Weingut Holger Koch

Mit Holger Kochs Chardonnays wollte ich zuletzt etwas kürzer treten, sah ich doch nicht ein, warum ein Wein, den ich für etwas schwächer als seine gleichbesternten WB und GB halte, 25% mehr als jene kosten soll. Die Preisstruktur wurde mit Einführung der Réserve überarbeitet, und die *** Ch/WB/GB kosten jetzt gleichviel. Also habe ich mir mal eine Einzelflasche zur Wiedervorlage kommen lassen:

Holger Koch, Chardonnay *** 2021 (12,5 %)

Die Robe ist Hellgoldgelb.
In der recht kraftvollen Nase zeigt sich ein wenig der inzwischen (durch Rückverschnitt von bis zu 15 % maischevergorenem Anteil) typischen Phenolik, aber gepaart mit strahlender Frische, die ich in den letzten wärmeren Jahren doch manchmal ein wenig vermißte. Die Aromatik ist nicht gerade auf der Fruchtseite; ich finde reife Physalis und Nektarine mit einem Spritzer Limette, dazu eine eine echt spannende Note von leicht angeröstetem Salbei.
Auch am Gaumen erfreut wieder dieser Frischeeindruck bei vollem (nicht mächtigem!) Körper. Hier zeigt sich nun deutlich Zitrone und darunter eine leicht cremige Textur mit noch leichterem Grip.
Im Abgang klingt die Cremigkeit rasch ab und hinterläßt die zunehmend prominente zitrische Säure und einen etwas disjunkten Gesamteindruck - etwas, das sich auswachsen sollte.

Gelungen! HKs cremig-"trinkiger" Understatement-Stil profitiert von der frischen Jahrgangscharakteristik. Und wie fast immer, leert sich die Flasche in geradezu erschreckendem Tempo. Auch das ist eine Aussage.

Und wie fast immer, leert sich die Flasche in geradezu erschreckendem Tempo. Auch das ist eine Aussage.

Das zieht sich wirklich wie ein roter Faden durch die Weine des Hauses, von den ganz einfachen bis zur Reserve. Man ist immer in Gefahr sie einfach wegzutrinken aber sie belohnen auch eine mehr aufmerksame Beschäftigung.

Holger Koch, Pinot Noir *** 2018

Mitteldichtes Rubinrot (oder geringfügig gelblicher).
In der Nase Süßkirsche, etwas Him- und Erdbeere. Mischwald, ein wenig Basilikum. Androgyn.
Am Gaumen kühl, frisch. Mittelkräftige bis kräftige staubige Tannine. Etwas "ernster, maskuliner" als in der Nase: mehr Sauerkirsch und Johannisbeere.

Das ist ganz im HK'schen Sinne trinkfreudig, ohne banal zu sein. Souverän wurden alle Hürden des Hitzejahrgangs gemeistert. Der grundlegende Charakter steht irgendwo zwischen burgundisch und "typisch deutsch", aber näher am französischen Original; in der Tat sind Assoziationen von Chambolle nicht völlig verwegen. Ich kann mich nur wiederholen: Wie Holger Koch es immer wieder schafft, das selbstgesteckte Ziel der "trinkfreudigen" Weine zu erreichen, nötigt größten Respekt ab! Diese Weine sind vordergründig unspektakulär, machen aber einfach mächtig Spaß. Chapeau!

Androgyn

Wie Holger Koch es immer wieder schafft, das selbstgesteckte Ziel der "trinkfreudigen" Weine zu erreichen, nötigt größten Respekt ab! Diese Weine sind vordergründig unspektakulär, machen aber einfach mächtig Spaß.

+1

Holger Koch, Pinot Noir *** 2018

Das ist ganz im HK'schen Sinne trinkfreudig, ohne banal zu sein. Souverän wurden alle Hürden des Hitzejahrgangs gemeistert.

Gerade mit dem 18er Jahrgang hatte ich meine Probleme. Die Weine ( * und ***) erschienen mir deutlich rustikaler/unausgewogener als frühere Jahrgänge. Auch die Roten aus dem Hitzejahr 2015 hatten besser performt.

Neulich wurden die 21er probiert (Herrenstück, * und ***)
Das war wieder Trinkfreude pur. Cool climate vom Kaiserstuhl.

Gruss
Georg

Gerade mit dem 18er Jahrgang hatte ich meine Probleme. Die Weine ( * und ***) erschienen mir deutlich rustikaler/unausgewogener als frühere Jahrgänge. Auch die Roten aus dem Hitzejahr 2015 hatten besser performt.

Ging mir auch so. Den 15er Herrenstück hatte ich neulich, ist besser denn je...

Den 2015er PN fand ich sehr gelungen. Gibt hier auch irgendwo 'ne Notiz von mir.
Bei 2018 war ich auch skeptisch. Die weißen fand ich nicht so dolle. Rote hatte ich aber bisher noch nicht iirc.

Generell ist mein Gefühl, daß mir seine roten aus Warmjahren besser gefallen, und die weißen aus den kühleren Jahren. An dem 18er habe ich jedenfalls nichts Wesentliches zu mäkeln; der Rest geht unter Jahrgangscharakter.

Karsten,
falls Du bei den Roten nur 15 und 18 kennst, möchte ich Dir die Jahrgänge 16/17 oder den aktuellen 21er empfehlen.
(19 und 20 habe ich ausgelassen)
Dann hast Du einen recht guten Überblick, was die Weine können.

Gruss
Georg

falls Du bei den Roten nur 15 und 18 kennst, möchte ich Dir die Jahrgänge 16/17 oder den aktuellen 21er empfehlen.
(19 und 20 habe ich ausgelassen)
Dann hast Du einen recht guten Überblick, was die Weine können.

Danke, Georg. Ich habe hier 15-19; aber 20 muß ich auch schon probiert haben. 21 werde ich mir demnächst mal besorgen.

Zur 2014er Reserve und (sehr kurz) 2016er *** T.S. gibt es hier auch Posts von mir.

15 und 18 nannte ich, weil das Warmjahre waren und die mir trotzdem oder gerade deswegen besonders gut gefallen haben.