Seite 1 von 17

Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 28. Feb 2011, 09:44
von susa
Ich denke, der hat auch einen eigenen Thread verdient.

Jo wor denn gestern scho Weihnachten???? ;) Nein, aber Nikolaus

2007 Nikolaus 3 Trauben
Peter Jakob Kühn, Rheingau


der nach meiner Wahrnehmung in der Farbe schon etwas zugelegt hat und sich nun in einem kräftigen Goldgelb präsentiert und mit einer wunderbar geschliffenen feinen Nase nach Mineral, Kräutern, Pfirsichsteinen und dann am Gaumen, den will man erst mal gar nicht schlucken, so duftig und vielschichtig, zu den bereits in der Nase aufgenommen Aromen gesellen sich noch Eindrücke von Gartenblüten wie Veilchen oder Stiefmütterchen, frische Haselnuss, getrocknete Aprikosen, langsam baut sich ein feiner Schmelz auf, klar elegant, ein feiner ziemlich langer Abgang.

93 P

Notiert ist: Unbedingt Kühn nachkaufen (und - ganz wichtig - Becker, aber dem widmen wir sicher auch noch einen eigenen Thread, ich such mal nach meiner Notiz für die Wallufer Walkenberg Spätlese, ebenfalls 2007 - die es übrigens geschafft hat, was kein Riesling vorher geschafft hat, nämlich Herrn susa vollends zu bekehren ;))

Was ich als kleiner unbedarfter Endverbraucher etwas mühselig finde, sind die vielen gutseigenen Klassifizierungen einzelner Winzer, der eine hat Trauben, der andere Sterne oder Buchstaben oder gar nix. So sehr ich die Beweggründe der Winzer, die ihre Weine mit den herrschenden Regelungen nicht mehr präsentieren können, verstehe, für mich ist es ziemlich unübersichtlich.

lieben Gruß
susa

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 18:01
von hpk
Hallo Susa,
ich war früher ein Freund von seinen Weinen, aber heute hat er eine
Stilistik entwickelt, die polarisiert.
Liegt das an dem Ausbau als Biodynamiker?
Gruß Peter

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 18:32
von susa
Ich hab ja manchmal den Eindruck, dass er das "und noch 0.1 g weniger RZ" schon fast sportlich sieht bei seinen trockenen Weinen. Deine Frage kann ich Dir allerdings nicht beantworten, da ich seine Weine vorher nicht kenne. Ich glaube allerdings nicht, dass die biodynamische Anbauweise grundsätzlich ausschlaggebend für eine Weinstilistik ist.

lieben Gruß
susa

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 18:48
von pivu
Peter Kühn bringt seine Stilistik auf seiner Webpage perfekt auf dem Punkt:

"Diese in sich ruhende „Weinwerdung“ ermöglicht es erst, dass Weinbergs-Charaktere herausgearbeitet werden können. Frucht, Mineralität, Würze, Länge, Spannung, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit, Textur oder Struktur – das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt. Dann werden die Erfolge unserer biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise sichtbar: Vielfalt, Leben und Gleichgewicht der Natur zeigen sich auch im Wein."

Ciao
Peter

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 19:13
von DerFranki
pivu hat geschrieben:Peter Kühn bringt seine Stilistik auf seiner Webpage perfekt auf dem Punkt:

"Diese in sich ruhende „Weinwerdung“ ermöglicht es erst, dass Weinbergs-Charaktere herausgearbeitet werden können. Frucht, Mineralität, Würze, Länge, Spannung, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit, Textur oder Struktur – das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt. Dann werden die Erfolge unserer biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise sichtbar: Vielfalt, Leben und Gleichgewicht der Natur zeigen sich auch im Wein."



Puuhhhh.

Ich finde, das einzig perfekte ist hier die Schwülstigkeit eines Werbespruchs.


Ich mag die Weine von Kühn oft, aber ein solcher Spruch legt bei mir einen Schalter um und sagt mir: Nicht kaufen! Wer solche Sprüche raushaut muss wohl Mängel verschleiern.

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 19:22
von pivu
Jeder kann es interpretieren wie er will. Ich habe das, worauf es mir ankommt und das IMO das Entscheidende bei vielen Biodynamikern ist, fett hervorgehoben. In anderen Worten: Verzicht auf extrahierte Frucht, Verzicht auf Vordergründigkeit, Verzicht auf hohe Bewertungen zugunsten einer (inneren) Balance, zugunsten von Authentizität und Typizität, zugunsten eines hohen Wiedererkennungswerts. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ob man das mag oder nicht, ist wieder eine andere Sache. Ich find's spannend und suche immer mehr gezielt nach Betrieben, die ähnlich arbeiten.

Ciao
Peter

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 19:49
von susa
Ich glaube, was das angeht muss man über viele Winzer-HPs gnädig den Mantel des Schweigens decken, sie sind halt keine Profi-Texter oder Marketingstrategen und sie können sich sicher keine Jung von Matts leisten. Insofern nehme ich da den guten Willen für die Tat :D

lieben Gruß
susa

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Di 8. Mär 2011, 12:21
von toff
hpk hat geschrieben:Hallo Susa,
ich war früher ein Freund von seinen Weinen, aber heute hat er eine
Stilistik entwickelt, die polarisiert.
Liegt das an dem Ausbau als Biodynamiker?
Gruß Peter


Hallo Peter,

ich kann das ganz gut nachvollziehen, ich mochte die Kühnschen Weine in den 90ern sehr gerne, heute empfinde ich sie häufig als spannend, aber oft auch als schwierig und zu phenolisch. Ich vermute mal, dass der biodynamische Anbau nicht der Hauptgrund für den Stilwandel ist, soweit ich weiss, hat er auch den Ausbau im Keller stark umgestellt (Maischestandzeiten, Spontanvergärung u.ä.).

Gruß, Christopher

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Di 8. Mär 2011, 14:50
von Rinquinquin
Hallo,

im Sonderheft Nr. 1/2011 von VINATUREL "Biodynamische Weinreise" ist ein grosser Bericht über ein Interview mit Peter Jakob Kühn.

Gruss von Rinquinquin

Re: Peter Jakob Kühn

BeitragVerfasst: Di 8. Mär 2011, 16:10
von BuschWein
Bei Kühn habe ich manchmal den Eindruck, dass er sehr "deutsch" seine Projekte umsetzt.

In den 90ern war er der Vorkämpfer im Rheingau für einen klaren, fruchtbetonten Stil, Reinzuchthefen, kühle Vergärung als Stichworte. Auch hier konnte man den Perfektionismus schnell erkennen, der am Ende seine Weine sehr glatt wirken ließ.

Dies schien er wohl auch zu merken und wandte sich komplett ab, setzte auf Biodynamik, setzte auf Spontangärung, setzte auf Maischestandzeit ... und das alles wieder extrem, so gibt es immer wieder Weine die enorm fordernd und spannend sein können, was mir aber jetzt zu oft abgeht ist das was seine Weine in den 90ern manchmal zu viel hatten, einfache Trinkfreude, hedonistischer Genuss pur, saftige Frucht ....

Manchmal kommt es mir vor als ob er es "zu" perfekt machen will!?