Aktuelle Zeit: Mi 8. Mai 2024, 14:11


Badische Weißweine

  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Udo2009

  • Beiträge: 525
  • Registriert: Di 3. Jan 2023, 22:53
  • Wohnort: Schloß Holte-Stukenbrock

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 08:54

Gerade mal gegoogelt...

Weingut Vogel, Baden, Kaiserstuhl, Solaris trocken, Alkohol: 13,0 % vol., Restzucker: 3,2 g/l, Säure: 6,7 g/l

Weingut Johannes Kiefer, Baden, Kaiserstuhl, Solaris trocken, Alkoholgehalt 13%vol, Restzucker 7,2g/l, Säure 7,6g/l

es geht also auch (etwas) anders....
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4587
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 10:16

Climins hat geschrieben:[...] Einen Solaris (das soll ja auch das Kind sein mit dem die Piwis in den Brunnen fielen) mit 15% und dann noch etwas Zucker -

Ich bin jetzt etwas verwirrt. Wo und wann sind die PiWis "in den Brunnen gefallen", und inwiefern war Solaris daran Schuld?

Weine aus PiWis sind in Deutschland nach wie vor ein Nischenprodukt, laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 PiWis auf gerade einmal 2,7% der Gesamtrebfläche angebaut. Aber der Anteil nimmt seit Jahren laufend zu - wenn auch langsam - und das gilt auch für die Anbaufläche von Solaris. Offensichtlich kommen die Weine bei der Zielgruppe an, sonst würde das kaum passieren.

Mir selber ist beim Verkosten von PiWis auch nicht aufgefallen, dass die Weine aus Solaris nun schwächer wären als die aus anderen Sorten. Da waren durchaus anständige Sachen dabei.

Was nun die 15% betrifft, würde ich davon ausgehen, dass der Winzer den Wein ganz genau so haben wollte. Es gibt viele Möglichkeiten, die Zuckergradation zu beeinflussen - nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Es gibt aus dem Kaiserstuhl inzwischen Grauburgunder-GGs aus Warmjahren (!) mit nur 12,5%Vol, und der Grauburgunder steht der Solaris im Hinblick auf die potentielle Zuckerreife nicht nach.

Und was die Säurewerte betrifft: die lassen auf den Charakter einer Rebsorte kaum noch einen Rückschluss zu. In Deutschland ist die Aufsäuerung inzwischen jedes Jahr erlaubt (das war auch so im eigentlich säurereichen Jahr 2021), und was vom Analysenwert im Wein tatsächlich aus den Trauben stammt und was aus der Tüte, bleibt unklar.

Gruß
Ulli
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6589
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 21:30

UlliB hat geschrieben:Was nun die 15% betrifft, würde ich davon ausgehen, dass der Winzer den Wein ganz genau so haben wollte.


Ausgeschlossen ist das natürlich nicht. Aber welcher vernünftige deutsche Winzer strebt 15% in seinen Weinen an? :?:

Als ich noch große Stücke auf Marcus Hofschuster hielt, habe ich auf seine relativ hohe Bewertung hin einen 2003er Spätburgunder Spätlese trocken von Bernhard Koch bestellt, gleich 6 Flaschen davon wegen der Versandkosten. Dass dieser Wein 15% aufwies, stand zwar auch in Hofschusters Notiz, aber damals hat mich das zunächst nicht angefochten. Das, was dann bei mir ankam, hätte ich blind nie als Spätburgunder erkannt - es wirkte vielmehr wie ein nicht besonders toller Südfranzose mit Tendenz zur Überreife und war für mich nicht mit wirklicher Freude trinkbar. Da war ich dann geheilt von beidem, nämlich dem Vertrauen auf Hofschuster-Bewertungen und dem Ordern von Weinen mit einer solchen Schlagzahl.....

Die besseren unter den mir bekannten Erzeugern hierzulande setzen inzwischen viel Ehrgeiz daran, die Produktion von Weinen mit einem ungewöhnlich hohen Alkoholgehalt zu vermeiden. Auch bei Roten, aber bei Weißen erst recht.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4587
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 22:00

Bernd Schulz hat geschrieben: Aber welcher vernünftige deutsche Winzer strebt 15% in seinen Weinen an? :?:

Was vernünftig ist, hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab. Für einen Winzer ist es durchaus vernünftig, Weine zu produzieren, die ihm von seiner Kundschaft abgenommen werden.

Und das Weingut Isele ist im lokalen Kontext mit einem solchen Wein überhaupt nicht allein. Die Premium-Grauburgunder etlicher badischer Genossenschaften spielen sehr häufig in der gleichen Gewichtsklasse, bei manchen liegt der potentielle Alkoholgehalt zum Lesezeitpunkt näher an 16 als an 15%, wenn man den Restzucker einrechnet, den die in der Flasche immer noch haben. Und eins ist sicher: wenn sich diese Weine nicht verkaufen ließen, würden sie nicht produziert werden.

Deine Position ist hier im Forum vermutlich mehrheitsfähig. Nur bildet das Forum den Weinmarkt in seiner Gesamtheit nicht einmal halbwegs ab, hier wird eine kleine Nische bespielt. Ein hoher Alkoholgehalt juckt die meisten Konsumenten nicht, oder sie goutieren den sogar. Anders ist der aktuelle Boom von Amarone und süditalienischem Primitivo, der nicht nur viel Alkohol hat, sondern dazu noch bis zu 18 Gramm Restzucker, wohl kaum zu erklären.

Gruß
Ulli
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6589
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 22:16

UlliB hat geschrieben:Was vernünftig ist, hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab.


Na sicher - wir reden hier ja nicht über Mathematik. Insofern habe ich das Wörtchen "vernünftig" etwas nachlässig verwendet.

Streiche "vernünftig", setze "qualitativ besonders ambitioniert", wobei mir diese Formulierung auch schon wieder um die Ohren gehauen werden kann, wenn es jemand unbedingt darauf anlegt. Nächster Anlauf: Die aus meiner subjektiven Perspektive in qualitativer Hinsicht von größerem Ehrgeiz besessenen deutschen Winzer, denen es erst einmal nicht nur darum zu tun ist, dass sie ihre Weine an irgendeine wie auch immer geartete Klientel quitt werden können, arbeiten gemäß meiner wiederum subjektiven Erfahrung in aller Regel darauf hin, bei ihren Erzeugnissen einen Alkoholgehalt von 15% zu vermeiden. So besser?

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 6. Apr 2024, 23:32, insgesamt 1-mal geändert.
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8272
  • Bilder: 29
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 17:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Badische Weißweine

BeitragSa 6. Apr 2024, 22:34

Bernd Schulz hat geschrieben:So besser?
...perfekt! :mrgreen: (aus meiner höchst subjektiven Sicht... :oops: )
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4587
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Badische Weißweine

BeitragSo 7. Apr 2024, 11:05

Bernd Schulz hat geschrieben:Streiche "vernünftig", setze "qualitativ besonders ambitioniert", wobei mir diese Formulierung auch schon wieder um die Ohren gehauen werden kann, wenn es jemand unbedingt darauf anlegt. Nächster Anlauf: Die aus meiner subjektiven Perspektive in qualitativer Hinsicht von größerem Ehrgeiz besessenen deutschen Winzer, denen es erst einmal nicht nur darum zu tun ist, dass sie ihre Weine an irgendeine wie auch immer geartete Klientel quitt werden können, arbeiten gemäß meiner wiederum subjektiven Erfahrung in aller Regel darauf hin, bei ihren Erzeugnissen einen Alkoholgehalt von 15% zu vermeiden. So besser?

Ja, so ist es besser, und ich würde das auch so unterschreiben. Nur nützt das aus Sicht des einzelnen Winzers gar nichts.

Ganz offensichtlich gibt es einen Bedarf für Weine mit sehr hohem Alkoholgehalt, ich habe oben schon zwei Beispiele genannt, und die Liste könnte noch erheblich verlängert werden. Insofern liegt das Problem - wenn man denn überhaupt eines sehen möchte - auf der Seite der Konsumenten und nicht auf der Seite der Erzeuger. Die Konsumenten bekommt man aber nicht "umerzogen", und wozu denn auch: offensichtlich sind sie mit dem, was sie kaufen, völlig zufrieden und wollen das so. Darüber kann man vielleicht die Nase rümpfen, aber es ist so, wie es ist.

Es ist für einen Betrieb ohne großen Kapitalstock ein extrem riskantes Unterfangen, auf "qualitativ ambitionierten" Weinbau umzustellen, selbst wenn man den Ehrgeiz dazu hat. Denn man verliert zwangsläufig einen Teil der Stammkundschaft, die mit der neuen Stilistik fremdelt und nicht mehr das bekommt, was sie will, und es ist völlig offen, ob man in einem vollständig gesättigten Markt genug Neukunden gewinnen kann, um das zu kompensieren. Und vollständig gesättigt ist der Markt in wirklich jeder Qualitäts- und Preisstufe. Das Angebot an Weinen, die dir und mir gefallen, ist jedenfalls erheblich größer als das, was wir jemals konsumieren können. Da würde ich es mir als Winzer mit einer stabilen Kundschaft für meine Produkte dreimal überlegen, ob ich das Risiko einer Umstellung eingehe oder nicht - selbst wenn ich diesbezüglich Ambitionen hätte.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8272
  • Bilder: 29
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 17:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Badische Weißweine

BeitragSo 7. Apr 2024, 12:50

UlliB hat geschrieben:Es ist für einen Betrieb ohne großen Kapitalstock ein extrem riskantes Unterfangen, auf "qualitativ ambitionierten" Weinbau umzustellen, selbst wenn man den Ehrgeiz dazu hat. Denn man verliert zwangsläufig einen Teil der Stammkundschaft, die mit der neuen Stilistik fremdelt und nicht mehr das bekommt, was sie will, und es ist völlig offen, ob man in einem vollständig gesättigten Markt genug Neukunden gewinnen kann, um das zu kompensieren.
...ein schönes Beispiel dafür, daß das funktionieren kann, ist m.E. d.b Schmitt in Flörsheim-Dalsheim. Mit dem Generationswechsel wurden die immerhin gut 17 ha auf demeter umgestellt und innerhalb recht kurzer Zeit nur noch relativ naturige Sachen hergestellt. Die alten Kunden waren schlagartig weg, aber man fand recht schnell neue Abnehmer, die Exportquote liegt aber jetzt auch bei ca. 90 %. Hier ist es gutgegangen, aber eine Gewähr dafür gibt's natürlich nicht. Zumal auch der Naturweinmarkt seine natürlichen Grenzen hat...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6589
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Badische Weißweine

BeitragSo 7. Apr 2024, 20:21

UlliB hat geschrieben:Es ist für einen Betrieb ohne großen Kapitalstock ein extrem riskantes Unterfangen, auf "qualitativ ambitionierten" Weinbau umzustellen, selbst wenn man den Ehrgeiz dazu hat. Denn man verliert zwangsläufig einen Teil der Stammkundschaft, die mit der neuen Stilistik fremdelt und nicht mehr das bekommt, was sie will, und es ist völlig offen, ob man in einem vollständig gesättigten Markt genug Neukunden gewinnen kann, um das zu kompensieren.


Ulli, das stimmt alles, aber wir befinden uns hier ja nicht in einem Winzer-, sondern in einem Konsumentenforum. Wenn der Winzer Hugo Borstelmeier gezwungen ist, seinen Rosé halbtrocken und mit 13,5% auszubauen, um den Erwartungen seiner Stammkunden zu entsprechen und sie nicht zu verlieren, verhält sich das so - mit der Folge, dass mich das Weingut Borstelmeier überhaupt nicht interessiert. Es gibt unzählige Weinbaubtriebe, die völlig zu Recht hier noch nie erwähnt wurden. Das, "was die meisten Konsumenten goutieren", deckt sich nun mal kaum oder gar nicht mit dem, was die meisten User unseres Forums goutieren.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Das Weingut Betram Isele möchte ich angesichts eines einzigen Weins, den ich noch nicht mal selber getrunken habe :oops: :twisted:, keineswegs in Grund und Boden verdammen! Den Solaris mit 15% finde ich zunächst einmal leicht verdächtig, wobei mir die markttechnischen Gründe, aus denen der Erzeuger diesen Wein vielleicht so alkoholstark machen muss, weitgehend gleichgültig sind, da es genug andere Erzeuger gibt, die keine Alkoholbomben produzieren müssen - das ist alles!

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am So 7. Apr 2024, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
Offline

Georg R.

  • Beiträge: 483
  • Registriert: Mi 26. Okt 2016, 20:59
  • Wohnort: Hochrhein

Re: Badische Weißweine

BeitragSo 7. Apr 2024, 21:54

Es geht auch anders..

Greiner Gutedel Chasselas 2022 Landwein

0,6 Rz, 5,8 S, 11% alc

Selbst mit nur 11 Umdrehungen ein ungemein dichter Wein, das bekommt man mit den Burgundersorten nicht hin (behaupte ich jetzt mal) Der Gaumen vermutet sogar Spätlesequalität.
Wem die Ziereisengutedel etwas zu schräg sind wird hier vielleicht glücklich.
Mehr Gutedel für 11 Euro hatte ich noch nicht im Glas.

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
VorherigeNächste

Zurück zu Baden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen