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Hallo,

letztes Jahr fand ich den 2020er Gutsriesling von Oliver Haag noch richtig stark. Meine letzten beiden Flaschen wurden aber nur sehr langsam leer. Der Wein erscheint mir gerade etwas freudlos und wenig trinkanimierend. Der kommt ja vielleicht wieder, es gibt mir allerdings schon zu denken, wieso die eher konservativen trockenen Gutsweine seines älteren Bruders noch immer zulegen und dieser "modernere" schon eine erste Delle zu haben scheint. Den hätt ich lieber schon ausgetrunken!?

Herzliche Grüße

Lars

Teil 1 der beiden Großmeister von der Mosel, über die Tage im Glas:

Fritz Haag, Brauneberger Juffer Sonnenuhr, 2016, Großes Gewächs, trocken

Wunderbare Note von Grapefruit und tropischer Frucht in der Nase, total animierend.

Im Geschmack dann cremig, die exotische Note bleibt, feine Säure, lang anhaltender Abgang. Hervorragend.

Im Glas befindet sich gerade diese 07er Spätlese:




Das ist fraglos ein sehr guter Riesling, der dem Ruf seines Erzeugers problemlos gerecht wird. Wenn die Süße am Gaumen noch eine Spur besser eingebunden wäre, würde ich von einer großen Spätlese reden und drei Punkte mehr zücken.

Herzliche Grüße

Bernd

P.S.: Lars, inwiefern wirken die Weine von Oliver Haag auf dich "moderner" und die von Thomas Haag "konservativer"? Ich wäre jetzt erst einmal nicht auf eine solche Unterscheidung gekommen.....

Bernd Schulz hat geschrieben:
P.S.: Lars, inwiefern wirken die Weine von Oliver Haag auf dich "moderner" und die von Thomas Haag "konservativer"? Ich wäre jetzt erst einmal nicht auf eine solche Unterscheidung gekommen.....

Hallo Bernd!

Mir haben gerade vom Jahrgang 2020 die trockenen Weine von Thomas Haag sehr gut gefallen, vor allem, weil sie mir recht ungeschminkt und oft auch ein wenig schüchtern vorkamen; die Aromen aus der Spontangärung mal mehr, mal weniger präsent. Zudem veränderten sich gerade die GG's in ihrer Ausdruckskraft noch einige Tage und legten zu. Das ist aber auch beim Kabinettstück oder dem Goldstück so. Ich gehe davon aus, dass sich diese Weine noch einige Jahre gut entwickeln und entfalten werden. Mir ist aber schon klar, was ich erwarten kann.
Bei Oliver Haag fand ich gerade das Juffer-Sonnenuhr GG aus 2020 einfach too mutch für mich. Die zwei Fl. die ich davon hatte, sprangen einen regelrecht an und hielten mit ihren Reizen nicht eine Sekunde zurück. Das war bei den trockenen Gutscheinen auch so, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau, welches mir damals auch Freude bereitet hat. Der trockene Gutswein ist ja inzwischen abgetaucht und ich werde berichten, ob und wie er wieder auftaucht. Spontinoten sind mir übrigens bei Oliver Haag nicht groß in Erinnerung geblieben.
Meine Aussage beruht also auf meinen Eindrücken zu trockenen Weinen aus 2020. Diejenigen von Thomas Haag kamen mir wie sehr gut gespielte, anspruchsvolle Livemusik vor, bei der es aber auch mal wackelt, quietscht und klappert; die von Oliver Haag wie etwas gefälligere, aber perfekt produzierter Studiomusik, bei der herausgearbeitet wurde was nur möglich ist, um einen perfektes Klangerlebnis zu bieten.

Herzliche Grüße

Lars

Gestern Abend im Glas:

2022 Fritz Haag, Brauneberger Juffer Kabinett
Feiner Mosel-Riesling, leichtfüßig, mineralisch, filigran, schönes Spiel, schon jetzt sehr harmonisch.

Kein Naturkork, sondern Schrauber

Beste Grüße

Peter

niers_runner hat geschrieben:Kein Naturkork, sondern Schrauber

Und hat das Fehlen der Baumrinde sowie des entsprechenden Korkenzieherrituals dem Genuss eines offenbar sehr schönen Kabinetts größeren Abbruch getan?

Bei Oliver Haag, den ich leider nie persönlich erleben konnte, scheint es sich um einen in jedweder Hinsicht äußerst vernünftigen Winzer zu handeln.....

Herzliche Grüße

Bernd

Hallo Peter, hallo Bernd,

Oliver Haag füllt den Kabinett, ich erinnere mich seit mindestens 2019, mit Schrauber. Der Gutsriesling und der Weißburgunder sind übrigens auch so verschlossen.
Alles andere wird noch mit einem Korken versehen.

Die 2021er Süssweinkollektion war übrigens herausragend.
2022 steht zum probieren noch aus, wird aber zeitnah nachgeholt.

Viele Grüße
Patrick

Bernd Schulz hat geschrieben:

niers_runner hat geschrieben:Kein Naturkork, sondern Schrauber

Und hat das Fehlen der Baumrinde sowie des entsprechenden Korkenzieherrituals dem Genuss eines offenbar sehr schönen Kabinetts größeren Abbruch getan?

Hallo Bernd,

mittlerweile gibt es immer mehr Mosel Winzer die zunächst beim Kabinett auf Schrauber umsteigen, so auch Ansgar Clüsserath oder Mario Schwang, der auch schon länger. Und Daniel Wagner-Stempel aus Siefersheim ebenfalls.
Habe ich auch kein Problem mit, allerdings lagere ich die Flaschen stehend. Kleine Marotte

Beste Grüße

Peter

bin mir relativ sicher, dass haag auch den "J" (die mittlere ebene) verschraubt, dito bei W-S die heerkretz spätlese (2021) - mir gefällts !

matthias

Heute geöffnet:

Fritz Haag, Riesling trocken, 2019, 12,0%vol.alc.

In der Nase Abrieb von der Zitronenschale, dazu eine feine Gewürznote und schon diese steinige, mineralische Note.

Im Geschmack dann feine Säure, schmelzig, Zitrusfrüchte, wieder Zitronenabrieb und immer diese Würzigkeit, das muss die oft erwähnte Schieferwürze sein.

Ein richtig, richtig guter Wein. Ich kann mich nicht erinnern, mal einen schwachen Wein von Oliver Haag getrunken zu haben. Das ist immer noch so. Dieser Gutswein ist nicht der beste Wein, den ich jemals von ihm getrunken habe, aber es ist ein außerordentlich schöner Wein. Hat mir sehr viel Spaß gemacht.