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- Registriert: So 19. Dez 2010, 20:51
Seit einiger Zeit mache ich keine Baden-Burgund-Vergleiche mehr. Provokante Begründung: „Ich weiß schon alles.“ Ok, die Unterschiede sind in der Tat fast immer die gleichen. Baden: weicher, jünger trinkreif, mehr Holz, altert schneller. Burgund: härter, mehr Säure, mehr Gerbstoff, Frucht hält länger; dadurch aber auch mehr Risiko: Wenn er dann endlich trinkreif ist, schmeckt er dann noch?
Aber: Offene Fragen gibt es immer noch viele, insbesondere diese: Kann man badische Pinot Noirs im „Burgund-Stil“ machen, so dass sie auch wirklich alle Burgund-Eigenschaften haben? Manche Winzer sagen ja, aber der deutsche Kunde würde die Weine nicht kaufen, er wolle sofort trinkbare haben. Andere sagen: Nein, geht nicht, andere Lagen, anderes Klima. In Burgund habe ich schon gelesen: Granit-Böden seien für Pinot Noir ungeeignet, deshalb würde man im Beaujolais stattdessen Gamay anbauen.
Das Problem bei solchen Aussagen ist die Gewichtung der Einzelparameter. Selbstverständlich hat der Boden einen Einfluss. Aber er entscheidet nicht über „geht“ und „geht nicht“.
Ich wählte einen Jahrgang, den ich einerseits bzgl. Burgund als trinkreif in Erinnerung habe, und bei dem andererseits bzgl. Baden noch keine Reifetöne zu erwarten sind:
2005 Spätburgunder „S“, Weingut Kopp, Sinzheim (Ortenau)
13,5 % Alk., 22,50 Euro (Gault Millau: 87 Punkte, bis 2010; wein-plus: 84 Punkte, bis 2010)
2005 Volnay AOC, Michel Lafarge, Volnay (Côte de Beaune)
13 % Alk., 18 Euro
Kurznotiz zum Spätburgunder:
Kräftiges Rubinrot; aromatische Nase, Röstaromen; im Mund dicht, Schuhcreme/Leder; Holz, schokoladig; sehr dicht, viel Substanz; Kopp-Stil (nicht badisch/Walderdbeere); Potenzial für 90 Punkte, aber echt zu viel Holz; Kirsche, Mon Chérie; hält sich gut, aber zu viel Holz; 87 Punkte.
Kurznotiz zum Volnay:
Dezente Nase (Himbeere); im Mund fruchtig, Himbeere/Kirsche; sehr jung, etwas schroff, viel Gerbstoff; phasenweise auch „Mini-Brett“ (eher Steinstaub); Potenzial für 90 Punkte; 2. Tag reintönig+schroff; 3. Tag immer noch fruchtig, Himbeere/Sauerkirsche; Kirschkerne; ist zu jung; 88 Punkte.
Fazit:
Die Weine waren mal wieder sehr unterschiedlich, wobei der Volnay überdurchschnittlich schroff war, ich hatte schon wesentlich trinkreifere 2005er Burgunder. Kopps wiedererkennbarer Stil liegt vermutlich auch an dessen überdurchschnittlicher Zuverlässigkeit, wie ich soeben aus meinen älteren Notizen entnehme. Böse Zungen könnten sagen: Er geht mittels „viel hilft viel“ auf Nummer sicher. Jedenfalls sind die Weine in der Regel ziemlich konzentriert, aber wenn das so einfach wäre, könnten es ja alle so machen. Das Holz stört mich dennoch, „lecker“ hin oder her. Ich würde gerne die Ortenau oder gar die Lage wiedererkennen, das erscheint mir mit dem Holz schwierig. Manche sagen auch, Weine von Granit-Böden steckten das Holz nicht so gut weg oder sie würden ohne die Gerbstoffe aus dem Holz zu dünn schmecken. Wie auch immer: Kopp bewirtschaftet seit kurzem die Top-Lage „Feigenwäldchen“. Einen 2009er Riesling von der Lage gibt es schon, ein Spätburgunder wird vermutlich folgen. Diese Lage ist sowohl vom Klima als auch vom Boden her anders als die Lage, von welcher der „S“ kommt. Es wird hochinteressant sein, die Weine zu vergleichen.
Zur wein-plus-Wertung (84 Punkte):
Das Problem ist nicht die Wertung, zumal sie von einem Österreicher kommt, der selbstverständlich seine eigenen Bezugspunkte hat. Und genau das ist das Bedauerliche: Man erfährt sie nicht. Wie gern würde ich von einem Fachmann, der von außen kommt, erfahren, wie ein „Granit-Spätburgunder“ idealerweise beschaffen sein kann. Auf diese Art entstehen nämlich Terroirs: Eine Lage oder eine Zone wird zum Terroir, wenn daraus als gut und typisch angesehene(!) Weine kommen. Die „Mitglieder“ des Terroirs entscheiden gemeinschaftlich, wie das Terroir optimal repräsentiert wird. Allen voran natürlich die Erzeuger selbst, aber in dem durchaus langwierigen Prozess wirken auch Händler, Gastronomen, Journalisten, Politiker bis hin zum Endverbraucher mit. Und von manchen kommt da einfach zu wenig...
Thomas Deck
Aber: Offene Fragen gibt es immer noch viele, insbesondere diese: Kann man badische Pinot Noirs im „Burgund-Stil“ machen, so dass sie auch wirklich alle Burgund-Eigenschaften haben? Manche Winzer sagen ja, aber der deutsche Kunde würde die Weine nicht kaufen, er wolle sofort trinkbare haben. Andere sagen: Nein, geht nicht, andere Lagen, anderes Klima. In Burgund habe ich schon gelesen: Granit-Böden seien für Pinot Noir ungeeignet, deshalb würde man im Beaujolais stattdessen Gamay anbauen.
Das Problem bei solchen Aussagen ist die Gewichtung der Einzelparameter. Selbstverständlich hat der Boden einen Einfluss. Aber er entscheidet nicht über „geht“ und „geht nicht“.
Ich wählte einen Jahrgang, den ich einerseits bzgl. Burgund als trinkreif in Erinnerung habe, und bei dem andererseits bzgl. Baden noch keine Reifetöne zu erwarten sind:
2005 Spätburgunder „S“, Weingut Kopp, Sinzheim (Ortenau)
13,5 % Alk., 22,50 Euro (Gault Millau: 87 Punkte, bis 2010; wein-plus: 84 Punkte, bis 2010)
2005 Volnay AOC, Michel Lafarge, Volnay (Côte de Beaune)
13 % Alk., 18 Euro
Kurznotiz zum Spätburgunder:
Kräftiges Rubinrot; aromatische Nase, Röstaromen; im Mund dicht, Schuhcreme/Leder; Holz, schokoladig; sehr dicht, viel Substanz; Kopp-Stil (nicht badisch/Walderdbeere); Potenzial für 90 Punkte, aber echt zu viel Holz; Kirsche, Mon Chérie; hält sich gut, aber zu viel Holz; 87 Punkte.
Kurznotiz zum Volnay:
Dezente Nase (Himbeere); im Mund fruchtig, Himbeere/Kirsche; sehr jung, etwas schroff, viel Gerbstoff; phasenweise auch „Mini-Brett“ (eher Steinstaub); Potenzial für 90 Punkte; 2. Tag reintönig+schroff; 3. Tag immer noch fruchtig, Himbeere/Sauerkirsche; Kirschkerne; ist zu jung; 88 Punkte.
Fazit:
Die Weine waren mal wieder sehr unterschiedlich, wobei der Volnay überdurchschnittlich schroff war, ich hatte schon wesentlich trinkreifere 2005er Burgunder. Kopps wiedererkennbarer Stil liegt vermutlich auch an dessen überdurchschnittlicher Zuverlässigkeit, wie ich soeben aus meinen älteren Notizen entnehme. Böse Zungen könnten sagen: Er geht mittels „viel hilft viel“ auf Nummer sicher. Jedenfalls sind die Weine in der Regel ziemlich konzentriert, aber wenn das so einfach wäre, könnten es ja alle so machen. Das Holz stört mich dennoch, „lecker“ hin oder her. Ich würde gerne die Ortenau oder gar die Lage wiedererkennen, das erscheint mir mit dem Holz schwierig. Manche sagen auch, Weine von Granit-Böden steckten das Holz nicht so gut weg oder sie würden ohne die Gerbstoffe aus dem Holz zu dünn schmecken. Wie auch immer: Kopp bewirtschaftet seit kurzem die Top-Lage „Feigenwäldchen“. Einen 2009er Riesling von der Lage gibt es schon, ein Spätburgunder wird vermutlich folgen. Diese Lage ist sowohl vom Klima als auch vom Boden her anders als die Lage, von welcher der „S“ kommt. Es wird hochinteressant sein, die Weine zu vergleichen.
Zur wein-plus-Wertung (84 Punkte):
Das Problem ist nicht die Wertung, zumal sie von einem Österreicher kommt, der selbstverständlich seine eigenen Bezugspunkte hat. Und genau das ist das Bedauerliche: Man erfährt sie nicht. Wie gern würde ich von einem Fachmann, der von außen kommt, erfahren, wie ein „Granit-Spätburgunder“ idealerweise beschaffen sein kann. Auf diese Art entstehen nämlich Terroirs: Eine Lage oder eine Zone wird zum Terroir, wenn daraus als gut und typisch angesehene(!) Weine kommen. Die „Mitglieder“ des Terroirs entscheiden gemeinschaftlich, wie das Terroir optimal repräsentiert wird. Allen voran natürlich die Erzeuger selbst, aber in dem durchaus langwierigen Prozess wirken auch Händler, Gastronomen, Journalisten, Politiker bis hin zum Endverbraucher mit. Und von manchen kommt da einfach zu wenig...
Thomas Deck