Kaiserstuhltrip - Weisse 2010 und etwas Rotes
Verfasst: Do 5. Apr 2012, 14:20
Grüezi zusammen
Da ich gerade Ferien habe, wurde der Dienstag für einen Ausflug an den Kasierstuhl genutzt. Ich möchte schon vorweg nehmen: aus einer Fahrt für die Suche nach ein paar Spargel begleitenden Weissen wurde eine interessante Tour mit Einblick in die Resultate bei den Weissen Kreszenzen aus 2010.
Als wir am Morgen Riegel erreichten entschieden wir uns spontan für einen Besuch bei Dr. Heger in Ihringen. Ich muss gestehen, dass ich die Weine vereinzelt kenne aber bisher irgendwie einfach nie den Weg zum doch berühmten Weinhaus nie gefunden habe. Nun, dieser Dienstag sollte dies ändern. Die Vinothek ist gleich in das Gutshaus eingegliedert und wunderbar geschmackvoll-kuschlig eingerichtet, so dass man sich im richtigen Ambiente fürs Verkosten wähnt. Genauso freundlich wird man denn auch empfangen. Da ich persönlich ja im Sinn hatte mich mit Silvaner für die kommende Spargelsaison und etwas Grauburgunder einzudecken, waren meine Präferenzen klar. Mein Freund Michael, ein Rieslingfanatiker und wie ich Pinot- respektive Spätburgunder Liebhaber, wollte sich denn auch die beiden Sorten nicht entgehen lassen. Ich muss gestehen, es sollte nicht zu unserem Schaden sein - höchstens dem des eigenen Geldbeutels
Uns wurden an diesem Tag zwei Linien vorgestellt: Oktav (Gastrolinie) und Dr. Heger (Premium? Standard?). Wir begannen mit dem blassgelben Silvaner Kabinett oktav trocken 2010, welcher mit einer angenehmen Nase nach Limetten/Zitrone und Apfel aufwartete, die aber auch eine enorme Säure vermuten liessen. Für mich persönlich sollte es zuviel Säure am Gaumen sein, die mir persönlcih spitz erschien. Ansonsten ein lebhafter Wein, der sich sicherlich mit Essen verbinden lässt, aber wohl nicht dem entspricht, was ich mir wünsche. Als Gegenpart gabs den Ihringer Winklerberg Silvaner QbA trocken 2010. Helles Gelb. Dieser Wein war nach meinem Geschmack. Schöner Zitrusduft, auch hier Apfel und schöne Frische versprechend. Dies sollte sich am Gaumen fortsetzen und schöne Mineralität aufzeigend das Nasenbild bestätigen. Hier dann die lebendige, aber schön eingebundene Säure. Ein schöner Weisswein, der Lust auf den nächsten Schluck macht und mich auch gleich überzeugt etwas zu erwerben. Darauf folgte, wie könnte es anders sein, Grauburgunder. Zuerst wieder die oktav Linie: Grauburgunder Kabinett oktav trocken 2010. Blassgelb. Eigentlich ein schöner, typischer Vertreter, wie man sie meiner Meinung nach eben nur am Kaiserstuhl findet – ich bin ja auch der Meinung, dass der Kaiserstuhl und der Grauburgunder die perfekte Symbiose eingehen und die Rebe dort ihren korrekten Ausdruck findet. In der Nase finde ich oft Banane, leichte pfeffrige Noten und Grapefruit. Hier kam für mich irritierend etwas zitrusartiges hinzu, was wiederum Säure erahnen liess. So sollte es denn auch sein. Am Gaumen kamen für mich die Aromen zu wenig zum Tragen, da die Säure aufgrund der Spitze im Vordergrund stand. Das Nasenbild liess sich erahnen, aber eben, nicht meine Art. Daneben befand sich Ihringer Winklerberg Grauburgunder Spätlese trocken 2010. Schönes gelb mit dem Rotschimmer, der die Verwandtschaft zum Pinot Noir andeutet. In der Nase Banane, Melone etwas balsamisch-ölig. Am Gaumen gut strukturiert und füllend und das Nasenbild wiedergebend. Schöner mineralischer Spannungsbogen der sich aufbaut. Die Säure hier gut integriert, die mundwässernd wirkt. Schön.
Statt der Rieslinge schwenkten wir dann auf die Roten, da wir ja noch Weiteres zu besuchen und befahren gedachten. Also widmeten wir uns dem 2008er MIMUS Ihringer Winklerberg Spätburgunder Barrique trocken. Ein helles durchscheinendes Granatrot präsentierte sich im Glas. Dieser Wein war in der Nase immer noch vom Holz dominiert und ihm werden sicherlich noch ein paar Jahre in der dunklen Kellerecke gut tun. Da ist viel rote Kirsche, etwas Erdbeere und tolle Frische, welche aus dem doch eher schwierigen 2008 mitschwingt. Wer aber sein Handwerk versteht wie Heger, der bringt was feines wie diesen MIMUS auf die Flasche. Absolut beeindruckend im Glas daneben war dann Ihringer Winklerberg Spätburgunder Rotwein*** Barrique trocken GG 2007. Dunkles Rubinrot mit schwarzem Kern. In der Nase eine unglaubliche Tiefe, die sich in schwarzer Frucht und sich im Geschmacksstammbaum verästelnd ausdrückt. Am Gaumen ist immer noch eine Präsenz der Tannine spürbar, die sich aber einzubinden scheinen und mit etwas Zeit dem Geschmack nach schwarzer Kirsche, dunklen Beeren und etwas Schokolade Platz machen. Auch am Gaumen ist wieder diese Komplexität spürbar. Im Gegensatz zum seidigen, leichtfüssigen MIMUS ein Schwergewicht, nicht aufgrund von Konzentration aber aufgrund dieser ungeheuren Komplexität, die sich offenbart. Aber eben auch Filigranität aufgrund seiner mineralischen Spannung besitzt Kein Schreihals, aber ein ungemein tiefgründiger Wein.
Fazit: Rückblickend war mir die Gastrolinie durchs Band zu spitz und aufgesetzt was die Wahrnehmung der Säure bei den Weissen betraf. Ich kann mir aber vorstellen, dass die richtigen Speisen zu begleiten eine Aufgabe sein könnte, die diesen Kreszenzen gerecht wird. Der Silvaner und der Grauburgunder aus der „Heger-Linie“, die ich schlussendlich gekauft habe, entsprachen dem wie ich einen Weisswein haben will: möglicher Essensbegleiter aber auch schöne Alleinunterhalter – klar ausgewogen mit schönen Nuancen, die zum Verweilen einladen.
Mit diesem Abschluss verabschiedeten wir uns bei Heger und machten uns auf den Weg nach Schelingen. Dort wollten wir das Weingut Gregor und Thomas Schätzle besuchen, steht sein Name doch für meinen Grundvorrat an Grauburgunder für die Sommermonate. Schätzle hat sein vierstufiges Konzept bei den Weinen: Gutsweine, Ortsweine, Schatz-Weine und an der Spitze die Reserve-Weine. Was ich an Schätzles Weinen Schätze ist das tolle PLV-Verhältnis. Bei der Schatz-Qualität (dem 1er Cru in Brugund nachempfunden) bekommt man einen Grauburgunder Kabinett für 8.50 Euro. Der 2010er Schelinger Grauburgunder Kabinett trocken leuchtet heugelb im Glas. Verbreitet einen süssen Melonenduft und lässt weitere gelbfruchtige Aromen in den Sinn kommen, auch hier wieder ein pfeffrig-feurige Note. Am Gaumen eine Mineralität, wie ich sie bisher noch nie wahrgenommen habe. Richtig trinkanimierend und den fruchtigen Schwung der Nasenwahrnehmung weitertragend. Gut trocknend und Durst machend. Als Zweites folgte 2010 "Weißer Schatz" Grauburgunder Spätlese trocken. Der Liebling meiner besseren Hälfte, der mit kräftigem Gelb im Glas blinkt. In der Nase Honigmelone, aber auch Zitrusnuancen und die pfeffrige Note. Im Gegensatz zum Kabinett, den ich klar bevorzuge, einen Tacken subjektive Süsse gepaart mit guter Säure, die dem Wein Rückgrat verleiht. Speziell, aber nicht ganz meins, da mir zu „süss“. Schöne Länge im Abgang und mit 11,50 Euro ebenfalls ein schöner PLV-Wein. Und dann war da noch die Reserve... 2010 KIRCHBERG Grauburgunder RS von den Spitzenlagen am Kirchberg ob Schelingen von Kleinstterrassen, die Handarbeit vom Winzer verlangen. Ich muss gestehen, ich hatte keine grossen Hoffnungen, hatte ich doch den 2009er letztes Jahr als zu holzdominiert und fett empfunden. Thomas Schätzle, der Winzer meinte aber, dass keine Weinprobe komplett sei, ohne diesen Wein. Ja, ich nehms vorweg, er hatte recht! Das war ein anderer Wein im geistigen Vergleich zu seinem Vorgänger aus 2009. Intensives Gelb im Glas mit rosa Reflexen. Die Nase so gar nicht als erstes einem Grauburgunder zuzuordnen, da viel Zitrus, auf den zweiten Riecher kamen die süssen gelbfruchtigen Nuancen zum Vorschein, die den Grauburgunder charakterisieren wie zuvor. Am Gaumen eine Salzigkeit die mich schon fast schmerzlich an Burgund zu erinnern schien. Ich muss ehrlich gestehen, ich war sprachlos. Mineralität vom Feinsten, gute, eingebundene Säure und ein enorm langer Nachhall. Für mich ein wirklich grosser Grauburgunder und für 18 Euro die Flasche als Reservenabfüllung mehr wie fair bepreist mit dieser 2010er Qualität auf der Flasche. Wunderbar. Ausgebaut wird dieser Tropfen in 400l Holzfässern, wobei der Neuholzanteil 15% beträgt. Ich kann mich nur wiederholen, grosse Klasse!
Anschliessen hiess es Mittagessen in der Region im Lieblingsrestaurant „zum Kaiserstuhl“, wo wir einen Weissburgunder der WG Oberrotweil zur Ziegenleber genossen ehe es anschliessend schon traditionsgemäss nach Malterdingen zu Bernhard Huber ging. Hier natürlich das ganze Programm durchprobiert, wobei ich nur auf den vieldiskutierten Wildenstein eingehen möchte, den ich nun zum dritten Mal im Glas hatte. 2009 Wildenstein Spätburgunder R, kein grosses Gewächs, aber eben Hubers Lieblingsreserve. Ich persönlcih sehe mich als Schlossbergverfechter, aber ich muss gestehen, dieses Mal verstand ich, wieso der Wildenstein Hubers liebstes Gewächs ist. Das war ganz gross. Dunkles Rubin mit schwarzem Kern. Enorm komplex-dichte Nase nach Lakritz, Kirsche sogar Rosen glaubte ich zu erkennen. Am Gaumen ein Säurespiel, welches sich mit der mineralischen Spannung des Weines die Waagschale hält, dazu seidenfeine, aber dennoch spürbare Tannine die dem Wein das Gefühl gaben er sei monolithisch. Aus einem Stück gehauen und den Gaumen präzise mit enormer Länge vereinnahmend. Gewaltig! WOW.
Fazit: Heger und Schätzle haben mir gezeigt, dass 2010 spannend ist und die Weissweine einiges zu bieten haben. Wer es mineralisch, mit schöner Säure und saftig aber eben nicht überladen, sondern eher burgundisch ausgeglichen mag, liegt hier sicher nicht falsch. Die Roten bei Heger wie Huber sind gross, und zeigen einfach, dass jeder, der Deutschland den gekonnten Umgang mit der Rotweinproduktion abspricht, keine Ahnung hat. Ich war beeindruckt von den Jahrgängen 2007 und 2009 was die Roten betrifft. Mir ist auch bewusst, dass ich an dieser Stelle verallgemeinere, aber ich finde bei den Weissen hat sich querbeet gezeigt, was geleistet wurde.darum erlaube ich mir, die positive Sicht auf den ganzen Kaiserstuhl auszuweiten, nicht ohne darauf zu verweisen, dass immer geboten ist selbst zu probieren und verschiedene Winzer zu betrachten.
Da ich gerade Ferien habe, wurde der Dienstag für einen Ausflug an den Kasierstuhl genutzt. Ich möchte schon vorweg nehmen: aus einer Fahrt für die Suche nach ein paar Spargel begleitenden Weissen wurde eine interessante Tour mit Einblick in die Resultate bei den Weissen Kreszenzen aus 2010.
Als wir am Morgen Riegel erreichten entschieden wir uns spontan für einen Besuch bei Dr. Heger in Ihringen. Ich muss gestehen, dass ich die Weine vereinzelt kenne aber bisher irgendwie einfach nie den Weg zum doch berühmten Weinhaus nie gefunden habe. Nun, dieser Dienstag sollte dies ändern. Die Vinothek ist gleich in das Gutshaus eingegliedert und wunderbar geschmackvoll-kuschlig eingerichtet, so dass man sich im richtigen Ambiente fürs Verkosten wähnt. Genauso freundlich wird man denn auch empfangen. Da ich persönlich ja im Sinn hatte mich mit Silvaner für die kommende Spargelsaison und etwas Grauburgunder einzudecken, waren meine Präferenzen klar. Mein Freund Michael, ein Rieslingfanatiker und wie ich Pinot- respektive Spätburgunder Liebhaber, wollte sich denn auch die beiden Sorten nicht entgehen lassen. Ich muss gestehen, es sollte nicht zu unserem Schaden sein - höchstens dem des eigenen Geldbeutels
Uns wurden an diesem Tag zwei Linien vorgestellt: Oktav (Gastrolinie) und Dr. Heger (Premium? Standard?). Wir begannen mit dem blassgelben Silvaner Kabinett oktav trocken 2010, welcher mit einer angenehmen Nase nach Limetten/Zitrone und Apfel aufwartete, die aber auch eine enorme Säure vermuten liessen. Für mich persönlich sollte es zuviel Säure am Gaumen sein, die mir persönlcih spitz erschien. Ansonsten ein lebhafter Wein, der sich sicherlich mit Essen verbinden lässt, aber wohl nicht dem entspricht, was ich mir wünsche. Als Gegenpart gabs den Ihringer Winklerberg Silvaner QbA trocken 2010. Helles Gelb. Dieser Wein war nach meinem Geschmack. Schöner Zitrusduft, auch hier Apfel und schöne Frische versprechend. Dies sollte sich am Gaumen fortsetzen und schöne Mineralität aufzeigend das Nasenbild bestätigen. Hier dann die lebendige, aber schön eingebundene Säure. Ein schöner Weisswein, der Lust auf den nächsten Schluck macht und mich auch gleich überzeugt etwas zu erwerben. Darauf folgte, wie könnte es anders sein, Grauburgunder. Zuerst wieder die oktav Linie: Grauburgunder Kabinett oktav trocken 2010. Blassgelb. Eigentlich ein schöner, typischer Vertreter, wie man sie meiner Meinung nach eben nur am Kaiserstuhl findet – ich bin ja auch der Meinung, dass der Kaiserstuhl und der Grauburgunder die perfekte Symbiose eingehen und die Rebe dort ihren korrekten Ausdruck findet. In der Nase finde ich oft Banane, leichte pfeffrige Noten und Grapefruit. Hier kam für mich irritierend etwas zitrusartiges hinzu, was wiederum Säure erahnen liess. So sollte es denn auch sein. Am Gaumen kamen für mich die Aromen zu wenig zum Tragen, da die Säure aufgrund der Spitze im Vordergrund stand. Das Nasenbild liess sich erahnen, aber eben, nicht meine Art. Daneben befand sich Ihringer Winklerberg Grauburgunder Spätlese trocken 2010. Schönes gelb mit dem Rotschimmer, der die Verwandtschaft zum Pinot Noir andeutet. In der Nase Banane, Melone etwas balsamisch-ölig. Am Gaumen gut strukturiert und füllend und das Nasenbild wiedergebend. Schöner mineralischer Spannungsbogen der sich aufbaut. Die Säure hier gut integriert, die mundwässernd wirkt. Schön.
Statt der Rieslinge schwenkten wir dann auf die Roten, da wir ja noch Weiteres zu besuchen und befahren gedachten. Also widmeten wir uns dem 2008er MIMUS Ihringer Winklerberg Spätburgunder Barrique trocken. Ein helles durchscheinendes Granatrot präsentierte sich im Glas. Dieser Wein war in der Nase immer noch vom Holz dominiert und ihm werden sicherlich noch ein paar Jahre in der dunklen Kellerecke gut tun. Da ist viel rote Kirsche, etwas Erdbeere und tolle Frische, welche aus dem doch eher schwierigen 2008 mitschwingt. Wer aber sein Handwerk versteht wie Heger, der bringt was feines wie diesen MIMUS auf die Flasche. Absolut beeindruckend im Glas daneben war dann Ihringer Winklerberg Spätburgunder Rotwein*** Barrique trocken GG 2007. Dunkles Rubinrot mit schwarzem Kern. In der Nase eine unglaubliche Tiefe, die sich in schwarzer Frucht und sich im Geschmacksstammbaum verästelnd ausdrückt. Am Gaumen ist immer noch eine Präsenz der Tannine spürbar, die sich aber einzubinden scheinen und mit etwas Zeit dem Geschmack nach schwarzer Kirsche, dunklen Beeren und etwas Schokolade Platz machen. Auch am Gaumen ist wieder diese Komplexität spürbar. Im Gegensatz zum seidigen, leichtfüssigen MIMUS ein Schwergewicht, nicht aufgrund von Konzentration aber aufgrund dieser ungeheuren Komplexität, die sich offenbart. Aber eben auch Filigranität aufgrund seiner mineralischen Spannung besitzt Kein Schreihals, aber ein ungemein tiefgründiger Wein.
Fazit: Rückblickend war mir die Gastrolinie durchs Band zu spitz und aufgesetzt was die Wahrnehmung der Säure bei den Weissen betraf. Ich kann mir aber vorstellen, dass die richtigen Speisen zu begleiten eine Aufgabe sein könnte, die diesen Kreszenzen gerecht wird. Der Silvaner und der Grauburgunder aus der „Heger-Linie“, die ich schlussendlich gekauft habe, entsprachen dem wie ich einen Weisswein haben will: möglicher Essensbegleiter aber auch schöne Alleinunterhalter – klar ausgewogen mit schönen Nuancen, die zum Verweilen einladen.
Mit diesem Abschluss verabschiedeten wir uns bei Heger und machten uns auf den Weg nach Schelingen. Dort wollten wir das Weingut Gregor und Thomas Schätzle besuchen, steht sein Name doch für meinen Grundvorrat an Grauburgunder für die Sommermonate. Schätzle hat sein vierstufiges Konzept bei den Weinen: Gutsweine, Ortsweine, Schatz-Weine und an der Spitze die Reserve-Weine. Was ich an Schätzles Weinen Schätze ist das tolle PLV-Verhältnis. Bei der Schatz-Qualität (dem 1er Cru in Brugund nachempfunden) bekommt man einen Grauburgunder Kabinett für 8.50 Euro. Der 2010er Schelinger Grauburgunder Kabinett trocken leuchtet heugelb im Glas. Verbreitet einen süssen Melonenduft und lässt weitere gelbfruchtige Aromen in den Sinn kommen, auch hier wieder ein pfeffrig-feurige Note. Am Gaumen eine Mineralität, wie ich sie bisher noch nie wahrgenommen habe. Richtig trinkanimierend und den fruchtigen Schwung der Nasenwahrnehmung weitertragend. Gut trocknend und Durst machend. Als Zweites folgte 2010 "Weißer Schatz" Grauburgunder Spätlese trocken. Der Liebling meiner besseren Hälfte, der mit kräftigem Gelb im Glas blinkt. In der Nase Honigmelone, aber auch Zitrusnuancen und die pfeffrige Note. Im Gegensatz zum Kabinett, den ich klar bevorzuge, einen Tacken subjektive Süsse gepaart mit guter Säure, die dem Wein Rückgrat verleiht. Speziell, aber nicht ganz meins, da mir zu „süss“. Schöne Länge im Abgang und mit 11,50 Euro ebenfalls ein schöner PLV-Wein. Und dann war da noch die Reserve... 2010 KIRCHBERG Grauburgunder RS von den Spitzenlagen am Kirchberg ob Schelingen von Kleinstterrassen, die Handarbeit vom Winzer verlangen. Ich muss gestehen, ich hatte keine grossen Hoffnungen, hatte ich doch den 2009er letztes Jahr als zu holzdominiert und fett empfunden. Thomas Schätzle, der Winzer meinte aber, dass keine Weinprobe komplett sei, ohne diesen Wein. Ja, ich nehms vorweg, er hatte recht! Das war ein anderer Wein im geistigen Vergleich zu seinem Vorgänger aus 2009. Intensives Gelb im Glas mit rosa Reflexen. Die Nase so gar nicht als erstes einem Grauburgunder zuzuordnen, da viel Zitrus, auf den zweiten Riecher kamen die süssen gelbfruchtigen Nuancen zum Vorschein, die den Grauburgunder charakterisieren wie zuvor. Am Gaumen eine Salzigkeit die mich schon fast schmerzlich an Burgund zu erinnern schien. Ich muss ehrlich gestehen, ich war sprachlos. Mineralität vom Feinsten, gute, eingebundene Säure und ein enorm langer Nachhall. Für mich ein wirklich grosser Grauburgunder und für 18 Euro die Flasche als Reservenabfüllung mehr wie fair bepreist mit dieser 2010er Qualität auf der Flasche. Wunderbar. Ausgebaut wird dieser Tropfen in 400l Holzfässern, wobei der Neuholzanteil 15% beträgt. Ich kann mich nur wiederholen, grosse Klasse!
Anschliessen hiess es Mittagessen in der Region im Lieblingsrestaurant „zum Kaiserstuhl“, wo wir einen Weissburgunder der WG Oberrotweil zur Ziegenleber genossen ehe es anschliessend schon traditionsgemäss nach Malterdingen zu Bernhard Huber ging. Hier natürlich das ganze Programm durchprobiert, wobei ich nur auf den vieldiskutierten Wildenstein eingehen möchte, den ich nun zum dritten Mal im Glas hatte. 2009 Wildenstein Spätburgunder R, kein grosses Gewächs, aber eben Hubers Lieblingsreserve. Ich persönlcih sehe mich als Schlossbergverfechter, aber ich muss gestehen, dieses Mal verstand ich, wieso der Wildenstein Hubers liebstes Gewächs ist. Das war ganz gross. Dunkles Rubin mit schwarzem Kern. Enorm komplex-dichte Nase nach Lakritz, Kirsche sogar Rosen glaubte ich zu erkennen. Am Gaumen ein Säurespiel, welches sich mit der mineralischen Spannung des Weines die Waagschale hält, dazu seidenfeine, aber dennoch spürbare Tannine die dem Wein das Gefühl gaben er sei monolithisch. Aus einem Stück gehauen und den Gaumen präzise mit enormer Länge vereinnahmend. Gewaltig! WOW.
Fazit: Heger und Schätzle haben mir gezeigt, dass 2010 spannend ist und die Weissweine einiges zu bieten haben. Wer es mineralisch, mit schöner Säure und saftig aber eben nicht überladen, sondern eher burgundisch ausgeglichen mag, liegt hier sicher nicht falsch. Die Roten bei Heger wie Huber sind gross, und zeigen einfach, dass jeder, der Deutschland den gekonnten Umgang mit der Rotweinproduktion abspricht, keine Ahnung hat. Ich war beeindruckt von den Jahrgängen 2007 und 2009 was die Roten betrifft. Mir ist auch bewusst, dass ich an dieser Stelle verallgemeinere, aber ich finde bei den Weissen hat sich querbeet gezeigt, was geleistet wurde.darum erlaube ich mir, die positive Sicht auf den ganzen Kaiserstuhl auszuweiten, nicht ohne darauf zu verweisen, dass immer geboten ist selbst zu probieren und verschiedene Winzer zu betrachten.