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Claus Schneider

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Kle

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:05

Hallo Michl,

es ist eine Freude, Deine Schilderung zu lesen und ich stelle mir vor, selber diesen Wein im Glas zu haben. Nur hätte ich aufgrund Deiner Begeisterung gedacht, Du liegst eher am Ende als am Beginn der 90er-Punkte.
Meinst Du, wenn ein Wein eher klassischen Kriterien weniger entspricht, müsse dies auch in der klassischen Punkteskala berücksichtigt werden, obwohl er für Deinen persönlichen Geschmack ein absoluter Top-Wein ist? Oder ist der Wein mit seiner "schwebenden Dynamik" nur partiell, bzw. unter gewissen Gesichtspunkten großartig?
Ich selber empfinde solche Widersprüche recht häufig und denke, dass ich oft noch zu „sachgerecht“-streng bewerte.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:27

Kle hat geschrieben:Ich selber empfinde solche Widersprüche recht häufig und denke, dass ich oft noch zu „sachgerecht“-streng bewerte.
...wenn ich sowas wie "in sich perfekt" verbunden mit dem hier vermittelten Gesamteindruck selbst schreiben würde, stünden dann wohl 21 bis gar 23 von 25 meiner persönlichen, absichtlich abweichenden Punkteskala zu Buche. Ich finde schon, daß man als "Endverbraucher" im Rahmen des eigenen Großartigkeitsempfindens bewerten darf und soll; anders als die Verkostungsprofis sind wir doch wirklich "frei", nur unterwerfen sich dann halt doch recht viele der "Amateure" den übergeordneten Spielregeln.
Viele Grüße
Erich

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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:46

Kle hat geschrieben:Ich selber empfinde solche Widersprüche recht häufig und denke, dass ich oft noch zu „sachgerecht“-streng bewerte.


Lieber Carsten, du sprichst mit deinem Hinweis auf diese "Widersprüche" ein Problem an, mit dem ich auch nicht umzugehen weiß. Es gibt ja Weine, die einem "subjektiv" sehr zusagen oder missfallen, "objektiv", was auch immer das zu bedeuten hat, dann doch aber etwas anders einzuschätzen sind. Gerade mit einfachen Weinen hatte ich z.T. wunderbare Erlebnisse, im Urlaub z.B. immer wieder mit Txakoli, die ich durchaus in Kombination mit bestimmten Speisen als beglückend bezeichnen mag, das kann auch ein einfacher Riesling sein, zuletzt einer von Knewitz mit Leber- und Blustwurst, etc. pp. Vor diesem Hintergrund sind alle, die auf Punkte verzichten, auf dem richtigen Gleis. Dennoch sind Punkte für mich ein wichtiger Anhaltspunkt, der etwas zu Ausdruck bringt, was über diese subjektiven und situativen Eindrücke hinausweist. Die Ötlinger Sonnhohle bspw. hat einfach keine Tiefenschichtung und keine wirkliche Komplexität, weshalb ich bei 91 P gelandet bin. Subjektiv jedoch ist das jedoch gerade ein großes, weil völlig ungewöhnliches, unerwartetes und stilistisch bereicherndes Weinerlebnis. Ich war mir nicht bewusst, dass diese schwebend-luftig-wolkige Eleganz aus einem Spätburgunder herausgeholt werden kann, schon gar nicht aus einem badischen.
Vielleicht sind Punkte aber auch nur dann eine hilfreiche Krücke, wenn man die Verkoster*in nicht wirklich einschätzen kann. Wenn ich mir deine oder marzeminos Notizen vergegenwärtige, glaube ich sehr wohl erahnen zu können, was euch gerade bewegt, weil ihr eine Sprache sprecht, die mir etwas sagt. Bei anderen Verkoster*innen brauche ich aber die Punkte, um den Wein einordnen zu können. Das hat nichts damit zu tun, dass sie schlechter beschreiben, sie beschreiben nur auf eine Weise, die mir persönlich keinen Schlüssel zur Qualität und vor allem zur Individualität des Weines liefert. Deshalb bin ich ja auch in letzter Konsequenz ein absoluter Anhänger von Punkten, weil sie intersubjektiv, trotz aller Abweichungen im individuellen Punktestil, am leichtesten zu verstehen sind.
Aber auch das stimmt nur halb. In letzter Zeit trinke ich viele Schäumer und da stehe ich weder mit Beschreibungen noch mit Punkten so recht im Einklang...
Viele Grüße

Michl
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:50

EThC hat geschrieben:Ich finde schon, daß man als "Endverbraucher" im Rahmen des eigenen Großartigkeitsempfindens bewerten darf und soll; anders als die Verkostungsprofis sind wir doch wirklich "frei"


Das ist schön gesagt, Erich! Aber ich schreibe dann doch letztlich für andere und will verstanden werden, obwohl das naturgemäß bei unserem Gegenstand Wein aus vielen Gründen immer wieder zum Scheitern verurteilt ist. Insofern gehöre ich dann wohl schon zu denjenigen, die sich, wie du sagst "unterwerfen"...
Viele Grüße

Michl
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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 20:57

Michl hat geschrieben:Aber ich schreibe dann doch letztlich für andere und will verstanden werden
..wobei sich -zumindest für mich- das Verstandenwerden viel mehr aus der Beschreibung ableitet denn aus (Fremd-) Punkten. Das heißt, je verstänlicher Du (be-) schreibst, desto freier kannst Du auch Deine Bepunktelung gestalten...
Viele Grüße
Erich

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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 21:07

EThC hat geschrieben:wobei sich -zumindest für mich- das Verstandenwerden viel mehr aus der Beschreibung ableitet denn aus (Fremd-) Punkten. Das heißt, je verstänlicher Du (be-) schreibst, desto freier kannst Du auch Deine Bepunktelung gestalten


Hast du das Gefühl, Erich, dass du verständlich beschreibst? Ich habe das, was meine Notizen angeht, eher selten. Insofern bin ich da wirklich nicht bei dir...
Viele Grüße

Michl
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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 22:06

Michl hat geschrieben:Hast du das Gefühl, Erich, dass du verständlich beschreibst?
...sicherlich nicht für jeden, aber das ist auch nicht meine Intention; in erster Linie schreibe ich ohne groß nachzudenken für mich selbst und die Leute "im engeren Kreis", von denen ich weiß, daß sie mein Geschreibsel einigermaßen zielsicher einordnen können.
Viele Grüße
Erich

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Kle

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 11. Feb 2023, 23:20

Vielen Dank, Erich und Michl, ihr habt die Sache auf den Punkt gebracht.
Erichs Plädoyer fürs „Großartigkeitsempfinden“ :) bedeutet ja eigentlich, ich stehe zu meiner Meinung, egal wie wenig sie Normen entspricht.
Die „Urlaubsweine“ u.Ä. hingegen, Michl, bringen zwar außergewöhnlichen Genuss, verfehlen aber Kriterien, die man durchaus selbst als Hinweis auf einen großen Wein anerkennt.
Der Schneider scheint mir irgendwie dazwischen zu liegen, denn braucht er überhaupt weitere Qualitäten, bzw. widersprechen sie womöglich seiner höchsten? Vielleicht wäre es richtig, Kriterien wie Komplexität, Länge, Tiefe nur noch wahlweise als Qualitätsmerkmale zu benutzen. Sicher werden Bewertungen für einige damit schwerer verständlich oder rufen Kopfschütteln hervor. Vielleicht aber nur für eine Weile.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Bernd Schulz

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 25. Mär 2023, 21:59

Im Glas befand sich gerade noch ein Rest des "L´Ambre" 2015, der seinerzeit hier mal der Gegenstand einer gemeinsamen Verkostung war:

Bild

Ralf hatte den Wein gestern im Gepäck - und da wirkte er auf uns beide keineswegs überzeugender als heute auf mich alleine.

Wie kann das angesichts meiner Notiz von vor gut drei Jahren sein? :?: :?:

Herzliche Grüße

Bernd
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