Aktuelle Zeit: So 28. Apr 2024, 09:34


Spätburgunder 2004: Nägelsförst vs. Salwey

  • Autor
  • Nachricht
Offline

thdeck

  • Beiträge: 83
  • Registriert: So 19. Dez 2010, 20:51

Spätburgunder 2004: Nägelsförst vs. Salwey

BeitragDo 25. Apr 2013, 02:12

Wie üblich geht es um "Granit vs. Vulkan". Und da jetzt mal wieder "Granit" gewonnen hat, muss davon erzählt werden:

2004 Spätburgunder "RJS Prestige", Gut Nägelsförst, Varnhalt/Ortenau
13% Alk., 26,50 Euro
wein-plus 88+ Punkte (-2010+), Gault Millau 85 Punkte (-2009)

2004 Spätburgunder Oberrotweil Eichberg "RS", Salwey, Oberrotweil/Kaiserstuhl
13,5% Alk., 20,30 Euro
wein-plus 88+ Punkte (-2010+), Gault Millau 90 Punkte (-2012)

Kurznotiz zum Nägelsförst:
Bräunliche Farbe; reife und leicht grüne Nase, später fruchtig/kernig/Brombeerstrauch; im Mund Säure, mit grünen Noten, in der Mitte fehlt zunächst die Fülle, erinnert an Duijn; Granit-Wein; wird balancierter, bekommt Frucht, rote Johannisbeere; am 2. Tag mit Frucht und Biss (Hagebutte, etwas kratzig); fruchtiger+ausdrucksstärker als Salwey; ruppig im positiven Sinn; wirkt wie der aktuelle Duijn-Stil; 89 Punkte.

Kurznotiz zum Salwey:
Bräunliche Farbe; in der Nase zunächst "Putzlappen" (Kork total durchnässt), wird später harmonischer; im Mund reif, mit Säure; voller als Nägelsförst (aber nicht farblich); weiter entwickelt, Leder, Tertiäraromen; am 3. Tag aromatisch, Schuhcreme/Walderdbeere; gewisse Röstaromen; es fehlt etwas Biss und "innere Dichte"; 87 Punkte.

Fazit:
Die Anspielungen zu Duijn sind so zu verstehen, dass ich das rauchig-kratzige mittlerweile als ein Merkmal mancher(!) Granit-Spätburgunder wahrnehme. Mit Biodynamik hat das wohl eher wenig zu tun. Im aktuellen Fall ist sicher auch noch etwas 2004er-Jahrgangscharakteristik dabei. Solche Weine wirken dann etwas "wild" und damit interessant, kommen aber gegen einen perfekten Kaiserstühler (der dann dicht+elegant ist) nicht ganz ran. Das Nägelsförst-Exemplar hatte dazu aber auch noch die passende Frucht, und so war das Gesamtergebnis wirklich packend. Natürlich sind nicht alle Ortenauer Spätburgunder so, der Kopp-Stil ist z.B. anders. Der Salwey-Wein war wohl wirklich etwas vom undichten Korken beeinflusst, wobei die erste Flasche (Ende 2011 getrunken) ähnlich war, auch mit undichtem Korken und ebenfalls 87 Punkte.

Übrigens heißt es in Burgund: "Granit ist nicht für Pinot Noir geeignet." Folglich wird im Beaujolais (Granit) Gamay statt Pinot Noir angepflanzt. Ich kann das zumindest insofern nachvollziehen, als man im Beaujolais den direkten Vergleich mit Burgund aus dem Weg gehen will, und mit Gamay gelingen dort durchaus interessante Weine mit Fülle (die man dem Pinot Noir auf Granit-Boden abspricht). Dafür mangelt es den Gamay-Weinen manchmal an Komplexität. Somit sehe ich keinen Anlass, in der Ortenau neue Rotweinsorten auszuprobieren. Der Spätburgunder hat hinreichendes Potenzial. Er hat in der Tat bisweilen im direkten Vergleich mit dem Kaiserstuhl weniger Dichte, aber solche Unterschiede gibt es auch in Burgund (z.B. Morey-St-Denis vs. Gevrey-Chambertin). Das Produkt muss in sich stimmig sein, dann muss man keinen Vergleich scheuen.


Thomas Deck

Zurück zu Baden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 25 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen