Heute hatte ich die Möglichkeit bei der Jahrgangspräsentation des Weinguts Huber die jungen (2021/22) und ein paar ausgewählte ältere Weine zu probieren. Da im Weinkeller des Guts im Stehen probiert wurde (man wandert von Station zu Station), habe ich nur minimal Notizen gemacht. Also nutze ich hier die Möglichkeit darüber zu reflektieren, was heute im Glas war. Zu hoch sollte man mein Votum übrigens nicht hängen – ich habe nur minimal Erfahrungen mit den Weinen von Huber, die Probierschlucke sind klein und das Format der Präsentation verlangt viel Konzentration.
Erste Station:
Blanc de Blancs 2011 (Magnum): Zum Auftakt großes deutsches Sektkino. 100% Chardonnay, beeindruckend elegant mit toller Länge, Brioche aber nicht im Vordergrund. Schmeckt wie guter Champagner. (Kurzer Blick ins Netz verrät, dass er auch so viel kostet)
[Die zweite Station, als Gast war das Weingut Abthof da, habe ich aus Zeitgründen ausgelassen]
Auf zur dritten Station, den
Spätburgundern des Jahrgangs 2021. Der
Malterdinger Rosé erstaunt wegen seiner Kargheit und Ernsthaftigkeit, lässt eher an Weißwein denken und ist so gar nicht roséig. Das gefällt mir ist aber erklärungsbedürftig und sicher kein Terrassenwein. Weiter geht es mit dem
Malterdinger und dem
Alte Reben. Beide Weine überzeugen mich nicht wirklich. Vor Allem weil ihnen der Druck bzw. die Länge fehlt. Die
Alte Burg wartet dann mit einem anderen Stil auf. Eukalyptus und Würzigkeit, trotzdem mit großer Frische. Das ist sehr interessant. Die
Sommerhalde ist schon offener dafür ist der Fruchtausdruck etwas diffuser als bei der Alten Burg. Zum Abschluss der
Bienenberg, der sich am stärksten präsentiert. Florales Parfum, schon zugänglich, mit enormer Spannung und Länge Zum ersten Mal kritzle ich mir mehrere Ausrufezeichen aufs Papier.
Weiter geht es zu den
Spätburgundern „aus Bernhards Archiv“. Ich schicke es gleich vorweg, diese sind alle umwerfend gut. Die
Sommerhalde 2010 präsentiert sich mit großer Leichtigkeit und betörendem Parfum. Da könnte man ewig dran rumschnüffeln. Der Wein wirkt fast jugendlich, hat Frucht, ist unverkennbar deutscher Spätburgunder, hat aber eine wahnsinnige Länge und Präsenz. Für mich war das der Wein der Präsentation. Dann die
Sommerhalde aus 2011. Anderer Jahrgang, anderer Ausdruck: Waldboden und nasses Laub kommen dazu, er wirkt reifer und ernsthafter. Ebenfalls mit großer Länge aber nicht so betörend. Mit dem
Wildenstein 2010 kommt das Parfüm zurück, hier wird großes Spätburgundertennis gespielt. Tiefe, Länge und Alles, was das Herz begehrt, allerdings kehrt die Schockverliebtheit von der Sommerhalde nicht zurück. Der
2011er Wildenstein schließlich hat den größten Körper. Wieder von enormer Eleganz und herrlich duftig. Ich merke, dass ich mich sowieso nur wiederhole. Um es kurz zu machen: Hier verstehe ich den Huberhype voll und ganz.
An Station fünf geht es zu den
Weißen Burgundern aus dem Jahr 2021 und hier beginnt die Arbeit. Der
Breisgau Weißwein ist aus Weißburgunder und Grauburgunder cuvéetiert und versteckt diesen Rebsortenmix auch nicht. Die Birnenfruchtigkeit und der Körper des Grauburgunder sind deutlich auszumachen. Der
Malterdinger ist mit der Einführung des Breisgau erstmals als reinsortiger Chardonnay ausgebaut. Die typische Huberreduktion finde ich gekonnt eingesetzt, daneben stehen zitrische Noten. Allerdings wirkt der Wein recht dünn. Ähnlich im Ausdruck aber mit mehr Länge dann die
Alten Reben und der
Bienenberg, beide wieder mit Reduktion aber mit zunehmender Länge. Diese Weine finde ich enorm herausfordernd. Wenn man nicht aufpasst, wirken sie schwachbrüstig und verschlossen. Aber die Länge, die diese Weine entwickeln sprechen von der Substanz, die hier zugrunde liegt. Ob das zu Größe reift, müssen andere bewerten. Mich regen diese Weine immerhin zum Nachdenken an.
Nun geht es zu den Fassproben. An Station sechs stehen die
Chardonnays aus dem Jahr 2022. Hier zeigt sich deutlich, dass 2022 das wärmere Jahr war. Sowohl
Malterdinger als auch
Alte Reben wirken, nachdem man den Kuhstall weggeschwenkt hat, offener und zugänglicher. Sie zeigen ihren Alkoholgehalt aber auch deutlicher. Hier kommt mehr Körper hinzu. Wer Huber Chardonnay trinken, aber nicht vor allem denken will, greife zu. Der
Bienenberg zeigt dann ein tolles Lemoncurd und wieder eine grandiose Länge. Den Stil sollte man trotzdem mögen.
Sofort geht es weiter mit Fassproben
Spätburgunder 2022. Langsam geht meinen Notizen und Erinnerungen die Puste aus. Auch hier bestätigt sich, was bei den Chardonnays zu sehen war. 2022 war deutlich wärmer. Das tut insbesondere dem
Malterdinger gut, der sich körperreicher als der 2021er präsentiert. Die
Alten Reben sind noch schwer vom Jungholz gezeichnet, das aber von erstklassiger Qualität ist. (Sommerhalde und Bienenberg habe ich probiert, jedoch nichts notiert. Asche auf mein Haupt) Der
Schlossberg zeigt große Länge und deutliches Tannin und ist der Beste der Drei.

(fantastische Info, die man auch der Preisliste entnehmen könnte) Hier stimmt die „Haushierarchie“, wie Marcus Hofschuster sagen würde.
Zum Abschluss noch ganz flott von Julian Huber persönlich einen
Rohsekt 2017er Blanc de Blancs 'dégorgement à la volée' eingeschenkt bekommen. Schäumt im Glas, schäumt im Mund (siehe Tannin). Zwei Fragezeichen habe ich mir dazu notiert und dann noch ein Glas vom 2011er vom Anfang getrunken. Der ist immer noch toll.
Ein Fazit reiche ich vielleicht noch nach, im Moment belasse ich es dabei. Es steht schon genug da. Danke fürs lesen.
Edit: Rechtschreibung