Hallo Guido,
ich hab die Amphore 2x im Weingut probieren können, das erste Mal war die Flasche angeblich 2 Wochen auf und noch voll da. Ungewöhnlich sicher, aber prägnant nach Bienenwachs und Thymian schmeckend. Ich glaube es gibt einige Weine, gerade die "schwierigen", die etwas länger bauchen sich zu öffen, persönlich habe ich den Eindruck, das trifft zumindest auf sehr viele Rieslinge (und den ein oder anderen Chardonnay aus Burgund) zu. Wenn ich einen Wein nicht besonders mag, mach ich einfach noch einen auf und hoffe, dass sich der erste noch macht. Hat oft geklappt.
Vielleicht ist es ja wie mit dem dekantieren. Es gibt Leute die schwören drauf, andere halten es für Unsinn.
Die Entwicklung der Amphore kann man hier auch etwas nachvollziehen (ist nicht von mir):
http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=35181Die Farbe ist ein dunkles Gelb, geht schon in Richtung Bernstein
1.Tag: Duftet nach Mandarinen-Sirup, kandierte Orangen-Schalen, Ananas, Aloe*, Koriander-Samen, Maracuja. Sehr komplex. Etwas süßliches wie Vanille und eine Ahnung von getrockneten Rosenblättern. Getrocknete Aprikosen, Schieferwürze.
Geschmack sehr cremig, dicht und fast ölig. Griffige Tannin-Struktur, etwas rau. Auch präsente Säure, sehr mineralisch, Schiefer, Steine und kaum Frucht. Wirkt noch abweisend. Hat etwas salziges, Koriander-Blätter (etwas seifig), Tabak. Später etwas Mandarinen, Aprikosen. Herb und ernst.
Langer Abgang mit dunklen Aromen.
2.Tag: Es kommen Baumharz, Minze, Honig und Weihrauch dazu. Wirkt ethärisch, hochkomplex aber nicht wie eine Auslese. Geschmack etwas komplexer und weniger rau, zwar noch ernst und Mundgefühl wie ein Rotwein, aber erinnert auch an Kräuter und Tannennadeln. Das seifige ist weg. Interessant.
3.Tag: Ähnlich, aber wirkt etwas frischer. Allerlei getrocknete Früchte, Aprikosen, Ananas, Orangen-Schalen. Wieder Aloe und Minze. Etwas Nelken und Zwetschgen-Marmelade.
Geschmack wird zugänglicher,weicher. Komplexe Mineralik und vibrierende Säure. Schon richtig super.
Abenteuerlicher Wein, wie eine Geschichte. Hochkomplex und interessant, aber natürlich nicht typisch Riesling und nicht jedermanns Sache.
4.Tag: Etwas zurückhaltender, Quitten, erinnert etwas an Burgunder. Schmeckt ausgewogen, mehr Richtung Zitrone. Trinkt sich jetzt richtig gut.
Grüße
Jochen