Seite 9 von 12

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: So 19. Jan 2020, 00:07
von Der Wein-Schwede
Krawall ist schön! :lol: :lol: :lol:

Habe heuten Abend zum Lachsfilé im Mandel gebraten einen Huber Malterdinger Weiss 2017 genossen.
50% Chardonnay, 50% Weissburgunder - in Barrique vergoren.
Sehr guter Ortswein von Huber - nur "Leicht-Krawall" - eigentlich ein "Economy-Version" von dem Chardonnay Alte Reben mit ein bisschen WB "Abrundungen", frisch mit guter Säure aber weicher als der Ch AR. Würzige "Huber-Nase" aber in "Leicht-Version".
Ein schöner Wein mit gutem PLV für 18 Euro.
90 W-S Punkte

Viele Grüsse
Rolf

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Mo 27. Apr 2020, 19:44
von Michl
Ich muss zugeben, dass ich als Fan des Weinguts vom l'Ambré richtig enttäuscht war. Bei unserer gemeinsamen Verkostung musste ich zwar krankheitsbedingt passen, aber später hatte ich ihn noch einmal im Glas und fand ihn allenfalls interessant, qualitativ aber zu dem Preis eine Zumutung.
Ohne große Erwartungen habe ich deshalb heute den Gutedel CS aus 2016 geöffnet. Aber dieser Wein gefällt mir tatsächlich sehr. Vor allem imponiert mir, dass auch hier klar der Stil des Weingutes zum Ausdruck kommt: bescheidene Eleganz. Der Wein ist zwar letztlich einfach, aber in sich völlig stimmig und bestimmt nicht selten ein perfekter Essensbegleiter, wenn es eben gerade nicht komplex sein soll. Parallel dazu habe ich den Steingrüble aus 2015 von Ziereisen im Glas, der qualitativ deutlich eine Schippe drauflegt und unglaublich charakterstark daherkommt, aber der Gutedel von Schneider fällt eben nicht ab - wie so oft bei parallel getrunkenen Weinen - sondern ist einfach nur einfacher, schlanker und präziser, ohne aber belangloser zu werden. Der Wein zeigt in bester Weise dass Weingenuss eben nicht mit der formalen Qualität oder Punkten korreliert, sondern innerer Stimmigkeit und set und setting. (Übrigens, wer sich für die Weine des Weinguts interessiert, gerade kann man ohne Versandkosten bestellen)

Bild

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Mo 27. Apr 2020, 22:03
von Bernd Schulz
Michl hat geschrieben:Der Wein zeigt in bester Weise dass Weingenuss eben nicht mit der formalen Qualität oder Punkten korreliert, sondern innerer Stimmigkeit und set und setting.


Hallo Michl,

vielen Dank für den eine gewisse Lust auf den Wein erweckenden Beitrag!

Unter "innerer Stimmigkeit" kann ich mir sehr gut etwas vorstellen, aber was du mit "set und setting" meinst, kapiere ich nicht :oops: . Ganz ohne jede Ironie: Kannst du einem ausgewiesenen Englisch-Deppen wie mir erklären, was "set und setting" im Kontext bedeuten soll?

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2020, 12:27
von Michl
Bernd Schulz hat geschrieben:aber was du mit "set und setting" meinst, kapiere ich nicht . Ganz ohne jede Ironie: Kannst du einem ausgewiesenen Englisch-Deppen wie mir erklären, was "set und setting" im Kontext bedeuten soll?


Hallo Bernd,

ich habe den Begriff "set und setting" irgendwann einmal aufgeschnappt und mir nur so viel dazu gemerkt, dass "set" die Einstellung einer Person zu einer Sache beschreibt, während "setting" die Umwelteinflüsse beschreibt, die eben auf diese Person einwirken.
Übertragen auf den Weinkonsum meinte ich, dass die Einstellung zu einer Qualität eines Weines den Genuss entscheidend prägen kann (Ein 85 P-Wein kann in einer bestimmten Situation (z.B. zu einem bestimmten Essen) als viel "besser" wahrgenommen werden, als ein 95 P-Wein), ebenso die Erwartungshaltung (das kann nur "ein Mist", "etwas Großartiges" sein). Das wäre dann "set". Und "setting" könnten bspw. die Stimmung der Mitrinker, Laune der Familie, das Wetter :lol: ,etc. sein.
Ist eigentlich ziemlich banal. Mir geht nur dieses Getue auf den Sack, das manche zeigen, die immer dem vermeintlich Besten hinterherhecheln müssen. In unserem Kontext hier sind das Punkte-Trinker, Leute, die einen 85-P-Wein per se nicht wirklich schätzen können oder Rebsorten für sich grundsätzlich ausschließen, weil aus ihnen angeblich minderwertige Weine entstehen. Damit du mich nicht missverstehst: Ich meine damit nicht ein persönliches Geschmacksurteil. Niemandem muss bspw. Trollinger schmecken. Aber einem Trollinger grundsätzlich geringeren Genusswert zuzusprechen, weil die Qualität geringer ist, halte ich für problematisch.

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2020, 12:37
von Bernd Schulz
Hallo Michl,

danke für die Erklärung! Ich wusste wirklich nicht, was gemeint war.

Michl hat geschrieben:Mir geht nur dieses Getue auf den Sack, das manche zeigen, die immer dem vermeintlich Besten hinterherhecheln müssen. In unserem Kontext hier sind das Punkte-Trinker, Leute, die einen 85-P-Wein per se nicht wirklich schätzen können oder Rebsorten für sich grundsätzlich ausschließen, weil aus ihnen angeblich minderwertige Weine entstehen.


Da haben wir mal wieder etwas gemeinsam! ;)

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2020, 13:20
von EThC
Michl hat geschrieben:Mir geht nur dieses Getue auf den Sack, das manche zeigen, die immer dem vermeintlich Besten hinterherhecheln müssen. In unserem Kontext hier sind das Punkte-Trinker, Leute, die einen 85-P-Wein per se nicht wirklich schätzen können oder Rebsorten für sich grundsätzlich ausschließen, weil aus ihnen angeblich minderwertige Weine entstehen. Damit du mich nicht missverstehst: Ich meine damit nicht ein persönliches Geschmacksurteil. Niemandem muss bspw. Trollinger schmecken. Aber einem Trollinger grundsätzlich geringeren Genusswert zuzusprechen, weil die Qualität geringer ist, halte ich für problematisch.

+1 :D

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2020, 13:53
von Herr S.
Bernd Schulz hat geschrieben:
Michl hat geschrieben:Der Wein zeigt in bester Weise dass Weingenuss eben nicht mit der formalen Qualität oder Punkten korreliert, sondern innerer Stimmigkeit und set und setting.


Hallo Michl,

vielen Dank für den eine gewisse Lust auf den Wein erweckenden Beitrag!

Unter "innerer Stimmigkeit" kann ich mir sehr gut etwas vorstellen, aber was du mit "set und setting" meinst, kapiere ich nicht :oops: .


*** Klugscheisser & Off-topic Modus an ***

Set und Setting kommen m.W. aus der Psychoanalyse und dort v.a. aus dem Bereich, der bewusstseinserweiternde Substanzen einsetzt. Im Zusammenhang mit Timothy Leary und seinen LSD-Forschungen/Eskapaden ist mir dieses Begriffspaar schon häufiger begegnet. Michl hat ihn sehr treffend auf den Wein übertragen!

Klugscheisserische Grüße,
Björn

*** Klugscheisser & Off-topic Modus aus ***

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Di 28. Apr 2020, 14:20
von Bernd Schulz
Da ich genug Wein im Keller habe, habe ich mich auch in der jetzigen Zeit noch nicht genötigt gesehen, mich mit LSD (kann man das online bestellen? :mrgreen: )zu beschäftigen. Aber danke jedenfalls für die genauere Aufklärung, Björn!

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Mi 29. Apr 2020, 14:34
von puschel
Michl hat geschrieben:Mir geht nur dieses Getue auf den Sack, das manche zeigen, die immer dem vermeintlich Besten hinterherhecheln müssen. In unserem Kontext hier sind das Punkte-Trinker, Leute, die einen 85-P-Wein per se nicht wirklich schätzen können oder Rebsorten für sich grundsätzlich ausschließen, weil aus ihnen angeblich minderwertige Weine entstehen. Damit du mich nicht missverstehst: Ich meine damit nicht ein persönliches Geschmacksurteil. Niemandem muss bspw. Trollinger schmecken. Aber einem Trollinger grundsätzlich geringeren Genusswert zuzusprechen, weil die Qualität geringer ist, halte ich für problematisch.


Hallo Michl,
sehr schön, ein Wein sollte meine Meinung nicht Punkte , sondern 'einen Anlass' haben

Zum Beispiel tut im Frühjahr auf einer Terrasse über den Weinbergen nach einer Wanderung
ein feiner, klarer Gutswein oder Kabinett trocken ( Ortswein trocken ) richtig gut.
Einfach mal die Seele baumeln lassen ... und genießen :D

Gruß Adi

Re: Claus Schneider

BeitragVerfasst: Mi 29. Apr 2020, 17:03
von nono
...naja ein bisschen driften wir ja schon vom Weingut Claus Schneider ab... aber dann will ich auch noch etwas dazu beitragen..
Ich verstehe z.B Rotweine aus dem Burgund in der Regel nicht, das einzige Mal war an einem herrlichen Abend und alle waren begeistert, ein paar Jahre später hatte ich die beiden Weine wieder probiert, die damals erschmeckte Magie erschloss sich mir dann nicht mehr.
War es die Magie des Abends, waren die Weine in der perfekten Reife, ich weiß es nicht...
Ansonsten finde ich schon, dass man für viele Weine Punkte geben kann ( wir machen das in unserem Haus recht häufig bei Blindproben aus Spaß, die Ergebnisse sind oft sehr ähnlich)
Bei trockenem Lambrusco, den ich besonders liebe, wäre allerdings eine Punktbewertung völlig abstrus... Liebe kann mal halt nicht bewerten :D

Noch einmal etwas anderes ist natürlich "das erste Mal", das Erlebnis eines 1982 genossenen Brunello di Montalcino ( vorher war mein bester Wein ein "Filou Rouge") lässt sich natürlich kaum wiederholen, obwohl---
vor drei Jahren hatte ich mein erstes IPA probiert und das hat mich ähnlich berührt...