- Beiträge: 141
- Registriert: Mo 16. Jan 2012, 12:13
Vor allem die Weiß- und Grauburgunder von Bercher beeindrucken mich immer wieder, daher
denke ich auch, dass dieses Weingut einen eigenen Thread verdient hat.
Ich war gestern in Freiburg unterwegs und konnte den Nachmittag nutzen um kurz beim Weingut Bercher vorbeizuschauen. Am Vormitag kurz telefoniert und den Besuch angekündigt, kurze Rückfrage von Martin Bercher: "Sie sind der Herr X aus Y?" - das Telefonat hatte noch keine Minute gedauert, er hatte sofort in der Kundendatenbank nachgeschaut. Dass dies Bedeutung haben würde, zeigte sich dann am Nachmittag.
Ich kam an, mir wurde von einer freundlichen Mitarbeiterin geöffnet und ich wurde in den Verkostungsraum geleitet. Man legte mir die Weinauswahl vor und lies mich kurz allein um in Ruhe mein Programm zusammenzustellen. Und, oh je, erste Enttäuschung stellt sich ein, kein GG aus 2010 mehr auf der Karte! Aber dafür immerhin die ersten 2011er gelistet, und den Chardonnay aus 2010 haben sie auch noch. Da kommt die gute Seele (deren Name mir leider entfallen ist ) wieder zurück, meine Enttäuschung scheint mir auf die Stirn geschrieben, sie sagt mit einem kleinen Lächeln: "Sie vermissen etwas auf der Karte, nicht wahr?" "Ja, Sie scheinen keine Großen Gewächse mehr zu haben". Da meint sie, wieder etwas schelmisch schmunzelnd, sie habe in meiner Kundendatei gesehen, dass ich die in den letzten Jahren öfter gekauft habe und sie habe den Chef gefragt, was sie denn machen solle, wenn ich käme und nun wieder GGs haben wolle. Und seine Antwort sei gewesen, dass man ja noch eine kleine Reserve hätte, davon würde er etwas freigeben - so stelle ich mir Kundenbindung und -service in Perfektion vor.
Von da an konnte es ja nur noch eine schöne Probe werden, meine kurzen Notizen dazu aus dem Gedächtnis. Los ging's mit den erstern 2011ern - die Basis-2010 sind schon alle, da war man froh, die 11er schon auf die Flasche füllen zu können. Zuerst davon im Glas:
2011 Burkheimer Schlossgarten Grauer Burgunder Kabinett trocken
Sehr frisch und fruchtbetont, aber nicht zu jung als dass er nicht schon auf die Flasche gedurft hätte. Schöner Trinkfluß, belebend, aber etwas breit und ausladend.
2011 Jechtinger Eichert Grauer Burgunder Kabinett trocken
Gefällt mir deutlich besser, mineralischer, präziser, zu der schönen jungen Frucht gesellt sich eine kräftige Säure, die dem Wein eine größere Komplexität verleiht. Für 8.- € ein sehr ansprechendes PLV.
Gerade im Basisbereich gefällt mir der Grauburgunder häufig besser als ein Weißburgunder, vor allem solo bieten sie mir häufig mehr Trinkspaß als die Weißburgunder. Ich wurde in meinem Urteil auch bei Bercher wieder bestätigt. Der 2010 Sasbacher Limburg Weisser Burgunder Spätlese trocken hat mich nicht so überzeugt, da fand ich die neuen 2011er Grauburgunder spannender.
Dann der 2010 Berchers Chardonnay Spätlese trocken - Selection Barrique. Der 2008er liegt bei mir im Keller, ich fand ihn vor zwei Jahren sehr harmonisch und interessant. Auch in diesem Jahrgang spürt man den moderaten Holzeinsatz nur sehr dezent, verleiht dem Chardonnay eine interessante zusätzliche Note; fällt mir schwer, das exakt zu beschreiben. Aber aus meiner Sicht war in diesem Jahr die Mineralität insgesamt zu sehr im Vordergrund, es fehlte mir diese Harmonie, die den 2008er ausmachte.
Auf Vorschlag der Bercher-Mitarbeiterin probierte ich dann noch den 2008er Blancs de Noirs Burkheimer Feuerberg Spätlese trocken - Selection Barrique. Der Wein war sicher gut und sauber gemacht, viel besser kann man einen Blancs de Noirs wohl kaum hinbekommen. Aber ist einfach nicht mein Ding, die Geschmacksnoten gingen nicht an mich, hatte für mich etwas in die Richtung "parfümiert", so wie ich es bei vielen Gewürztraminern auch finde, die auch nie meine Wellenlänge sind. "Interessant" meinte ich, worauf meine "Verkostungsführerin" "soso, interessant -das Synonym für gefällt mir nicht". Wir lachten beide und mein Widerspruch dazu fiel sehr moderat aus.
Ich habe mich dann noch an die Rotweine ran getraut, zum ersten Mal bei Bercher. Der 2009er Berchers Spätburgunder trocken (kleines Holzfass) kam bei mir deutlich besser an der 2009er Burkheimer Feuerberg Spätburgunder Kabinett trocken. Ersterer schon sehr gut ausgewogen, harmonisch, dicht, trinkig, positiv gefällig, das Holz aus der 4./5.-Belegung des kleinen Holzfasses gut eingebunden. Letzterer dagegen noch kantig, unausgewogen, duchaus kraftvoll und mit starkem Abgang, aber für mich momentan zumindest nicht so ansprechend. Eine Qualitätsstufe höher war es dann der 2009er Jechtinger Eichert Spätburgunder Spätlese trocken, der den 2008er Berchers Spätburgunder trocken - Barrique bei mir klar ausstach. Der 2009er konnte mit seiner Dichte und Ausgewogenheit punkten, wogegen der 2008er aufgrund der klar hervorstechenden Säure nicht meinen Geschmack trifft, da war alles noch zu unausgewogen, das Holz konnte vom Wein noch nicht wirklich gut eingebunden werden.
Somit fanden den Weg in meinen Keller (neben den 2010er GG Burkheimer Feuerberg Weißburgunder und 2010er GG Burkheimer Schlossberg Grauburgunder, die ich gestern nicht probiert habe) der 2011er Jechtinger Eichert Grauburgunder Kabinett und der 2009er Jechtinger Eichert Spätburgunder Spätlese. Und ich bin sicher, dass ich im nächsten wieder bei Berchers vorbeifahren werde
denke ich auch, dass dieses Weingut einen eigenen Thread verdient hat.
Ich war gestern in Freiburg unterwegs und konnte den Nachmittag nutzen um kurz beim Weingut Bercher vorbeizuschauen. Am Vormitag kurz telefoniert und den Besuch angekündigt, kurze Rückfrage von Martin Bercher: "Sie sind der Herr X aus Y?" - das Telefonat hatte noch keine Minute gedauert, er hatte sofort in der Kundendatenbank nachgeschaut. Dass dies Bedeutung haben würde, zeigte sich dann am Nachmittag.
Ich kam an, mir wurde von einer freundlichen Mitarbeiterin geöffnet und ich wurde in den Verkostungsraum geleitet. Man legte mir die Weinauswahl vor und lies mich kurz allein um in Ruhe mein Programm zusammenzustellen. Und, oh je, erste Enttäuschung stellt sich ein, kein GG aus 2010 mehr auf der Karte! Aber dafür immerhin die ersten 2011er gelistet, und den Chardonnay aus 2010 haben sie auch noch. Da kommt die gute Seele (deren Name mir leider entfallen ist ) wieder zurück, meine Enttäuschung scheint mir auf die Stirn geschrieben, sie sagt mit einem kleinen Lächeln: "Sie vermissen etwas auf der Karte, nicht wahr?" "Ja, Sie scheinen keine Großen Gewächse mehr zu haben". Da meint sie, wieder etwas schelmisch schmunzelnd, sie habe in meiner Kundendatei gesehen, dass ich die in den letzten Jahren öfter gekauft habe und sie habe den Chef gefragt, was sie denn machen solle, wenn ich käme und nun wieder GGs haben wolle. Und seine Antwort sei gewesen, dass man ja noch eine kleine Reserve hätte, davon würde er etwas freigeben - so stelle ich mir Kundenbindung und -service in Perfektion vor.
Von da an konnte es ja nur noch eine schöne Probe werden, meine kurzen Notizen dazu aus dem Gedächtnis. Los ging's mit den erstern 2011ern - die Basis-2010 sind schon alle, da war man froh, die 11er schon auf die Flasche füllen zu können. Zuerst davon im Glas:
2011 Burkheimer Schlossgarten Grauer Burgunder Kabinett trocken
Sehr frisch und fruchtbetont, aber nicht zu jung als dass er nicht schon auf die Flasche gedurft hätte. Schöner Trinkfluß, belebend, aber etwas breit und ausladend.
2011 Jechtinger Eichert Grauer Burgunder Kabinett trocken
Gefällt mir deutlich besser, mineralischer, präziser, zu der schönen jungen Frucht gesellt sich eine kräftige Säure, die dem Wein eine größere Komplexität verleiht. Für 8.- € ein sehr ansprechendes PLV.
Gerade im Basisbereich gefällt mir der Grauburgunder häufig besser als ein Weißburgunder, vor allem solo bieten sie mir häufig mehr Trinkspaß als die Weißburgunder. Ich wurde in meinem Urteil auch bei Bercher wieder bestätigt. Der 2010 Sasbacher Limburg Weisser Burgunder Spätlese trocken hat mich nicht so überzeugt, da fand ich die neuen 2011er Grauburgunder spannender.
Dann der 2010 Berchers Chardonnay Spätlese trocken - Selection Barrique. Der 2008er liegt bei mir im Keller, ich fand ihn vor zwei Jahren sehr harmonisch und interessant. Auch in diesem Jahrgang spürt man den moderaten Holzeinsatz nur sehr dezent, verleiht dem Chardonnay eine interessante zusätzliche Note; fällt mir schwer, das exakt zu beschreiben. Aber aus meiner Sicht war in diesem Jahr die Mineralität insgesamt zu sehr im Vordergrund, es fehlte mir diese Harmonie, die den 2008er ausmachte.
Auf Vorschlag der Bercher-Mitarbeiterin probierte ich dann noch den 2008er Blancs de Noirs Burkheimer Feuerberg Spätlese trocken - Selection Barrique. Der Wein war sicher gut und sauber gemacht, viel besser kann man einen Blancs de Noirs wohl kaum hinbekommen. Aber ist einfach nicht mein Ding, die Geschmacksnoten gingen nicht an mich, hatte für mich etwas in die Richtung "parfümiert", so wie ich es bei vielen Gewürztraminern auch finde, die auch nie meine Wellenlänge sind. "Interessant" meinte ich, worauf meine "Verkostungsführerin" "soso, interessant -das Synonym für gefällt mir nicht". Wir lachten beide und mein Widerspruch dazu fiel sehr moderat aus.
Ich habe mich dann noch an die Rotweine ran getraut, zum ersten Mal bei Bercher. Der 2009er Berchers Spätburgunder trocken (kleines Holzfass) kam bei mir deutlich besser an der 2009er Burkheimer Feuerberg Spätburgunder Kabinett trocken. Ersterer schon sehr gut ausgewogen, harmonisch, dicht, trinkig, positiv gefällig, das Holz aus der 4./5.-Belegung des kleinen Holzfasses gut eingebunden. Letzterer dagegen noch kantig, unausgewogen, duchaus kraftvoll und mit starkem Abgang, aber für mich momentan zumindest nicht so ansprechend. Eine Qualitätsstufe höher war es dann der 2009er Jechtinger Eichert Spätburgunder Spätlese trocken, der den 2008er Berchers Spätburgunder trocken - Barrique bei mir klar ausstach. Der 2009er konnte mit seiner Dichte und Ausgewogenheit punkten, wogegen der 2008er aufgrund der klar hervorstechenden Säure nicht meinen Geschmack trifft, da war alles noch zu unausgewogen, das Holz konnte vom Wein noch nicht wirklich gut eingebunden werden.
Somit fanden den Weg in meinen Keller (neben den 2010er GG Burkheimer Feuerberg Weißburgunder und 2010er GG Burkheimer Schlossberg Grauburgunder, die ich gestern nicht probiert habe) der 2011er Jechtinger Eichert Grauburgunder Kabinett und der 2009er Jechtinger Eichert Spätburgunder Spätlese. Und ich bin sicher, dass ich im nächsten wieder bei Berchers vorbeifahren werde
-----------------------------------------------------------------
Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht
Jörn
Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht
Jörn