Seite 10 von 19

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Mi 21. Okt 2020, 20:34
von Lars Dragl
Hallo!

Nach einem Urlaub im Markgräfler Land wollte ich den Heugumber Gutedel 2018 von Ziereisen probieren:

Dunkles Strohgelb. Erstaunlich komplexe und tiefe Nase für einen 6€-Wein. Er richt nach Omas Keller in dem noch ein paar Äpfel (vielleicht auch Kartoffeln) aus dem letzten Jahr lagern, nach Hefe, etwas Schwefel und Feuerstein, sowie leicht nach gelben Früchten, Nüssen und Kräutern. Zudem bilde ich mir einen minimalen, nur zarten und etwas käsigen Spontiton ein. Der Gaumen ist leicht, kühl, frisch, mehr mineralisch als fruchtig, leicht salzig und zeigt nur sehr zarten Fruchtschmelz. Auch hier darf man tatsächlich von Komplexität und Tiefe sprechen, auch wenn der Wein natürlich nicht mit der ganz großen Präzision aufwarten kann. Erstaunlich bei einem Wein in dieser Preisklasse solche Bergriffe auch nur in Betracht zu ziehen. Der Abgang ist jetzt nicht mörder, aber alles andere als kurz. Hat nur 11% Alk./Vol., trinkt sich wunderbar und wirkt wie aus einem Guss, also rein, authentisch und unverfälscht. Vorurteile über den Jahrgang 2018 verfangen hier nicht.

Auf der Rückenetikett steht: Handlese, Spontanvergärung, 18 Monate Hefelager und 0,4g RZ.

Das ist für den Preis schon sehr viel Wein auch wenn ich ihn doch niedriger als 90+ PP bewerten würde.


Herzliche Grüße

Lars

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Mi 21. Okt 2020, 21:13
von OsCor
Ich habe im Juni die erste meiner zwei Flaschen Heugumber 2018 geöffnet und war recht enttäuscht, weil die von mir empfundene Sponti-Note so stark war, dass ich keine rechte Freude an dem Wein hatte - trotz aller hier geposteten Berichte. Die zweite Flasche. die ich eigentlich für nächstes Jahr aufheben wollte, aber letzte Woche aufgemacht habe, war das genaue Gegenteil - keine Spontinote, ein wundervolles Mundgefühl, zum Essen (z.B. bunte, nicht allzu stark gewürzte Gemüsepfanne mit Feta) prachtvoll korrespondierend - mit einer der besten je getrunkenen Gutedel.

Bevor ich aber nochmal bestelle, werde ich auf dem Weingut nachfragen, wie diese Varianz zu erklären ist.

Gruß
Oswald

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Do 22. Okt 2020, 21:57
von Lars Dragl
Hallo!

Trinke den Rest vom Heugumber 2018 gerade aus einem GGG und muss sagen, dass er mir heute sogar noch etwas besser gefällt. Ich meine die Nüsse deutlicher, tatsächlich etwas erdige Kartoffeln und zusätzlich eine Note nach frisch gemulchtem Weinberg wahrzunehmen. Diese Fl. gefällt mir wirklich gut (für 6€ und Gutedel) und ich hoffe die restlichen Fl. bestätigen den Eindruck.

Grüße

Lars

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Do 29. Okt 2020, 16:55
von OsCor
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich die Frage zuerst hier stellen und dann erst bei Ziereisen anrufen soll oder umgekehrt. Jetzt habe ich bei Ziereisen angerufen wegen des unangenehmen Geruchs bei der ersten Flasche des 2018-er Heugumber. Man sagte mir, dass der Wein kurz vor dem Versand frisch abgefüllt worden sei und deshalb noch etwas „durcheinander” gewesen sein könnte - also nix mit Spontinote. Da bin ich ja beruhigt; die zweite Flasche war dann ja auch in Ordnung und wirklich fein.

Gruß
Oswald

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Fr 6. Nov 2020, 23:09
von Lars Dragl
Hallo Oswald!

Ich habe jetzt drei Fl. von dem Wein getrunken, jeweils über mehrere Tage und habe mir durchaus auch eingebildet, dass der Wein jedesmal etwas anders riecht und schmeckt. Heute finde ich darin z.B. eine leichte Jasminnote. Tagesform, frisch gefüllt, Luftdruck ...... Keine Ahnung! Mir gefällt er und ich kann mir vorstellen, dass er mir im nächsten Sommer viel Trinkspaß bietet.

Herzliche Grüße

Lars

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Sa 7. Nov 2020, 10:45
von OsCor
Hallo Lars,

danke für die Rückmeldung! Ich habe vorgestern eine Lieferung erhalten und eine Flasche aufgemacht. Die Jasminnote habe ich auch wahrgenommen, konnte sie allerdings zunächst nicht identifizieren.
Was mir so gut gefällt, ist die Kombination aus (für heutige Verhältnisse) alkoholischer Leichtigkeit und dennoch vollem Mundgefühl - passt wunderbar zur eher leichten Küche meiner Frau. Dass es auch ein herrlicher Terrassenwein für wärmere Tage sein kann, lässt schon Vorfreude auf das nächste Frühjahr aufkommen :-)

Der Elbling von Stephan Steinmetz von der Obermosel war noch ein wenig leichter und auch recht stoffig.
Ich habe es ja schon mal geschrieben. Es ist furchtbar: Man hat Wein gekauft, der einen Nachkaufreflex auslöst und kommt nicht zum Nachbestellen, weil es noch so viele andere Sachen zum Entdecken gibt.

Bei Ziereisen werde ich aber wohl schon noch öfter einkaufen.

Gruß
Oswald

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: So 28. Feb 2021, 13:17
von stollinger
Hallo,

neulich getrunken: Weingut Ziereisen - Tschuppen - Badischer Landwein - 2014:

Bild

Anfangs habe ich den Wein als eher unspannend wahrgenommen. Eine schöne, klare Kirsche (eher dunkel), getragen von einer anregenden Säure, aber sonst alle anderen Elemente kaum wahrnehmbar. Der Wein hat Zeit gebraucht, erst am 2. Tag wirkte er vielschichtiger, interessanter, wenn auch vom Typ sehr zurückgenommen. Sauber und klar, natürlich und unverstellt, ich konnte dem Wein etwas abgewinnen. Habe ihn mit Genuss und Aufmerksamkeit getrunken.

Grüße, Josef

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 23:19
von Moselaner
Hallo!

Zuletzt im Glas:
Ziereisen: Weißer Burgunder 2018

Mein Verhältnis zu den Weißweinen von Ziereisen ist ein ambivalentes.
Die recht „schrägen“ Aromen die ich in ihnen finde, lösen bei mir immer ein Wechselbad zwischen Faszination und dem Gefühl, dass sie vielleicht irgendwie unpassend sind, aus. Auch bei diesem Wein ist das wieder Fall. Bei den Rotweinen geht es mir komischerweise nicht so. Viel Luft brauchen die Weine ob weiß oder rot sowieso.

Spontangärung, Ausbau im großen Holzfass und auch in der Basis bereits 18 Monate Reifung im großen Holzfass. Im Mund macht sich eine burgundisch anmutende Frucht und Struktur breit. Die 13 % Alkohol sehr gut eingebunden. Frische, Schmelz, seltsame Würze. Passende Säure für die Rebsorte. Im Finish dann etwas Grapefruit mit einer charmanten Bitternote und etwas das an Fenchel und etwas vegetabiles erinnert.

Nach drei Tagen siegt diesmal die Faszination. Kostet 9,80 Euro.

Viele Grüße
Patrick

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Di 27. Jul 2021, 15:39
von Lars Dragl
Hallo!

Den 18er Heugumber von Ziereisen hatte ich erst wieder im Glas und hatte den Eindruck, einen Wein auf dem Optimum seiner zugegebenermaßen eher bescheidenen Möglichkeiten vorzufinden. Er hat etwas an Frucht und Süße dazu gewonnen und trinkt sich gerade sehr, sehr schön. Leichter Sommergenuss der etwas anderen Art. Wer hier weiter wartet, könnte den Bogen durchaus überspannen. Trinken!

Grüße

Lars

Re: Weingut Ziereisen

BeitragVerfasst: Fr 20. Aug 2021, 21:13
von Lars Dragl
Hallo!

Über drei Tage gab es bei uns den 2018er Gestad Syrah von Ziereisen.

Sehr dunkles, beinahe blickdichtes Dunkelrot mit dünnem purpurnem Rand. In der Nase zunächst zurückhaltend nach roten und schwarzen Früchten und mit deutlichem Pfefferaroma. Zudem bilde ich mir Aromen von Laub (Eukalyptus steht auf der Flasche, doch so ganz trifft es das für mich nicht) und krautige Anflüge ein, was wohl dem Rotundon geschuldet ist, das Syrah bei Reife bildet. Mit Luft dreht die Frucht nochmal mehr auf (Kirsche, Brombeere) und im Hintergrund tauchen weihnachtliche Gewürze auf. Im Mund nur mittelkräftig, aber mit recht breiten Schultern und zudem erstaunlich frisch und kühl. Eher etwas hemdsärmelig und burschikos als superelegant. Der Wein zeigt keinerlei hitzige oder marmeladige Anflüge und ist wirklich erstaunlich reintönig und ungekünstelt. Der Gerbstoff ist hinten raus noch recht deutlich zu spüren. Was allerdings auffällt ist, wie reif und schmelzig er bei aller Jugend doch schon daherkommt. Der Abgang wird allerdings noch etwas von ihm erdrückt, sollte in einigen Jahren aber klar sehr gut sein. Der Wein ist natürlich noch sehr jung und bringt nich die Finesse und Ausdrucksstärke von großen Weinen der Nordrhône mit, ist aber eine echte Alternative mit hohem Spaßfaktor und aus meiner Sicht ein sehr gelungener deutscher Syrah. Ich hatte mir auch die kleineren Spätburgunder aus 18 mitbestellt, die hat der Gestad einfach nur überrollt. Diese Frische und die etwas wilde Fruchtigkeit, das gefällt mir einfach, obwohl der Wein sonst eher nicht meinem Beuteschema entspricht.

Grüße

Lars