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Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

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thdeck

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Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragMi 6. Apr 2022, 22:23

In Baden-Baden gibt es auch Wein. Ok, ihr sagt: Ist eh klar, die Römer. Die haben dort ja schon Thermen gebaut, deren Überreste man übrigens besichtigen kann. Historisch gesichert ist der Weinbau aber erst durch das Kloster Lichtenthal. Wie kommt man dahin? Ihr ahnt es: Über die Lichtentaler Allee. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt!

Nach Besichtigung von Trinkhalle und Kurpark begebe man sich auf den benachbarten Goetheplatz. Da beginnt die Lichtentaler Allee. Sie führt durch herrliche Parklandschaft entlang der Oos nach Süden. Nach ca. 2,2 km erreicht man das Kloster. Es wurde 1245 gegründet und wird immer noch von Zisterzienserinnen bewohnt. Klosterhof und Klosterkirche sind tagsüber frei zugänglich. Im Café Lumen (laut TripAdvisor das 6-beste Café der Stadt) kann man sich für den anschließenden Spaziergang zu den ehemals klösterlichen Weinbergen stärken. Es sind nur ca. 900 m – wenn auch bergauf – zur ersten Lage:

Silberbuckel. Dort gibt’s Riesling und Grüner Veltliner.

Wenige Meter weiter:
Eckberg. Mit Spätburgunder, Merlot, Weißburgunder und Sauvignon Blanc.

Nach 1,4 km durch den Wald erreicht man schließlich:
Schafberg. Dort wachsen Spätburgunder, Grüner Veltliner, Gewürztraminer und Weißburgunder.

Bewirtschaftet wird das Ganze vom Weingut Knapp. Ist sogar im Gault Millau gelistet.

Bei allen drei Lagen handelt es sich um typisches Gestein der nördlichen Ortenau: Oberrotliegendes mit Porphyrkonglomerat. Chemisch ist das vergleichbar mit Granit. Vom Boden her müssten die Weine also den „Kollegen“ von den Weinbergen der unteren Schwarzwaldhänge ähneln, z.B. Klosterbergfelsen (Varnhalt), Mauerberg (Neuweier) oder Engelsfelsen (Bühl). Ähnliche Böden hat auch Schloss Eberstein im benachbarten Murgtal. Deutlich anders wären Weine auf Kalkstein oder Kalkmergel (Breisgau, Burgund), und nochmal anders wären Weine auf Vulkanverwitterung (Kaiserstuhl).

Hier ein paar Infos zu dem oben beschriebenen Rundweg:
https://www.tourismus-bw.de/touren/wein ... 5886aa56a6
https://mein.toubiz.de/storage/article/ ... 613592.pdf
Falls der letzte Link nicht funktioniert: Googeln nach „Weinweg Eckberg Schafberg“.

Mittels OpenStreetMap:
https://www.openstreetmap.org/relation/9650155

Ich habe mir 7 Flaschen von dem Weingut besorgt und werde nach und nach meine Eindrücke schildern...
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Kle

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Re: Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragMi 6. Apr 2022, 23:21

Hi Thomas Deck,

da ich demnächst zum ersten Mal in Baden-Baden bin, lese ich Deinen Bericht mit großem Interessen und bin neugierig auf mehr...

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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port_ellen

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Re: Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragDo 7. Apr 2022, 06:36

lieber thomas,
schön wieder was von dir zu lesen - ich hoffe es geht dir gut !
bin gespant auf deine notizen.
matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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thdeck

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Re: Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragFr 8. Apr 2022, 23:16

Nun also der erste Vergleich. Genau: Mit 2 Weinen nebeneinander über 3 Tage wird einem vieles klarer. Hier die beiden Kandidaten:

[o.J.] Baden Cuvée Blanc QbA, Weingut Knapp, 13,0 % Alk., 10,50 Euro
2018 Baden-Baden Pinot Blanc QbA, Weingut Knapp, 13,5 %, Alk., 10,50 Euro

Die Cuvée hatte zwar keine Jahrgangsangabe, aber da es laut Webseite inzwischen eine Cuvée aus 2019 gibt, kann man getrost annehmen, dass es sich überwiegend um den Jahrgang 2018 handelt, also passend zum Weißburgunder.

Bei einer Cuvée fragt man sich üblicherweise: Ist sie besser, da komplexer, mit aufeinander abgestimmten Einzelkomponenten, oder ist es doch nur „Resteverwertung“? Und beim Weißburgunder: Würde es dem an sich recht harmlosen Gesellen nicht gut tun, wenn er etwas aufgepeppt würde?

Die Cuvée besteht laut Webseite aus Riesling, Sauvignon Blanc und Weißburgunder. Was ich an den drei Abenden der Verkostung aber nicht wusste. Hier die Kurznotizen:

1. Tag (Musik: Kollegah, Zuhältertape Volume 4, 2015)
Cuvée: in der Nase Frucht; im Mund dicht, fruchtig, Säure, Fruchtkompott, Apfel, Stachelbeere; aparte Frucht, wird dann recht mild
Weißburgunder: in der Nase hellere Frucht; im Mund dicht, fruchtig, Weißburgunder-Frucht, Birne, Mirabelle; Säure; "Weißburgunder" passt; schöne Balance

2. Tag (Musik: Absolute Beginner, Bambule, 1998)
Cuvée: diverse Früchte, Südfrüchte, auch Pfirsich, teilweise auch grünliche Frucht; kerniger als der Weißburgunder
Weißburgunder: voller+weicher als die Cuvée, Pfirsich, Birne, leicht erdig-mineralisch; typisch Weißburgunder; recht üppig; wirkt phasenweise auch restsüß

3. Tag (Musik: Franz Schubert, Streichquartett a-Moll D 804 „Rosamunde“, 1824)
Cuvée: kernige Frucht, inzwischen „grüner“ als die Tage davor
Fazit: 87 Punkte
Weißburgunder: erdige Mineralität; ist am Ende dann doch etwas „tiefer“ als die Cuvée; müsste teurer sein
Fazit: 89 Punkte

Gesamteindruck:

Nachdem ich erfahren hatte, dass da überwiegend das Team von Schloss Eberstein am Werk ist (Kellermeister: Urban Jung, Berater: Martin Franzen), war fast klar, dass hier Überdurchschnittliches herauskommt. Bzgl. Schloss Eberstein ist mein Fazit: Von 2014-2017 waren das mit die besten Rieslinge der gesamten Ortenau (inkl. Laible, Schloss Neuweier, etc.). Bei Schloss Eberstein ist dann leider der Besitzer gestorben, und die Erben sind immer noch mit der Neuorganisation beschäftigt. Die Weinberge von Schloss Eberstein (im Murgtal) werden zwar bewirtschaftet (offensichtlich sogar von Urban Jung selbst), aber sie kommen derzeit nicht als Schloss Eberstein auf den Markt.

Der Weißburgunder war also besser. Warum eigentlich? Ich vermute, es liegt nicht hauptsächlich an der Rebsorte. Ok, der Wein war fokussierter. Aber nicht weil er nur aus einer einzigen Rebsorte kam. Sondern weil der Önologe offensichtlich ab der Ernte (oder vielleicht schon vorher) eine klare Vorstellung davon hatte, was aus diesem Weißburgunder werden soll. Und es war nicht sein erster.


Jaja, ich persönlich verbinde die Ortenau eher mit Riesling und Spätburgunder. Aber der Weißburgunder konnte sich sehr gut behaupten. War weit mehr als ein „Terrassenwein“. Der Baden-Badener Riesling wird sich demnächst mit einem Kollegen vom Weingut Dütsch (Neuweier) auseinandersetzen müssen. Das wird nicht leicht...
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thdeck

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Pinot Noir 2018 Baden-Baden vs. Sinzheim: „Knapp gewonnen“

BeitragMi 1. Jun 2022, 19:27

Man verzeihe mir das Wortspiel, aber ich kann nichts dafür, es war einfach so. Knapp war 1 Punkt besser. Wobei die Stilistik maximal unterschiedlich war, die Bewertung ist hier wohl subjektiver als sonst. Die beiden Kandidaten:

2018 Baden-Baden Pinot Noir, Weingut Knapp (Baden-Baden)
14,0% Alk., 11,50 €

2018 Ortenau Spätburgunder „Roter Porphyr“, Weingut Kopp (Sinzheim-Ebenung)
13,5% Alk., 17,00 €

Der Wein aus Baden-Baden kommt von den beiden historischen, ursprünglich dem Kloster Lichtenthal gehörenden Lagen Eckberg und Schafberg. Diese liegen recht nah beieinander und haben das gleiche Gestein: Oberrotliegendes mit Porphyrkonglomerat. Der Wein aus Sinzheim kommt von Lagen aus Sinzheim und Varnhalt mit – wie der Name schon sagt – ähnlichem Boden. Die Reben stehen ca. 6 km Luftlinie voneinander entfernt.

Hier die Kurznotizen:

1. Tag (Musik: Wagner, Parsifal, 1. Akt)
Knapp: in der Nase Kirsche+Holz; im Mund sehr dicht, voll, Röstaromen, Holz, Kirsche/Erdbeere
später: recht weich; Frucht durch Holz tw. verdeckt; gute Struktur mittels Holz-Tannin; ziemlich gut
Kopp: dezent fruchtige Nase; im Mund dicht, Frucht (Kirsche), Säure; Tannine, wirkt jung
später: reintönig, aber doch etwas schroff; Sauerkirsche

2. Tag (Musik: Wagner, Parsifal, 2. Akt)
Knapp: sehr dicht, weich, Holz nur indirekt spürbar; Brombeere+Schokolade
Kopp: fruchtig, Sauerkirsche, entfernt auch Brombeere; etwas viel Säure bei eher mittlerem Körper

3. Tag (Musik: Wagner, Parsifal, 3. Akt)
Knapp: Hauch Brombeere, inzwischen auch Säure, aber nicht allzu fokussiert (wg. Holz)
Kopp: näher an der Frucht als Knapp, immer noch Sauerkirsche, insgesamt aber doch 1P schwächer

Fazit:
Knapp: 88 Punkte – Kopp: 87 Punkte

Bei den hier vorliegenden granitartigen Böden war ich zunächst auf der Suche nach einer Brombeer-Aromatik, die ich insbesondere von Kopp kenne. Sie war dann allerdings bei beiden Weinen nur mit Mühe wahrnehmbar.

Kopp hat wohl noch früher als sonst geerntet, Knapp vermutlich später (jedenfalls mit reiferem Lesegut) und beim Ausbau sehr viel Holz eingesetzt. Dennoch war der Wein wirklich schön zu trinken und ist mit 11,50 Euro fast zu billig.

Warum ist der 17-Euro-Wein nicht besser? Ich kenne vom „Roten Porphyr“ alle Jahrgänge (d.h. seit 2012), und die bisherigen Wertungen waren:
89+90 (2012); 90 (2013); 91 (2014); 86 (2015); 90 (2016); 88 (2017); 87 (2018)
Die Frucht (in der Tat oft Brombeere) war in der Vergangenheit bisweilen klarer und intensiver. Der Stil des 2018ers erinnert an den neulich besprochenen 2018er „Eichert“ von Bercher: In beiden Fällen wollte man „Üppigkeit“ bzw. „Schwere“ vermeiden (vielleicht weil das 2018 zu befürchten war), ist dann aber doch etwas zu schroff bzw. säurelastig geworden. Dennoch ist das eher mein Stil, jedenfalls wenn es klappt, wie bei Kopp 2014 und 2016.

Bei Knapp erinnert der Stil einmal mehr an Schloss Eberstein, daher gefällt mir auch bei Knapp die Weißwein-Stilistik besser als der Stil des Spätburgunders. Die Konsequenz, mit welcher der „üppige“ Rotwein-Stil durchgezogen wird, ist aber durchaus bemerkenswert und in sich stimmig. Es wäre extrem interessant, wenn die beiden Weingüter in einem Jahrgang je eine Parzelle Riesling und eine Parzelle Spätburgunder austauschen und auf ihre jeweils eigene Art bewirtschaften, ernten und ausbauen würden...
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Kle

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Re: Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragSo 5. Jun 2022, 18:45

der erstbeste Supermarkt in Baden-Baden besitzt eine auffällig präsentierte Auswahl regionaler Winzer und auch Weine von Knapp. Der Pinot Blanc 2018 ist in der Tat ein wunderbar eigenständiger Wein zu einem guten Preis. Danke für den TIpp! Für mich stand beim Probieren Holzausbau fest, da ich dazu aber nirgends eine Bestätigung fand, irre ich mich vielleicht? Gerade die zarte Holznote, die weichen Fruchtaromen sofort Raum lässt, machte den Wein für mich besonders interessant. Hierbei auch eine gewisse vanillig-cremig bis süße Anmutung, die eigentlich nicht mein Fall ist, auf die ich mich aber wegen der insgesamt vielschichtigen und anregenden Aromatik gern einließ.
Am zweiten Tag deutlich runder, aber auch weniger limitiert. In der Nase erdig, im Mund die Frucht konzentrierter; vor allem Aprikose. Auch noch vanillige und eigentlich zu süße Töne verkrafte ich, weil es noch mehr Obstaromen als am ersten Tag gibt - u.a. frischen Apfel -, lebendig und sich nie in sich selbst erschöpfend, so dass sie bei jedem Schluck die Aufmerksamkeit neu wecken.
Tolle Entdeckung!

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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thdeck

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Re: Baden-Baden: Nicht nur Casino, auch Wein!

BeitragSo 12. Jun 2022, 23:08

Hallo Kle,

danke für das Feedback. Die "zarte Holznote" kann einerseits von gebrauchten Barriques kommen (Details weiß ich aber nicht), oder es ist einfach deine Wahrnehmung von reifem Lesegut. Die Wahrnehmungsschwellen sind ja individuell unterschiedlich. Von "früher Ernte" gehe ich jedenfalls bei 13,5% Alkohol nicht aus. Zumal es in Baden-Baden - vor allem weiter oben in den Weinbergen - doch ein Tick kühler ist als in der Rheinebene.

Thomas
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thdeck

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2018/2019 Grüner Veltliner: Baden-Baden vs. Wachau

BeitragSo 12. Jun 2022, 23:12

Eine überraschende Rebsorte des Weinguts Knapp ist der Veltliner. Da ich solche Weine nur ca. alle 2 Jahre trinke (Verkostungen oder Österreich-Urlaub), besorgte ich mir zur Sicherheit einen Vergleichswein. Allerdings nicht über das Internet, sondern über unsere örtliche (also westfälische) „Edel-Getränkehandlung“. Wobei die Domäne Wachau durchaus einen guten Ruf hat und daher in gewisser Weise als repräsentativ betrachtet werden kann, zumindest in der betrachteten Preisregion (unter 15 Euro). Leider gab’s aus Österreich keinen 2018er, ich musste einen 2019er nehmen. Hier die beiden Kandidaten:

2018 Baden-Baden Veltliner, Weingut Knapp (Baden-Baden), 10,50 Euro
13,5 % Alk, 1,9 g/l Rz, 5,9 g/l Säure
Falstaff 89 Punkte

2019 Wachau Grüner Veltliner Smaragd „Terrassen“, Domäne Wachau (Dürnstein), 14 Euro
13,5 % Alk, 1,3 g/l Rz, 6,4 g/l Säure
Falstaff 92 Punkte

Der Baden-Badener kommt wie üblich von den historischen Lagen des ehemaligen Klosters Lichtenthal, in diesem Fall Silberbuckel und Schafberg, also granitähnliche Böden. Hier die Koordinaten der beiden Lagen:
Silberbuckel: 48.7526, 8.2564
Schafberg: 48.7495, 8.2635
Die Zahlen einfach in Google Maps oder OpenStreetMap (https://openstreetmap.de/karte/) in die Suchmaske eintippen.

Die beiden Kurznotizen:

1. Tag
Baden-Baden Veltliner:
dezent fruchtige Nase; im Mund dicht; hellere, leicht parfümierte Frucht (Eberstein-Stil), GV passt
später: ziemlich dicht, intensiv, etwas mineralischer als der Wachauer, 1P besser
Wachau Grüner Veltliner:
dezent fruchtige Nase; im Mund dicht, kräftig, etwas breitere Frucht, Säure
später: ziemlich kräftig, etwas dunklere Frucht, mit Biss, aber wenig Strahlkraft

2. Tag
Baden-Baden Veltliner:
mit Biss, Frucht, gewisse Mineralität, 1-2P besser als der Wachauer
Wachau Grüner Veltliner:
dicht, auch Säure, gewisse GV-Typizität, neigt aber etwas zur Schwere

3. Tag
Baden-Baden Veltliner:
mehr Biss und mehr Frucht als der Wachauer
Wachau Grüner Veltliner:
dicht, aber weniger fokussiert als der Baden-Badener

Gesamtwertung:
Baden-Baden Veltliner: 89 Punkte – Wachau Grüner Veltliner: 87 Punkte

Aufgrund des Jahrgangsunterschiedes kann ich nicht sagen, ob die „Schwere“ des Wachauers vom Jahrgang kommt. Die Falstaff-Juroren, die satte 5 Punkte mehr gaben, scheint das nicht gestört zu haben. Vielleicht haben wir nur unterschiedliche Vorstellungen vom idealen Veltliner. Mir hat die Fokussiertheit und das dezent „Mineralische“ des Baden-Badeners jedenfalls besser gefallen. Aus der Wachau kenne ich natürlich auch Besseres, aber das geht dann eher bei 20 Euro los und ist bei 30 Euro noch lange nicht am Ende...
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thdeck

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Weingut Knapp: Gewürztraminer und Sauvignon Blanc

BeitragSa 2. Jul 2022, 17:13

Dieses Mal handelt es sich nicht um einen direkten Weinvergleich, die Weine wurden jeweils als Einzelflasche an verschiedenen Tagen getrunken. Dennoch gab es Erkenntnisse.


Wein 1:
2018 Baden-Baden Eckberg, Gewürztraminer restsüß, Weingut Knapp (Baden-Baden)
12,5% Alk., 37,7 g/l Restzucker, 4,3 g/l Säure, 10,50 €

Kurznotiz:
sehr dicht, „mineralische“ Süße, Säure; traubig, d.h. als Traminer gut zu erkennen; trotz Süße überraschend gut zu trinken; 88 Punkte

Der Wein passte mit seiner Restsüße nicht in mein Trinkschema, aber auch hier zeigte sich, dass mir der „mineralische“ Stil der Knapp-Weißweine einfach liegt. Dazu passend übrigens diverse Käsesorten, sowohl Richtung Ziegenfrischkäse als auch Blauschimmelkäse. Preislich ist der Wein ein Schnäppchen.


Wein 2:
2019 Baden-Baden Eckberg, Sauvignon Blanc, Weingut Knapp (Baden-Baden)
13,0% Alk., 2,4 g/l Restzucker, 6,6 g/l Säure, 10,50 €

Kurznotiz:
dicht, fruchtig, expressiv; schöne Balance, passende Säure; SB-Typizität könnte klarer sein; 87 Punkte

Hier war ich etwas weniger enthusiastisch, obwohl der Knapp-Stil auch beim Sauvignon Blanc erkennbar ist (daher auch nur ein Punkt weniger in der Bewertung). Mein Problem beim deutschen Sauvignon Blanc: Die Konkurrenz aus Frankreich und Neuseeland erscheint regelmäßig kräftiger und fokussierter. Die Deutschen sind da immer etwas brav. Das ist mir auch schon beim Weingut Johner aufgefallen, dort kann man Kaiserstuhl und Neuseeland direkt miteinander vergleichen. Wobei laut Aussage Johner die Kundschaft eher zum Kaiserstühler tendiert.

Ich kann übrigens nachvollziehen, dass man der Kundschaft „exotische“ Alternativen anbietet. Beim Weingut Knapp gab ich dem Grünen Veltliner zwei Punkte mehr (89) als dem Sauvignon Blanc. Generell wäre in Baden auch über die Scheurebe nachzudenken, da entfällt schon mal die ausländische Konkurrenz. Wobei ich gerade feststelle: Die Scheurebe ist in Baden verbreiteter als man denkt, auch bei den VDP-Weingütern...
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amateur des vins

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Re: Weingut Knapp: Gewürztraminer und Sauvignon Blanc

BeitragSa 2. Jul 2022, 20:13

thdeck hat geschrieben:SB-Typizität könnte klarer sein
Was bedeutet das für Dich?
Mit welcher Erwartung hast Du Dich dem Wein genähert?
Besten Gruß, Karsten
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