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Sermann

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Bernd Schulz

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Re: Sermann

BeitragMi 8. Mär 2023, 21:52

Zum "einfachen" 21er Spätburgunder von Serman, der sich gerade in meinem Glas befindet, schrieb Ralf im letzten November:

Ralf Gundlach hat geschrieben:Der ist natürlich preislich angezogen. Aber er ist auch nicht irgendein gewöhnlicher Einstiegs-SB:

In der Nase eher zurückhaltend. Am Gaumen ist das ein Ahr-Spätburgunder par excellence. Eher schlank gehalten. Sehr mineralisch und Gebietstypisch. Dezent Kirsche. Auch Holunder. Tannine im Abgang. Mir fällt es gerade schwer, zu beschreiben, warum ich diesen SB so besonders finde. Ein Punkt ist sicher die Kunst der nicht zu frühen Lese. Aber das wäre zu einfach. Ich glaube, dass Lukas Sermann richtig ergeizig ist. Und einen klaren Plan hat.


Ausnahmsweise bin ich hier kaum bis gar nicht d´accord mit Ralf. Angesichts der Mangels an Charme handelt es sich hier für mich nicht um einen Ahr-Spätburgunder par excellence; ich hätte den Wein blind sogar eher nach Frankreich als nach Deutschland gesteckt. Mir fehlt hier die Duftigkeit und (wenigstens angedeutete) Feinfruchtigkeit der Ahr:

Bild

Eventuell muss man hier auch die Eigenheit :( des 21er Jahrgangs an der Ahr berücksichtigen - wer weiß, unter welchen Umständen der Wein ausgebaut wurde? Aber als "Spätburgunder an sich" ist das nichts, was mir besonders viel Freude macht.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Sermann

BeitragMi 8. Mär 2023, 22:29

Bernd Schulz hat geschrieben:Zum "einfachen" 21er Spätburgunder von Serman, der sich gerade in meinem Glas befindet, schrieb Ralf im letzten November:

Ralf Gundlach hat geschrieben:Der ist natürlich preislich angezogen. Aber er ist auch nicht irgendein gewöhnlicher Einstiegs-SB:

In der Nase eher zurückhaltend. Am Gaumen ist das ein Ahr-Spätburgunder par excellence. Eher schlank gehalten. Sehr mineralisch und Gebietstypisch. Dezent Kirsche. Auch Holunder. Tannine im Abgang. Mir fällt es gerade schwer, zu beschreiben, warum ich diesen SB so besonders finde. Ein Punkt ist sicher die Kunst der nicht zu frühen Lese. Aber das wäre zu einfach. Ich glaube, dass Lukas Sermann richtig ergeizig ist. Und einen klaren Plan hat.


Ausnahmsweise bin ich hier kaum bis gar nicht d´accord mit Ralf. Angesichts der Mangels an Charme handelt es sich hier für mich nicht um einen Ahr-Spätburgunder par excellence; ich hätte den Wein blind sogar eher nach Frankreich als nach Deutschland gesteckt. Mir fehlt hier die Duftigkeit und (wenigstens angedeutete) Feinfruchtigkeit der Ahr:

Bild

Eventuell muss man hier auch die Eigenheit :( des 21er Jahrgangs an der Ahr berücksichtigen - wer weiß, unter welchen Umständen der Wein ausgebaut wurde? Aber als "Spätburgunder an sich" ist das nichts, was mir besonders viel Freude macht.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

punktemäßig liegen wir ja auch nicht Welten auseinander. Ich konnte ja schon immer tanninbetonte Rote besser "absorbieren" als du. Spröde fand ich den aber keinesfalls. Und ja, er wird sicher in zwei, drei Jahren zugänglicher werden. Die Weine von Lukas Sermann sind ernsthafter geworden, ohne Frage. Mir hat dieser Spätburgunder durchaus Freude bereitet, auch wenn er sicher noch nicht so besonders zugänglich ist. Aber mir gefielen ja auch die Madirans von Markus durchaus... ;) . Und meine Weinsozialisation ist eng verknüpft mit den 86ern aus Bordeaux, dem Tanninjahr in diesem Jahrzent, wie du weißt.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Sermann

BeitragMi 10. Mai 2023, 20:47

Kurz im Glas befand sich gerade der 21er Mayschosser Spätburgunder von Lukas Sermann:

Bild

Ich hätte nur zu gerne eine andere Notiz verfasst, da ich vor dem jungen Winzer angesichts seines ungebrochenen Muts und Standvermögens nach der Flutkatastrophe den größten Respekt hege. Aber das, was er hier auf die Flasche gebracht hat, würde ich blind eher nach Madiran als an die Ahr stecken. Streng genommen hätte ich noch niedriger punkten müssen, weil ich diesen Roten beim besten Willen nicht richtig trinken kann. Vielleicht wird das ja mal in 10 bis 15 Jahren was, aber so lange möchte ich bei einem Ahrburgunder eigentlich nicht warten.

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Sermann

BeitragDo 11. Mai 2023, 10:45

Bernd Schulz hat geschrieben:Kurz im Glas befand sich gerade der 21er Mayschosser Spätburgunder von Lukas Sermann:

Bild

Ich hätte nur zu gerne eine andere Notiz verfasst, da ich vor dem jungen Winzer angesichts seines ungebrochenen Muts und Standvermögens nach der Flutkatastrophe den größten Respekt hege. Aber das, was er hier auf die Flasche gebracht hat, würde ich blind eher nach Madiran als an die Ahr stecken. Streng genommen hätte ich noch niedriger punkten müssen, weil ich diesen Roten beim besten Willen nicht richtig trinken kann. Vielleicht wird das ja mal in 10 bis 15 Jahren was, aber so lange möchte ich bei einem Ahrburgunder eigentlich nicht warten.

Ich denke, dass man da schon etwas nachsichtig sein sollte.

Zum einen mag 2021 für restsüßen Riesling ein ausgezeichneter Jahrgang gewesen sein, für deutschen Rotwein ist das aber mit Sicherheit nicht der Fall. Selbst in wärmeren Gegenden wie dem Kaiserstuhl war es sehr schwierig, die Trauben zur physiologischen Reife zu bringen, und der sanitäre Zustand des Leseguts war nach dem feucht-kühlen Jahr problematisch. Etwas wirklich Gutes würde ich da nicht erwarten, von der Ahr auch unter anderen äußeren Umständen gleich gar nicht.

Womit wir bei den äußeren Umständen wären. Viele Betriebe, so auch der von Sermann, sind durch die Flut praktisch völlig zerstört worden. Da mussten Lese und Weinbereitung unter provisorischen Bedingungen erfolgen, vor allem mit geliehenem oder neuem Equipment, das der Winzer nicht kannte. Da kann auch ein guter Erzeuger schon mal daneben greifen.

Vermutlich sieht es mit dem 2022er schon wieder besser aus.

Gruß
Ulli
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Ralf Gundlach

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Re: Sermann

BeitragDo 11. Mai 2023, 18:59

Bernd Schulz hat geschrieben:Kurz im Glas befand sich gerade der 21er Mayschosser Spätburgunder von Lukas Sermann:

Bild

Ich hätte nur zu gerne eine andere Notiz verfasst, da ich vor dem jungen Winzer angesichts seines ungebrochenen Muts und Standvermögens nach der Flutkatastrophe den größten Respekt hege. Aber das, was er hier auf die Flasche gebracht hat, würde ich blind eher nach Madiran als an die Ahr stecken. Streng genommen hätte ich noch niedriger punkten müssen, weil ich diesen Roten beim besten Willen nicht richtig trinken kann. Vielleicht wird das ja mal in 10 bis 15 Jahren was, aber so lange möchte ich bei einem Ahrburgunder eigentlich nicht warten.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

da sind wir ja diesmal meilenweit auseinander! Ich fand den im Dezember richtig gut. Überhaupt nicht spröde. Entweder hat sich der Wein in eine Verschlußphase begeben oder wir haben da eine extrem unterschiedliche Wahrnehmung. Ich habe noch 2 Flaschen und laß die mal etwas liegen.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Sermann

BeitragDo 11. Mai 2023, 19:47

UlliB hat geschrieben:Ich denke, dass man da schon etwas nachsichtig sein sollte.


Da hast du angesichts der besonderen Umstände, die an der Ahr geherrscht haben, natürlich recht. Und selbstverständlich werde ich jetzt nicht sofort den Stab über Sermann-Kreuzberg brechen, sondern auf jeden Fall noch den einen oder anderen 2022er aus der Produktion von Sermann-Kreuzberg kaufen.

UlliB hat geschrieben:Zum einen mag 2021 für restsüßen Riesling ein ausgezeichneter Jahrgang gewesen sein, für deutschen Rotwein ist das aber mit Sicherheit nicht der Fall.


Tatsächlich? Ich habe bislang so gut wie keine Äußerungen über 2021 als Rotweinjahrgang in Deutschland gehört - und eine eigene Meinung dazu fehlt mir (noch) völlig.

UlliB hat geschrieben:Womit wir bei den äußeren Umständen wären. Viele Betriebe, so auch der von Sermann, sind durch die Flut praktisch völlig zerstört worden. Da mussten Lese und Weinbereitung unter provisorischen Bedingungen erfolgen, vor allem mit geliehenem oder neuem Equipment, das der Winzer nicht kannte. Da kann auch ein guter Erzeuger schon mal daneben greifen.


Klar, den äußeren Umständen muss man irgendwo Rechnung tragen, siehe oben. Aber andererseits ist die Qualität dessen, was sich im Glas befindet, nun mal so, wie sie ist. Ich kann einen Wein nicht schönreden, nur weil sich der Winzer bei seiner Herstellung in einer sehr schwierigen Lage befunden hat. Und mein Eindruck ist, dass hier einfach zu viel gewollt wurde. Dieser Mayschosser wirkt auf mich mit seiner dunklen Farbe und seinen rüden Tanninen klar überextrahiert.

Ralf Gundlach hat geschrieben:...da sind wir ja diesmal meilenweit auseinander! Ich fand den im Dezember richtig gut.


Ralf, ich hatte deine Notiz und Bewertung durchaus im Hinterkopf und habe auch dementsprechend gestaunt.
Solch tiefe Klüfte zwischen unserer Wahrnehmung tun sich selten bis nie auf, aber hier ist es nun mal der Fall ;) :twisted:

Wobei ich den Wein heute wenigstens etwas besser finde als gestern:

Bild

Gut ist trotzdem anders. Für meinen subjektiven Geschmack jedenfalls.

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Sermann

BeitragMo 7. Aug 2023, 19:47

Viel besser als Lukas Sermanns einfacher 21er Spätburgunder wirkt auf mich zum Glück dieser Lagenwein, der ebenfalls aus 2021 ;) stammt:

Bild

Hier handelt es sich um einen richtig guten Ahrburgunder, bei dem alles hervorragend zusammen passt. Der Preis ist logischerweise deutlich höher als der des von mir verrissenen :twisted: 21er Basisspätburgunders, aber im Vergleich zu dem, was viele andere Spätburgunder kosten, die in dieser Qualitätsklasse spielen, alles andere als zu hoch. Ein überzeugender Wein von einem jungen Winzer, dem ich für die Zukunft sehr gerne die Daumen drücke!

Es handelt sich übrigens um ein Geschenk von Ralf Gundlach. Ganz vielen Dank noch mal dafür, Ralf!
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Ralf Gundlach

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Re: Sermann

BeitragDi 8. Aug 2023, 20:27

Hallo Bernd,

war ja auch zu deinem Geburtstag. Es freut mich natürlich, das du so viel Freude mit dem Wein hattest.

Gruß

Ralf
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EThC

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Re: Sermann

BeitragMo 18. Dez 2023, 16:53

...soeben traf der neueste Streich der "Weinentdeckungsgesellschaft" ein, dieses Jahr war Lukas Sermann der Auserwählte. Carsten Henn hatte die Idee, einen "Beaujolais" aus D zu kreieren, Gamay gibt's zwar nicht, dafür aber an der Ahr Pinot vom Schiefer. Das Ganze teilweise in "Maceration carbonique" aus drei Lagen in kleinen Fässern vergoren und schon ist der

2022er Spätburgunder - [boʒɔ'lɛ] - trocken

fertig, sogar mit AP-Nummer!

Lukas Serman nennt für den Wein mit 11,5 Umdrehungen ein Reifepotential von 5 Jahren, vermutlich dürfte aber auch ein baldiger Erstkontakt schon interessant sein, hab ja drei Flaschen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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Ralf Gundlach

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Re: Sermann

BeitragDi 19. Dez 2023, 21:31

EThC hat geschrieben:...soeben traf der neueste Streich der "Weinentdeckungsgesellschaft" ein, dieses Jahr war Lukas Sermann der Auserwählte. Carsten Henn hatte die Idee, einen "Beaujolais" aus D zu kreieren, Gamay gibt's zwar nicht, dafür aber an der Ahr Pinot vom Schiefer. Das Ganze teilweise in "Maceration carbonique" aus drei Lagen in kleinen Fässern vergoren und schon ist der

2022er Spätburgunder - [boʒɔ'lɛ] - trocken

fertig, sogar mit AP-Nummer!

Hallo Erich,

spannend. Ich war vor einer Woche an der Ahr und habe kurz Lukas Sermann persönlich kennengelernt. Er wirkte auf den ersten Eindruck sehr ehrgeizig, umtriebig und etwas gestresst, aber souverän. Als ich ihm erzählt habe, dass ich sein Weingut schon seit 2008 kenne und schätze, aber auch die Stilistikänderung erwähnt habe seit 2018 war er sofort offen und erfreut. Der Lukas Sermann strahlt auf jeden Fall Power aus.
Am Ende stellte sich heraus, dass er vergessen hatte zwei Roses Gypsy One ( sehr empfehlenswert, In Deutschland ganz oben. ganz, ganz toller Rose. Und es gibt noch einen Gypsy two..Gypsy...Blöder Name, toller Rose)) zu berechnen. Die habe ich natürlich noch anstandslos bezahlt. Daraufhin hat er mir noch eine Pulle SB Pfarrwingert geschenkt. Fand ich sehr, sehr nett. Am nächsten Tag war ich 6 Stunden bei Michael Fiebrich. Davon werde ich noch in den nächsten Tagen berichten. Ich bin mal gespannt, wie er die Idee umgesetzt hat. Carsten Henn wird sich schon was da gedacht haben.

Gruß

Ralf

Lukas Serman nennt für den Wein mit 11,5 Umdrehungen ein Reifepotential von 5 Jahren, vermutlich dürfte aber auch ein baldiger Erstkontakt schon interessant sein, hab ja drei Flaschen...
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