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Weingut Holger Koch

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amateur des vins

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragSa 13. Mai 2023, 19:59

Manchmal kann ich mich nur über mich selber wundern - und lachen... :lol:
Bereits im November 2022 hatte ich von den neuen weißen *** je eine Probeflasche verkostet. Aber nicht nur war ich anscheinend zu faul, hier zu berichten - nein, ich hab's auch komplett verdrängt. :roll: :mrgreen:

Bevor ich zu meinem heutigen Wein komme, hier ganz kurz meine Eindrücke von damals:
Chardonnay *** 2021 (12,5%, RZ 1,1, S 6,8, 10% maischevergoren): Goldgelb mit leichtem Grünschimmer. Nase leicht reduziert, erkennbar (Neu~?) Holz, harmonisch, aber unfruchtig. Am Gaumen etwas Zitrone, ausgewogen, unspektakulär gut. Es fehlt die prominente Phenolik der letzten Jahre - wohl nicht nötig im "Kaltjahr"? (Den letzten Satz schrieb ich, bevor ich die 10% nachlas.)
Weißburgunder *** 2021 (12,5%, RZ 1,9, S 6,4, 15% maischevergoren): Strohgelb. Nase: weiße nektarsüßliche Blüten, sehr dezentes Holz, ein Hauch Zitronenthymian. Gaumen: schlanke, kühle Aromatik und doch einiges Volumen. Auch hier wieder das Fehlen der Phenolik der letzten Jahre, dennoch etwas Grip. Saftig, etwas Schmelz. [+1d] unverändert, leicht "WB-pudrig", charmant, unauffällig, aber nicht unterkomplex, sehr balanciert.
Grauburgunder *** 2021 (13,0%, RZ 1,2, S 6,5, 15% maischevergoren): Strohgelb, leicht grünlich. Nase recht unauffällig, auch im Vergleich zum WB: Birnenkompott und -tarte; ein wenig milder roter Apfel. Am Gaumen leicht cremig, aber frisch; Säure unauffällig, aber gut ausreichend. Leicht herb (Kernobstschale). PdP schrieb: Nase "gelbe Melone und Maracuja" - ja, aber dezent.

So, und jetzt vergleichen wir dieses Geschreibsel mit meiner Notiz zum Chardonnay hier und meinen heutigen Eindrücken vom

Holger Koch, Weißburgunder *** 2021

Leicht grünliches Strohgelb, ein Hauch von Trub, "schaumiger" Rand, aber ohne erkennbare CO₂-Bläschen im Wein.
Im ersten Moment etwas grün/unreif wirkend, aber das könnte auch an der leichten Reduktion liegen, die neben etwas Holz erkennbar ist.
Am Gaumen frisch, aber im Rahmen und keinesfalls sehr auffällig im Vergleich zu anderen Jahren. Aromatisch ziemlich neutral, um nicht zu sagen: dünn. Und im Abgang dann doch spürbare Säure, die zudem etwas grün wirkt.
Gefällt mir nicht so gut wie Ch und GB.

Kann man den Typen, der sowas verzapft, ernstnehmen? :lol:

Spaß beiseite: Die Beschreibung aus dem November ist auch heute eigentlich ziemlich zutreffend. Daß ich diese Aromen heute nur passiv erkenne, läßt sich auf Fokus/Konzentration zurückführen. Was mich irritiert, ist, daß mir der Wein heute etwas unfertig/unterreif erscheint, während ich damals nichts dergleichen erwähnte. Eine Tatsache versöhnt mich jedoch: GB und Ch hatte ich bereits im Keller, WB hatte ich ursprünglich ausgelassen und erst jetzt wegen eines akuten "Alzheimer-Schubs" ein paar Flaschen "der Vollständigkeit halber" geordert. Hätte ich mal meiner damaligen Kaufentscheidung vertraut. Aber dafür hätte ich mich natürlich erinnern müssen... :lol:
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragSa 19. Aug 2023, 22:44

Eine Ãœberraschung in mehrfacher Hinsicht war heute der

Holger Koch, Chardonnay *** 2017

Zunächst ein Farbschock: Honig- bis hellbernsteinfarben, jedenfalls deutlich dunkler als Gold - in dem zarten Alter?! :o Die Nase paßt dazu: deutliche, aber nicht überbordende Oxidation. Reife gelbe Steinfrucht, Honig, ein Hauch gebrannte Mandeln. Noch frisch - mehr, als die Nase vermuten ließ. Die letzte Überraschung bietet dann der Gaumen: Lebendige Säure, sanfter Grip - und vor allem deutlich weniger oxidiert wirkend, als das Vorspiel befürchten ließ. Deutlich "dunkelzitrisch" (Orange, Physalis), reife Quitte und wieder ein wenig Honig sowie ein Hauch Kräuter.

Ich bin nach wie vor sehr überrascht davon, wie weit der Wein bereits entwickelt war. Andererseits wirkte er am Gaumen nicht "drüber"; zwar deutlich entwickelt, aber jetzt sehr schön. Eigentlich müßte man anhand dieser Flasche sagen: prima, aber schleunigst austrinken. Aber trotz intakten und guten Korkens schreit eigentlich alles nach Flaschenproblem; so schnell entwickeln sich HKs *** eigentlich nicht. Oder liegt's am Chardonnay? Immerhin ist 2017 der erste Jahrgang, soweit ich weiß. Ich werde aber meine letzte Flasche davon jetzt nicht für die Gegenprobe opfern...
Besten Gruß, Karsten
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Nora

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragMi 6. Sep 2023, 20:14

amateur des vins hat geschrieben:Mit Holger Kochs Chardonnays wollte ich zuletzt etwas kürzer treten, sah ich doch nicht ein, warum ein Wein, den ich für etwas schwächer als seine gleichbesternten WB und GB halte, 25% mehr als jene kosten soll. Die Preisstruktur wurde mit Einführung der Réserve überarbeitet, und die *** Ch/WB/GB kosten jetzt gleichviel. Also habe ich mir mal eine Einzelflasche zur Wiedervorlage kommen lassen:

Holger Koch, Chardonnay *** 2021 (12,5 %)

Die Robe ist Hellgoldgelb.
In der recht kraftvollen Nase zeigt sich ein wenig der inzwischen (durch Rückverschnitt von bis zu 15 % maischevergorenem Anteil) typischen Phenolik, aber gepaart mit strahlender Frische, die ich in den letzten wärmeren Jahren doch manchmal ein wenig vermißte. Die Aromatik ist nicht gerade auf der Fruchtseite; ich finde reife Physalis und Nektarine mit einem Spritzer Limette, dazu eine eine echt spannende Note von leicht angeröstetem Salbei.
Auch am Gaumen erfreut wieder dieser Frischeeindruck bei vollem (nicht mächtigem!) Körper. Hier zeigt sich nun deutlich Zitrone und darunter eine leicht cremige Textur mit noch leichterem Grip.
Im Abgang klingt die Cremigkeit rasch ab und hinterläßt die zunehmend prominente zitrische Säure und einen etwas disjunkten Gesamteindruck - etwas, das sich auswachsen sollte.

Gelungen! HKs cremig-"trinkiger" Understatement-Stil profitiert von der frischen Jahrgangscharakteristik. Und wie fast immer, leert sich die Flasche in geradezu erschreckendem Tempo. Auch das ist eine Aussage.


Sehr schöner Wein und sehr gut beschrieben! Eigentlich mag ich Chardonnay mit zitrischen Aromen nicht so gern, aber hier passt das gut.

Vielen Dank, Karsten für diesen tollen Tipp!

VG, Nora
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Re: Weingut Holger Koch

BeitragMi 6. Sep 2023, 21:08

Nora hat geschrieben:Eigentlich mag ich Chardonnay mit zitrischen Aromen nicht so gern
...für mich regelmäßig die Königsklasse... :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragMi 6. Sep 2023, 22:02

Nora hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Holger Koch, Chardonnay *** 2021 (12,5 %)
Sehr schöner Wein und sehr gut beschrieben! Eigentlich mag ich Chardonnay mit zitrischen Aromen nicht so gern, aber hier passt das gut.

Vielen Dank, Karsten für diesen tollen Tipp!
Freut mich, Nora, wenn ich auch mal Tips geben kann. 8-) Nicht, daß Holger Koch irgendwelcher Tips bedürfte...
Bisher habe ja eher ich von Dir profitiert (Perret, anyone?). :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragDi 10. Okt 2023, 23:23

Kurzeindruck von HKs weißen 2022er ***:

Holger Koch, Weißburgunder *** 2022
Holger Koch, Grauburgunder *** 2022
Holger Koch, Charconnay *** 2022


In dieser Reihenfolge jeweils mit einem Versatz von einem Tag geöffnet.

WB fahlgelb (d.h. ziemlich blaß). Nase mittelintensiv, dicht: nur sehr dezent phenolisch (trotz laut PdP heuer rekordverdächtigem 18% "Orange"-Anteil). Zurückhaltendes Holz. Am Gaumen erkennbar WB, aber nicht "allerliebst floral", sondern irgendwie "ernsthafter": Birne, Melone, leicht nussig. Gaumen dito, schön eingebundene lebendige Säure, nur relativ wenig Grip, ganz leicht cremig.

GB deutlich satter als der WB: strohgelb mit Bronzestich. Sehr dezente Nase; weit im Hintergrund Birnenkompott und Apfelstreusselkuchen. Am Gaumen Aprikose und Pomelo. Ein Hauch unterschwelliger Kohlensäure verleiht Frische. Zum Ende hin kommen dann wieder die Aromen der Nase hinzu, ergänzt um getrocknete Küchenkräuter. Sehr schön! Gefällt mir - wie meistens - etwas besser als der WB.

Ch farblich zwischen WB und GB; alle sind da nicht sehr weit auseinander. Nase etwas präsenter und v.a. strahlender/kristalliner/frischer als die beiden etwas "erdigen" Brüder. Aber auch hier Frucht nur zu erahnen: hellgelb/weiß ohne viel Zitrus (Ananas, Nashi). Auch am Gaumen etwas frischer/klarer als WB/GB. Ganz zart cremig, charmant und trinkanimierend, aber immer frisch. Erkennbarer, feiner Grip.

Wenig überraschend, sind die Weine etwas konzentrierter und reifer als die 2021er. Ich meine, das kommt ihnen entgegen; meinen Geschmack trifft's jedenfalls etwas besser. Etwas überrascht haben mich die erdigen Noten beim WB und GB, und auch diesbezüglich der Kontrast zum Chardonnay, der sich langsam mausert: Bisher fand ich ihn eigentlich immer etwas schwächer als die anderen beiden, oder jedenfalls den GB, aber diesmal gefällt er mir sogar minimal besser ob seiner Frische, und weil er etwas dichter als in früheren Jahren wirkt. Werden die Reben langsam erwachsen?
Besten Gruß, Karsten
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Re: Weingut Holger Koch

BeitragDi 10. Okt 2023, 23:29

Heute Lust auf rot:

Holger Koch, Pinot Noir *** 2017

"Typisch deutsche", also eher helle/transparente und deutlich in's Gelbliche tendierende Robe.
In der Nase helle Süßkirsche und Walderdbeere; androgyn.
Am Gaumen mittlerer Körper(-), feine "süße" Note, lebendige, fast pikante Säure, wohl auch wegen einem Hauch unterschwelliger Kohlensäure. Feiner Grip. Zarte "blättrige", ganz leicht herbe Würze, lange nachhallend.

Wie eigentlich immer bei HK, oberflächlich easy drinking, aber mit Tiefgang. Dabei sehr balanciert. Schön!
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Weingut Holger Koch

BeitragMi 11. Okt 2023, 20:22

amateur des vins hat geschrieben:Holger Koch, Weißburgunder *** 2022
Holger Koch, Grauburgunder *** 2022
Holger Koch, Charconnay *** 2022
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, daß die Weine mit DIAM 30 verschlossen sind. Wenn ich mich recht erinnere, ist das neu; jedenfalls erinnere ich mich ganz überwiegend an Naturkork, aber nicht an Probleme damit.
Besten Gruß, Karsten
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