Molitor

...Aber gerade deswegen bin ich umso mehr der Meinung, dass man, wenn man nur über begrenzte Mittel verfügt, die 8 Euro besser in einen richtig guten Wein von einem nicht ganz so bekannten Winzer investieren kann. Es existieren in der 8-Euro-Klasse (und darunter!) nach wie vor sehr schöne Sachen....aber eben nicht im Discounter!

Da stimme ich dir auch zu, doch dies wissen nur Insider.

Der Gelegenheitskäufer schaut sich dagegen eher im Discounter um, wo die Weine mitunter durchaus ansprechend dargeboten werden. Darüber hinaus werden die dort angebotenen Weine nicht selten durch die eigens dafür eingestellten "Experten" entsprechend hoch bewertet.

Den folgenden Wein hatte ich schonmal während meiner Molitor-Kennenlerntage Ende letzten Jahres im Glas. Im Gegensatz zu einigen anderen Molitor-Weinen, sowohl trocken als auch feinherb, hatte er mich garnicht überzeugt. Anscheinend hat mich das aber so beschäftigt, daß ich wohl nochmal was zur Überprüfung nachgekauft haben muß:

Molitor, Ürziger Würzgarten Spätlese 2020 (11,0 %)
        Riesling trocken (weiße Kapsel)

Die Robe ist fahlgelb, die Nase weißblütig und -fruchtig (Lychee, Nashi), deutlich leicht rauchig/flintig (vom Schiefer) mit etwas frischer Heumahd.
Am Gaumen strukturell dicht und aromatisch leichtgewichtig. Überraschend milde Säure und ziemlich sicher nicht knochentrocken. Leichter Grip.

Ich bin alles andere als ein Experte, aber diese Spätlese ist vermutlich mehr Kabi als so mancher nominelle. Frisch und kristallklar. Vielleicht minimal physiologisch unreif (wie sonst soll man auch eine Spätlese mit nur 11 % hinbekommen?), aber dennoch mit ausreichend Substanz und Aromen, damit es nicht langweilig und/oder wässrig wirkt.

Nicht mein präferierter Stil, aber eine sehr schöne Abwechslung!
Ich frage mich gerade, zu was für einem Essen der ginge, weil er doch aromatisch recht zart scheint. Eine Seezunge natur gebraten, dazu neue Kartoffeln - das könnte wohl gehen. Er macht mir jedoch auch solo und zum Käsebrot viel Spaß.

Mit dieser Flasche ist nunmehr eindeutig klar, daß die erste Flasche vom Dezember 2022 einen Korkschleicher hatte. Den Verdacht hatte ich sogleich, aber es war grenzwertig, und ich hatte keine Konterflasche zur Hand.

Im Keller bin ich eben über eine 01er Spätlese von Markus Molitor gestolpert:



Auch von den bekannteren M-S-R-Erzeugern dürfte es nicht so viele 2001er Spätlesen geben, die jetzt immer noch dermaßen gut in Schuss sind. Der ganz große Molitor-Fan war ich ja nie, aber dieser Wein wirkt schon ausgesprochen überzeugend! 2001 war das Weingut mit 24 Hektar Rebfläche (laut GM) allerdings auch etwas kleiner als heute.....

Herzliche Grüße

Bernd

Für den Domäne Serrig Riesling Vogelsang Große Lage 2020 von Molitor vergibt Parker 100 Punkte. Da kann Lobenberg eins draufsetzen: 100+! Muss ein Bombenstoff sein
https://www.gute-weine.de/produkt/domae ... 20-62426h/

Hat denn schon jemand von der Domäne etwas probieren können? Für mich wirkt das erstmal wie der Versuch in der Keller-Liga zu spielen, aber ich nehme mir ja immer vor, offen zu bleiben.

Riesling von Molitor kenne ich nicht. Habe allerdings die diversen Weißburgunder getrunken und im Keller, die ich absolute Spitze finde....

Habe allerdings die diversen Weißburgunder getrunken und im Keller, die ich absolute Spitze finde..

...100 Punkte?

Das ist doch Molitors Dependance an der Saar, die über den Place de Bordeaux vertrieben wird...

Ich habe ihn zwar nicht probiert, aber vielleicht hilft Euch folgender Artikel:
https://www.meininger.de/wein/domaene-s ... e-bordeaux

2020 Markus Molitor Ürziger Würzgarten Kabinett Goldkapsel
Blasses Zitronengelb. Wunderbares Bouquet von weißem Pfirsich, Walderdbeere und Mandarine, dazu cremige und kräuterige Noten. Leicht reduktiv. Etwas weniger intensiv, als ich es von den Jahrgängen 2016 und 2018 in Erinnerung habe, vielleicht ist der 2020er im Moment etwas verschlossen. Volles und ausfüllendes Mundgefühl. Weich und cremig mit einer guten, strukturgebenden Säure. Frischer Apfel, Mandarine, Orange, süße Ananas. Fruchtiger Stil mit der für den Ürziger Würzgarten so typischen Kräuternote. Langer Abgang. Braucht aber noch Zeit, um sich voll zu entfalten. Neuer Versuch ab 2027, wenn ich die Disziplin aufbringe, und danach Potential für mindestens zehn weitere Jahre.

Hallo Dominik,

...Fruchtiger Stil mit der für den Ürziger Würzgarten so typischen Kräuternote....

Ist eine Kräuternote für den Ürziger Würzgarten typisch? Der Name legt es nahe, aber nach nicht ganz wenigen Rieslingen, die ich aus dieser fraglos erstklassigen Lage getrunken habe (die meisten davon kamen von Kajo Christoffel, aber es waren auch welche von Dr. Hermann, Christoffel Erben, Merkelbach, Benedikt Loosen Erben etc. darunter) möchte ich das bezweifeln.

Von unserem hier schon länger nicht mehr aktiven Ostbelgier habe ich vor x Jahren gelernt, die für den Würzgarten typische Aromatik bestünde in "Erdbeeren mit Sahne". Das passt für mich schon eher, aber auch längst nicht in allen Fällen. Wenn ich die Lage blind erkannt habe, dann allerdings über die dem Schieferboden entsprechende Assoziation "rot", womit ich dann näher bei den Erdbeeren als bei den Kräutern war.... -

Davon ganz abgesehen freut es mich sehr, dass du Weine in einer großen stilistischen Bandbreite probierst und darüber im Forum berichtest! Dieses Lob muss ich jetzt auch einmal loswerden!

Herzliche Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

danke für deine Erklärung. Dem möchte ich dann nicht widersprechen -- gerne lerne ich von den Mitgliedern hier, die zumeist mehr Trinkerfahrung mitbringen als ich.

Bei den Kräutern bin ich gedanklich übrigens nicht bei getrockneten Gewürzen à la Gewürzgarten. Kräutrig finde ich den Riesling durchaus, wahrscheinlich sollte ich das aber nicht der Lage zuordnen. Vielleicht hat sich das bei mir fälschlicherweise nach Proben bei Dr. Loosen und Molitor festgesetzt. Dort kamen mir die Weine aus dem Ürziger Würzgarten im direkten Vergleich einfach kräutriger und wärmer vor als z.B. die "kühleren" Rieslinge vom Blau- und Grauschiefer.

Das mit den Erdbeeren liegt beim Riesling ja nicht so nah, daher war ich mir bei der Beschreibung selbst nicht sicher, das zu schreiben. Ich hatte tatsächlich an Erdbeerjoghurt gedacht. Allerdings wusste ich nicht, ob hier eine malolaktische Gärung durchlaufen wurde, insofern wollte ich nicht von Joghurt oder Sahne schreiben und beließ den Gesamteindruck bei "kremig", was ja auch ein Mundgefühl ist.

Abschließend danke für das Lob. Ich stehe ganz am Anfang und habe so viele Regionen und Produzenten noch gar nicht probiert. Die Zukunft hält tolle Weine bereit!