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Claus Schneider

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Michl

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Claus Schneider

BeitragFr 30. Sep 2016, 19:07

Ich mach' jetzt einfach 'mal einen Thread für Claus Schneider auf, weil dieses Weingut so individuelle und großartige Weine erzeugt und es nach meiner Wahrnehmung verdient hat. Stilistisch sind die Weine des Weinguts allesamt letztlich auf der eleganten Seite zu verorten. Wenn man einen bekannten Namen anführen will, dann auf der Holger Koch-Seite. Nach meinem Dafürhalten sind sie aber aromatisch nicht so transparent wie Kochs Weine, auch etwas fordernder. Obwohl der Vergleich natürlich problematisch ist, es sind für mich die burgundischsten Weine aus Baden. Gerade habe ich den CS aus 2013 im Glas. Wenn es so etwas wie eine eigenständige Berechtigung deutscher Spätburgunder neben burgundischen Pinot Noirs gibt, dann kommt dieser Wein meiner Vorstellung davon ziemlich nahe. Der deutsche (badische) Speck ist nur als Hauch vorhanden, eigentlich nur wenn man sucht, dennoch zeigt der Wein einen ganz leicht wärmenden Schmelz, der so im Burgund selten ist und deutschen Spätburgundern durchaus stehen kann. R. u. C. Schneiders Weine haben diese Holzaromatik auch, bei ihnen wird sie jedoch dominant und fast schon aufringlich. Mir gefällt das zwar von Zeit zu Zeit zwar richtig gut, manchmal brauche ich einen wärmenden deutschen Spätburgunder, in der Regel bevorzuge ich jedoch ganz klar Claus Schneiders Stilistik, die diesen Ton auch zeigt, aber eben nur im Hintergrund. Holger Kochs Weine zeigen diese "Wärme" eigentlich gar nicht, sie setzen eher auf klare Frucht. Was die Tannine angeht ist der 2013er dann ganz klar Burgund, sie beißen noch deutlich.

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Michl
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volldau

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 30. Sep 2016, 20:01

Lieber Michl,

ich kann mich Deinem Statement nur anschließen.
Mit dem "burgundisch" oder nicht, tue ich mich mangels ausreichender Kenntnis schwer. Ich halte es aber auch nicht für nötig diesen Vergleich immer zu suchen.
Und Deinen Vergleich zu R. und C. Schneider habe ich übrigens auch schon genau so erlebt.
Nach meinem Geschmacksempfinden ist Claus Schneider (also seine Weine) näher bei Ziereisen.

Für mich sind die Claus Schneider Spätburgunder im besten Sinne elegant.
Ich habe letzte Woche den ersten "Weiler Schlipf CS, Holzfass 2012" geöffnet und empfand ab dem zweiten Tag als perfekt. Sehr harmonisch mit einem ganz feinen aber spürbaren Säuregerüst, deutlich die von Dir genannte Sauerkirschen und genau diesen ganz leichten rauchigen Ton und das ganze aber eben in einer kühlen Geschmackswelt.

Lass es Dir schmecken,
Volker
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 30. Sep 2016, 20:12

Volker, du hast Recht. Der Vergleich mit Ziereisen passt besser als der mit Koch (wobei natürlich letztlich alle hinken). Aber Claus Schneider ist dann deutlich eleganter als Ziereisen, oder nicht?
Viele Grüße

Michl
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volldau

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 1. Okt 2016, 07:22

Guten Morgen Michl,

ob Claus Schneider eleganter ist als Herr Ziereisen weiß ich nicht :lol: seine Weine aber allemal.
(Entschuldige bitte aber das war eine Traumvorlage)

Einen schönen Tag wünsch ich Dir,
Volker

(der seinen gestrigen Abend mir Michael Teschke "Portugieser, Von der Fabrik 2007" beendet hat und noch ganz beeindruckt ist wie schön ein Portugieser sein kann!)
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 8. Okt 2016, 18:53

Gestern hab ich das weiße Flagschiff des Weinguts aus 2013 aufgemacht, den Pinot blanc CS***. Eigentlich wollte ich eine VKN schreiben, konnte es aber nicht fassen, wie einfach der Wein letztlich war. Ich war ziemlich enttäuscht, umso mehr auch deshalb, weil Claus Schneiders Stil mir sonst so ganz besonders zusagt. Von den Lieblingsweingütern wird man nicht gern enttäuscht. Irgendwie kam ich nicht drauf, dass der Wein einfach in einem Verschluss stecken könnte, aber schöndenken ging auch nicht. Also wanderte die Flasche einfach in den Kühlschrank. Und heute ist alles klar: Der Wein ist gerade im Tiefschlaf. Aber mit einem Tag an der Luft zeigt er dann letztlich doch, was in ihm steckt. Hier ist alles pures Understatement, ganz feminin-bescheiden-hintergründig, ein "elegantes leichtes weißes Sommerkleid" (sorry, wirkt halt so :lol: )

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Michl
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragMi 21. Dez 2016, 18:54

Ich mag ja Säure im Spätburgunder, aber der einfache 2014er von Claus Schneider hat ganz schön viel davon. Die Weine brauchen allgemein immens Flaschenreife, aber dieser ist noch weit von seiner Trinkreife weg und 2014 ist ja nun nicht mehr so jung. Hoffe, da tut sich noch was, denn aktuell könnte ich den Wein allenfalls Säureaffinados und selbst diesen nicht mit ganzer Überzeugung empfehlen.

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Michl
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Georg R.

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Re: Claus Schneider

BeitragSa 21. Jan 2017, 13:52

Hallo Michl,

erstmal Danke für den Thread, zuvor war mir das Weingut unbekannt.

Ende letzten Jahres konnte ich die Weine auf dem Gut verkosten und war beeindruckt.
Solch feine, elegante Burgunder findet man selten in Baden.

Vergleiche mit Ziereisen oder Holger Koch sind angebracht, und doch nicht ganz treffend.
Denn die Weine hatten etwas, was ich mit Worten nicht beschreiben kann - einfach noch nen Tick anders als alles was ich bisher kannte.

Und ja, die Flaschen brauchen Zeit. Den von Dir beschriebenen Pinot Blanc CS*** 2013 hatte ich im Glas, parallel dazu die 12er Abfüllung. Der 2013er war noch verschlossen und ich war mir unsicher wie er sich entwickeln würde. Dagegen zeigte der 2012er sein "elegantes leichtes weißes Sommerkleid" :)

Das mit der langen Reifezeit wurde mir auch Vorort bestätigt, man verwiess mich auf den GM.
Und tatsächlich, wenn man in der neuesten Ausgabe nachschlägt, findet man unter der "Bernhard Huber Trophy"
(die 2006er Weine wurden nachverkostet) neben den bekannten Namen auch den Pinot Noir Schlipf von Claus Schneider mit 92 Punkten.
Auch in der Rubrik Rotweinschnäppchen ist das Weingut gleich zweimal vertreten.
Diese haben in der Jugend, auch nach meinem Empfinden, noch etwas zuviel Säure um Trinkspass zu vermitteln.
Weglegen und warten.

Erwähnen möchte ich noch den Gutedel/Chasselas.
Neben Gutedelpapst Ziereisen zählt Schneider für mich zu den Wenigen, die es verstehen, aus dieser Traube einen anständigen Weisswein zu machen. (Chasselas Weiler Schlipf 2013, 8,40€)

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragDo 2. Feb 2017, 19:46

Georg, habe deinen Beitrag völlig übersehen, umso mehr freut mich, dass noch jemand dieses Weingut sehr schätzt.
Du hast völlig Recht. Alle Vergleiche hinken letztlich doch sehr, Koch ist letztlich bei den Weißen deutlich weniger "edel" und auch Ziereisen rustikaler. Im Kern haben die Weißburgunder etwas Erhabenes, das ich so nirgends finde und die Weine eben sehr individuell macht. Dabei zeigen sie überhaupt kein Geltungsbedürfnis. Es sind uneitle Weine, die beeindrucken, wenn man zuhört. Mich würde wirklich sehr freuen, noch mehr Meinungen zu den Weinen lesen zu können.
Heute habe ich den einfachen 15er Weißburgunder im Glas, der überraschenderweise absolut aufgeschlossen ist und auch kräftiger als frühere Jahrgänge auftritt.

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Michl
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Georg R.

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 3. Feb 2017, 18:50

Hallo Michl,

das Besondere, speziell bei den Weissburgundern, ist mir auch aufgefallen. Schneider ist das einzige Weingut, bei dem ich mehr Weissburgunder als sonst was eingekauft habe, u.a. auch den von Dir beschriebenen 2015er.
Beim 2015er Jahrgang ist es oft so, dass sie schon zugänglicher sind als die 2014er - das Jahr war einfach außergewöhnlich.

Das selbe Bild am Kaiserstuhl, was ich dort verkostete an Weißen (keine GGs) war einfach nur lecker.
Gut, ein paar Winzer haben es übertrieben und Ihre Weiss-und Grauburgunder mit 14-14,5% auf die Flasche gefüllt,
dort hab ich erst gar nicht reingeschaut.

Nochmal zurück zu dem besonderen Stil der Schneiderweine. Ich denke schon, daß die Lage Weiler Schlipf (wurde zur besten Lage im südlichen Markgräflerland deklariert) einen großen Einfluss hat. Zusammen mit der klaren Handschrift des Winzers entstehen außergewöhnliche Weine, die man sonst nirgends findet.

Der Weiler Schlipf hat eine Auflage aus Kalk/Lehm-Gemisch. Man hat dort neulich Bodenproben entnommen und analysiert. Das Ergebnis war: Praktisch identische Werte mit den Böden der Champagne.

Übrigens...ein kleiner Teil des Schlipfs liegt auf Schweizer Gebiet. Die Parzellen wurden vor kurzem von der Stadt Basel neu verpachtet - an das neu gegründete Weingut Jost-Ziereisen.
Die Ecke bleibt spannend!


Gruß
Georg
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Mark Twain
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Michl

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Re: Claus Schneider

BeitragFr 3. Feb 2017, 19:30

Georg R. hat geschrieben:Übrigens...ein kleiner Teil des Schlipfs liegt auf Schweizer Gebiet. Die Parzellen wurden vor kurzem von der Stadt Basel neu verpachtet - an das neu gegründete Weingut Jost-Ziereisen.
Die Ecke bleibt spannend!


Das wusst ich noch nicht und spricht für die Lage. Mir sind die Besitzverhältnisse grundsätzlich nicht bekannt, kenne nur die Weine von Schneider aus der Lage. Umso interessanter wird ein Vergleich. Danke für die Info!
Viele Grüße

Michl
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