Fr 24. Jul 2020, 04:56
Ich packe dann auch mal was auf den Tisch (sozusagen):
Es ist doch immer wieder erfreulich, wenn mich das Leben noch überraschen kann. Oder zumindest hart an diesen Effekt herankommt. Heute war jedenfalls so ein Tag. Glaubt es oder glaubt es nicht: Ich habe heute zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit wieder einen Spätburgunder von der Ahr getrunken – den, der genau so heißt: einfach nur „Spätburgunder“.
Hinter diesem Namen versteckt sich aber kein anonymes und ansonsten plörriges Weinchen aus dem endlos langen Regal eines Discounters. Ganz im Gegenteil: Die Rede ist vom 2018er Basiswein aus dem Hause Jean Stodden in Rech an der Ahr, das weit über die eigene Region und das Umland hinaus als erste Adressse bei roten Burgundern gilt.
Ich entkorke die Flasche und tue alles Nötige, damit der Stoff erst mal ordentlich durchatmen kann. Das Glas steht schon bereit. Dann schenke ich ein – und bin begeistert von der Fülle der Aromen, die in meine Nase steigt: Holz, Leder, Tabak, der Duft einer frisch aufgeknackten Walnuss – das alles kommt mir entgegen.
Dass der Wein im großen Eichenfass gereift ist: Das wusste ich vorher schon, und zwar durch den Mailaustausch mit Britta Stodden, zusammen mit ihrem Ehemann Alexander Inhaberin des Gutes. Sie hatte mich auch darauf hingewiesen, dass der Basiswein der ist, der am ehesten bereits für den Genuss ist. Womit sie natürlich Recht hatte, wie sich am Gaumen herausstellte. Fleischig, weich und warm umspült der Spätburgunder die Zunge und andere fürs Geschmacksempfinden Bereiche. Kirsche, aber nur relativ dezent, Brombeere, etwas Speckpflaume: Das alles und noch mehr ließ ich mir gerne gefallen.
Nach meinem Empfinden hat der „Spätburgunder“ alle Anlagen zum Allrounder. Natürlich kann er als Meditationswein oder Absacker am Abend ein hervorragender Solist sein, zum Essen aber ein Allrounder mit erstaunlichen Fähigkeiten: Grillgut bis hinauf zum Steak bekommt er ebenso gut zu packen wie cremige, aromatische Käse. Preis ab Weingut: 15 Euro.
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