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Peter Jakob Kühn

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Ollie

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Re: Peter Jakob Kühn

BeitragMi 23. Aug 2023, 12:33

Meine einst große Liebe zu PJK ist schon seit fast einem Jahrzehnt erkaltet, aber gelegentlich überprüfe ich den Beziehungsstatus anhand des Hendelbergs, eine Erste Lage, deren trockene Weine zwar immer recht gut, aber nun auch schon in sehr, sehr ambitionierte Preisbereiche vorgestoßen sind. Zeit zu schauen also, was es an Süßem gibt.

2022 Hallgartener Hendelberg Riesling Kabinett
10 Vol% bei (laut Lobenberg) 25 g/l RZ, also gut für stark 11.5 Vol% potentiellen Alkohol - einwandfreies Kabinettgewicht für den Rheingau. Die ersten 15 Minuten im Glas eine fast essigsaure Nase, das berühmte PJK'sche Senfgurkenglas schlägt wieder zu. (Erstmals hatte ich das beim 2014er Doosberg GG.) Danach viele kleine, weiße Blüten und würzige Limette. Am Gaumen eine Mischung aus Zitronengras und grünem Tee, die wohl den "neuen" Hendelberg auszeichnet (zumindest finde ich sie konsistent). Intensiv, nicht nur wegen des Alkohols recht körperreich (Rheingau verpflichtet); zwar merklich süß, aber Dank einer schönen Frische eher feinherbes Geschmacksbild, was dem Wein sehr gut steht. Ordentliche Länge, noch unterkomplex, vielleicht schaue ich mir an, was der Wein nach 5, 10, 15 Jahren Flaschenreife kann. Insgesamt ein stilsicherer Rheingaukabinett alter Schule. 88/89. (Mit EUR 19.50 ist der Spaß recht teuer bezahlt, aber solche Weine gibt es kaum noch im Rheingau.)

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Lars Dragl

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Re: Peter Jakob Kühn

BeitragMo 25. Dez 2023, 18:49

Hallo!

Nach den Festlichkeiten mit der Familie und ohne Wein, habe ich nun ein Sankt Nikolaus GG 2014 im Glas.

Der Wein kam erst mal in die Karaffe, um ein wenig Luft zu schnappen. Trotz des nicht mehr ganz dichten Korkens, war dies offensichtlich kein Fehler. Im Glas mittleres bis dunkles Goldgelb und ganz wenig CO2. In der Nase zunächst nicht so einladend, weil nach dem Einschenken eine deutliche Note nach Möbelpolitur aus dem Glas weht und der Wein so wirkt, als wäre er schon etwas drüber. Mit weiterer Luft und Wärme blüht der Wein dann aber sehr auf und die Möbelpolitur, die zunächst auch am Gaumen deutlich zu spüren ist, verschwindet in einem Amalgam aus feinsten Aromen. Diese sind alle weich, ruhig, rund und unaufgeregt, aber von schöner Tiefe und Komplexität, mit einer gleichzeitig wirklich zauberhaften Ausgewogenheit. Alles läuft verspielt ineinander und nichts drängt sich in den Vordergrund. Der Gaumen schmeichelnd und von schöner Länge. Umso wärmer der Wein im Glas wird, desto mehr Frucht ist zu riechen und umso mehr Raum für Assoziationen entsteht. Insgesamt schwer zu beschreiben, aber klar als erstklassiger Wein - wenn vielleicht nicht unbedingt als Riesling- zu erkennen. Hervorragend (aber zu kühl darf er nicht sein, denn dann zeigt er erstaunlich wenig und wirkt deutlich gereifter)! Trinken!!



Herzliche Grüße

Lars
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Michl

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Re: Peter Jakob Kühn

BeitragMo 1. Apr 2024, 20:45

Ich schätze ja den Stil der Weine von Kühn sehr, sie sind für mich mit die individuellsten deutschen Rieslinge und gefallen mir mit ihrer wild-natürlichen Art ungemein gut, auch wenn ich sie nicht allzu oft trinke. In letzter Zeit hat mir insbesondere der Jakobus gefallen, der in der Einstiegsklasse eine Charakterstärke an den Tag legt, die selten ist (und die er noch vor einigen Jahren so nicht hatte).
Heute habe ich den Riesling Sekt im Glas und bin wiederum sehr beeindruckt. Aromatisch kann ich das zwar nicht unbedingt mit Kühn in Verbindung bringen, aber der Sekt überzeugt mit seiner für einen Riesling-Sekt ungewöhnlich cremigen Strukur und einer hier wirklich sehr bereichernden Süße, die trotz brut nature dem Wein eine vollkommen runden Charakter verleiht. Blind hätte ich niemals auf Riesling getippt. Auf jeden Fall scheint Sekt im Weingut überhaupt kein bloßes "Pflichtprogramm" zu sein, das ist schon sehr gekonnt, amitioniert und auch individuell ausgebaut, auch wenn er nicht in der Oberklasse deutscher Sekte mitspielen kann. Für mich eine klare Bereicherung der deutschen Sektlandschaft.

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Viele Grüße

Michl
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Nora

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Re: Peter Jakob Kühn

BeitragSa 13. Apr 2024, 09:09

Seit ein paar Tagen im Glas:

Hallgartener Hendelberg Riesling Trocken EL 2018

Schon beim Einschenken gibt es einen Duft von Tabak und Rauch. Nach Schwenken im Glas und erneutem Riechen verschmelzen tabakige und rauchige Noten mit den hintergründigen Fruchtassoziationen von Birne und Pfirsich. Ingwer, Minze und eine dezente steinige Mineralik mit immer noch ein paar hefige Noten vervollständigen diese schöne Aroma-Gesamtkomposition.

Der Gaumen ist saftig-dicht und tiefgründig auch hier mit eher dezenter gelber Frucht und einem deutlichen süßen Kern (Analysedaten habe ich keine gefunden, ich tippe mal auf Restzucker bei ca. 8 g; sicherlich nichts für Puristen, aber mir gefällt das hier gut, da die Süße perfekt eingebunden, unterstützend ist und nicht als Zuckerschwänzchen auftritt). Dann wird der Wein wieder außerordentlich tabakig, rauchig und mineralisch mit dem typischen kühnschen grünen Tee, alles unterlegt mit einem feinen Säurenerv und mürben Gerbstoffen. Das langanhaltende, (wirklich!) salzige Finale ist äußerst bemerkenswert.

Ausgezeichneter Wein, der Trinkfreude mit Anspruch vereint und deutlich anders ist, als sein Vorgänger aus 2013, den ich weiter oben beschrieben habe.

Die 93 Punkte des recht defensiv bewertenden Hofschusters finde ich sehr angemessen.

Es gibt aus diesem Jahr noch einen Hendelberg Riesling "R“ EL, der aus einer speziellen Parzelle des Hendelbergs namens Kapelle stammt. Nach Öffnen des normalen Hendelbergs war ich auf die Unterschiede so gespannt, dass ich den Hendelberg R mal kaltgelegt habe und bald öffnen möchte.

VG, Nora
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