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Zehnthof Luckert

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amateur des vins

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSa 7. Dez 2019, 16:23

Um mal die Kurve zurück zu bekommen:
UlliB hat geschrieben:Wenn Du "spritzig" mit säurebetont gleichsetzt: ja.
Ja, so war es dort gemeint. Den Begriff verwende ich sonst kaum; war schon spät... Was verbindest Du denn damit - CO₂?

Vibrierende Säure weist der Gelbkalk nicht gerade auf, aber doch genügend, so daß ich ihn nicht als matt oder müde empfinde. Dieser Süßeeindruck ist nicht so meins, aber schlimm ist anders. Wenn man es weiß, reicht man ihn zum scharfen Curry, dann paßt es. :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSa 7. Dez 2019, 17:55

amateur des vins hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Wenn Du "spritzig" mit säurebetont gleichsetzt: ja.
Ja, so war es dort gemeint. Den Begriff verwende ich sonst kaum; war schon spät... Was verbindest Du denn damit - CO₂?

Ja, Kohlendioxid. Ein bei Stillweinen wenig beachteter, aber aus meiner Sicht durchaus relevanter Einflussfaktor.
Dieser Süßeeindruck ist nicht so meins, aber schlimm ist anders. Wenn man es weiß, reicht man ihn zum scharfen Curry, dann paßt es.

Zum scharfen Curry würde ich viel eher zu einem dezidiert restsüßen Riesling greifen.

Genau hier liegt das Problem für mich: unter allen in Deutschland gebräuchlichen weißen Rebsorten ist Silvaner für mich am meisten food compatible und lässt sich problemlos mit sehr vielen Gerichten kombinieren, insbesondere mit eher mild gewürztem Fisch oder hellem Fleisch, aber auch mit rein vegetarischer oder veganer Gemüseküche. Aber dazu muss er für meinen Geschmack geschmacklich völlig trocken sein, Süße (egal wo sie herkommt) stört mich da massiv.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSa 7. Dez 2019, 23:32

Indem ich darüber nachdenke, ob die Erfahrungen, die ihr (Ulli und Carsten) mit 2018ern vom Zehnthof gemacht habt, nicht doch mit der auf hohem Niveau gefälligen Stilistik des Hauses zu tun haben könnten, wage ich mich jetzt einfach mal aufs Glatteis.

Ich habe den Betrieb ja kurz vor 2010 im Rahmen der Recherche für ein kleines Büchlein/Paperback besucht, und vom sehr freundlichen Empfang abgesehen fand ich die Weine damals ziemlich gut - aber trotzdem haben sie mich nicht so nachhaltig beeindruckt, dass es für eine erneute Bestellung von zu Hause aus gereicht hätte (weshalb ich mich auf der Eisfläche bewege, da ich neuere Jahrgänge schlicht und einfach nicht kenne). Solche Nachbestellungen gab es dagegen bei Egon Schäffer und bei den Trockenen Schmitts, die zwar beide nicht mit Spontanvergärung werben können, aber für meine Begriffe einen traditionelleren und damit konsequenteren Stil pflegen. Mir hat bei den Luckert-Weinen damals wohl ein wenig die fränkische Urwüchsigkeit gefehlt.

Und ich vermute jetzt mal etwas ins Blaue hinein, dass Winzer wie die Trockenen Schmitts, die einen Wein, der mehr als 2 Gramm Restzucker aufweist, normalerweise nicht mehr als "trocken" etikettieren, in 2018 unter anderem auch etliche Sachen auf die Flasche gebracht haben, die richtig trocken wirken (siehe dazu in der Datenbank meine VKN zum 2018er Randersacker Ewig Leben Silvaner Kabinett trocken).

Damit will ich nicht zu viel gegen den Zehnthof gesagt haben. Die Luckerts können schon eine Menge - aber wenn ich einen trockenen, komplett unverstellt "fränkisch" wirkenden Weißwein im Glas haben will, greife ich zu den Produkten (einiger weniger) anderer Erzeuger.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 07:35

Bernd, der Gelbkalk 2018 war ja für mich die Erstbegegnung mit dem Weingut. Mir ein Bild von der Hausstilistik zu machen, steht also noch aus.

Dieser deutliche Süßeeindruck bei nur gut 2 g/l RZ ist bisher für mich am plausibelsten auf Trockenstreß in Verbindung mit obiger Glycerin-Hypothese zurückzuführen. Insofern werde ich bei Gelegenheit gerne aus anderen Jahren gegentesten.

Danke für die Erinnerung an die Trockenen Schmitts. Die wurden hier häufig genug lobend erwähnt, um bei mir auf der Wunschliste zu stehen. Wir sehen uns dann im dedizierten Weinguts-Thread wieder. :)

Deine erwähnte VKN habe ich gelesen - aber auch die vom Randersacker Sonnenstuhl Silvaner Spätlese trocken "Konsequent" 2018. ;)
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 08:56

Bernd Schulz hat geschrieben:Und ich vermute jetzt mal etwas ins Blaue hinein, dass Winzer wie die Trockenen Schmitts, die einen Wein, der mehr als 2 Gramm Restzucker aufweist, normalerweise nicht mehr als "trocken" etikettieren,[...]
Das stimmt so nicht. Aus der aktuellen Preisliste: die von Dir an anderer Stelle erwähnte trockene 2018er Silvaner Spätlese "Alte Reben" aus dem Sonnenstuhl hat 2,3 Gramm RZ, die Rieslaner 2018er Spätlese aus gleicher Lage 2,9 Gramm - und beide Weine sind sehr wohl als "trocken" deklariert. Ganz so konsequent ist man dann doch nicht ;)
[...] in 2018 unter anderem auch etliche Sachen auf die Flasche gebracht haben, die richtig trocken wirken (siehe dazu in der Datenbank meine VKN zum 2018er Randersacker Ewig Leben Silvaner Kabinett trocken).
Für den Ewig Leben Silvaner Kabinett kann ich das bestätigen, den hatte ich gerade am Mittwoch wieder im Glas. Aber für das 2018er Gesamtsortiment der Trockenen Schmitts gilt das leider nicht: die trockene Scheurebe schafft es mit gerade mal 1 Gramm RZ, einen Eindruck zu hinterlassen, bei dem ich blind mindestens die 10fache Zuckermenge schätzen würde. Und der Pfülben Silvaner Kabinett ist mit 0,6 Gramm RZ ebenfalls spürbar süßlich ausgefallen.

Was Luckert betrifft: seit rund fünf Jahren bin ich da regelmäßig vorbeigekommen und habe verkostet. Die können normalerweise schon "völlig trocken" und für meine Begriffe auch sehr fränkisch, und der von Dir (zumindest indirekt) erhobene Vorwurf der Gefälligkeit trifft vielleicht auf die Basisweine zu, aber nicht auf das gehobene Segment (zu dem der "Gelbkalk" gehört). Da sehe ich bis auf weiteres die 18er erst einmal als jahrgangsbedingten Ausrutscher an.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 09:02

UlliB hat geschrieben:Was Luckert betrifft: seit rund fünf Jahren bin ich da regelmäßig vorbeigekommen und habe verkostet. Die können normalerweise schon "völlig trocken" und für meine Begriffe auch sehr fränkisch, und der von Dir (zumindest indirekt) erhobene Vorwurf der Gefälligkeit trifft vielleicht auf die Basisweine zu, aber nicht auf das gehobene Segment (zu dem der "Gelbkalk" gehört). Da sehe ich bis auf weiteres die 18er erst einmal als jahrgangsbedingten Ausrutscher an.
Na, das nehme ich doch erstmal erfreut zur Kenntnis und bin gespannt auf die Gegenprobe. 8-)
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 09:56

UlliB hat geschrieben:Das stimmt so nicht. Aus der aktuellen Preisliste: die von Dir an anderer Stelle erwähnte trockene 2018er Silvaner Spätlese "Alte Reben" aus dem Sonnenstuhl hat 2,3 Gramm RZ, die Rieslaner 2018er Spätlese aus gleicher Lage 2,9 Gramm - und beide Weine sind sehr wohl als "trocken" deklariert.


Hmm, das relativiert die seinerzeit von Paul Schmitt mir gegenüber getroffene Aussage etwas... :roll:

UlliB hat geschrieben:Was Luckert betrifft: seit rund fünf Jahren bin ich da regelmäßig vorbeigekommen und habe verkostet. Die können normalerweise schon "völlig trocken"


Letzteres will ich gar nicht bestreiten. Meine sehr vage Vermutung ging in die Richtung, dass es in Franken (einige wenige noch traditioneller orientiertere) Weingüter geben könnte, die in speziellen Jahren wie 2018 "völlig trocken" besser können....

...aber das ist wie gesagt meinerseits nichts als Spekulation. Ich müsste jetzt glatt mal ein paar 2018er bei Schäffer bestellen....

UlliB hat geschrieben:...und der von Dir (zumindest indirekt) erhobene Vorwurf der Gefälligkeit trifft vielleicht auf die Basisweine zu...


Ähnliches klang ja bereits bei Erich an. Und wenn es zutreffen sollte, dass die Basisweine auch heutzutage nicht besonders viel Charakter aufweisen, wäre der Zehnthof damit bei mir mit meinem subjektiven Einkaufsverhalten schon durchs Sieb gefallen. Bekanntlich interessiert mich bei einem Weingut die Basis deutlich mehr als die Spitze.

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 11:31

Bernd Schulz hat geschrieben:Ähnliches klang ja bereits bei Erich an. Und wenn es zutreffen sollte, dass die Basisweine auch heutzutage nicht besonders viel Charakter aufweisen, wäre der Zehnthof damit bei mir mit meinem subjektiven Einkaufsverhalten schon durchs Sieb gefallen. Bekanntlich interessiert mich bei einem Weingut die Basis deutlich mehr als die Spitze.

Was den Zehnthof angeht, kann ich da ja nur auf einzelne Eindrücke zurückgreifen, die noch dazu nicht von 18er Weinen stammen. Aber zusammen mit anderen Verkostungen von mir selbst bzw. den Foristen hier ergibt sich für mich dann doch das relativ gefestigte Bild, daß dieser Jahrgang für mich vor allem auch in Franken recht schwierig ist und deshalb nur gar nichts mehr aus 18 unprobiert kaufe. Da es bei unserem Edegga ja eine ganze Latte an Juliusspital-Weinen gibt, nutze ich die immer als erste Benchmark und vergleiche die mit den anderen Jahrgängen. Da hatte ich schon recht früh ein Vorurteil über die 18er (Franken-) Weine, das sich aber bis jetzt fast durchgängig bestätigt hat.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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stollinger

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragSo 8. Dez 2019, 18:01

UlliB hat geschrieben:Das stimmt so nicht. Aus der aktuellen Preisliste: die von Dir an anderer Stelle erwähnte trockene 2018er Silvaner Spätlese "Alte Reben" aus dem Sonnenstuhl hat 2,3 Gramm RZ, die Rieslaner 2018er Spätlese aus gleicher Lage 2,9 Gramm - und beide Weine sind sehr wohl als "trocken" deklariert. Ganz so konsequent ist man dann doch nicht ;)


Sorry, noch mal kurz OT, steht nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit Luckert oder den Trockenen Schmitts:

Als Gründe für eine nicht vollständige oder verlangsamte Gärung wird unzureichende Nährstoffversorgung (in Form von Stickstoffquellen), Inhibitoren im Most und Prozessführung genannt.[1] Da diese ein Phänomen ist, was viele Winzer in 2018 betrifft kommen m.M. nach individuelle Ursachen wie Inhibitoren und die Prozessführung nicht in Frage.[1]

Die Stickstoffgabe, in Form von Dünger (Nitrat), wirkt sich auf den hefeverfügbaren Stickstoff im Most aus, und damit auf die Reproduktions- und Fermentationsrate der Hefe.[2] Bei nicht gedüngten Böden, ist der Nitratgehalt wesentlich durch die Bildung im Boden und damit von der Witterung, den Jahreszeiten, der Lage und der Bodenart abhängig. Über das Jahr ändert sich der Gehalt und auch der Bedarf und die Aufnahme durch die Rebe. Somit ist der Nitratgehalt durchaus auch eine Jahrgangscharakteristik.[3]

Eine sehr niedrige Aufnahme von Nitrat und die damit niedrige Bildung von Aminosäuren (als Stickstoffquelle für die Hefe) in der Rebe scheint wohl in 2018 der Fall gewesen zu sein, bei einer google-Suche bzgl. hefeverwertbarer Sticktoff most 2018 findet man, dass auf einen sehr niedrigen Stickstoffgehalt in den Mosten hingewiesen wird und das die erlaubte Menge an zusetzbarem Stickstoff, in Form von Diammoniumphosphat, in 2018 hochgesetzt war und ausdrücklich empfohlen wird, um Gärungsproblemen vorzubeugen.

So, und jetzt wirds interessant: Glycerin, als Gärungsnebenprodukt, entsteht typischerweise mit ca. 10% Anteil bezogen auf Ethanol. Bei der Gabe von Ammonium-Salzen (wie z.B. Diammoniumphosphat) verdoppelt sich dieser Anteil aber, bei der Verwendung von Aminosäuren als Stickstoffquelle hingegen nicht.[4,5]

In dem Kontext scheint es mir jedenfalls recht plausibel, dass der Süßeeindruck bei analytisch trockenen Weinen durch eine verstärkte Glycerinbildung zurück zu führen ist. Ich werde von jetzt ab bei Winzerbesuchen wohl mal nachfragen.

Übrigens, UTA wird auch auf Moste mit einem niedrigen Gehalt an hefeverfügbaren Stickstoff zurückgeführt.

Grüße, Josef

[1] Wine Microbiology, Kenneth C. Fugelsang, Charles G. Edwards, Second edition
[2] Am J Enol Vitic. January 1995 46: 49-55. [Link]
[3] Terroir - Wetter - Klima - Boden - D. Hoppmann, K. Schaller, M. Stoll, Eugen Ulmer KG.
[4] Applied and Environmental Microbiology 62(9):3187-95, 1996. [Link]
[5] S. Afr. J. Enol. Vitic., Vol. 19, No.1, 1998. [Link]
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Herr S.

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Re: Zehnthof Luckert

BeitragMi 23. Dez 2020, 20:53

Moin,

gerade zum Raclette im Glas:

Bild

Zum Raclette passt er wunderbar. Aber er grenzt sich mit der weiche, cremigen Art schon von anderen Silvanern ab, auch wenn meine Erfahrungsschatz hier relativ klein ist. Und da ist der Vorsatz für 2021: mehr Frankenwein!

In diesem Sinn,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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