ulli

Ollie toppt Olle(s) (!)

Ollie hat geschrieben:Vulgo: Nicht meine Vorlieben sind das Problem. Sondern die offenbar unvermeidliche Folgerung, sie würden mich zu einem wertvolleren Individuum machen.

Genau darum (sich selber als wertvolleres Individuum sehen zu können) geht es am Ende nicht. Die Frage, auf die die Diskussion hinausläuft, ist die, ob es überhaupt Wertmaßstäbe gibt. Wenn alles gleich wertvoll ist, Taylor Swifts Kreationen ebenso wertvoll wie die Musik Mozarts (um endlich mal von Beethoven loszukommen ), ein Simmel-Roman ebenso wertvoll wie Thomas Manns Zauberberg, ein Discounterwein ebenso wertvoll wie ein GG von Wittmann - dann können wir überhaupt nicht mehr über Werte oder Qualitäten reden.

Bernd Schulz hat geschrieben:Genau darum (sich selber als wertvolleres Individuum sehen zu können) geht es am Ende nicht.

+1
...und man kann natürlich jegliche Argumentation durch maximale Verlächerlichung derselben versuchen kasperkrammäßig maximal ad absurdum zu führen, *schenkelklopf* bleibt da bei mir maximal aus...

Bernd Schulz hat geschrieben:[
Genau darum (sich selber als wertvolleres Individuum sehen zu können) geht es am Ende nicht. Die Frage, auf die die Diskussion hinausläuft ist die, ob es überhaupt Wertmaßstäbe gibt. Wenn alles gleich wertvoll ist, Taylor Swifts Kreationen ebenso wertvoll wie die Musik Mozarts (um endlich mal von Beethoven loszukommen ), ein Simmel-Roman ebenso wertvoll wie Thomas Manns Zauberberg, ein Discounterwein ebenso wertvoll wie ein GG von Wittmann - dann können wir überhaupt nicht mehr über Werte oder Qualitäten reden.

Ich sehe nicht, dass die Diskussion am Ende darauf hinausläuft, dass Alles letztlich gleich wertvoll sei, da es letzlich keine anzulegenden Massstäbe gäbe. Es geht nicht darum, dass Alles gleich wertvoll ist, sondern darum, dass Vieles eine Berechtigung besitzt, ob es nun gefällt oder nicht. Eine Meinung zu den jeweiligen Genres zu haben ist trotzdem nicht verboten, ebenso innerhalb vergleichbarer Genres zu werten. Aber ...
ist es sinnvoll bspw. aktuelle Popmusik mit tradierter Klassik zu vergleichen und konstruierte Analogien - zum Wein - zu gerieren?
nun ja, Äpfel und Birnen, oder so, zumindest in meiner kleinen Welt.

Bevor der ganze Diskurs zu nichts anderem führt als zu richtig dicker Luft zwischen diesem und jenem User(mich selber natürlich eingeschlossen), bin ich jetzt endgültig raus.

Heute Abend gibt es wieder einen Beitrag zu einem konkreten, von mir gerade getrunkenen Wein.

"Sitz ich allein,
Wo kann ich besser sein?
Meinen Wein
Trink ich allein,
Niemand setzt mir Schranken,
Ich hab so meine eignen Gedanken."

(Goethe)

Herzliche Grüße

Bernd

Bernd Schulz hat geschrieben:Bevor der ganze Diskurs zu nichts anderem führt als zu richtig dicker Luft zwischen diesem und jenem User

...also bei mir atmet sich's noch ganz entspannt...

Aber Du hast schon recht: irgendwann muß auch mal gut sein!

Ich will mal eine Friedenstaube anzünden:

https://www.youtube.com/watch?v=R6cAv8QoAnA

Gruss Georg

Georg R. hat geschrieben:.... Friedenstaube anzünden...

Tierquäler!!!