May

[amateur des vins]

Ich erlaube mir mal, aus der Antwortmail von Petra May zu zitieren:

Alle Silvaner der VDP.ERSTEN LAGE liegen für ca. 9 Monate in den Fässern aus Spessarteiche, wobei der Schäfer immer im neuen Fass liegt. Daher ist bei diesem Wein die Holzaromatik im intensivsten.

Auch die Weinbeschreibungen (Expertisen) sind jetzt aktualisiert. Liest man die Abschnitte zum Ausbau, so werden mittlerweile je zwei Stück- und Doppelstückfässer erwähnt (Himmelspfad, Schäfer, WB). Da scheinen also welche "nachgewachsen" zu sein. Ich mag aber nicht weiter nachbohren.

Alle Silvaner und Burgunder sind analytisch knochentrocken < 1 g/l RZ, nur der WB liegt mit 2,2 etwas höher. Insbesondere werden für die beiden GG identische Werte von 0,3 RZ und 5,8 S ausgewiesen. Falls das kein Kopierfehler ist, wofür ich keinerlei Anhaltspunkte habe, liegt der "nicht ganz knochentrockene" Eindruck beim Himmelspfad daran also nicht. Daß der Rothlauf im Vergleich spröder wirkt, paßt zu den 60% Betoneiausbau.

[EThC]

...gestern gab's diesen 10-jährigen Silvaner ohne jegliche Alterserscheinungen:



Auch wenn ich -natürlich- keine verkorkte Vergleichsflasche hatte, vermute ich doch sehr stark, daß der Schrauber hier in einem hypothetischen Wettstreit klar vorne gelegen hätte...

[Nora]

Der kommt langsam richtig gut und war heute ein Wow wert:

Himmelspfad Silvaner GG 2017

Verführerischer Duft von reifem Kernobst (eher Birne als Apfel), weißen Blüten, etwas Rauchiges, Dreckig-Erdiges kommt dahinter; sehr komplex und schön!

Auch der dichte und vielschichtige Gaumen zeigt eine saftige Gelbfruchtigkeit, die in keinster Weise aufdringlich, sondern eher fein und elegant ist, eine deutliche erdige Mineralik, auch etwas Pfeffer und eine ausgereifte und recht lebendige Säure mit einer feinen und dienenden Bitternote am Ende. Der lang anhaltende Abgang vereint alle Komponenten, wobei die Bitternote am Ende am längsten verbleibt.

Ein sehr schöner Wein! Ich freue mich auf die restlichen Flaschen.

VG, Nora

[EThC]

...diese Silvaner von Rudolf May sind schon wirklich eine Klasse für sich:

[amateur des vins]

Mal wieder Babymord im Dienste der Wissenschaft:

Rudolf May, Der Schäfer 2022

Erkennbar Holz ("aber guuut!", würde Ollie wohl sagen ). Milde Agrumen.
Gaumen überraschend knackig! Vorwiegend Orange. Deutlich phenolischer Grip.

[+1d] Ah, der Tag Belüftung hat gutgetan!
Die Nase ist nussig, hellkräuterig, dunkelzitrisch - in dieser Reihenfolge. Heute deutlich schmelziger als gestern (RZ 0,5 / S 6,8), aber jederzeit ausreichend frisch. Eher weiße Frucht (Nashi, Weinbergspfirsich), neben den milden Agrumen, etwas maskiert vom Holz. Aber insgesamt sehr stimmig!
Scheint deutlich harmonischer als gestern. Gefällt mir heute sehr gut!

Silvaner fällt ja nicht unbedingt in mein primäres Beuteschema und ist entsprechend rar in meinem Keller. Dennoch habe ich Anwendungen, bei denen er gegenüber anderen Rebsorten die Nase vorne hat. Und wenn Silvaner, macht man mit diesem nichts verkehrt. Man sollte allerdings holztolerant (es ist nicht so schlimm, wie die Häufigkeit der Erwähnung vermuten lassen könnte!) und/oder geduldig sein.

Edit: Hatte den Jahrgang falsch: Es ist 2022, nicht 2021!

[Nora]

Danke, Karsten für die Notiz!

Sehr interessant: Zu "Anwendungen", bei denen ich Silvaner bevorzuge, denke ich nicht an den Schäfer von May. Den Schäfer empfinde ich ob seiner Charakteristik, insb. seines (sehr schönen) Holzes eher als atypisch für Silvaner. Ich würde ihn deshalb z.B. nie zu Spargel oder reinen Gemüsegerichten einsetzen, bei denen doch normalerweise Weine aus dieser Rebsorte gut passen.

VG, Nora

[Elah]

Karsten, Nora, klingt als könnte man den Schäfer schön mit einem Wein von Thörle vergleichen.
Als Idee für die Zukunft.

[Nora]

Ohne die Weine von Thörle zu kennen, da scheint es tatsächlich Parallelen zu geben. Schöne Idee, Lukas! Das würde mir Spaß machen.

LG, Nora

[amateur des vins]

Thörle hatte ich mal vor 10 Jahren anhand eines 2013 Saulheimer Weißburgunder Kalkstein angetestet und nicht weiter verfolgt. Bei unserer Mini-SB-Probe war Thörle auch nicht so der Hit. Aber trotzdem, könnte man mal wieder hinterfragen.

Du meinst aber schon speziell Silvaner, oder?

/OT