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May

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amateur des vins

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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:17

Auch diese exotische :mrgreen: Rebsorte gibt's im Sortiment:

Rudolf May, Riesling 2021

Die Nase stilistisch zunächst durchaus zu den Silvanern passend, dann aber doch deutlich als Riesling zu erkennen. Der erste Schluck ist schockierend: knochentrocken und sauer, alles zieht sich zusammen.

Zuerst ging ich von RZ 2,9 und S 7.0 aus, aber auch das waren die Daten aus 2020. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die Werte sehr nah an denen des Vorjahres liegen, aber wer weiß...?

[+1d] Viel Zug, etwas monoaromatisch (grün-)zitrisch Richtung Limette. Deutlich kalkig. Auch Zitronenmelisse.


Ein bißchen die Rolle des Kartonfüllers nahm dieser Wein ein:

Rudolf May, Rieslaner 2021

Schon in der Nase deutlich milder als der Riesling. Zarte Mandarine; unterschwellig etwas Basilikum.
Am Gaumen feine Süße, lebendige Säure, deutlicher kalkiger Grip. Balanciert, aber unterkomplex. Etwas Nashi, im Hintergrund ein Hauch grüner Apfel.
[+1d] Wirkt heute süßer: Anklänge an milden jap. Pflaumenwein.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Mo 26. Sep 2022, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:17

Ziemlich genau zur Halbzeit ein rotes Intermezzo:

Rudolf May, Benediktusberg 2018

Auch für Spätburgunder ist das eine "Erste Lage".
Für SB rel. dichtes und dunkles Rubinrot.
In der Nase vanilliges Neuholz, das sehr dominant ist (aber Wein ist etwas zu kalt).
Am Gaumen dann reichlich sehr feine Tannineund unauffällig frische Säure. Wieder deutliches Holz; darunter etwas Schwarzkirsche und viell.. Brombeere. Ganz leicht "holzige" Herbe im Abgang (Rappen?).

Übrigens der einzige Wein in der gesamten Kiste, der nicht verschraubt war. Der Korken war auf halber Länge befeuchtet...
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:18

Zur Abwechslung noch den

Rudolf May, Grauburgunder 2021

auch der ist aus dem Benediktusberg und somit aus Erster Lage.
Hellgoldgelb, klar.
In der Nase initial rote Apfelschale; dann, nach Schwenken, orange Frucht Richtung Mandarine/Nektarine/sehr reife Physalis; dazu Litschi.
Am Gaumen gleichzeitig cremig und frisch: Etwas grünapfelige Säure, etwas Pomelo.
Im Abgang feinherb (i.S.d.W., nicht süß!) an Pomelo-Mesokarp erinnernd.
[+1d] Heute gefühlt ziemlich sauer (leicht grün/unterreif) und ziemlich linear.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:21

Es folgten die beiden anderen 1L-Silvaner:

Rudolf May, Langenberg Alte Reben 2021
Rudolf May, Der Schäfer 2021


Diese Kombi stellte ich mir im Vorfeld spannend vor: Der Schäfer ist zwar laut VDP eine eigene Erste Lage, aber völlig eingebettet in die Erste Lage Langenberg. Und es ist eine Monopollage von Rudolf May. Honi soit...

L.: schlanke, kühle, kalkige Nase, aber mit Rückgrat. Kaum Frucht; wenn, dann weiß (Nashi).
S. i.V. wesentlich dichter und dunkler: nussig, auch einen Hauch rauchig. Ebenfalls kaum Frucht; wenn, dann orange (Mandarine).

Am Gaumen L. naturgemäß kein Säuremonster - ist Silvaner. ;) - aber dafür sehr schöne Amalfi-Zitrone, die sich von vorne bis hinten durchzieht.
S. etwas dichter, dunkler. Wirkt einen Hauch weniger frisch, cremiger, aber das könnte auch an einer Spur mehr Extrakt liegen. Abgang eher erdig-nussig, mit ganz feiner Phenolik und milder Herbe (Pomelo).
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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:22

Und zum Abschluß gab's das zweite Silvaner-GG im Portfolio:

Rudolf May, Himmelspfad 2021

Satt stroh- oder sehr hell goldgelb. Feiner Bläschenrand.
Tiefe, intensive, leicht erdige Nase, fast einen Hauch rauchig. Keine Fruchtassoziation drängt sich auf; "diffus dunkelgelb" - aber dennoch vermittelt er auf obskure Weise den Eindruck von Komplexität. Leicht dunkelgrünblättrige Noten.
[+7'] Am Gaumen nicht ganz so knochentrocken wie die meisten anderen probierten 2021er, was nicht unbedingt schadet. Ausreichend frische Säure, rel. mild und dezent hellzitrisch. Sehr feine Phenolik.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 27. Sep 2022, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: May

BeitragMo 26. Sep 2022, 21:22

Mein Fazit fällt zwiespältig aus:

Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß die Weine aus sehr gutem Traubenmaterial ebensogut produziert wurden. Fast immer zeigte sich eine schöne Balance und ordentliche Tiefe.

Die Burgunder fand ich ok, ohne daß sie mich zu Jubelstürmen veranlaßt hätten. Die Riesl* hatten vielleicht nicht dasgleiche Ausgangspotential.

Der Spätburgunder läßt mich ein wenig ratlos zurück: Das Notierte liest sich jetzt mit zwei Wochen Abstand nicht so toll. Andererseits kann ich mich erinnern, daß ich ihn teilweise parallel zu Aldingers 2019er Lämmler aufhatte, und im Vergleich war der Benediktusberg ein Ausbund an Finesse und Eleganz. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob das "sehr dominante vanillige Neuholz" nicht signifikant übertrieben formuliert ist.

Überhaupt ist eine Vergleichbarkeit durch den zeitlichen Verlauf nicht wirklich gegeben, außer bei den 1L-Silvanern, die ich explizit als Pärchen aufgeschraubt habe. Zu sehr spielt meine Tagesform hinein.

Die größten Schwierigkeiten hatte ich mit der Schwerpunktrebsorte: Silvaner spricht mich nicht wirklich an, nimmt mich nicht gefangen. Ich habe mit ihm ja nicht so viele Erfahrungen, und ein paar Flaschen Teschke helfen da auch nicht weiter. :lol: Ollie würde den Grundcharakter vielleicht sarkastisch als "fein" bezeichnen. Ich habe so meine Zweifel, ob er eine Lebendigkeit und Tiefe ermöglicht, die sich mir erschließt.

Andererseits war Silvaner mein Kernthema bei der Aktion; die anderen Rebsorten waren eher Beifang. Ich tendiere dazu, Silvaner im allgemeinen und May im besonderen noch ein wenig zu beobachten. Das ist ein Thema für die Wiedervorlage.

Am meisten Spaß hat mir zum einen der Langenberg-Flight mit dem Schäfer gemacht, weil hier mal ein paar Unterschiede auffielen. Der Schäfer wurde seinem Status als Primus inter Pares gerecht und war deutlich komplexer, wenn auch nicht ganz so frisch. Und zum anderen gefiel mir der Himmelspfad mit seiner tiefen, leicht erdigen Charakteristik. Spannend wäre herauszufinden, ob die Diskrepanz zum Rothlauf wirklich existiert oder i.W. meiner Tagesform geschuldet war.

~~~ le fin ~~~
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Re: May

BeitragDi 27. Sep 2022, 10:08

...super Querschnitt durch's Portfolio, vielen Dank dafür! Für mich ist May schon einer der Granden bei fränkischem Silvaner (wenn mit der Sorte generell was anfangen kann :mrgreen: ), auch Spätburgunder kann er ziemlich gut in ziemlich eigen. Ich hab mir auch ein paar 21er Sachen zugelegt, rühr die aber aktuell noch nicht an, da ich die Erfahrung gemacht habe, daß den Weinen etwas Zeit recht gut tut, das dürfte bei den 21ern umso mehr gelten...
Viele Grüße
Erich

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Nora

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Re: May

BeitragDi 27. Sep 2022, 10:14

Lieber Karsten,

vielen Dank für deine umfangreichen Notizen!

amateur des vins hat geschrieben:Und zum anderen gefiel mir der Himmelspfad mit seiner tiefen, leicht erdigen Charakteristik. Spannend wäre herauszufinden, ob die Diskrepanz zum Rothlauf wirklich existiert oder i.W. meiner Tagesform geschuldet war.


Nach meinen Erfahrungen ist der Rothlauf im Gegensatz zum Himmelspfad immer etwas später zugänglich. Das sollte man ggf. noch mal in 2-3 Jahren überprüfen.

Kannst Du etwas dazu sagen, wie die Weine ausgebaut wurden? Insbesondere interessiert mich, welche Weine wie lange im Stück- bzw. Doppelstückfass ausgebaut worden sind. Hast Du dazu Rückmeldung vom Winzer bekommen?

VG, Nora
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amateur des vins

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Re: May

BeitragDi 27. Sep 2022, 10:58

Nora hat geschrieben:Nach meinen Erfahrungen ist der Rothlauf im Gegensatz zum Himmelspfad immer etwas später zugänglich. Das sollte man ggf. noch mal in 2-3 Jahren überprüfen.
Das würde passen. Mir schien der Rothlauf ein wenig kühler und "spröder" bzw. weniger zugänglich zu sein, aber das kann durch den Abstand täuschen.
Nora hat geschrieben:Kannst Du etwas dazu sagen, wie die Weine ausgebaut wurden? Insbesondere interessiert mich, welche Weine wie lange im Stück- bzw. Doppelstückfass ausgebaut worden sind. Hast Du dazu Rückmeldung vom Winzer bekommen?
Leider gab es keine Reaktion auf diesen Teil meiner Anfrage. Ich habe eben nochmal explizit hinterhergefragt.
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Re: May

BeitragDi 27. Sep 2022, 13:29

...laut Lobenberg gilt für den 21er Rothlauf:
Der Ausbau zu 70 Prozent in Stückfässern aus heimischer Spessart-Eiche mit langem Hefelager, der Rest liegt im Betonei.

Der Himmelspfad müßte zu 100 % im Doppelstückfaß ausgebaut sein, soweit ich weiß.
Viele Grüße
Erich

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