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Egon Schäffer

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Gaston

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 01:50

Hallo,

also ich habe bisher keinen Wein dieses Winzers im Glas gehabt, aber ich muss hier dennoch Bernd zur Seite springen. Aussagen wie "Weine, die kein Mensch braucht" oder "VDP ausmisten" halte ich doch für ziemlich arrogant. Offenbar sind einige unserer Forums-Mitglieder sehr zufrieden mit diesen Weinen, und ich halte z.B. Bernd und Ralf für ziemlich erfahrene Weinkenner, deren Urteil Ernst zu nehmen ist.

Es ist ja OK, wenn einem diese Weine nicht zusagen. Aber gerade die Bemerkung vom "Ausmisten" stößt mir doch sehr negativ auf. Bitte leben und leben lassen!
Beste Grüße
Gaston
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Bernd Schulz

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 09:19

Es verhält sich allerdings so (mit Ralf habe ich gestern, bevor ich Ullis Posting gelesen hatte, interessanterweise genau über dieses Thema gesprochen), dass das Weingut Schäffer seiner ganzen Ausrichtung nach ebenso wenig wie die Trockenen Schmitts in den VDP passt.

Letztere waren so konsequent und haben den Austritt vollzogen; die Ursachen dafür, dass die Schäffers diesen Schritt nicht gehen, können vielfältig sein.

Herzliche Grüße

Bernd
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Michl

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 10:42

Bernd Schulz hat geschrieben:Dass der zugebenermaßen gegen den Zeitstrom schwimmende Stil des Hauses dermaßen polarisieren könnte, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht!


Also zumindest meine Wahrnehmungen will ich nicht als polaritätsstiftend oder -verstärkend verstanden wissen. Gehe ich meine VKN noch einmal durch, haben mir alle Weine gefallen, das PGV sogar richtig gut. Dass mir der 17er Eschendorfer Silvaner tatsächlich an jenem Abend nicht reichte und in den Topf wanderte, hatte möglicherweise - wie ich oben schon schrieb - etwas mit meiner Tagesform zu tun. Aber ja, an diesem Abend hat er mir nicht gereicht und passenderweise eine andere Bestimmung gefunden. Dennoch ist schon auffällig, dass mir die Weine zum Trinkzeitpunkt gefallen haben, im Rückblick aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten.

Ulis Fazit von "Weinen, die die Welt nicht braucht" sollte bitte nicht persönlich genommen werden. Ich glaube nicht, dass Uli das so verstanden wissen will. In der Sache und auf mich persönlich gewendet komme ich jedoch trotz aller Sympathie für Winzer und grundsätzlicher Stilistik ("grundehrlich, unverstellt, etc.") zum selben Urteil.

Nimm es mir bitte nicht böse, Gaston, aber folgende Aussage führt für mich dabei in die Irre.

Gaston hat geschrieben:und ich halte z.B. Bernd und Ralf für ziemlich erfahrene Weinkenner, deren Urteil Ernst zu nehmen ist


Es geht hier nicht darum, dass jemand (zumindest ich nicht) Bernd und Ralfs Urteil nicht ernst nimmt. Die Tatsache, dass es beiden - und ich würde Josef, dessen Meinung ich auch sehr schätze, noch hinzunehmen wollen - gelungen ist, mehrere schreibende Foristen zeitgleich zu triggern, Weine dieses Weinguts zu kaufen, spricht vielmehr eindeutig dafür, wie sehr wir ihr Urteil schätzen.
Ganz grundsätzlich kann ich mit Aussagen wie "erfahrene Weinkenner" so gar nichts anfangen. Das geht für mich in diese narzistische Richtung a la "mein Haus, mein Auto, meine Jacht" der Weine, die man schon alles getrunken hat, weshalb man dann ein viel kompetenteres Urteil fällen könne. Diese Haltung, die erfreulicherweise hier im Forum nur selten und eher in Beiträgen zu einer ganz bestimmten Region durchschimmert, geht mir schon seit jeher auf den Sack. Als ob Trinkerfahrung zu einem "besseren" Geschmacksurteil führe.
Was wir hier machen, hat für mich sowieso nichts mit Kompetenz zu tun. Wir schmecken halt und finden seltsamerweise Gefallen daran, über unserer Geschmackseindrücke zu schreiben und die anderer zu lesen und darüber uns auszutauschen. :oops:
Aber es gibt kein verallgemeinerbares Kriterium für eine "bessere" Nase und einen "besseren" Gaumen. Das ist in der Sache und v.a. kommunikativ Unsinn. Oder sollte mir etwas schmecken, weil einem "erfahrenen Weinkenner" etwas schmeckt?
Natürlich freut man sich, wenn das eigene Geschmacksurteil geteilt wird und man bspw. Dank für eine Empfehlung erfährt, aber gegenteilige Aussagen sollte man doch besser nie persönlich nehmen (aber vielleicht fällt uns das gerade deshalb schwer, weil wir so vermessen sind, unseren Geschamackseindrücken in unserem Leben eine so große Bedeutung beizumessen :lol: ) Ich empfinde Ulis Äußerung eher als erfrischend kontrovers. Das belebt das Forum und den Austausch!
Viele Grüße

Michl
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UlliB

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 10:48

Gaston hat geschrieben:[...], und ich halte z.B. Bernd und Ralf für ziemlich erfahrene Weinkenner, deren Urteil Ernst zu nehmen ist.

Oh, die Einschätzung teile ich durchaus - sonst hätte ich mir auf Basis ihrer ziemlich enthusiastischen Notizen wohl kaum ein paar Probeflaschen kommen lassen. Und normalerweise komme ich mit Empfehlungen von den beiden sehr gut klar, hier aber wirklich überhaupt nicht. Mir ist ein völliges Rätsel, worüber man bei diesen Weinen in Begeisterung geraten kann.

Und insofern muss ich den hier wohl nehmen:
Bernd Schulz hat geschrieben:[...] würde ich jetzt schreiben, dass die Weine von Schäffer offenbar schon jenseits deines weißen Horizonts liegen

Das ist dann offensichtlich so. Wie man sieht, scheine ich damit aber nicht alleine zu sein ;)

Gruß
Ulli

@Michl: Kreuzpost.
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Ollie

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 11:40

UlliB hat geschrieben:Mir ist ein völliges Rätsel, worüber man bei diesen Weinen in Begeisterung geraten kann.

...

Wie man sieht, scheine ich damit aber nicht alleine zu sein ;)


Falls es der Diskussion dienlich ist: Ich habe mir ziemlich gleich nach Bernds und Ralfs enthusiastischer Notiz über den Müller-Thurgau AR zwei Flaschen davon bestellt; die dritte war der PetNat (die VKN von stollinger ich leider irgendwie übersehen hatte). Ich kein sonderlicher Silvanerfan, deswegen ging wenigstens dieser Kelch an mit vorüber.

Von allen Verkostern hier sehe ich die beiden Weine offenbar mit großem Abstand am negativsten, deswegen habe ich auch nicht von meinen Eindrücken geschrieben. (Zumal die Konterflasche vom MT noch auf ihre Chance wartet.) Aber das ist okay, so ist das nun mal mit der Vielfalt der Geschmäcker, das hat nichts mit Erfahrung zu tun. (Eine andere solche Episode hatte ich davor mit Meierer.)

Daß irgendwelche Bordoten sich in einer anderen Region gegenseitig zu beweisen versuchen, wer die größte Demi hat, ist aber eine ganz andere Sache, darauf sollte man hier nicht herumreiten, ach, kein Wort sollte man darüber verlieren.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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amateur des vins

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 11:47

Danke, Michl, das hast Du schön geschrieben. :)

Mich hat das bisher probierte auch nicht vom Hocker gerissen. Aber obwohl ich sogar gerade eben nochmal meine Notizen nachgelesen habe, stellt sich keine Geschmackserinnerung ein. Da fehlt dann wohl auch der bleibende Eindruck. Nachkaufen werde ich nicht.

Und dennoch freue ich mich auf die "Konterbuddeln" des 19er Müllers und Rivaners. :)
...und sei es nur, um meine Ersteindrücke zu hinterfragen. :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 12:00

UlliB hat geschrieben:Und insofern muss ich den hier wohl nehmen:
Bernd Schulz hat geschrieben:
[...] würde ich jetzt schreiben, dass die Weine von Schäffer offenbar schon jenseits deines weißen Horizonts liegen


Meine Bemerkung war der späten Stunde und meinem Zustand geschuldet; offen gestanden hatte ich nach dem Treffen mit Ralf ganz ordentlich einen sitzen :oops: .

Ollie hat geschrieben:Von allen Verkostern hier sehe ich die beiden Weine offenbar mit großem Abstand am negativsten, deswegen habe ich auch nicht von meinen Eindrücken geschrieben. (Zumal die Konterflasche vom MT noch auf ihre Chance wartet.) Aber das ist okay, so ist das nun mal mit der Vielfalt der Geschmäcker, das hat nichts mit Erfahrung zu tun. (Eine andere solche Episode hatte ich davor mit Meierer.)


Schön, mal wieder etwas von dir zu lesen, Ollie!

In meinem früheren Leben, als ich noch Zeit für solche Späße hatte, bin ich ja oft zu Verkostungen nach Düsseldorf oder Köln gefahren. Und in diesen Runden kamen neben vielen Weinen, über die das Urteil ziemlich einhellig ausfiel, auch immer wieder mal Sachen auf den Tisch, die zu einem (in Köln dann so genannten) "Schisma" :mrgreen: führten. Ein Teil der Anwesenden bewertete das betreffende Produkt überaus enthusiastisch, während die andere Gruppe absolut unbegeistert war. Und das hatte auch überhaupt nichts mit Erfahrung zu tun....

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 13:51

Bernd Schulz hat geschrieben:Ein Teil der Anwesenden bewertete das betreffende Produkt überaus enthusiastisch, während die andere Gruppe absolut unbegeistert war.

...das ist (bzw. war :cry: ) bei unseren Weinrunden regelmäßig so. Wobei das immer mehr Spaß macht als wenn sich alle einig sind...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Gaston

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 13:53

Michl hat geschrieben:...Ganz grundsätzlich kann ich mit Aussagen wie "erfahrene Weinkenner" so gar nichts anfangen. Das geht für mich in diese narzistische Richtung a la "mein Haus, mein Auto, meine Jacht" der Weine, die man schon alles getrunken hat, weshalb man dann ein viel kompetenteres Urteil fällen könne. Diese Haltung, die erfreulicherweise hier im Forum nur selten und eher in Beiträgen zu einer ganz bestimmten Region durchschimmert, geht mir schon seit jeher auf den Sack. Als ob Trinkerfahrung zu einem "besseren" Geschmacksurteil führe.

...Ich empfinde Ulis Äußerung eher als erfrischend kontrovers. Das belebt das Forum und den Austausch!


Damit kann ich nun wieder wenig anfangen, lieber Michl. Ich bin über die Reaktionen doch ein wenig überrascht. Mir ging es tatsächlich um den Ton, der die Musik macht. Warum gleich diese latente Aggression "Weine, die die Welt nicht braucht", "VDP gehört ausgemistet" "Narzissmus", "geht mir auf den Sack" Warum nicht einfach: "Was du an den Weinen findest, kann ich nicht nachvollziehen, mir gefallen die überhaupt nicht." Aber OK, man sollte aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Die einen finden es "erfrischend kontrovers", ich finds unnötig konfrontativ. Aber vielleicht bin ich zu überempfindlich. Alles gut. Wünsche allen ein erholsames Wochenende mit schönen Weinen!
Beste Grüße
Gaston
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UlliB

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Re: Egon Schäffer

BeitragSa 13. Feb 2021, 19:38

Bernd Schulz hat geschrieben:Es verhält sich allerdings so [...], dass das Weingut Schäffer seiner ganzen Ausrichtung nach ebenso wenig wie die Trockenen Schmitts in den VDP passt.

Hallo Bernd,

vielleicht kannst Du dazu noch ein paar Worte schreiben.

Bei den "Trockenen Schmitts" ist die Sache klar - die verwenden für ihre Weine nach wie vor die Prädikate, sie kümmern sich nicht um den Lagenverbrauch, und die Preisstellung entspricht so gar nicht den VDP-Vorstellungen (allerdings werden da seit kurzem auch zwei "Große Gewächse" erzeugt, die mit 22 € / Flasche schon fast an die Vorgaben heranreichen).

Aber bei Schäffer? Die halten sich, was die Bezeichnungen ihrer Weine betrifft, ganz penibel an die Regeln des VDP (da sind andere durchaus freizügiger), und die Preise sind im Kontext des VDP Franken vielleicht eher am unteren Ende angesiedelt, aber sie fallen keineswegs ganz aus dem Rahmen, und entsprechen durchaus den Wünschen des VDP. Und auch wenn mir die Weine nicht gefallen: ich sehe nicht, dass man hier stilistisch völlig aus der Bandbreite anderer VDP-Betriebe ausschert. Was mir allerdings aufgefallen ist: offensichtlich lässt man die Weine länger reifen, im oberen Segment sind noch nicht einmal die 2018er verfügbar.

Aber sonst?

Gruß
Ulli
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