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Schloss Lieser

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port_ellen

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 7. Nov 2021, 22:15

ulli, auch von mir danke !!
Mir scheint, dass die 2005er Hochprädikate, die recht lange ziemlich fett und träge wirkten, jetzt den Babyspeck abgeschüttelt haben und in Form kommen.


das freut mich, dieweil auch ich in den tiefen meiner e-mails gestöbert habe und vor mehr als 15 jahren wohl 3 normalflaschen bei wein kreis geordert hatte...

ich werde mir mühe geben, sie weiter zu vergessen - andernfalls folgt bericht.

gruss, matthias
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port_ellen

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Re: Schloss Lieser

BeitragMo 15. Nov 2021, 00:18

zwei erste Kabinette von 2020, die mich nicht überzeugt haben, daher nur kurz:

Goldtröpfchen: fast keine farbe, stinkig, wenig und diffuse frucht, eher dünn und knapper abgang.
Juffer leider mit Korkm, darunter auch nicht sooo viel substanz...

wesentlich besser:
2020 Wehlenr Sonnenuhr Spätlese:
minimal schwefelig, aber deutlich primärfruchtig mit reifer Nektarine und Ananas, sehr attraktiv.
im Geschmack sehr leichtfüssig (7%), etwas cremige Süße, fliesst sehr entspannt mit schön präsenter aber zurückhaltender Säure über die Zunge, sehr trinkig.

im Vergleich mit 2019 leichter, weniger Konzentration, fast kabinettig (jedenfalls im Lieser-Gefüge).
m.
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UlliB

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 10:23

Manchmal klebt mir das Pech echt an den Fingern, und ich hole eine Enttäuschung nach der anderen aus dem Keller. Die Tage war es zuerst ein ziemlich vernagelter Gruaud Larose 2005; dann ein Brunello "Pianrosso" 2016 von Ciacci Piccolomini d’Aragona, bei dem ich als Nicht-Kenner der Herkunft ebenfalls auf Verschlussphase tippen würde, die gibt es aber nach Aussage des hier schreibenden Experten bei Brunello ja gar nicht, so dass ich annehmen muss, dass diese Tannin-Alkohol-Bombe einfach nichts taugt; und schließlich ein Heugumber 2019 von Ziereisen, der seinen penetranten Sponti-Stinker so hartnäckig vor sich hertrug wie ein Querdenker sein Plakat auf einer Demo.

Da hatte ich mit einer 2004er Auslese von Schloss Lieser schon ein ziemlich dummes Vorgefühl, das sich glücklicherweise überhaupt nicht bestätigt hat. Ganz im Gegenteil: das ist einer der schönsten Weine, die ich dieses Jahr im Glas hatte.

Lieser Niederberg Helden Riesling Auslese 2004 (-7-05) (Schloss Lieser) 7,0%Vol. Recht blasses Hellgelb. Die Nase intensiv, Schiefer und Zitrus, kaum Botrytis, sehr fein. Im Gaumen geht es dann richtig ab: frische Säure, eher wenig Süße, hochintensive Frucht: Orange und auch Bergamotte, dicht und saftig, dann kommt der Schiefer wieder zum Vorschein, steiler Trinkfluss. Sehr, sehr langer blitzsauberer Nachklang.

Das Zusammenspiel der Komponenten ist hier schon ziemlich perfekt, die Säure ist frisch, aber nicht beißend, die Süße spürbar, aber nicht klebrig, die Aromatik intensiv, aber nicht aufdringlich. Toll!

Wenn ich mich richtig erinnere, gilt 2004 als ein eher mäßiger Jahrgang. Aber alles, was ich in letzter Zeit aus diesem Jahrgang von Mosel und Nahe im Glas hatte, hat mir sehr gut gefallen. Der hier ist ein echtes Highlight, jetzt auf dem Punkt, wird sich aber noch viele Jahre halten.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 11:16

Hallo Ulli,

von deiner 2004er Schloss-Lieser-Auslese hatte ich seinerzeit einige Flaschen gekauft (den Wein gab es damals für 12,50!). Es existieren dazu mehrere VKNs von mir; diese hier ist die mit den höchsten Punkten:

Bild

Obwohl meine Notiz schon 10 Jahre alt ist, passt sie, wie ich finde, sehr gut zu deiner gegenwärtigen Beschreibung.

UlliB hat geschrieben:Wenn ich mich richtig erinnere, gilt 2004 als ein eher mäßiger Jahrgang.


Ja, zeitnah wurde 2004 vielfach als eher mäßig eingeschätzt. Inzwischen ist jeder Rieslingfreund, der noch (restsüße) 2004er im Keller hat, sehr froh darüber (eine Flasche von der Auslese besitze ich auch noch :D ), woraus erhellt, dass frühzeitige Urteile über einen Jahrgang mit Vorsicht zu genießen sind - und mit ganz besonderer Vorsicht, wenn solche Urteile in der Hauptsache auf vergleichsweise niedrigen Mostgewichten beruhen.

UlliB hat geschrieben:...und schließlich ein Heugumber 2019 von Ziereisen, der seinen penetranten Sponti-Stinker so hartnäckig vor sich hertrug wie ein Querdenker sein Plakat auf einer Demo.


Tja, hier werden wir uns überhaupt nicht einig. Mir hat der 2019er Heugumber von Ziereisen sehr gut gefallen.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 11:33

@Ulli ymmd :lol:

...aber welche Information verbirgt sich in dem "(-7-05)" - AP/Charge/Los?
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 11:42

amateur des vins hat geschrieben:...aber welche Information verbirgt sich in dem "(-7-05)" - AP/Charge/Los?

Die Endziffern der AP. Bei Mosel ist das häufig notwendig, damit man genau weiß, worüber man sich eigentlich unterhält - manche Winzer bringen unter einer (fast) identischen Etikettierung mehrere Versionen heraus, die sich durchaus deutlich unterscheiden können; ziemlich notorisch ist das der Fall bei JJ Prüm. Und etwas Licht ins Dunkle bringt das auch bei den verschiedenen Auslese-Varianten - "normale", Goldkapsel, lange Goldkapsel, mit Sternen oder ohne, da verliert man schon mal schnell den Überblick. Die AP-Nummer macht's dann eindeutig.

Gruß
Ulli
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Volker

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 12:43

Hallo Ulli,

absolut richtig. Wenn ich mich da z.B. an das erste Mosel Weingut denke, bei dem ich damals häufiger Wein gekauft hatte (Schmitt-Wagner in Longuich). Dort gab es im Regelfall pro Jahrgang, Lage und Prädikat jeweils einen Wein aber teilweise schon recht unterschiedliche Fässer, die letztlich alle einzeln abgefüllt wurden und dann eben nur über die AP Nummern zu unterscheiden waren.
Kann mich da noch an eine Probe vor Ort erinnern, wo wir 3 Auslesen des gleichen Jahrgangs aus dem Longuicher Maximiner Herrenberg im Glas hatten, die alle unterschiedlich waren und das auch ganz bewusst durch die Lese beeinflusst. Frühere Lese nur der oberen Trauben, spätere Lese ... also nicht nur die unterschiedliche Entwicklung des Weines im Fass.

Insofern gerade bei kleineren Erzeugern, die zum Teil auch heute noch wirklich fassweise abfüllen, ein nicht ganz unwichtiger Indikator.

Gruß

Volker
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EThC

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Re: Schloss Lieser

BeitragSo 28. Nov 2021, 13:51

UlliB hat geschrieben:manche Winzer bringen unter einer (fast) identischen Etikettierung mehrere Versionen heraus
...nicht zu vergessen so manche Discounteredition, die mit einem fast gleich etikettierten Wein vom Hof oft rein gar nichts gemein hat...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Lars Dragl

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Re: Schloss Lieser

BeitragDi 1. Mär 2022, 20:45

Hallo!

Bei mir gibt es gerade Schloss Lieser Goldstück 2020 vs. Schloss Lieser Goldstück 2020. Das mag jetzt erst mal total unsinnig klingen, vor allem auch weil beide Weine die selbe A.P.Nr. haben, doch auf dem Rückenetikett steht einmal "aus den besten Steillagen in Piesport" und auf der anderen Flasche "aus dem Piesporter Falkenberg".

Beide Weine sind farblich nicht zu unterscheiden und recht hell, in der Nase dann aber tatsächlich sehr unterschiedlich. Währende der "Piesporter aus besten Steillagen" recht süß, verführerisch, leicht reduktiv, komplex, mit zarten Sponti- und Hefenoten, sowie der Exotik und Mineralität des Goldtröpfchens daherkommt, ist der Falkenberg noch recht reserviert in der Aromatik und deutlich kühler. Hier gibt es auch weniger Spontinoten, dafür knapp reife Birne, grüne Käuter und eine etwas weniger feine Schiefernoten, aber eben alles recht verhalten. Im Mund ist der Piesporter Steillagenwein sehr schön im Antrunk, in der Mitte dann etwas abfallend und hinten raus dürfte er länger sein, wobei die Säure sich hier erst schön auffächert, dann jedoch auch ein wenig scharf wirkt. Der Falkenberg dagegen gibt sich zurückhaltend im Antrunk, baut in der Mitte mehr Druck auf und hält auch ein kleines wenig länger an. Zudem kommen im Mund reife, süßliche Assoziationen nach Pfirsich und Apfel dazu, sowie eine schöne Salzigkeit im Abgang. Wirkliche Süße ist nicht zu finden. Das ist schon nochmals etwas trockener.
Bei mir hat der Falkenberg die Nase leicht vorne, weil ich hier noch Potential erkenne und der Wein, bei aller Eleganz, doch recht trocken und herb daherkommt, was ich mag. Der Wein aus den besten Steillagen in Piesport singt dafür jetzt schon und bringt etwas mehr Süße und Säure mit.

Ich habe mich in den letzten Monaten durch einige trockene Weine aus 2020 von Thomas Haag probiert und finde die Weine wirklich alle sehr schön. Ist leider alles nicht sonderlich günstig, doch eben auch von teuer weit entfernt.

Was mir besonders gefällt, ist der Eindruck von etwas reduzierten RZ-Werten und dass die Weine sich recht konzentriert und in gebietstypischen Proportionen präsentieren, ohne dabei je zu laut in der Frucht zu werden, wie manches aus 2019, oder die 2020er (trocken) von Bruder Oliver Haag, bei dem mir die Weine (bis auf den Gutswein) etwas zu sehr auf Frucht getrimmt erscheinen. Wer gepflegte Spontinoten und diese doch recht "leichten" Weine -sie schmecken nur so- aber nicht mag, wird mit Schloss Lieser wohl auch Probleme bekommen. Ich mag es allerdings sehr!

Herzliche Grüße

Lars
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UlliB

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Re: Schloss Lieser

BeitragMi 2. Mär 2022, 09:00

Lars Dragl hat geschrieben:Bei mir gibt es gerade Schloss Lieser Goldstück 2020 vs. Schloss Lieser Goldstück 2020. Das mag jetzt erst mal total unsinnig klingen, vor allem auch weil beide Weine die selbe A.P.Nr. haben,

Wenn beide Flaschen tatsächlich die selbe AP-Nr. haben, muss der Inhalt der selbe sein. Das ist rechtlich zwingend. Sollte sich der Flascheninhalt tatsächlich unterscheiden, was analytisch an Hand von ein paar Parametern leicht nachzuweisen wäre, ist das ein Fall für die Weinaufsicht und zieht eine recht empfindliche Strafe nach sich (unter anderem verlieren beide Weine die Verkehrsfähigkeit, und vorhandene Bestände im Gut werden beschlagnahmt).

Was allenfalls möglich ist: unterschiedliche Abfüllzeitpunkte, die in deutlicher Flaschenvarianz resultieren. Warum die Weine dann unterschiedliche Rückenetiketten haben (die rechtlich allerdings irrelevant sind), wäre dann immer noch die Frage.

Wenn's wirklich interessiert, müsste man auf dem Gut nachfragen.

Gruß
Ulli
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