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Claus Schneider

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jessesmaria

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Re: Claus Schneider

BeitragDi 6. Apr 2021, 21:15

stollinger hat geschrieben:zuletzt einige Weine von den Schneiders im Glas gehabt.

Wenig begeistern konnte mich dieser 18er: Weingut Claus Schneider - Gutedel vom Kalkstein - 2018:

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Ich habe ja große Probleme mit (fast) allem, was mir aus 2018 ins Glas gekommen ist. Diesen Wein empfinde ich als einen prototypischen 2018er. Meine Frau (die durchaus anspruchsvoll bei Wein ist) fand ihn im Gegensatz zu mir, mit seiner süffigen Art ansprechend.


Naja, das ist ja der Einstiegs-Gutedel, für den Preis (ca. 7€) finde ich den total in Ordnung. Das ist für mich ein Durstlöscher als Essensbegleiter, genau richtig etwa zu Raclette, wo man m. E. viel zu schnell trinkt und zu wenig schmeckt für einen filigranen und anspruchsvollen Weißen.

Insofern kann ich deine Frau gut verstehen – ich finde ihn allerdings auch ziemlich glatt, die Säure ist tatsächlich matt, was ihn beim Essen sehr unterordnet.
Der etwas teurere "La Bohème" ist übrigens was komplett anderes, ploppt beim Öffnen fast wie ein Sekt und schmeckt fast wie ein Pils (sehr hefig). Der hochpreisigste "Haltinger Stiege" kommt dem Kalkstein in seiner zurückhaltenden, weichen Art wieder nahe, ist aber deutlich feiner mit präziseren Fruchtaromen (extreme Honigmelone in der Nase).
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragMo 27. Dez 2021, 20:20

Ich hatte mit Roten aus 2018 bisher nur schlechtere Erfahrungen als mit früheren Jahrgängen gemacht. Was die Schneiders aber beim Gutsspätburgunder 2018 auf die Flasche brachten, ist für mich nichts anderes als eine Zumutung und eigentlich bin ich dem Weingut aufgrund des eigenen Stils sehr zugetan. Aber dieser Wein ist (zumindest aktuell) ein Spätburgunder, der wie eine Cuvée mit Dornfelder und Zweigelt schmeckt, dabei extrem plakativ-fruchtbetont daherkommt und keinerlei erstere oder tiefgründigere Aspekte zeigt. Das ist nicht zuletzt aufrund seines dichteren, extraktsüßeren Charakters ein Wein für Nicht-Rotweintrinker, die einfach alkoholischen Saft im Glas haben wollen. Ich konnte das nicht trinken, wanderte in die Soße.
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Claus Schneider

BeitragMo 27. Dez 2021, 21:26

Der heißt seit 18 Spätburgunder vom Kalkstein, ist das der? Habe ich auch noch eine Flasche…yay..,
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragMo 27. Dez 2021, 21:48

Ja, das ist der, schade...
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Claus Schneider

BeitragSo 3. Apr 2022, 15:09

Michl hat geschrieben:Ich hatte mit Roten aus 2018 bisher nur schlechtere Erfahrungen als mit früheren Jahrgängen gemacht. Was die Schneiders aber beim Gutsspätburgunder 2018 auf die Flasche brachten, ist für mich nichts anderes als eine Zumutung und eigentlich bin ich dem Weingut aufgrund des eigenen Stils sehr zugetan. Aber dieser Wein ist (zumindest aktuell) ein Spätburgunder, der wie eine Cuvée mit Dornfelder und Zweigelt schmeckt, dabei extrem plakativ-fruchtbetont daherkommt und keinerlei erstere oder tiefgründigere Aspekte zeigt. Das ist nicht zuletzt aufrund seines dichteren, extraktsüßeren Charakters ein Wein für Nicht-Rotweintrinker, die einfach alkoholischen Saft im Glas haben wollen. Ich konnte das nicht trinken, wanderte in die Soße.

Wir haben den neulich blind verkostet, in einer größeren Runde mit vielen anderen Weinen (freie Rebsortenwahl).

Weingut Claus Schneider - Spätburgunder vom Kalkstein - 2018:

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Ich ahnte, dass es der Spätburgunder von den Schneiders ist. Ich war nach deinem Bericht auf einiges gefasst, aber dann doch eher positiv überrascht. Im Vergleich zu anderen Schneider-Spätburgundern aus anderen Jahrgängen ist er viel zugänglicher, saftig bis plakativ. Ja, ohne viel Tiefe und in der Mitte mit dem (für mich typischen) 2018er Loch. Aber insg. fand ich den Wein in Ordnung, besonders für knapp 11€ war er schon klar und sauber; phenolisch nicht unreif.

Ich hatte nur ein halbes Glas, vorher und nachher alkoholstärkere Wein. Ich glaube gerne, dass das anfangs zugängliche mit mehrern Gläsern in einen banalen Eindruck übergeht. Auch der Alkohol wird merkbar sein.

Grüße, Josef
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragDi 5. Apr 2022, 19:27

Lieber Josef,

stollinger hat geschrieben:Ich war nach deinem Bericht auf einiges gefasst, aber dann doch eher positiv überrascht.


nach deinem Bericht wollte ich heute noch einmal probieren, musste aber festellen, dass ich von diesem Jahrgang gar nichts mehr habe. Möglicherweise war ich in meinem Urteil zu harsch, sehr wahrscheinlich sogar, wenn ich mir deine Eindrücke vergegenwärtige.
Dafür habe ich den einfachen 15er aufgemacht und der gefällt mir dafür sehr. Das Holz ist jetzt bestens integriert, auch keine Asche mehr, dafür herrlich aufgeschlossene Kirsch- und Himbeeraromen, nach wie vor eher weich und (mir persönlich zu) wenig Säure, typischer 15er halt. Jetzt aber ist das wohl der beste Trinkzeitpunkt und der Wein zeigt genau die verhalten-elegante Aromatik, die so typisch für das Weingut ist. 87-88 P Schön!
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 9. Dez 2022, 20:29

Ich glaube, ich saß noch nie vor einem Wein, der mich so überwältigt und mir gleichzeitig die Grenzen meiner Beschreibungsmöglichkeiten aufzeigt.

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Ich hatte schon mehrfach mit Weißburgundern im 7. Jahr ganz große Erlebnisse, zuletzt mit einem von Ziereisen, jetzt mit diesem, aber auf ganz andere Weise. Diese Rebsorte reift - auch wenn sie vielleicht nicht die Größe eines Chardonnays oder Rieslings erreichen kann - wenn sie höherklassig an- und ausgebaut wurde, immer wieder erstaunlich gut und kann überragend ausfallen. Dann gewinnt sie eine eigenständige Qualität, die überwältigen kann. So geht es mir auch heute. Was für ein schönes Weinerlebnis!
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 6. Jan 2023, 21:36

Gestern und heute den Spätburgunder CS aus 2013 und 2014 im Glas.

Der 13er hat zumindest aus dieser Flasche nicht mehr das Niveau von früher, die Frucht wirkte etwas auf dem Rückzug begriffen, dafür überzeugte der Wein aber mit seiner jetzt wesentlich stärker zu Tage tretenden mineralischen Struktur und völlig mürbem Tannin. Ich hatte ihn bei 87-88 P und würde nach dieser Flasche zum Trinken raten.

Der 14er hat gerade eine tolle Phase, zarte Räuchernote über frischen, zurückhaltenden Fruchtgeleearomen, im Mund dann hochelegant mit zartem, herzlich-rundem Säurekick, herrlich wenig, aber perfekt feinkörniges Tannin. Toll! 90 P
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 19:19

Beim Weingut Claus Schneider hat sich ja in den letzten Jahren mit der Übernahme des Betriebs durch die Söhne viel getan, eine eigene Naturweinlinie aus Gutedel wurde etabliert (wir hatten hier ja eine gemeinsame Verkostung eines ersten Jahrgangs. Wie wär's eigentlich mal wieder mit einem neuen Projekt?), die Weine wurden in für mich kaum mehr durchschaubarer Weise umbenamst, vor allem aber sind die Preise explodiert. Der Gutswein kostet heute stramme 13,50, der Weiler Schlipf 52 €. Ich bin weitgehend ausgestiegen...
2016 gab es den ersten Jahrgang einer neuen Lage, der Ötlinger Sonnhohle, der damals schlappe 13,80 € kostete, heute liegt dieser Wein bei 35 €, was für ein Preissprung! Unfassbar....
Gerade habe ich seit guten 3 Jahren einmal wieder diesen Wein im Glas, von dem ich als "Einzelflaschenfreund" nach meinem Ersteindruck auf Verdacht hin ein paar mehr Flaschen kaufte. Und jetzt bin ich tatsächlich baff und mehr als beeindruckt. Der Wein hat sich zu einem völlig singulären Wein in der deutschen Spätburgunderlandschaft entwickelt, den man unbedingt einmal in diesem perfekten Reifestadium m Glas gehabt haben sollte. Hätte mich jemand nach einem Tipp für einen eleganten, leichtfüßigen und liquidem Spätburgunder gefragt, hätte ich bis heute wohl auf Michael Fiebrich verwiesen. Dieser Wein toppt diesen Stil jedoch ins fast Unglaubliche. Ich hatte tatsächlich noch nie einen derartig feingliedrigen und ultraeleganten Spätburgunder im Glas. Das ist wirklich gerade unglaublich. Zu bepunkten ist dieser Wein jedoch sehr schwer, denn die große Stärke dieses Weines, die glasklare Definition und Reduktion auf wesentliche Aromen bei völlig schwereloser Struktur, könnte man auch als Achillesferse des Weines wahrnehmen. Hier gibt es keinen Druck, keine Aromenvielfalt, kein spürbares Tannin, keine Tiefenschichtung, nur präzise, nach vorn gerichtete, schwebende Dynamik. Ganz großartig für mich!
Vor allem die Wandlung hin zu purer femininer Eleganz fasziniert und begeistert mich gerade. Was für ein schönes Weinerlebnis...

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Viele Grüße

Michl
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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:04

Michl hat geschrieben:vor allem aber sind die Preise explodiert. Der Gutswein kostet heute stramme 13,50, der Weiler Schlipf 52 €. Ich bin weitgehend ausgestiegen...
2016 gab es den ersten Jahrgang einer neuen Lage, der Ötlinger Sonnhohle, der damals schlappe 13,80 € kostete, heute liegt dieser Wein bei 35 €, was für ein Preissprung! Unfassbar...
...tja, das Thema hatten wir ja schon öfters, daß sich viele Weingüter -manche mehr, manche weniger- bei entsprechendem Erfolg ihrer Produkte bei der Preisgestaltung von einer Kalkulation, die weitgehend auf die Gestehungskosten schaut, abwenden und mehr auf die Marktpreisschiene schauen. Marktwirtschaft halt...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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