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Baden im Gault Millau

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argentum

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 11:10

weinfex hat geschrieben:
argentum hat geschrieben:
Wollen wir nun abstimmen welche Hefen am besten für Herrn Parker sind? :mrgreen:


Hallo Phillip,

mir ist diese landläufige Meinung schon bewusst, es ist aber
meines Erachtens zu kurz/bequem gedacht, so wie wir Menschen das
halt gerne machen...

Fakt ist aber, mit dem "Auftauchen von Parker" setzte im
Weinbau, ebenso wie in der gesamten Lebensmittelindustrie,
die "komplette Industriealisierung" ein, bzw. gewann an enormer Fahrt
(was miteinander nichts zu tun hat, sondern lediglich ein zeitlicher Zufall war).

Nun war es möglich, dass die viel zu hohen Erträge plötzlich auch noch
"(Industrie)Geschmack" bekamen. Justierte man die Stellschraube Ertrag und
stellt auf sauberes spät gelesenes Traubenmaterial um, war man innerhalb
ein, zwei Jahrgänge "der King". Mit Parker hatte das aber nur peripher zu tun,
denn er bewertete dies zwar hoch, wurde aber in dem Moment lediglich
instrumentalisiert und für etwas "verantwortlich" gemacht, was weniger mit ihm,
sondern mit den "Errungenschaften unserer Zeit" zu tun hatte...

Das ist lediglich ein Gedankenansatz, nicht zuende gedacht und nicht von allen Seiten
beleuchtet, aber manchmal ist Hinterfragen interessanter wie sich mit
allgemeinem Konsens zufrieden zu geben und in Sachen Parker erinnern mich die
"allgemein geäusserten Fakten" eher an eine widerkäuende Kuh, als eine
wirkliche Auseinandersetzung mit der Thematik (das meine ich keinesfalls
persönlich, und auf Dein Statement bezogen, sondern ganz allgemein!)...


Um Gotteswillen, wo kämen wir hin wenn ich das persönlich nehmen würde. Die Problematik einer solchen Diskussion ist doch immer die: Wir haben zu wenig Platz hier, oder zumindest müsste man eben wie du das jetzt ansatzweise tust, alles anleuchten, um einem empirisch-analytischen Ansatz Schub zu geben, der uns hilft dies schlussendlich im Konsens betrachten zu dürfen.

Was ich sagen will: Ich sehe den Begriff "Parkerisierung" oder wie auch immer man es halt sonst nennen will, als die Umschreibung dessen, was du hier in knappen Worten zu umreissen versuchst (Und damit will ich dir nicht Unvollständigkeit unterstellen, da ich mir bewusst bin, dass es manchmal Zeit und Platz braucht, um dies durchzukauen): Industrialisierung. Industrialisierung hat immer etwas mit Masse zu tun und wenn eine Person, die diesem Geschmack entspricht auch noch infolge der Bewertungen "instrumentalisiert" wird, so geschieht es halt... Und Voila, wir haben unseren "neuen" Modebegriff der Parkerisierung, der doch ehrlich gesagt viel schöner anzuhören ist wie industrialisierte Weinwirtschaft, oder? :twisted:

Um auf die Hefegeschichte zurückzukommen: Natürlich sind Weine mit Spontanvergärung spannend oder spannender... Aber nicht nur! Und ich kann eben auch den Winzer verstehen, der sich da halt im Keller dennoch ein klein wenig an die Existenzsicherung klammert.

Von daher, let's go on, ich würd die Diskussion aber lieber bei einer Flasche Wein führen... ;)
Gruss
Philipp

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Bernd Schulz

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 11:41

Natürlich sind Weine mit Spontanvergärung spannend oder spannender... Aber nicht nur!


In dieser Frage kommen wir inzwischen wohl alle ganz gut auf einen Nenner!

Und ich kann eben auch den Winzer verstehen, der sich da halt im Keller dennoch ein klein wenig an die Existenzsicherung klammert.


Verstehen kann ich ihn auch. Nur kaufe ich mir seine Weine nicht, wenn es anderswo zu ähnlichen Kursen deutlich Interessanteres gibt. :mrgreen:

Im Übrigen würde ich mal behaupten, dass die Lage in den meisten deutschen Anbaugebieten kaum anders ist als in Baden. Die Winzer, die richtig individuelle Wege gehen oder aber ganz traditionell ohne Geschmackskosmetik arbeiten, kann man ebenso in der Pfalz, in Franken oder im Rheingau an recht wenigen Fingern abzählen. Auch unter denen, die im GM stehen, verfolgt der größere Teil einen Easy-Drinking-Einheitsstil (den ich manchmal ganz gut haben kann, der mich oft aber ganz schön anödet).

Beste Grüße

Bernd
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Charlie

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 13:56

Nur als Zwischenbemerkung: der pH-Wert hat einen starken Einfluss auf das Leben in einer Flüssigkeit. Laut Fachpersonal ist es weniger riskant einen sauren Most spontan zu vergären als einen weniger sauren. Da Baden von der Sonne verwöhnt wird ...
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weinfex

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 14:19

Hallo Charlie,

das ist natürlich richtig, dass mag bei ein paar Weinen
theoretisch ein Problem darstellen, aber für einen
riesigen überwiegenden Teil aus Baden sicherlich nicht, denn
dafür reicht selbst die badische Sonne nicht aus (zumindest ist
das mein Kenntnisstand)...
Grüsse weinfex
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Bernd Schulz

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 14:25

Auch im noch stärker von der Sonne verwöhnten Südfrankreich gibt es Winzer, die Spontanvergärung betreiben....

Aber wir sind uns ja eh einig darüber, dass die Spontaneität alleine nicht darüber entscheidet, wie spannend ein Wein am Ende ausfällt, oder?

Beste Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 14:25

Also was ich so bisher aufgeschnappt habe, ist die Sache mit dem pH-Wert bzw. der Säure nicht ganz so einfach. In der Wachau waren z.B. in 2007 viele Veltliner trotz viel Regen ziemlich säurearm, da durch die Feuchtigkeit viele Mineralstoffe aufgenommen wurden und mit dem Kalium ein Teil der Weinsäure als Weinstein ausgefallen ist.

Grüße,
Gerald
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Bernd Schulz

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 14:33

Bis auf weiteres glaube ich, dass die Risikofrage für spontanvergärende Winzer, die ihr Handwerk sicher beherrschen, keine wirkliche Rolle spielt. Jedenfalls entnehme ich das Gesprächen mit den betreffenden Erzeugern.

Martin Müllen z.b. hat auch in 2003, wo die Säurewerte teilweise extrem niedrig waren, alle seine Weine spontan vergoren (und zwar richtig spontan, nicht mittels Ansatz und Überimpfen). Angst vor Problemen hatte er dabei meines Wissens nicht, selbst nicht beim Müller-Thurgau....

Beste Grüße

Bernd
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pivu

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Re: Baden im Gault Millau

BeitragFr 15. Apr 2011, 15:06

Ist zwar alles OT hier aber dennoch interessant, Gerald wird's schon richtig einordnen. Zur Sache mit den Säure bzw. ph-Werten und Spontangärung: Hefen tun sich mit niedrigen ph-Werten schwer, so könnte es gerade bei den 10ern Probleme geben. (2003 hingegen gab's hohe ph-Werte und hohe Reifegrade, war also vergleichsweise unproblematisch.) Oder mit Maßnahmen wie ausgedehnteren Standzeiten (und ggfs. späterer Lese) entgegenwirken.

Ciao
Peter
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